Gegen TSV 1860 II
FC-Bayern-Amateure gewinnen schwaches Derby!

Marc Merten, 06.04.2015 17:44 Uhr


FC Bayern II gegen TSV 1860 II: Die Bilder vom Amateurderby im Grünwalder Stadion.
Foto: Rauchensteiner/Sampics


Viel Polizei, viel Pyrotechnik, viele Flaschenwürfe: Das Amateurderby FC Bayern II gegen TSV 1860 war fußballerisch eher schwach. Am Ende schießt Görtler mit einem Traumtor die Bayern zum Sieg.

München -
Als die beiden Mannschaften das Spielfeld betraten, lag der FC Bayern gegen den TSV 1860 bereits in Führung. Zumindest in Sachen Kulisse. Es bestand kein Zweifel: Von den 12500 Zuschauern im Grünwalder Stadion würden die Fans in rot dieses Derby dominieren. Rote und weiße Regenschirme säumten die Gegentribüne, dazu das Spruchband „Wir lassen Euch nicht im Regen stehen“. Oder im Schnee. Oder in der Sonne. Dieser denkwürdige Derby-Ostermontag im Grünwalder Stadion bot alles – zumindest in Sachen Wetterbedingungen.

Er bot auch ein Traumtor, das einzige des Spiels. Es lief die 75. Minute, als Bayerns Lukas Görtler auf halblinker Position an den Ball kam. Mit einer eleganten Bewegung legte er sich den Ball auf den rechten Fuß und zog ab. Eine herrliche Flugkurve später schlug das Leder zum 1:0 im langen Eck ein, Görtler drehte euphorisiert ab, die Gegengerade explodierte im Jubel und das Derby war entschieden. Die Bayern würden auch das zweite Amateur-Derby der Saison 2014/15 gewinnen.

Sportlich gesehen war diese Szene allerdings das einzige Schmankerl eines ansonsten fußballerisch schwachen Derbys der beiden Amateur-Teams. Getragen von der Rivalität zwischen Rot und Blau, zogen sich die 90 Minuten in Eiseskälte dahin wie Kaugummi. Die beiden Fangruppen zu beobachten war mitunter spannender als das Geschehen auf dem Rasen. Die wenigen guten Szenen, wie die Großchance von Steeven Ribery in der ersten Halbzeit, ließen sich an einer Hand abzählen.

Da erregte der Auftritt des älteren und bekannteren Riberys fast die gleichen Emotionen wie das Geschehen auf dem Rasen. Als Zuschauer Franck sich auf der Haupttribüne erhob, um zum Halbzeitinterview bei Sport1 zu verschwinden, hielten sich Applaus und Schmähungen die Waage. „Die Atmosphäre ist gut“, lobte der Franzose im TV. Zum Spiel fielen ihm keine positiven Aspekte ein.

Wie um Riberys Aussage zu bestätigen, begann die zweite Hälfte fünf Minuten später. Feuerwerkskörper, Bengalos und Rauchbomben verwandelten die Bayern-Gegentribüne in eine weiße Rauchwolke. Sogar ein kleiner Teil der Rasenfläche fing Feuer. Bundesliga-Schiedsrichter Günter Perl ließ den Brand löschen, die Räucherstäbchen vom Platz tragen und führte bis zum Schluss problemlos durch ein foulreiches, aber selten giftiges oder gar hitziges Derby.

Als die 90 Minuten dann rum waren, war eigentlich alles wie immer bei den beiden Vereinen: Die Roten jubelten, die Weiß-Blauen schlichen vom Feld. Ob Profis oder Amateure, das Stellvertreter-Duell am Montagnachmittag war das perfekte Abbild der aktuellen Lage beider Vereine.

Löwen-Coach Daniel Bierofka musste hinterher erklären, warum seine Mannschaft auch im fünften Spiel unter seiner Leitung noch immer kein Tor erzielt hatte. Es war die vierte Niederlage in Folge. „Ich kann meiner Mannschaft wenig Vorwürfe machen“, sagte er. „Aber wir treffen einfach das Tor nicht. Die Jungs sind entsprechend geknickt.“ Bayern-Trainer Erik ten Hag konnte sich derweil freuen, mit seiner Mannschaft erstmals beide Regionalliga-Derbys in einer Saison gewonnen zu haben. Seinen Job retten wird ihn das wohl freilich nicht. „Zwei Derbysiege in einer Saison sind super. Das Ergebnis steht bei uns im Verein ganz oben.“ Was nach der Saison sei, werde man sehen.

Als sicher gilt, dass Tobi Schweinsteiger nach der Saison aufhören wird. Auf Facebook hatte er verkündet, es werde wohl das letzte Derby seiner Karriere sein. Ein Tor blieb ihm zwar verwehrt. Aber auch er durfte nach den 90 Minuten noch einmal am Zaun mit den Roten feiern. Die Blauen waren da schon längst in den Katakomben verschwunden.


Quelle: abendzeitung-muenchen.de


Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt (1769 - 1859)