Für die Zukunft der Bayern hat der Ex-Präsident eine Vision



Uli Hoeneß arbeitet wieder bei den Bayern. An exponierter Stelle. Es geht um die Zukunft. Und der ehemalige Präsident hat eine ganz klare Vision, wie "sein" Verein auch in Zukunft glänzen soll.


Möglicherweise wird Ante Coric am Mittwochabend auf seinem Smartphone einen Liveticker einschalten. Und verfolgen, was in München passiert. Der 17-jährige Mittelfeldspieler von Dinamo Zagreb gilt als eines der vielversprechendsten Offensivtalente Europas.

Sein Name steht in den Notizbüchern der Verantwortlichen des FC Bayern, und daher wird Coric wohl interessieren, wen Münchens Trainer Pep Guardiola von seinen jungen Spielern aufstellt. Wie er mit ihnen umgeht, wie sich sich unter ihm entwickeln. Im Achtelfinale des DFB-Pokals empfangen die Bayern (20.30 Uhr, Sky und Liveticker) Eintracht Braunschweig. Pflichtaufgabe. Die Chance für Gianluca Gaudino oder Mitchell Weiser?

Der FC Bayern hat sich selbst vor eine große Herausforderung gestellt. Indem er sich zwei Ziele gesetzt hat: 1. Die Champions League zu gewinnen. 2. Wieder mehr junge Spieler zu Profis zu entwickeln, die es im eigenen Verein in die internationale Klasse schaffen. Am liebsten in die Weltklasse. Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger und David Alaba lassen grüßen. Diese zwei Ziele lassen sich durchaus miteinander vereinbaren und parallel erreichen. Doch es ist alles andere als einfach. Der Profikader ist so gut besetzt, dass es selbst für außergewöhnlich gute Talente schwierig ist, sich einen Platz zu erkämpfen.

Probetraining in München

Coric hat als Elfjähriger bei den Bayern zur Probe trainiert. Angeblich kam er in Tests in den Bereichen Technik, Taktik und Geschwindigkeit auf Werte, die noch kein Junge vor ihm erreicht hatte. Doch der Kroate unterschrieb nicht in München, sondern bei Red Bull Salzburg, ehe er 2013 nach Belgrad wechselte. Interessant finden ihn die Bayern immer noch. Doch zuletzt entschied sich auch der als "Wunderkind" geltende Norweger Martin Ödegaard (16) gegen die Münchner und für Real Madrid.

In der Chefetage an der Säbener Straße sind sie sich einig: Künftig wird der Klub bessere Chancen haben, umjubelte Talente zu bekommen. Der Rekordmeister arbeitet intensiv daran, die Bedingungen für junge Spieler zu verbessern. In diesem Jahr wird der Verein mit dem Bau eines neuen Nachwuchszentrums beginnen. Dieses wird nicht an der Säbener Straße, sondern in der Nähe der Münchner Arena entstehen. Wie groß es wird, soll im Herbst entschieden werden. "Es gibt die ersten großen Entwürfe und auch die nötigen Genehmigungen der Stadt München", sagt Präsident Karl Hopfner. "Wir sind fleißig bei der Arbeit." Für das Projekt sollen rund 35 Millionen Euro bereitgestellt sein.

In der vergangenen Woche feierte der FC Bayern seinen 115. Geburtstag. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge wies dabei darauf hin, dass sein Verein sich inzwischen in einem "globalen Wettbewerb" befinde. Er wolle mit Klubs wie Real Madrid mithalten. Und dies gilt auch für die Nachwuchsarbeit. Sportvorstand Matthias Sammer gab vor einiger Zeit zu, "dass die in den vergangenen zwei Jahren von meiner Seite zu kurz gekommen ist". Er ist seit einigen Monaten deutlich stärker involviert.

Das muss auch sein. Derzeit sind die Bedingungen nicht so, wie es bei einem Weltklub zu erwarten ist. Teilweise müssen sich vier Mannschaften einen Trainingsplatz teilen. Gerade nach dem Schulbetrieb ab 16 Uhr ist es an der Säbener Straße viel zu eng geworden. "Man muss ganz klar sagen, dass wir hier nicht mehr up to date sind", so Hopfner. Seit elf Jahren ist die A-Jugend nicht mehr Deutscher Meister geworden.

