Ein Umbruch beim Rekordmeister steht unmittelbar bevor
Von Jonas Klee



​Trotz der überraschenden Heim-Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach sieht die unmittelbare Zukunft für den FCB durchaus rosig aus. Die Meisterschaft so gut wie sicher, in der Champions League mit Los-Glück und auch im DFB-Pokal ein machbarer Gegner. Die Saison kann durchaus erfolgreich enden. Dennoch bastelt man in München fieberhaft an der Zukunft, Stützen wie Ribéry, Robben, Schweinsteiger und Lahm sind nicht mehr die Jüngsten und werden nur noch wenige Jahre auf Top-Niveau spielen können. Wie planen die Bayern ihre Zukunft für den Tag X?


Spätestens 2018 will Kapitän Phillip Lahm beim deutschen Rekordmeister Schluss machen. Mit 31 Jahren befindet sich Arjen Robben derzeit in der Form seines Lebens, auch wenn ihn eine Bauchmuskelverletzung jetzt zur Pause zwingt. Dennoch wird der Niederländer wohl auch noch einige Jahre auf Top-Niveau spielen können. Bei Schweinsteiger und Ribéry scheint es allerdings fraglich, wie lange sie noch beschwerdefrei spielen können. Beide werden zunehmend von kleineren Verletzungen geplagt. Der Versuch mit Marco Reus direkt einen möglichen Nachfolger für Ribéry zu finden, ist durch die Vertragsverlängerung von Reus beim BVB wohl vom Tisch.

Die Verträge von Robben und Ribéry laufen im Sommer 2017 aus. Der Kontrakt von Identifikationsfigur Bastian Schweisteiger endet bereits im Sommer 2016. Alle drei werden wohl keinen längeren Vertrag bei den Bayern unterschreiben, zumal Schweinsteiger noch immer mit einem Wechsel ins Ausland liebäugelt.

Daher setzt man in München vermehrt auf die Jugendarbeit. Der Ausbau der Jugendabteilung und die Transfers von Top-Talenten Kurt, Kimmich oder Weiser sprechen eine deutliche Sprache. Die Verpflichtung von Matthias Sammer hängt auch mit der neuen Ausrichtung zusammen. Talente aus der eigenen Jugend wie Scholl oder Gaudino sollen langsam an die erste Mannschaft herangeführt werden. Statt teurer Stars will man in München eine neue Ära á la Lahm und Schweinsteiger heranziehen. Sie sollen sich mit Verein und Umfeld identifizieren können. Zusätzlich will man die Mannschaft punktuell mit fertigen Stars verstärken, laut Aussagen von Sammer und Rummenigge sei zu jeder Saison ein großer Transfer möglich.

„Das ist definitiv kein leichter Auftrag. Der Klub muss sich jetzt darum kümmern, was danach passiert: Welche Spieler holt man, welche kommen aus der Jugend, um in diese Rollen hineinzuwachsen“, sagte Kapitän Lahm dieser Thematik eine schwierige Zukunft voraus. Die Stützen der neuen Ära bei den Bayern heißen derweil Manuel Neuer, David Alaba, Jerome Boateng und Thomas Müller. Um sie herum soll ein neues, schlagkräftiges Team aufgebaut werden.

Welches der Talente tatsächlich den Sprung in die erste Mannschaft schafft bleibt natürlich abzuwarten. Ob sich dann auch noch einige zum Leistungsträger beim deutschen Rekordmeister entwickelt ist noch eine andere Sache. Doch die Jugendabteilung scheint bei den Bayern derzeit eine so hohe Priorität zu genießen, wie noch nie. Das Vorbild ist die Jungendakademie „La Masia“, aus der auch der Welt-Star Lionel Messi entsprungen ist. Dass sich die Bayern schon im Jugendbereich vermehrt um die weltweit begehrtesten Spieler bemüht, zeigte auch der Fall Ödegaard, auch wenn der FCB hier den Kürzeren ziehen musste.

Und auch beim FC Barcelona werden stets Top-Spieler um die aus der eigenen Jugend hochgeholten Spieler eingebunden. Auch hier könnte man in München bald in neue Dimensionen vorstoßen. Aktuell hält sich hartnäckig das Gerücht, dass Raheem Sterling bei den Bayern hoch im Kurs steht. Wie realistisch ein solcher Transfer ist, auch angesichts der wohl sehr hohen Ablösesumme, bleibt fraglich. Doch alleine das Interesse des FCB am englischen Superstar spiegelt das neue Selbstverständnis, als europäischer Spitzen-Verein, wieder.

Beim FC Bayern München sind die Weichen für eine rosige Zukunft gestellt. Man hat erkannt, dass man für die Zeit nach Schweinstiger, Lahm, Ribéry und Robben vorsorgen muss. Ein Umbruch steht in zwei, spätestens drei Jahren unweigerlich bevor. Doch Sorgen um die Bayern muss man sich mit Sicherheit keine machen.


Quelle: 90min.com


Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt (1769 - 1859)