Wir lassen uns nicht auseinanderspielen!

München - Er begann so harmonisch, der Auftritt von Louis van Gaal am Freitag im Presse-Stüberl. Er zeigte, dass er ein Kavalier ist - doch dann war sogleich Schluss mit warmen Worten: Louis van Gaals Ansage.

„Freunde!“, begrüßte Louis van Gaal inbrünstig die anwesenden Journalisten im Presse-Stüberl. Da der Trainer ein Kavalier ist, fügte er freilich mit Blick auf die einzige Dame im Raum an: „Und Freundinnen!“ Doch mit den warmen Worten war es schnell vorbei. Denn natürlich kam die Sprache auf Franck Ribérys Äußerungen am Donnerstag. Er brauche mehr Freiheiten, mit Ballkontakte und überhaupt, mehr Streicheleinheiten, verkündete der Franzose. „Jeder will Freiheiten, aber Fußball ist ein Mannschaftssport“, entgegnete der Trainer knapp, aber noch relativ ruhig. Als jedoch wiederholt die R-Frage gestellt wurde, verfinsterte sich die Miene des Holländers. „Wie ist die Reihenfolge? Erst der Trainer, dann der Spieler. Erst ich, dann er“, erklärte van Gaal geladen, „Ribéry hat zwei Monate Streit abgeliefert. Jetzt bin ich mit seinem Spiel-Anteil zufrieden. Ich lasse mich nicht provozieren.“ Wobei diese Worte eher den Journalisten als seinem Mittelfeldstar galten. Jedoch war van Gaal anzumerken, wie ihn die Diskussionen um Ribéry stören. Kein Wunder: Der Trainer ist, ganz untypisch, im Moment sehr darauf bedacht den inneren Frieden zu wahren.


Seitdem sich van Gaal, der gesamte Vorstand sowie Präsident Uli Hoeneß in Begleitung ihrer Ehefrauen vor gut einer Woche trafen, ist aus dem angriffslustigen General der moderate Leisetreter geworden – zumindest was Fragen betrifft, welche die Führungsetage tangieren. „Die Reihenfolge ist, erst mit dem Vorstand zu sprechen“, antwortete van Gaal brav auf die Frage nach Wintertransfers. Seine Maxime: „Wir lassen und nicht mehr auseinanderspielen.“ Heißt: Der Frieden soll gewahrt, Zusammenhalt demonstriert werden. So verkündete van Gaal am Freitag offiziell den Waffenstillstand. „Das ist vorbei“, sagte van Gaal zu den öffentlichen Auseinandersetzungen mit Hoeneß & Co. Der Trainer hält sich zurück – auch, weil er weiß, wie angespannt die sportliche Lage ist. 17 Punkte auf Spitzenreiter Dortmund, „da brauchen wir nichts schönreden“, stellt Christian Nerlinger vor dem Duell am Samstag gegen St. Pauli im Bayern-Magazin klar: „Das ist einfach inakzeptabel. Im Moment vom Titel zu sprechen macht überhaupt keinen Sinn.


Im letzten Heimspiel des Jahres muss unbedingt ein Dreier her. Allerdings fehlt gegen St. Pauli der grippekranke Mario Gomez, im Sturm soll es Thomas Müller krachen lassen – damit nach dem Spiel bei der großen Jahresabschlussfeier inklusive Light-Show in der Arena die richtige Stimmung herrscht. Und damit van Gaal wieder lächeln kann. Denn nicht nur das Thema Ribéry, auch die Aussagen von Rainer Calmund („Van Gaal ist ein Ekelpaket“) lassen den Coach mit dem Kopf schütteln: „So etwas kann er nicht sagen. Ich bin enttäuscht, dieser Mensch kennt mich nicht. Er wird in Zukunft einen großen Bogen um mich machen.“


Quelle: TZ