Das Debakel von Jena wird Ancelotti nie vergessen

In der ersten Runde des DFB-Pokals muss der FC Bayern beim viertklassigen FC Carl Zeiss Jena antreten. Das weckt schlimme Erinnerungen bei Carlo Ancelotti. Und für die Partie fallen viele Spieler aus.



Nach 36 Jahren wieder in Jena: Münchens Trainer Carlo Ancelotti
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Sagt Ihnen Andreas Bielau etwas? Carlo Ancelotti schüttelt den Kopf. Den Namen hat er vergessen. Den Schmerz, den Bielau ihm zufügte, nicht.
Andreas Bielau war 1980 Spieler des FC Carl Zeiss Jena, Ancelotti Jungprofi beim AS Rom, und in der ersten Runde des Europapokals schoss der eingewechselte Bielau damals die letzten zwei Tore beim 4:0 gegen die Italiener. Nach ihrem 3:0 im Hinspiel in Rom hatten sich Ancelotti und seine Kollegen zu sicher gefühlt – und schieden völlig überraschend aus.

"Wir hätten auch 0:10 verlieren können. Es gibt Niederlagen, die vergisst du nie. Ich hoffe, dass es diesmal anders läuft", sagt Ancelotti.
Am Freitagabend (20.45 Uhr, Sky) kehrt er als neuer Trainer des FC Bayern zurück nach Jena. Die Erstrundenpartie im DFB-Pokal bei dem Regionalligaverein ist für den 57-Jährigen nach dem Supercup das zweite Pflichtspiel mit den Münchnern.
Er sagt vor dem Anpfiff das, was ein Trainer vor einem Duell mit einem unterklassigen Klub eben sagen muss: "Wir müssen konzentriert spielen. Im Pokal gibt es immer Überraschungen. Jena hat zuletzt vier Spiele gewonnen und ist eine gute Mannschaft."

Für die Partie gegen FC Carl Zeiss Jena fallen viele Spieler aus


Alles andere als ein deutlicher Sieg für den deutschen Fußball-Rekordmeister wäre eine Überraschung, das weiß natürlich jeder. Und doch haben die Bayern Grund zur Sorge: Nach Jerome Boateng, Holger Badstuber, Arjen Robben, Renato Sanches und Douglas Costa fallen für die Partie in Jena auch Xabi Alonso, Thiago und Kingsley Coman aus.
Alonso und Thiago haben sich im Supercup gegen Borussia Dortmund (2:0) am vergangenen Sonntag leichte Verletzungen zugezogen, Coman fehlt wegen einer Verletzung des Kapselbandapparates im linken Sprunggelenk wohl mehrere Wochen. Um den Kader aufzufüllen, ließ Ancelotti zuletzt sogar einen 16-Jährigen mittrainieren: Daniels Ontuzans spielt für die U17 der Münchner und gilt als vielversprechendes Mittelfeldtalent.
Am 31. August endet die Transferperiode, bis dahin können die Bayern unter Vertrag stehende Spieler verpflichten. Weitere Zugänge schließt Ancelotti trotz der vielen Ausfälle allerdings aus: "Ich bin glücklich mit dieser Mannschaft. Wir brauchen keine anderen Spieler und können auf die Verletzten warten. Sie werden bald zurück sein."

Mit den Bayern will es Carlo Ancelotti ins Finale schaffen


Im Spiel gegen Dortmund hatte sich Franck Ribéry zu einer Aktion hinreißen lassen, für die er die Rote Karte hätte sehen können. Unter der Woche rüffelte ihn dafür Kapitän Philipp Lahm, und auch Ancelotti sprach jetzt noch einmal mit dem Offensivstar.
"Das kann gefährlich sein. Er versteht das", sagt sein Trainer. Nicht nur in Sachen Disziplin fordert Ancelotti von seiner Mannschaft im Vergleich zum Supercup eine klare Steigerung. "Wir wollen uns verbessern."
Mit Paris Saint-Germain ist er vor drei Jahren im französischen Pokalwettbewerb gegen den Außenseiter FC Évian ausgeschieden. Ancelotti sprach damals von einem Desaster und seiner Mannschaft den Charakter ab.
Mit den Bayern will er es in dieser Saison unbedingt ins Finale schaffen, von der besonderen Atmosphäre in Berlin hat er schon viel erzählt bekommen. Jetzt erst mal Jena. "Ich freue mich, nach 36 Jahren dorthin zurückzukehren. Es hat sich da sicher viel verändert", so Ancelotti.
Andreas Bielau spielt längst nicht mehr. Und Ancelotti hat inzwischen fünfmal die Champions League gewonnen. Sein Erfolgsrezept? Ancelotti zuckt mit den Schultern. "Ich weiß nicht, warum ich sie so oft gewonnen habe. Vielleicht hatte ich Glück. Napoleon hat ja mal gesagt: Lieber einen glücklichen General als einen guten."
Und doch hofft Carlo Ancelotti, dass seine Bayern in Jena nicht auf Glück angewiesen sind.


Quelle: welt.de


Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt (1769 - 1859)