Leipzig gegen Bayern Trainer-Vergleich: So wird der Pokalkracher zur Stilfrage

Patrick Strasser, 25.10.2017 - 08:25 Uhr

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Bayern gegen leipzig - Henyckes gegen Hasenhüttl. Die AZ erklärt die Trainertypen. Foto: dpa/AZ-Montage

Der Pokalkracher RB Leipzig gegen FC Bayern ist auch das Duell der unterschiedlichen Trainertypen Ralph Hasenhüttl und Jupp Heynckes. Die AZ erklärt, was die beiden besonders macht.

München - Montag war trainingsfrei an der Säbener Straße. Für die Spieler, nicht für Jupp Heynckes. Der Bayern-Trainer verbrachte nahezu den gesamten Tag am Trainingsgelände, bereitete den Pokalkracher der zweiten Runde am Mittwoch (20:45 Uhr, ARD und Sky sowie im AZ-Liveticker) bei RB Leipzig vor.

Mit den Videoanalysten ließ er Szenen für die Mannschaftssitzung zusammenschneiden, schaute sich noch mal RB-Spiele an. Und fand sogar Zeit, "ein bisschen Sport für mich zu machen, das brauche ich". Um 18 Uhr war der 72-Jährige wieder in seinem Hotel. Für den Workaholic im Vergleich zu anderen Arbeitstagen ein früher Feierabend.

Die Bullen first – am Mittwoch könnte schon ein Titel futsch sein. "Es wird sicher ein sehr intensives, hochklassiges, dramatisches Spiel mit fußballerischen Leckerbissen", glaubt Heynckes, der erstmals auf Ralph Hasenhüttl (50) trifft. Der Österreicher, zum Ende seiner aktiven Karriere von 2002 bis 2004 bei den Bayern-Amateuren aktiv, kommt am Samstag (18:30 Uhr) dann nach München – zum Auswärtsspiel in der Liga.

Die AZ vergleicht die beiden Trainer vor dem Doppelpack-Showdown...

Spielstil

Heynckes hat den Bayern wieder Ordnung und Struktur gegeben, legt Wert auf eine stabile Defensive als Basis. In drei Spielen (5:0, 3:0, 1:0) setzte es keinen Gegentreffer. "Bei einem Hausbau fängt man ja auch erst mit dem Fundament an und dann geht es weiter", erklärte Heynckes. Das Pokalspiel will Leipzig mit seiner gewohnten Offensivpower gewinnen. Dabei spielt die Mannschaft dominanter als in der Vorsaison, hat mehr Ballbesitz (56 zu 52 Prozent). Nur noch 13 Prozent ihrer Tore fallen nach Schnellangriffen, letztes Jahr 21. Eine reine Konter-Mannschaft über die schnellen Stürmer wie Timo Werner? Nicht nur!
Führungsstil

Heynckes nimmt alle Spieler mit, führt zig Gespräche, schwört auf den persönlichen Austausch. In der Mannschaft setzt er auf eine klare Hierarchie, nach den Ausfällen von Manuel Neuer, Thomas Müller und Franck Ribéry ist Arjen Robben sein Kapitän. Hasenhüttl ist der Typ sanfter Motivator, der einen bestimmten, aber jovialen und gerechten Umgang mit seinen Spielern pflegt. Er sagt: "Man muss die Leute mitnehmen, um sie zu begeistern." Oder: "Meine Spieler dürfen Fehler machen." Er kontrolliert seine Emotionen, lässt erst bei Toren und nach Schlusspfiff alles raus.

Wertschätzung

Man lobt sich gegenseitig. Hasenhüttl findet, dass die Bayern nun "kompakter und mit mehr Bereitschaft, den Ball zu jagen" agieren. Also: "Mit der fußballerischen Qualität kombiniert, ist es ein anderes Bollwerk, das da auf dem Platz steht. Das ist natürlich auf die Handschrift von Jupp Heynckes zurückzuführen." Heynckes schwärmt: "In Leipzig wurde überragend gearbeitet: Kompetent, innovativ, mit klarem Konzept, mit jungen, athletischen, schnellen Spielern – natürlich durch das Sponsoring begünstigt. Sie haben vieles richtig gemacht."
Privates

Heynckes liebt Spaziergänge, den Wald, seine Haustiere. Schäferhund Cando wurde zur Berühmtheit. Im Job trinkt er meist Mineralwasser ohne Kohlensäure, "der Doktor sagt immer, wenn man älter wird, muss man viel trinken". Die RB-Brause aus der Dose hat er noch nicht probiert. Hasenhüttls Lieblingsgetränk ist Milch, er lebt alkoholfrei. In seiner Wohnung in Leipzig steht ein Flügel, manchmal legt er auch spontan in der Lobby eines Teamhotels los. Hasenhüttl spielt nach Gehör, ohne Noten. Im Urlaub setzt er sich aufs Mountainbike, überquerte 2014 die Alpen.
Die Zukunft

Heynckes will sich ab Juni 2018 wieder in die Rente, auf seinen Bauernhof im Schwalmtal zurückziehen, sich um Frau Iris und den Mini-Zoo kümmern. Hasenhüttl, dessen Arbeitspapier bis 2019 datiert ist, soll verlängern, wenn auch Sportdirektor Ralf Rangnick bleibt. Oder geht der Österreicher zu Bayern? Uli Hoeneß sagte einmal: "Wenn wir irgendwann einen deutschsprachigen Trainer suchen sollten, gehört er mit Sicherheit zu den Kandidaten, über die man nachdenken muss."

Quelle: https://www.abendzeitung-muenchen.de...e23f911-6f2c-4314-91e5-db73446cdf2d.html