Und bei der U19-Europameisterschaft im vergangenen Jahr zählte kein Bayern-Spieler zur deutschen Siegermannschaft. Rummenigge hat das sehr geärgert. Und er rief eine neue Offensive in Sachen Nachwuchs aus: "Wir werden da jetzt Vollgas geben. Davon kann jeder in der Liga ausgehen."

Hoeneß erster Stadionbesuch in Mainz


Die Bosse sind glücklich, dass sich in Uli Hoeneß nun der "Vater des Vereins" um das Thema kümmert. Der wegen seines Steuerskandals zurückgetretene Präsident verbüßt derzeit seine Haftstraße, darf aber als Freigänger tagsüber für den Klub arbeiten, mit Ausnahmegenehmigung auch am Wochenende. Am vergangenen Sonntag besuchte Hoeneß erstmals seit seiner Inhaftierung wieder ein Stadion: Der 63-Jährige sah sich die Partie der Bayern-U19 beim FSV Mainz 05 (2:0) an. Mit Harald Strutz, dem Präsidenten des FSV, unterhielt er sich über Nachwuchszentren.

Hoeneß ist wieder mittendrin. Die Arbeit mit jungen Menschen hat ihm schon immer besonders viel Freude bereitet. Und mit dem Bereich Nachwuchs verantwortet er nun quasi die Zukunft des Vereins. Es war sein Wunsch, genau hier zu arbeiten. Er koordiniert, plant, entwickelt Ideen und gibt die Vision vor.

Hoeneß' Ansprechpartner sind vor allem Michael Tarnat, Leiter der Nachwuchsabteilung, Sebastian Dremmler, Koordinator Spielbetrieb, und Technikdirektor Michael Reschke, der exzellent vernetzt ist und für sein gutes Gespür für Talente bekannt ist. Sie, Guardiola und die Jugendtrainer wollen eine durchgängige Spielphilosophie im gesamten Verein erschaffen. Wie beim FC Barcelona, wo schon Kinder das berühmte "Barca-System" spielen.

"Für jeden soll gleich erkennbar sein: Das ist der FC Bayern. Es geht um das Kurzpassspiel, den Spielaufbau, die schnelle Rückeroberung des Balls. Wir wollen auch defensiv dominant sein und dem Gegner unser Spiel aufdrücken", erklärt Heiko Vogel, der den FC Basel vor vier Jahren ins Achtelfinale der Champions League führte und heute Trainer der Bayern-U19 ist.

Sinan Kurt und Joshua Kimmich wechselten nach München

Der Erfolgsdruck, den sich die Münchner selbst auferlegen, ist groß. In Sinan Kurt und Joshua Kimmich haben sie zuletzt zwei umworbene Nachwuchsspieler bekommen. Nun sollen Titel folgen. Sammer betont intern oft, dass sich junge Spieler an diese gewöhnen müssen, um das Bayern-Gen, die Siegermentalität zu entwickeln, die später in Champions League und Bundesliga so entscheidend ist.

Derzeit läuft es schon recht gut. Heiko Vogels A-Junioren sind seit sieben Spielen unbesiegt. Und die B-Jugend hat Chancen auf den Einzug in die Endrunde der Deutschen Meisterschaft. In der Mannschaft spielt Felix Götze, Bruder von Weltmeister Mario. Trainer ist der ehemalige Nationalspieler Heiko Herrlich. In Harald Cerny, einst Spieler im Verein und bei der TSV 1860 München, beschäftigen die Bayern einen weiteren Ex-Profi im Nachwuchsbereich, er trainiert die U15.

Und die U10 demonstrierte am vergangenen Wochenende bereits die Dominanz, die sich Hoeneß und Co. von den Juniorteams in Zukunft versprechen. Sie gewann gegen den SV Planegg-Krailing 20:0.


Quelle: n24.de


Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt (1769 - 1859)