Schweinsteiger spielt falsch


n der Sonne vergisst Bastian Schweinsteiger die Sorgen. Die frühlingshaften Temperaturen zu Wochenbeginn genoss der Nationalspieler an seinem Lieblingsort in München. Gemeinsam mit Freundin Sarah Brandner und Holger Badstuber entspannte der Mittelfeldstar am Gärtnerplatz, gönnte sich im Café Box eine Latte Macchiato. Die Probleme beim FC Bayern waren da ganz weit weg.

Doch im Hinterkopf steckte noch das ärgerliche 1:1 gegen Wolfsburg. Verschuldet durch einen Aussetzer des sonst so zuverlässigen Schweinsteiger. „Wir haben in der Hinrunde Fehler gemacht, die uns nicht mehr passieren dürfen“, hatte er im Trainingslager noch gewarnt. Voller Ehrgeiz brannte er auf die Rückrunde. Nun, nach dem ersten Spieltag der Rückrunde, scheint die Meisterschaft schon verloren.

Den ersten Tiefschlag musste Schweinsteiger aber schon vor dem Anpfiff in Wolfsburg hinnehmen – bei der Taktikbesprechung mit Louis van Gaal. Denn anstatt auf seiner Lieblingsposition vor der Abwehr musste er wieder als Zehner ran – entgegen seiner eigenen Vorstellung und zur Verwunderung vieler Experten. Denn noch in Doha hatte Schweinsteiger erklärt: „Ich denke schon, dass ich wieder zurückgezogener spielen werde. So ist es besprochen. Mit liegt mehr die Position als Sechser oder Achter, dort kann ich das Spiel noch mehr mitorganisieren.“


Auch intern machte der 26-Jährige bereits klar, dass er seine Idealposition in der Defensivzentrale sieht. Dort hatte er 2010 das beste Jahr seiner Karriere, dort kann er das Spiel lenken, dort stieg er zum Superstar auf. „Was Louis van Gaal dazu veranlasst hat, Schweinsteiger dort aufzustellen, kann ich nicht sagen“, sucht auch Günter Netzer nach einer Erklärung für die Maßnahme. Sein Urteil ist eindeutig: „Ich glaube nicht, dass das Schweinsteigers Idealposition ist.“ Die Statistik (siehe unten) bestätigt dies: Im defensiven Mittelfeld kommt Schweini bei den Ballkontakten auf Topwerte (zwischen 90 gegen Bremen und 126 in Lautern), er hat das Spiel vor sich, kann dirigieren.

Als Zehner hat er viel weniger Kontakte (47 bis 85), zudem strahlt er wenig Torgefahr aus: Zwei Liga-Tore erzielte er in dieser Saison, eines als Sechser, eines als Zehner. Sein Doppelpack im Pokal gegen Bremen gelang ihm als defensiver Mittelfeldspieler. Auch Schweinsteigers Zweikampfwerte sind auf der Sechs besser, dort gewann er 49,13 Prozent der direkten Duelle, als Zehner nur 40,25 Prozent. Konstant gut: Seine Passquote (86,86 Prozent erfolgreicher Zuspiele gegenüber 82,63 Prozent). „Auf der Sechser-Position hat er sich durchgebissen, da hat er geglänzt“, sagt Netzer zur tz. „Jetzt versucht van Gaal etwas anderes, wahrscheinlich, weil eine Notwendigkeit vorhanden ist. Aber damit kommt Schweinsteiger noch nicht zurecht.“


Zumal er mit Mark van Bommel (Netzer: „Er ist ein ganz wichtiger Spieler mit einer Bedeutung für diese Mannschaft. Man sollte sich überlegen, was man mit ihm macht.“) in der letzten Saison so stark abräumte und organisierte, van Gaal mit diesem Defensiv-Duo und Müller auf dessen Wunschposition als Zehner oft in Doha trainieren ließ. Die Bosse und van Gaal wissen: Es ist Schweinsteigers Wunsch, wieder als Sechser zu spielen. Aber er bekräftigte auch, dass er öffentlich keinen Ärger machen, sondern für den Trainer und die Kollegen die ungebliebte Rolle weiter ausfüllen wird. Allein: Bei seiner Verlängerung bis 2016 hatte Schweinsteiger andere Vorstellungen…


Quelle: TZ