Uli Hoeneß soll das größte Problem der Bayern lösen

Heiko Vogel gewann mit Basel einst gegen Manchester United. Jetzt ist er der neue starke Mann im Nachwuchs der Münchner. Er arbeitet eng mit Uli Hoeneß zusammen. Die beiden haben Besonderes vor.



Foto: picture alliance / sampics / Ste Heiko Vogel ist der neue starke Mann im Nachwuchs des FC Bayern. Er arbeitet eng mit Uli Hoeneß zusammen

Du musst ein Wolf sein, um im Fußball Erfolg zu haben. Findet Heiko Vogel. Nicht, weil man heulen muss. "Weil der Wolf im Rudel jagt. Das ist die geschickteste Variante. Als Mannschaft, als Team musst du funktionieren. Nur so können Spieler das Maximale erreichen. Das müssen sie kapieren", sagt der 39-Jährige.

Heiko Vogel ist in seinem Rudel gerade aufgestiegen. Bislang war er Trainer der U19 des FC Bayern. Seit diesem Sommer trainiert er die U23 des Rekordmeisters und ist von der Klubführung zudem zum sportlichen Leiter für die älteren Jugendteams befördert worden, die U19 und U17. Nach Jahren mit zu wenigen Titeln und zu wenigen Junioren-Nationalspielern ordnet der Meister jetzt den Nachwuchsbereich neu.

Die A-Jugend-Meisterschaft gewannen die Bayern zuletzt vor elf Jahren. Als die deutsche U19 im vergangenen Jahr bei der Europameisterschaft triumphierte, gehörte kein Münchner Spieler zur Auswahl. Auch als die U17 im vergangenen Mai in das Finale der EM stürmte, stand kein Bayer auf dem Platz. Allein das 17 Jahre junge Offensivtalent Niklas Dorsch gehörte als Nachwuchsmann zum Kader der deutschen Mannschaft, er war allerdings verletzt.

ogel sagt: "Natürlich machen wir uns Gedanken darüber. Unser Ziel ist es, wieder mehr Spieler in den Junioren-Nationalmannschaften zu haben. Und es unseren Spielern zu erleichtern, den Schritt zum Profi zu schaffen. Beides wären logische Konsequenzen erfolgreicher Arbeit." Der neue starke Mann in der Talent-Abteilung siedelt seinen Job deshalb auch höher an als die Betreuung eines Bundesligisten. "Es ist für mich die spannendste Aufgabe im Weltfußball", sagt Vogel und blickt dabei entschlossen.

Als Trainer des FC Basel hat der gebürtige Pfälzer vor vier Jahren das Achtelfinale der Champions League erreicht, in der Gruppenphase sensationell 2:1 gegen Manchester United gewonnen. 2013 ging er zurück zu Bayern. Hier hat er schon früher als Jugendtrainer gearbeitet und dazu beigetragen, dass Thomas Müller und Philipp Lahm ihre Weltkarrieren starteten.

Hoffnungen ruhen auf Gaudino

Genau das fehlte den Bayern in den vergangenen Jahren: Talente, die durchstarten, es schaffen in den Kreis der Stars. Der Sprung von "Eigengewächsen" wie Müller oder Holger Badstuber ist Jahre her. Zuletzt rückte nur Gianluca Gaudino auf, in einen Luxus-Kader voller Weltstars wie Arjen Robben oder Jerome Boateng, der nur wenig Platz bietet für junge Spieler. "In Deutschland ist es für Talente nirgendwo schwieriger, es in die erste Mannschaft zu schaffen, als bei Bayern ", sagt Vogel. Da liegt für ihn ab sofort die Messlatte: Er soll den Nachwuchs auf den europäischen Top-Standard heben.

Die Bayern-Bosse setzen große Stücke auf ihn. Vogel sei ein Fußball-Besessener, international zudem bestens vernetzt. Mit ihm soll auch das Scouting, die Selektion der Spieler besser, effektiver werden. Es geht vor allem auch darum, dass riesige Potenzial des Klubs auszuschöpfen. Die Bayern sind mit rund 300.000 Mitgliedern der größte Verein der Welt. Mit über 400 Millionen Euro Eigenkapital wohl auch der reichste. Doch im Nachwuchs sind ihm viele europäische Spitzenklubs enteilt.

ie Youth League, die vor zwei Jahren gegründete Champions League für U19-Spieler, gewann im ersten Jahr der FC Barcelona und zuletzt der FC Chelsea. Bayern schied vergangene Saison bereits in der Gruppenphase aus. Die nationale Konkurrenz wie RB Leipzig steckt viele Millionen in die Förderung von Talenten. Ablösen steigen, die TSG Hoffenheim und der VfL Wolfsburg zum Beispiel sind auch nicht gerade geizig. "Wahrscheinlich kommen wir nicht drum herum, hier ebenfalls Geld auszugeben. Der Markt ist härter geworden", urteilt Vogel.

Zum Rudel des neuen Jugend-Chefcoaches gehören im übertragenen Sinne auch Sportvorstand Matthias Sammer, der Technische Direktor Michael Reschke – und Uli Hoeneß. Der ehemalige Klubpräsident ist nach seinem Steuerskandal seit Januar Freigänger und arbeitet in der Nachwuchsabteilung des Vereins. Von März 2016 an könnte er auf Bewährung freikommen. Durchaus möglich, dass Hoeneß bald vor einem wichtigen Spiel eine Ansprache vor den 15- oder 17-Jährigen hält. Vogel: "Das kann ich mir gut vorstellen. Er möchte ins Tagesgeschäft eingreifen, und seine Erfahrung möchten wir und er nutzen. Es wäre töricht, das nicht zu tun." Die Zusammenarbeit mit Uli Hoeneß sei schon heute sehr eng. "Er möchte über alles Bescheid wissen und strahlt eine enorme Motivation und Neugier aus", so Vogel. "Er ist ein Macher, er bewegt Menschen und unsere Jugendarbeit."

Vogel, Sammer und Hoeneß wollen zudem im Jugendbereich eine einheitliche Philosophie vorgeben. Nicht in dem Sinne, wie es der FC Barcelona praktiziert, wo die C-Jugend schon nach derselben Taktik (4-1-4-1) wie die Profis spielt. Das lässt sich laut Vogel nicht kopieren und wäre für den FC Bayern auch zu starr. "Was mache ich, wenn ich 4-1-4-1 spielen muss, in meiner Jugendmannschaft aber zwei überragende Stürmer habe? Das wäre Verschwendung." Die Stoßrichtung des neuen Juniorenkonzepts kennt Vogel sehr genau: "Das ,Mia san Mia' und die Spielidee von Pep Guardiola zusammenbringen."


Quelle: welt.de


Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt (1769 - 1859)