Diesem Mann vertrauen die Bayern ihre Zukunft an

Der FC Bayern hat jahrelang in der Nachwuchsarbeit gepennt. Supertalente? Fehlanzeige. Umso wichtiger wird nun ein Mann, dessen Näschen schon Rudi Völler schätzte. Erste Erfolge sind bereits sichtbar.



Foto: pa/Eibner-Presse 2014 kam Michael Reschke (l.) von Bayer Leverkusen zum FC Bayern. Dort lautet seine Amtsbezeichnung "Technischer Direktor"

Mein Lieblingszitat der Woche lieferte Michael Reschke. "Für uns wäre es ein Traum, der nächste Kingsley Coman würde Fritz Schmidt heißen, aus Solln stammen und seit Jahren zu unserem Juniorenteam zählen", sagte Bayern Münchens Technischer Direktor.
Besser hätte der Scouting-Experte die Schieflage beim FC Bayern im "Kicker" nicht beschreiben können. Deutschlands Rekordmeister – national über allem thronend und in der Champions League längst Halbfinalstammgast – hat in der Nachwuchsarbeit gepennt. Nicht in den vergangenen Wochen, sondern in den vergangenen Jahren. Und das trägt jetzt Früchte – oder eben nicht.
Bayerns U23 hängt in der Vierten Liga fest, steht hinter Teams wie Illertissen oder der zweiten Mannschaft aus Nürnberg. Tabellenführer Burghausen ist zwölf Punkte entfernt. Supertalente? Fehlanzeige.
Die U19 hat sogar 17 Punkte Rückstand auf die Spitze der Bundesliga Süd/Südwest – und dort steht ausgerechnet Stadtrivale TSV 1860 München. Auch Hoffenheim ist den Bayern enteilt. Schalke im Westen sowieso. Aus der eigenen Bayern-Jugend schaffte es schon seit vier Jahren keiner mehr in den Profikader.

Der FC Bayern auf der Suche nach den neuen Alabas

Die weit über die Bundesliga hinaus bekannte Talentespürnase Reschke ist der wichtigste FC-Bayern-Mann für die nächsten Jahre. Wie auch immer die zuletzt stetig ausgetauschten Nachwuchsverantwortlichen hießen und heißen, Reschke ist der Mann, der die neuen Lahms, Müllers und Alabas finden muss. Nicht in den eigenen Reihen, denn da herrscht Flaute, sondern "extern".


Foto: Bongarts/Getty Images Verteidiger David Alaba ist das letzte der sogenannten Eigengewächse, die es dauerhaft in den Profikader bei Bayern München geschafft haben

Reschke ist Bayerns wichtigster Zugang der vergangenen Jahre. 2014 kam er von Bayer Leverkusen, wo er für Rudi Völler jahrelang die Vorarbeit geleistet hatte. Völler kam dann meist nur noch zur Unterschrift hinzu, für die offiziellen Fotos.
Jetzt handelt Reschke für die Bayern und stärkte den Kader schon zu dieser Saison ungemein. Am Wochenende dankte ihm Pep Guardiola für Superaufsteiger Joshua Kimmich, den Reschke geholt hatte: "Großes Kompliment für Michael Reschke für diese Verpflichtung."
Auch Kingsley Coman, von dem der Technische Direktor gern die bayerische Version im Unterbau hätte, trägt das "Reschke-Siegel". Guardiola verriet es im Herbst: "Michael Reschke hatte mich über ihn informiert. Ich habe ihn mal bei Juventus gesehen, aber da war die Spielweise eine andere. Michael Reschke hat gesagt, er ist gut. Ich habe gesagt, okay, wenn du sagst, dass er uns helfen kann, dann ist es gut."
Coman gilt – nicht nur intern – längst als eine der stärksten Neuverpflichtungen der Bayern-Geschichte. Wie auch Douglas Costa, den Reschke bei der Copa America scoutete, und zu dessen Transfer er Vorstand wie Trainer dringend riet.

Leroy Sané fiel als 16-Jähriger durchs Bayern-Raster

Lars Bender beobachtete Reschke seit dessen 16. Lebensjahr. 2009 holte er ihn nach Leverkusen. Im gleichen Alter war Leroy Sané, der europaweit begehrte Shootingstar des FC Schalke, als er bei Bayern durch das Scouting-Raster fiel. Julian Weigl, heute hochgeschätzter Hoffnungsträger bei Borussia Dortmund, wurde 2010 abgelehnt.
Deswegen ist Reschke jetzt so wichtig für Deutschlands Vorzeigeklub, deshalb hat er den wichtigsten Job für die Bayern-Zukunft. Er soll, nein: Er muss die herausragenden Jungprofis finden, die im FCB-Trikot zu Weltstars reifen. Im Idealfall einen Schmidt aus München-Solln.


Quelle: welt.de


Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt (1769 - 1859)