Beendet der FC Bayern heute ein Lebenswerk?

Arsenal hat sich in der Champions League zweimal blamiert. Für Trainer Arsene Wenger geht es um viel, er steht gegen den FC Bayern München unter Druck. Und trifft auf seinen potenziellen Nachfolger.


Arsene Wenger macht sich über Jürgen Klopp lustig. "Er hat eine Klausel in seinem Vertrag, die ihm erlaubt zu gehen, wenn einer der Top 4 Klubs ihn will", schreibt der Trainer des FC Arsenal auf Twitter über den deutschen Kollegen des FC Liverpool. Und er berichtet von seinem Arztbesuch: "Habe konstant Kopfschmerzen. Doktor sagt, ich soll einen Weltklasse-Stürmer kaufen."

Auf dem Internetportal nennt er sich "Angry Arsene", wütender Arsene. Es ist nicht der echte Wenger, es ist eine Parodie. Sie hat über 25.000 Fans, in England findet mancher den falschen Wenger derzeit unterhaltsamer als den echten. Heute (20.45 Uhr, Sky und "welt.de") empfangen die Londoner in ihrem dritten Gruppenspiel der Champions League den FC Bayern, und vor der Partie ist in der Hauptstadt eine Wenger-Müdigkeit festzustellen. Ein Teil der Fans hat genug von dem Mann, der seit 1996 (!) für die Mannschaft verantwortlich ist.

Sein Klub hat weltweit mit die höchsten Spieltagseinnahmen sowie die solidesten Finanzen, und doch gibt Wenger längst nicht so viel aus wie er könnte. Viele Fans ärgert das, weil Arsenal seit Jahren ein Mittelstürmer mit Spitzenniveau fehlt.

An diesem Dienstag trifft Wenger auf den Mann, den sich zahlreiche Anhänger seines Klubs als seinen Nachfolger erträumen: Pep Guardiola. Der Fußball, den der Spanier seine Bayern spielen lässt, und seine Titel begeistern sie. Englische Fans hoffen, dass er seinen 2016 endenden Vertrag beim deutschen Fußball-Rekordmeister nicht verlängert. Und auch nicht bei Manchester City unterschreibt. Sondern bei ihrem Klub. Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandschef des FC Bayern, sagt über Gespräche mit Guardiola: "Es liegt viel pro Bayern München auf dem Tisch. Aber es gibt wahrscheinlich auch andere Bräute, die gut aussehen."

Guardiolas Münchner führen die Gruppe F souverän an, für Arsenal hingegen ist die Partie bereits ein Endspiel. Wengers Mannschaft hat die ersten zwei Begegnungen gegen Dinamo Zagreb (1:2) und Olympiakos Piräus (2:3) überraschend verloren und ist Tabellenletzter. Sollte Arsenal die Vorrunde nicht überstehen, wäre es das früheste Ausscheiden seit 13 Jahren. In den vergangenen fünf Jahren scheiterte der Klub jeweils im Achtelfinale. Eine Bilanz, die mit den Ansprüchen in London nicht in Einklang zu bringen ist.

Arsene Wengers Vertrag endet 2017

Rummenigge wundert sich über die Diskrepanz zwischen Arsenals Ergebnissen in der Liga und der Champions League: "Der zweite Tabellenplatz in der Liga ist Beweis genug, dass die Mannschaft Qualität hat. Warum sie bisher in der Champions League noch null Punkte hat und Tabellenletzter ist, das ist ein bisschen kurios."

Die Engländer sprechen viel über Wengers Ende. Wann wird es soweit sein? Sein Vertrag gilt bis 2017. Die Zeitung "Daily Mirror" berichtet, dass der 65-Jährige innerhalb der nächsten zwei Jahre bei Arsenal aufhören wird. "Ehrlich gesagt, weiß ich es noch nicht."

In der Liga läuft es für seine Mannschaft gut. Am Wochenende gewann sie 3:0 gegen den Aufsteiger FC Watford, sie ist Tabellenzweiter. Und das Abschneiden in der Premier League ist Arsenal in dieser Saison offenbar wichtiger als das in der Königsklasse. Der bislang letzte Gewinn der Meisterschaft ist elf Jahre her. In den Partien gegen Zagreb und Piräus machte Wenger deutlich, dass seine Priorität die Liga ist. Statt Stammtorwart Petr Cech ließ er Ersatzmann David Ospina spielen, der den Ball gegen Piräus ins eigene Tor pritschte.

Arsenals Stürmerlegende Thierry Henry fordert seinen ehemaligen Trainer Wenger auf, jetzt die Torhüterrotation zu beenden. "Wenn du gegen Bayern München nicht mit der bestmöglichen Elf spielst, kannst du gleich zu Hause bleiben", schreibt Henry in seiner Kolumne im Boulevardblatt "Sun".

Doch möglicherweise wird Wenger auch gegen die Bayern zwei Superstars für die kommenden Aufgaben im nationalen Wettbewerb schonen. Es heißt, Weltmeister Mesut Özil und der Chilene Alexis Sanchez werden nur auf der Bank sitzen. Obwohl sie gegen Watford die besten waren. Sanchez erzielte das 1:0, Özil bereitete das 2:0 und 3:0 vor. "Er war herausragend", so Wenger über Sanchez, der in den vergangenen sechs Spielen für Arsenal und seine Nationalelf zehn Tore erzielte. Der Trainer sagt aber auch: "Manchmal ist es besser, Spieler am Anfang draußen zu lassen, statt ein wenig müde in die Partie zu gehen."

Bleibt Mesut Özil Dienstagabend draußen?

Nur ein Manöver, um die Bayern zu verwirren? Wenger: "Bayern ist das beste Team der Welt. Wir wissen, was zu tun ist. Es gibt kein Team ohne Schwachstellen. Wir brauchen eine Top-Leistung." Er deutet an, dass die Niederlagen in den ersten Spielen möglicherweise der Überheblichkeit geschuldet waren. Vielleicht habe die Mannschaft unbewusst gedacht, dass sie sowieso gewinne. Kritik an seiner Abwehr hingegen bezeichnet er als "sehr, sehr, sehr, sehr langweilig."

Hoffnung machen die Londoner ihre Auftritte in der Liga. Dort gewannen sie gegen Manchester United 3:0. "Ein 3:0 nach 20 Minuten wäre ideal. Wir müssen dieses Level erreichen", fordert Wenger.

Für ihn ist es eine Schlüsselsaison. Gewinnt er die Meisterschaft, bleibt er als der große Reformator in Erinnerung. Als der, der die Methoden in Englands Fußball veränderte. Der bisweilen überragenden Fußball spielen ließ, mit den "Unbesiegbaren" des Jahres 2004, die eine Saison ohne Niederlage schafften. Als der, der eine epochale Mannschaft schuf, 18 mal nacheinander die Champions League erreichte und auch in den titellosen Jahren immer seinen Prinzipien treu blieb. Klappt es nicht mit dem Titel, werden die eher zähen vergangenen zehn Jahre das Bild seiner Amtszeit prägen. Dann wird Wenger als anfangs brillant, aber später zunehmend stur und gestrig in Erinnerung bleiben. Fußball ist brutal.

Auf der Jahreshauptversammlung in der vergangenen Woche sagte Wenger: "Ich fühle mich bis zum letzten Tag meines Vertrags verpflichtet, den großen Erfolg zurückzubringen."


Quelle: welt.de


Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt (1769 - 1859)