Ribery: Noch immer ein Big Player

Franck Ribery hat seine lange Leidenszeit endlich hinter sich und zeigt beim 2:0-Sieg in Wolfsburg, dass er dem FC Bayern München immer noch extrem gut tut. Er bringt ein Element ins Offensivspiel, das die Bayern ohne ihn nicht haben.



© Getty - Franck Ribery machte in Wolfsburg sein 196. Bundesligaspiel für den FC Bayern

Wolfsburgs Vierinha wird das Spiel gegen FC Bayern aus zweierlei Gründen in schlechter Erinnerung behalten. Zum einen, weil der Brasilianer eines seiner wenigen richtig schlechten Spiele absolvierte. Schwache Zweikampfquote von nur 33 Prozent gewonnener Duelle und unmittelbare Beteiligung an den beiden Gegentoren.
Zum anderen, weil Vieirinha eine schmerzhafte Erfahrung machen musste. In der 66. Minute versuchte er Franck Ribery auf Höhe der Sechzehnmeterlinie der Wölfe mit einer sauberen Grätsche zu stoppen. Ribery hatte sich den Ball beim Dribbling etwas zu weit vorgelegt und das Duell mit Viereinha eigentlich schon verloren.
Der Ball entwickelte jedoch ein Eigenleben und sprang im Sandwich zwischen Riberys Füßen und Vierinhas ausgestrecktem Körper Robert Lewandowski vor die Füße, in der Folge in hohem Bogen zum Torschützen Kingsley Coman. Ribery trat dabei völlig unabsichtlich mitten in Vierinhas Weichteile.

Elfeinhalb Monate Leiden

Unabhängig davon, dass das Tor in einer Drangphase der Bayern fiel und sie letztlich auch verdient ihren 20. Saisonsieg einfuhren, wurde der Treffer zum 0:1 in seiner Entstehung von einer gehörigen Portion Glück begünstigt. Dass Ribery an dieser Situation beteiligt war, gehörte aber offenbar zum Drehbuch.
Der Franzose hat eine elend lange Zeit hinter sich ohne Fußball. In den letzten elfeinhalb Monaten kommt Ribery auf 86 Bundesligaminuten, bis zu seiner Einwechslung beim 3:1 gegen Darmstadt vor einer Woche waren es deren 15.
Wegen einer Sprunggelenksverletzung machte er acht Monate lang kein Spiel, nach seinem Comeback in Mönchengladbach fiel er wegen eines Muskelbündelrisses weitere zehn Wochen aus. Jetzt ist er wieder gesund und bereit, es in seiner neunten Saison für den FC Bayern noch einmal zu versuchen.

Wenn's eng wird, kommt Ribery

Die Einsätze gegen Darmstadt und Wolfsburg haben gezeigt, dass Ribery nichts verlernt hat und den Bayern nach wie vor extrem gut tut. Er bringt ein Element ins Offensivspiel, das die Bayern ohne ihn nicht haben. Coman und Douglas Costa leben von ihrem Tempo, sobald die beiden Flügelstürmer nur ein paar Meter Platz bekommen, sind sie aufgrund ihres Antritts und ihrer Schnelligkeit kaum aufzuhalten.
Auch Arjen Robben ist über rechts dann am effektivsten, wenn er ins Tempodribbling geht und mit Zug zum Tor selbst zum Abschluss kommt. Das 0:2 in Turin unter der Woche war das ultimative Robben-Tor.
Ribery besitzt im Gegensatz dazu die Fähigkeit, auch dann Lösungen zu finden, wenn die Gegner extrem tief stehen und es dabei verstehen, die Räume nahezu lückenlos zuschließen. Christian Träsch und Vierinha hatten auch in der Doppelung große Probleme, Ribery entscheidend zu stören. Hier ein Haken, da ein Haken, hier eine angetäuschte Flanke, da ein Finte.

"Franck hat das Spiel entschieden"

"Franck hat das Spiel entschieden, er hat außergewöhnliche Klasse. Solche Spieler darf man nie abschreiben", sagte Sportvorstand Matthias Sammer. Karl-Heinz Rummenigge betonte, dass Ribery "wieder gezeigt hat, wie wichtig er für die Mannschaft ist."
Über viele Jahre waren die Bayern abhängig von ihren kreativen Außen Ribery und Robben. In der entscheidenden Phase der letzten Saison fielen beide verletzt aus, was vor allem in den Champions-League-Duellen mit dem FC Barcelona auffiel.
Trainer Pep Guardiola sah die Notwendigkeit, die Unwucht im Kader zu beseitigen und wies die Verantwortlichen an, Alternativen zu besorgen. Coman und Costa kamen und konnten bislang überzeugen.

Götze auf Halde

Doch Robben und jetzt auch wieder Ribery haben deutliche Signale gesetzt, dass mit ihnen noch zu rechnen ist und dass die Bayern auf sie nicht verzichten können. "Es ist wichtig, dass wir auch auf der Bank Spieler haben, die entscheidende Impulse setzen können", sagte Kapitän Philipp Lahm über Ribery.
Die Wochen der Wahrheit stehen an für den FC Bayern, da kann es nicht schaden, dass die Optionen im Angriff von Spiel zu Spiel steigen. In Wolfsburg saß erneut ein fitter Mario Götze 90 Minuten lang auf der Bank. Kommenden Mittwoch gegen Mainz wird Götze auch endlich wieder ran dürfen.
Ribery ist da schon einen Schritt weiter. Er ist wieder da und kann auch noch sehr wertvoll werden für den FC Bayern. Auch im neunten Jahr in Folge.


Quelle: spox.com


Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt (1769 - 1859)