Van Gaal: Jetzt retten ihn nur noch Siege!


München - Bayern-Trainer Louis van Gaal steht nach der Champions-League-Schlappe mit dem Rücken zur Wand. Das zeigte sich auch beim Bankett in Rom. Neuerdings tritt ihm nicht nur Uli Hoeneß distanziert gegenüber.


Es herrscht weiter Funkstille. Am Bild der vergangenen Wochen änderte sich auch in Rom nichts. Da konnte der Festsaal Salone dei Cavalieri noch so festlich geschmückt sein, das Essen noch so exquisit: Zwischen Louis van Gaal und Uli Hoeneß gab es auch in der ewigen Stadt keine Annäherung. Zwar saßen Trainer und Präsident nach der 2:3-Niederlage an der langen Tafel im Mannschaftshotel nebeneinander, doch zu mehr als einer unterkühlten Begrüßung kam es nicht. Als van Gaal in der Nacht zum Mittwoch um 1.16 Uhr das Bankett verließ, hatten beide nicht mehr als zwei Sätze gewechselt. Ähnlich unterkühlt lief die Begegnung der beiden bei der vergangenen Europacup-Reise nach Cluj ab. Also alles beim Alten?

Nein. Van Gaals Aktien sind in der Zwischenzeit weiter gesunken. Denn neu ist, dass ihm auch ein anderer Tischkollege sehr distanziert gegenübertritt: Karl-Heinz Rummenigge


Van Gaals Worte zum Vertragspoker um Bastian Schweinsteiger („wenn er nicht verlängert, muss man ihn verkaufen“) waren aus Sicht der Bosse nicht nur falsch und unangebracht, sondern auch völlig unnötig. Van Gaal verscherzte es sich ohne Not auch bei Rummenigge, der bisher immer zu ihm stand und in Cluj noch als Schlichter aufgetreten war. Gerade als sich die Lage um Hoeneß beruhigt hatte, machte der Trainer nun ein neues Fass auf. Das lässt sich kaschieren, solange die Ergebnisse stimmen. Doch selbst in der Champions League läuft es jetzt nicht mehr. Das 2:3 in Rom bedeutete die erste Niederlage im Wettbewerb. Und wieder einmal zeigte die Mannschaft eklatante Fehler und Schwächephasen. Umso erstaunlicher waren die Worte, die Rummenigge bei seiner Bankettansprache wählte. Selten wurde seine Rede mit so viel Spannung erwartet, selten fiel sie so milde und unkritisch aus.


Wir haben unser Ziel gesichert, Erster zu sein. Dazu möchte ich gratulieren“, erklärte Rummenigge. „Wir können mit diesem Ergebnis leben. Wir alle tun gut daran, gelassen mit dieser Niederlage umzugehen.“ Alles also halb so wild? Im Gegenteil: Es ist die Ruhe vor dem Sturm!

Nach dem erneuten Ärger mit dem Vorstand darf sich der Holländer nichts mehr erlauben. Zu bitter sind die nackten Zahlen, der Rückstand auf Dortmund. Und zu angespannt das innerbetriebliche Verhältnis. „Der Trainer spielt mit dem Feuer“, sagt einer aus dem engsten Bayern-Kreis zur tz. Klar ist: Van Gaal wird bei seiner eigenwilligen, knorrigen Linie bleiben, weiter keine Konflikte scheuen. Das kann er sich aber nur noch leisten, wenn die Ergebnisse stimmen. So werden bei den Bayern intern erste Stimmen laut: Wird der Rückstand auf Platz eins bis zur Winterpause nicht deutlich verringert, ist der Job des Holländers in Gefahr.

Für eine Aufholjagd muss sich seine Mannschaft jedoch anders präsentieren als in Rom. „Es ist ärgerlich. Es ist uns des Öfteren passiert, dass wir einen Vorsprung nicht über die Zeit retten können. Darüber müssen wir uns Gedanken machen“, mahnte Christian Nerlinger. „Als FC Bayern muss ein Spiel nach einer 2:0-Führung erledigt sein. Daran müssen wir schleunigst arbeiten. Man möchte es nicht für möglich halten, aber wie kommen immer wieder unkonzentriert aus der Kabine.“


Das Team hält noch zu van Gaal, ist vom Trainer überzeugt. Doch nun muss sich etwas ändern. „Ich möchte die Mannschaft daran erinnern, dass Louis van Gaal gesagt hat, das Ziel bis zur Winterpause sind 30 Punkte“, machte Rummenigge deutlich. „Wir wollen – und müssen – nach oben kommen.“ Eine Siegesserie muss endlich her, mit Startschuss am Samstag gegen Frankfurt. Für den Coach, aber auch im eigenen Interesse: Denn Punktprämien – je 5000 Euro – erhalten die Stars in der Bundesliga nur, wenn sie auf Platz eins oder zwei stehen…

Quelle: TZ