So vertrieb Trainer van Gaal Mark van Bommel

München - Philipp Lahm freut sich, der neue Bayern-Kapitän zu sein. Und Trainer Louis van Gaal erläutert noch einmal, warum er den bisherigen Käptn Mark van Bommel gehen ließ.FCB


Nein, es war nicht das erste Mal, dass Philipp Lahm die Bayern als Kapitän aufs Feld führte. Und doch war es etwas besonderes: Denn zum ersten Mal war Lahm nicht Ersatz- oder Aushilf-Kapitän. In Aachen war er der „echte“ Käptn.

Lahm: Jetzt ist er der Boss!

„Der Trainer hat mir gestern mitgeteilt, dass ich der Kapitän bin und Bastian Schweinsteiger mein Stellvertreter. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit ihm. Es ist sehr reizvoll Kapitän bei Bayern zu sein und ich bin froh es zu sein“, sagte Lahm nach seiner Kapitäns-Premiere.


Was Lahm freut, bedeutet aber auch: Für Bastian Schweinsteigerist die Möglichkeit Bayern-Kapitän zu werden, wohl für die nächsten Jahre vorbei. Für Louis van Gaal war die Beförderung Lahms vom Vize zum Kapitän nur logisch. „Das ist normal. Er hat die Binde getragen, wenn van Bommel nicht dabei war. Philipp und Bastian können das miteinander machen. Ich werde keinen dritten Kapitän benennen, weil ich denke, dass diese zwei ausreichen“, sagte Van Gaal zu seiner Entscheidung.

Lahm ist also der neue Boss – ein ganz anderer Typ, als sein Vorgänger Mark van Bommel. Zu seinem Stil als Mannschaftsführer sagt er: „Ich werde immer offen und direkt sein, werde immer das Gespräch suchen, noch mehr als vorher schon.“ So will er aus dem Schatten von van Bommel treten. Der ist zwar weg, spielte am Dienstag auch schon für seinen neuen Klub, ein Thema ist der alte Kapitän aber immer noch.

Viele Fans fragen sich: Warum ist er gegangen? Warum verlässt ein Kapitän seine Mannschaft in der Winterpause? Die Antwort gab Louis van Gaal selbst: „Ich habe natürlich mit ihm vor der Winterpause über seine Perspektiven gesprochen. Und dann habe ich ihm auch gesagt, dass wir viele Spieler haben, die auf seiner Position spielen können. Schweinsteiger, Gustavo, Timoschtschuk, Kroos, Ottl und Pranjic. Es ist immer so, wenn ein Trainer einen Spieler nicht aufstellt, dann ist die Relation kaputt. Ich denke, dass ein Trainer immer das Recht hat. Aber ich habe nicht entschieden, ob er geht oder nicht“, sagte van Gaal.

Entschieden vielleicht nicht – aber ausgelöst. Denn was van Gaal über van Bommels Perspektive sagte, wird den nicht erfreut haben. „Ich habe gesagt, dass es schwierig um seine Perspektiven steht. Ich habe gesagt, dass er nicht immer Kapitän bleiben wird“, erklärt van Gaal. Damit wird klar, warum van Bommel ging: Für ihn gab es nur die Alternative: Bank oder Transfer.


Der Trainer jedenfalls trauert seinem Kapitän keine Träne hinterher: „Natürlich hatte Mark Einfluss. Aber Bastian Schweinsteiger hat mehr Einfluss auf dem Platz als Mark.“ Kein schöner Abschied. Die Mannschaft hingegen bedauert zum größten Teil den Abgang ihres Kapitäns. Vor allem Arjen Robben. Van Bommel und er fuhren oft gemeinsam zum Training, unternahmen in ihrer Freizeit gemeinsam etwas. „Für mich persönlich ist es sehr traurig, dass er gegangen ist, aber das muss ich akzeptieren. Es geht weiter“, sagte Robben.

Auch Oliver Kahn kann den Transfer nicht richtig nachvollziehen. „Ich halte es für problematisch. Während der Saison Spieler abzugeben – dazu einen so erfahrenen, wichtigen Mann wie Mark van Bommel, der das Team und vor allem die jüngeren Spieler geführt hat“, sagte Kahn im kicker. Die Frage ist: Wer behält am Ende Recht?


Quelle TZ