Beckenbauer verspottet Vidal
FC Bayern feiert Sieg mit wichtigen Erkenntnissen



Thomas Müller (hinten) war einmal mehr der "Spieler des Spiels" für den FC Bayern. (Quelle: Eibner/imago)

Natürlich war es lediglich der erste Sieg im ersten Spiel dieser Champions-League-Saison. Und doch gibt der 3:0-Erfolg des FC Bayern bei Olympiakos Piräus einen Fingerzeig, in welche Richtung es dieses Jahr gehen kann. Um es kurz zu machen: Es sieht gut aus für die Münchner.

Und das liegt vor allem an Thomas Müller Superstar. Der 26-Jährige befindet sich derzeit in der Form seines Lebens. Kein Wunder, dass Manchester United ihm und dem FC Bayern im Sommer ein unmoralisches Angebot unterbreitet hatte. Müller wäre zum teuersten Transfer der Fußballgeschichte aufgestiegen. Zum Glück für den FCB blieb das Werben erfolglos.

Seinen Wert zeigte der Weltmeister vor 33.000 ekstatischen Fans im Hexenkessel Stadio Georgios Karaiskakis, in dem es bis auf eine kurze, unverhältnismäßige Prügel-Attacke griechischer Polizisten gegen Bayern-Fans weitestgehend friedlich zuging. Mit zwei Toren war Müller maßgeblich am Erfolg der Bayern beteiligt (52. Minute, 90.+2).

Kurioses Tor von Müller

Mit einer spektakulären Bogenlampe aus rund 30 Metern brachte er die Münchner kurz nach der Pause in Führung. "Der Ball ist mir ein bisschen abgerutscht, da muss ich ehrlich sein", gab Müller hinterher zu. Eigentlich wollte er nach eigener Aussage Robert Lewandowski am Elfmeterpunkt in Szene setzen. Doch im Moment gelingt Müller alles, ob er will oder nicht. In dieser Verfassung kann er den Unterschied ausmachen, wenn es am Ende um die Wurst geht.

Müller setzte mit einem verwandelten Foulelfmeter auch den Schlusspunkt der Partie. Es war sein elftes Tor im siebten Pflichtspiel der Saison und sein 30. Treffer in der Champions League. Mit seinem Doppelpack hat er auf einen Schlag das Quartett Wayne Rooney, Patrick Kluivert, Roy Makaay und David Trézéguet überholt und sich in der ewigen Torschützenliste der Königsklasse bereits auf Platz 19 hochgeballert.

Guardiolas Liebeserklärung an Götze

Aber nicht nur Müller konnte überzeugen, sondern auch Mario Götze. Obwohl der WM-Held erneut nicht in der Startelf stand. "Es ist nicht einfach für ihn. Ich habe Robert Lewandowski und Thomas Müller", sagte Pep Guardiola nach der Partie fast schon entschuldigend. Aber der Coach lobte erneut Götzes "Wahnsinns-Einstellung" und machte ihm große Hoffnung auf deutlich mehr Spielanteile: "Die Saison ist lang, er wird viel spielen."

Anschließend verstieg sich der Star-Coach sogar noch zu einer Liebeserklärung an den WM-Helden. "Er ist ein super Mensch und super Typ. Ich will das Beste für Mario und ich bin hier, um zu helfen", sagte Guardiola. "Mario hat eine wahnsinnige Qualität. Ich liebe Mario Götze, es tut mir leid."

Der Spanier meinte es ernst. Zwar kam Götze nur elf Minuten zum Einsatz, dennoch bewies er einmal mehr seine Klasse, als er entschlossen zum zwischenzeitlichen 2:0 traf und die letzten Zweifel am Erfolg der Bayern beseitigen konnte (89.). Götze wirkt derzeit deutlich dynamischer als im Vorjahr und arbeitet daran, in seinem dritten Jahr an der Isar endlich anzukommen.

Neuzugang Comann beeindruckt mit zwei Assists

Deutlich schneller scheint das beim jüngsten Neuzugang der Münchner zu funktionieren. In seinem zweiten Pflichtspieleinsatz ließ Kingsley Coman seinen großen Worten gleich Taten folgen. "Ich bin ein Spieler, der den Unterschied machen kann, in jeder Minute des Spiels“, hatte er vor wenigen Tagen bei seiner offiziellen Vorstellung an der Säbener Straße gesagt. Was er damit meinte, zeigte er gegen Piräus, als sich für die Tore zwei und drei jeweils einen Assist abholen konnte.

Reifer Auftritt der Bayern

Es sind nicht nur diese drei Personalien, die Mut machen. Insgesamt zeigte der Rekordmeister einen bemerkenswert reifen Auftritt. "Wir haben das Spiel kontrolliert, keine Torchancen zugelassen und genug Torchancen kreiert, um das Spiel zu gewinnen", fasste Guardiola den Spielverlauf zusammen.

Die Bayern haben zwar kein rauschendes Fußballfest abgeliefert, wie noch vor rund einem Jahr beim bis dato letzten Auswärtserfolg in der Königsklasse. Damals fegte der Rekordmeister mit 7:1 über den AS Rom hinweg. Die Münchner legten vielmehr eine bestimmte Art der Ruhe und Cleverness an den Tag wie sie nur große Siegermannschaften in sich tragen.

"Wir wussten, dass wir Geduld brauchen würden", sagte David Alaba. Immerhin konnte Piräus zuvor die letzten sechs Heimspiele in der Champions League allesamt gewinnen und setzten sich dabei gegen Teams wie Juventus Turin, Manchester United und Atletico Madrid durch.

Doch es war nicht alles Gold, was an diesem Abend glänzte. Ausgerechnet der Schweinsteiger-Nachfolger floppte gewaltig. Arturo Vidal war, wenn man so will, auf bayrischer Seite der einzige Verlierer des Abends. Der 28-Jährige findet sich noch nicht im Bayern-Spiel zurecht. Entsprechend ging Franz Beckenbauer mit dem Top-Transfer von Juventus Turin ins Gericht.

Beckenbauer: "Vidal ist ein Standfußballer"

Bei seinem ersten TV-Auftritt nach dem tragischen Tod seines Sohnes Stephan vor wenigen Wochen zeigte sich der Kaiser in der Heimat von der harten Seite und bezeichnete den Chilenen als "Standfußballer". So etwas brauche man nicht beim FC Bayern, sagte der 70-Jährige und vermisste den Einsatz. "Das war nicht das, was man von ihm erwartet."

Vidal fehlt allerdings eine ordentliche Vorbereitung, da er im Sommer bei der Copa America mit Chile am Start war. Dort sorgte der 28-Jährige mit einer Alkoholfahrt nach einem Casinobesuch für Schlagzeilen. Kürzlich gab es nach seiner plötzlichen Abreise aus dem Kreis der Nationalmannschaft erneut Irritationen.


Quelle: t-online.de


Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt (1769 - 1859)