"2013 ist für den FC Bayern ein Geschenk Gottes"

Samstag wollen die Bayern im Finale der Klub-WM ein grandioses Jahr mit dem fünften Titel krönen. Casablanca sollte kein Hindernis sein. Trotz der Euphorie in Marokko und den Warnungen Rummenigges.



Die Spieler von Bayern München genossen ihren freien Tag im weltberühmten Basarviertel von Marrakesch oder in der weitläufigen Hotel-Anlage Four Seasons, und auch Karl-Heinz Rummenigge wirkte sehr entspannt. Doch plötzlich suchte der Vorstandschef im Innenhof des Mannschaftsquartiers unter einem großen, roten Sonnenschirm krampfhaft nach einem Wort. "Ich weiß gar nicht – wie nennt man fünf Titel? Quintle? Ich weiß es nicht, das Wort kenne ich nicht", sagte er.

Doch egal, ob nun "Quintle" in Anlehnung an das Triple der Vorsaison oder "Mission5", wie es die eigene Medienabteilung formuliert, klar ist für Rummenigge: "Alle wollen den Titel. Dann hätten wir alles abgeräumt, was möglich ist." Den deutschen Supercup, den Borussia Dortmund den Bayern Ende Juli weggeschnappt hatte, verschwieg er geflissentlich.

Aber was soll's, wird sich Rummenigge in Marrakesch gedacht haben. Das Jahr 2013, betonte er, habe er "genossen" – und er tut es noch. "Es ist ein Geschenk Gottes, dass man dabei sein darf." Vor dem einen oder anderen Spiel sei er zwar noch immer nervös. Aber dann setze sich angesichts des meist überzeugenden, mitunter überragenden Auftretens der Mannschaft von Pep Guardiola schnell die Erkenntnis durch: "Wenn nichts völlig Verrücktes passiert, gewinnst du das Spiel." Immer. Gegen jeden Gegner. "Wir sind", sagte Rummenigge stolz, "ein Stück weit von der Muse geküsst beim FC Bayern."

"Mit Casablanca hat kein Mensch gerechnet"

Mit Überheblichkeit oder der einst fast sprichwörtlichen Arroganz habe das nichts zu tun. Außenseiter Raja Casablanca werde man im Endspiel der Klub-WM am Samstag (20.30 Uhr, ARD) mit Respekt begegnen. "Mit denen hat kein Mensch gerechnet, das muss Warnung genug sein. Wir werden sicher nicht den Fehler machen, arrogant ins Spiel zu gehen", sagte Rummenigge.

Überhaupt werde der FC Bayern angesichts der vielen Siege und Trophäen jetzt "nicht das Spinnen anfangen". Coach Guardiola lebe der Mannschaft diese Einstellung vor. Rummenigge lobte erneut das "unaufgeregte und souveräne Auftreten" des Spaniers, den er einen "positiv Verrückten" nannte.

Guardiola hat sich am Mittwoch beim sensationellen Halbfinalsieg Rajas gegen Atlético Mineiro aus Brasilien (3:1) von der Konterstärke und der unbändigen Leidenschaft der Marokkaner überzeugen können. Er berichtete Rummenigge und seinen Spielern von einem Gegner, der "sehr laufstark ist sowie taktisch relativ klug und diszipliniert" spielt, wie Rummenigge erzählte. Und von der hitzigen Atmosphäre im Grand Stade de Marrakesh.

Euphorie in Marokko

Die marokkanischen Fans tobten und sangen dort, als ginge es um das Finale der "echten" WM. Und auf den Straßen von Marrakesch schien es, als habe sich die Nationalmannschaft mindestens erstmals seit 1998 wieder für eine Weltmeisterschaft qualifiziert. Die Bayern-Stars, die sich von zwei Reiseführern begleitet in die Souks (Märkte) unweit des Platzes Jemaa el-Fna wagten, dürften davon einen guten Eindruck bekommen haben.

Ausgeruht, aber mit der nötigen Konzentration soll am Samstag der krönende Abschluss des Jahres gelingen. Danach ist bis zum 5. Januar, wenn der FC Bayern ins Trainingslager nach Katar aufbricht, frei. "Es war eine wahre Hetzjagd durch den Spielkalender", sagte Rummenigge: "Wenn sich eine Mannschaft jemals einen Regenerationsurlaub verdient hat, dann diese." Und über ihm schien die marokkanische Sonne.

Quelle: DIE WELT
https://www.welt.de/sport/fussball/bundes...enk-Gottes.html


Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt (1769 - 1859)