Meister landete um 6.53 Uhr in München
Spagat gelungen: FC Bayern wieder "dahoam"

Nach elfeinhalb Stunden über den Wolken, wo die Lufthansa-Maschine einige Male arg wackelte, landete die China-Delegation des FC Bayern München am heutigen Freitag um 6.53 Uhr MESZ auf dem Münchner Flughafen. Zur Lockerung der verspannten Muskeln und Glieder ging es für Lahm, Neuer und Kollegen sofort auf den Trainingsplatz zum Frühsport, ehe Cheftrainer Pep Guardiola seinen Spielern ein freies Wochenende gönnte.


Von der China-Tour des FC Bayern berichtet kicker-Chefreporter Karlheinz Wild


Gut gearbeitet, gut präsentiert - Bayern München hat die China-Reise absolviert. © Getty Images

Lahm und Kollegen hätten diese zwei, fast drei freien Tage vollauf verdient, sagte Matthias Sammer kurz vor dem Abflug in Guangzhou, "sie haben hier Großartiges geleistet". Die 4:5-Niederlage nach Elfmeterschießen im dritten und letzten Test gegen den Gastgeber Evergrande nahmen die Münchner gelassen, nach 90 Minuten hatte es 0:0 gestanden. "Wir wollten den Spagat schaffen zwischen dem Sportlichen und der Präsentation der Mannschaft", so der Sportvorstand, "das ist uns gut gelungen."

Also durfte Manuel Neuer abschließend sagen: "Wir haben die Menschen hier glücklich gemacht." Die Begeisterung der chinesischen FCB-Verehrer(innen) bestätigte sein Urteil. Das müde 0:0-Unentschieden gegen die emsigen und durchaus spielstarken Asienmeister begründete Neuer kurz und knapp so: "Wir waren etwas platt." Immerhin aber habe 90 Minuten lang die Null gestanden, so der immer wieder verschmitzt witzelnde Torwart, "außerdem haben wir im Elfmeterschießen viermal so viele Tore gemacht wie gegen Dortmund."

Penible Mathematiker werden jetzt aufjaulen und darauf verweisen, dass vier Mal null null ergibt, aber klar ist, was Neuer meinte: Im DFB-Pokal-Halbfinale 2015 gegen den BVB hatten alle vier Münchner Schützen in der heimischen Allianz Arena verschossen, der Torwart inklusive. Thomas Müller, beim FC Bayern der erste Elfmeterbeauftragte, war seinerzeit schon ausgewechselt, dieses Mal, in Guangzhou, vergab er als Einziger. Nicht so dramatisch, merkte Sammer an, "Thomas ist ein sicherer Elfmeterschütze."

Wie Neuer verwies Sammer zu Recht auf die klimatischen Treibhaus-Verhältnisse bei 32 Grad Celsius und 94 Prozent Luftfeuchtigkeit. "Es war sehr heiß und sehr schwül", so Sammer, "da war die Luft etwas raus". Insgesamt wollte der Sportvorstand bei seiner sportlichen Bewertung der achttägigen China-Tour auch die beiden Siege gegen die behäbigen Vertreter des FC Valencia (4:1) und gegen Inter Mailand (1:0) nicht überbewerten: "Wir sind sehr zufrieden, aber es ist Vorbereitungszeit", da stehe die Trainingsarbeit im Vordergrund.

Außer Javi Martinez, den weiter die Patellasehne plagt, kehrten alle Spieler gesund zurück, auch der nicht mitgereiste Arjen Robben wird in der kommenden Woche das Teamtraining aufnehmen, ebenso Neuzugang Arturo Vidal, wenn er seine professionelle Gesundheitsprüfung bestanden hat.

Sammer lobt die Persönlichkeit, Mentalität, die defensive wie offensive Flexibilität, die Torgefährlichkeit und Zweikampfstärke des Chilenen. Ergibt in der Zusammenfassung: "Er weiß sich durchzusetzen, ist ein Siegertyp und wird uns gut tun."

Findet Manuel Neuer genauso. "Wir dürfen uns auf ihn freuen", sagt der Torwart, der aus persönlichem Erleben Vidals Aggressivität in Erinnerung hat. "Er geht da hin, wo es wehtut", sagt der neue stellvertretende Bayern-Kapitän, "und als Südamerikaner kann er auch mit dem Ball umgehen."

1. August: Supercup gegen Wolfsburg

Zum Ende der Fernost-Exkursion, die der FC Bayern zu einer hoch professionellen Imagewerbung nutzte, war innerhalb der FCB-Reisegruppe schon vermehrt vom Supercup-Finale gegen den VfL Wolfsburg (Samstag, 1. August, in Wolfsburg) die Rede. Die Münchner sind heiß auf diese Partie gegen den ambitionierten Bundesliga-Zweiten und Pokalsieger 2015. "In der nächsten Woche können wir uns gezielt auf Wolfsburg vorbereiten", sagt Neuer. "Wir sind mit dem jetzigen Stand zufrieden", erklärt Sammer und betont: "Ab Montag gilt unsere volle Konzentration dem Supercup-Finale, da müssen wir angreifen, wir haben da die letzten beiden Male verloren", jeweils gegen Dortmund, 2:4 und 0:2.

Und da war doch noch diese heftige 1:4-Schlappe zum Rückrundenstart 2015. Auch dieses Ergebnis haben die Bayern nicht vergessen, es wird sie zusätzlich antreiben. Der deutsche Supercup 2015 ist den Bayern wichtiger als das verpasste chinesische Triple.


Quelle: kicker.de


Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt (1769 - 1859)