BVB-Debakel in München Sechs, setzen!

Borussia Dortmund hat beim Auswärtsspiel in München ein Fiasko erlebt. Ausgerechnet der Erzrivale aus Gelsenkirchen ersparte dem BVB jedoch eine noch größere Demütigung.

Von Tim Pommerenke

Szene des Spiels: Beim Stand von 0:4 versuchte eine völlig verunsicherte BVB-Mannschaft, sich nur noch irgendwie in die Pause zu retten. Da passte Julian Weigl den Ball ohne Not in die Füße von Franck Ribéry. Der spielte einen Doppelpass mit James Rodríguez und lupfte elegant über Roman Bürki. 0:5 - ein leistungsgerechter Zwischenstand.

Das Ergebnis: 0:6

Die erste Hälfte: So klar wie das Ergebnis waren die ersten Treffer nicht. Beim 1:0 durch Robert Lewandowski nach fünf Minuten stand der Pole im Abseits. Schiedsrichter Bastian Dankert gab den Treffer dennoch. Das Tor von Ribéry vier Minuten später erkannte er nach Einsatz des Videobeweises ab. James hatte das Zuspiel in Abseitsposition abgefälscht. Diesen Fauxpas korrigierte der Kolumbianer schon in der 14. Minute und erzielte das 2:0. Thomas Müller unterstrich seine derzeitige Top-Form mit dem 3:0 (23. Minute), Lewandowski (44.) und Ribéry (45.+1) legten noch vor der Pause nach.

Fünf zur Pause: Es ist fast vierzig Jahre her, dass der BVB zur Halbzeit mit mindestens fünf Gegentoren zurücklag. Im April 1978 hieß der Gegner Borussia Mönchengladbach, gleich fünfmal traf Fohlen-Stürmer Jupp Heynckes. Am Ende stand es 12:0 für die Borussia aus Mönchengladbach.

Die Zeit steht still: Zu Beginn der zweiten Hälfte blieb beim Sender "Sky" gleich mehrfach die Uhr mit der Spielzeit stehen. Nicht der einzige Hänger, den die Zuschauer in der zweiten Halbzeit erlebten.

Die zweite Hälfte: Die ist nämlich schnell erzählt. Mario Götze traf in der 67. Minute den Pfosten, Lewandowski erneut das Tor des BVB (87.). Am Ende stand es 6:0 für die Hausherren.

Immerhin Kurs Champions League: Es war nicht die höchste Niederlage des BVB gegen den FC Bayern. Im November 1971 stand es zur Hälfte "nur" 4:0 für die Münchner, am Ende hieß es allerdings 11:1. Kleiner Trost: Damals stand Dortmund auf Platz 15, am Ende der Saison stieg die Borussia ab. In dieser Saison liegt der Klub trotz der Pleite auf einem komfortablen dritten Platz und hat noch immer beste Chancen auf die Teilnahme an der Champions League.

Zahlen lügen nicht (I): Das BVB-Debakel im ersten Durchgang lässt sich anhand von Statistiken gut illustrieren. Gonzalo Castro gewann bis zu seiner Auswechslung in der 33. Minute keinen Zweikampf, sein Nebenmann Mahmoud Dahoud nur einen aus sieben. Besonders in der Zentrale wirkte die Borussia offensiv wie defensiv hilflos. Das belegen auch die Ballverluste von Castro vor dem 0:3 und Weigl vor dem 0:5.

Zahlen lügen nicht (II): Die Überlegenheit des FC Bayern lässt sich ebenfalls in Statistiken ausdrücken. Die überraschende Doppelsechs mit James und Javi Martínez entpuppte sich als gute Idee. Beide gewannen jeden Zweikampf. Der BVB zwang sie allerdings auch nur zu fünf - zusammengezählt. Auch bemerkenswert: Ribéry brachte im ersten Durchgang 100 Prozent seiner Pässe zum Mitspieler.

Danke nach Schalke: Über die vergangenen Jahre war der BVB der größte Konkurrent des FC Bayern, zeitweise der einzige Klub, der dem FC Bayern die Meisterschaft streitig machen konnte. Vor dem Spieltag sah es danach aus, als könnte der FC Bayern seine vorzeitige Meisterschaft am 28. Spieltag ausgerechnet mit einem Sieg gegen den BVB feiern. Dass aus der Demütigung nichts wurde, verdankt die Borussia dem Erzfeind aus Schalke. Denn Gelsenkirchen gewann am Nachmittag gegen Freiburg und könnte damit den Münchnern zumindest rechnerisch noch die Meisterschaft streitig machen.

Bayern München - Borussia Dortmund 6:0 (5:0)
1:0 Lewandowski (5.)
2:0 James (13.)
3:0 Müller (23.)
4:0 Lewandowski (44.)
5:0 Ribéry (45.+1)
6:0 Lewandowski (87.)
Bayern München: Ulreich - Rafinha, Jérôme Boateng, Hummels, Alaba (46. Kimmich) - Martínez - Robben (69. Rudy), Müller, James (65. Thiago), Ribéry - Lewandowski Borussia Dortmund: Bürki - Piszczek, Sokratis, Akanji, Schmelzer - Dahoud, Castro (29. Weigl) - Pulisic (75. Philipp), Götze (78. Sahin), Schürrle - Batshuayi
Schiedsrichter: Bastian Dankert (Rostock)
Gelbe Karten: Ribéry / Weigl
Zuschauer: 75.000 (ausverkauft)


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