Vorschau: FC Bayern München – FC Ingolstadt



Fünf Pflichtspiele, fünf Siege und 20:0 Tore. Besser hätte der Start für Carlo Ancelotti beim FC Bayern kaum laufen können. Am Samstag will der Italiener diese Serie ausbauen, aber der FC Ingolstadt dürfte etwas dagegen haben.

Ex-Profi Ralph Gunesch spielte von 2012 bis 2015 für die Schanzer. Im Interview verrät er uns weshalb die zweite Saison für den FCI so schwer wird, wie die Taktik gegen die Bayern aussehen könnte und welche Ziele der Verein verfolgt.

Hallo, ich denke den meisten Lesern dürftest Du bekannt sein, aber erzähl uns vielleicht trotzdem noch mal kurz wer Du bist, für welche Vereine du gespielt hast und was Du seit Deinem Karriereende machst.

Mein Name ist Ralph Gunesch, inzwischen 33 Jahre alt und ich habe Ende Mai mein letztes Profispiel gemacht. Ich habe für Alemannia Aachen, Mainz 05, FC St.Pauli und zum Schluss für den FC Ingolstadt 04 gespielt.
Mittlerweile bin ich Co-Kommentator/Experte bei der neuen Sport-Streaming-Plattform DAZN, Teil des “Bohndesliga”-Teams, eine Fussballsendung auf Rocketbeans TV (Internet-TV-Sender) und die Trainerlizenz steht auch sehr weit oben auf der Liste.

Etwas über drei Jahre hast Du für den FC Ingolstadt gespielt und bist mit ihnen sogar Meister in der zweiten Liga geworden. Was macht den Verein speziell für dich?

Es ist ein junger Verein, der sich in vielen Bereichen noch finden musste und ich bin froh, dass ich einen kleinen Teil dazu beitragen konnte den Verein vor dem Abstieg in die 3. Liga zu bewahren und wieder in positive Zeiten zu führen. Das Arbeiten innerhalb des Vereins war stets geprägt von einer gewissen Weitsicht und Nachhaltigkeit und das sollte auch die Devise für die junge Saison sein.

Sprechen wir über diese noch junge Saison. Erfolgstrainer Ralph Hasenhüttl hat den Verein verlassen und ist jetzt in Leipzig. Wie schwer wird es für die Schanzer diesen Verlust zu kompensieren?

Natürlich war Hasenhüttl mit der entscheidende Mann für den Aufschwung und die rasante Entwicklung des Vereins in den letzten knapp drei Jahren. Aber ein neuer Impuls mit neuen Reizpunkten auf solch einer entscheidenden Position wie der des Trainers kann helfen, wieder für einige Überraschungen in der Saison zu sorgen. Eine neue oder leicht veränderte Spielweise macht den FC Ingolstadt weniger leicht ausrechenbar.

Kannst Du die Idee und Handschrift von Markus Kauczinski schon erkennen? Welche Art Fußball wird vom neuen Trainer erwartet?

Es wird keine Revolution der Spielweise. Er weiß natürlich, was die großen Stärken der Mannschaft die letzten Jahre waren. Aber in der Vorbereitung war schon zu erkennen, dass er das Offensivspiel noch stärker forcieren möchte und da einen anderen Fokus darauf legt.


Ralph Gunesch (rechts) spielte über drei Jahre für den FC Ingolstadt. Hier gegen seinen Ex-Verein FC St. Pauli.
(Foto: Martin Rose / Bongarts / Getty Images)


Die Offensive war sicher ein großes Problem für den FCI, aber dafür stellte man mit 42 Gegentoren eine der besten Defensivreihen der Liga. Fünf Verteidiger sowie der ehemalige Stammtorhüter Ramazan Özcan haben den Verein nun jedoch verlassen. Traust Du dem FCI trotzdem zu, dass sie das wiederholen können?

Das war natürlich für einen Aufsteiger eine sensationelle Leistung und die Basis für den souveränen Klassenerhalt. Es wird spannend zu sehen, ob man das wiederholen kann. Nun hat man mit Hübner und Özcan zwei Spieler verloren, die daran maßgeblichen Anteil hatten und für viel Stabilität gesorgt haben. Es wird sehr schwer, die Leistung aus dem letzten Jahr zu bestätigen. Die Frage wird sein, wie schnell sich die Defensive wieder als Einheit präsentiert.

In München wussten die Ingolstädter in der vergangenen Spielzeit mit hohem Pressing sehr zu überzeugen. Würdest Du als Trainer eine ähnliche Marschroute vorgeben oder eher mit einem tieferen Mittelfeldpressing agieren?


Man hat das Spiel letzte Saison in München lange Zeit offen gehalten, nach hinten raus ist dann aber die Kraft etwas verloren gegangen und dann haben sich Räume ergeben, die die Bayern eiskalt ausgenutzt haben. Natürlich ist das eine Spielweise, die auch Erfolg verspricht sofern man es 90 Minuten durchziehen kann.
Andersrum wäre auch ein 5-3-2/5-4-1 eine Variante, die die Bayern vor Probleme stellen könnte. Ein massives Zentrum und darüber hinaus immer wieder Unterstützung für die Außenverteidiger bei Ballbesitz des FC Bayern. Vor allem müssen da aber die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen passen. Das würde die Bayern zwingen, über außen zu spielen (massives Zentrum) und da gilt es dann schnellstmöglich für Unterstützung zu sorgen. (Beispiele Italien gegen Spanien / Deutschland gegen Italien / Frankreich gegen Deutschland bei der EM)

Wie geht das Spiel am Wochenende aus und welche Ziele verfolgt der FC Ingolstadt kurz-, mittel- und langfristig in der Bundesliga?

So sehr ich mir natürlich ein positives Ergebnis für den FC Ingolstadt wünsche, tippe ich auf einen Heimsieg des FC Bayern. Kurz- bis mittelfristig geht es für den Verein darum, sich in der 1. Liga zu etablieren und auch ein Ziel über “40 Punkte” hinaus zu formulieren. Das ist aber Zukunftsmusik. Momentan sollte das Hauptziel weiterhin “möglichst frühzeitig 40 Punkte” sein.


Quelle: miasanrot.de


Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt (1769 - 1859)