Champions-League-Halbfinale
FC Bayern unterliegt Real trotz zahlreicher Chancen

München. Bayern Münchens Triple-Traum droht zu platzen. Die Mannschaft von Trainer Jupp Heynckes unterlag Real Madrid im Halbfinal-Hinspiel der Champions League trotz einer über weite Strecken guten Leistung 1:2 (1:1).

Für die Bayern war es die erste Heimniederlage seit einem Jahr (DFB-Pokal-Halbfinale gegen Dortmund), für Heynckes die erste in der Königsklasse seit dem Achtelfinal-Rückspiel 2013 gegen den FC Arsenal (0:2). "Es war ein kurioses Spiel. Wir haben Madrid zwei Tore geschenkt und eine Fülle von richtig guten Torchancen nicht genutzt", sagte der 72-Jährige im ZDF.

"Mitte der ersten Halbzeit waren wir gut im Spiel, dann aber zu naiv", sagte Kapitän Thomas Müller: "Wir hatten so viele Möglichkeiten, da musste ich schon süffisant lächeln, als es mit 1:1 in die Kabine ging. Es war viel, viel mehr drin." Dennoch sei im Rückspiel am kommenden Dienstag (1. Mai) noch "alles möglich. Aber wir haben uns heute keinen Gefallen getan", sagte Müller.

Der Weg ins Endspiel nach Kiew am 26. Mai wird umso steiniger, weil die Bayern zu allem Überfluss wohl auch noch stark ersatzgeschwächt nach Spanien fliegen. Auch Superstar Arjen Robben und Weltmeister Jerome Boateng dürften in Madrid ausfallen, beide mussten frühzeitig verletzt ausgewechselt werden - kurz vor Schluss traf es dann auch noch Javi Martinez.

Joshua Kimmich ließ den fünfmaligen Sieger der Königsklasse mit seinem Treffer (28.) auf eine bessere Ausgangslage hoffen. Doch Marcelo (44.) und der eingewechselte Marco Asensio (57.) sorgten für ein böses Erwachen.

Dabei hatten die Bayern, die 2014 im Halb- und 2017 im Viertelfinale jeweils nach Heim-Pleiten (0:4, 1:2) an Real gescheitert waren, sogar Superstar Cristiano Ronaldo gut im Griff. Auch Weltmeister Toni Kroos zeigte im Mittelfeld der Rekordsiegers der Champions League (zwölf Titel) keine überragende Partie.

Heynckes musste seine Pläne früh über den Haufen werfen. Nach dem Ausfall von David Alaba verletzte sich auch Robben. Für den Niederländer kam Thiago (8.), der nur mühsam ins Spiel fand. Überhaupt stockte der Bayern-Motor nach euphorischem Beginn bald. Real witterte die zunehmende Verunsicherung, traute sich mehr zu, attackierte die Münchner früher.

Einzig Madrid-Leihgabe James versuchte in dieser Phase, das Spiel an sich zu reißen. Doch außer einem Distanzschuss von Alaba-Ersatz Rafinha (19.) strahlten die Bayern keine Gefahr aus. Real wurde dominanter, der Ex-Leverkusener Dani Carvajal prüfte Sven Ulreich (23.).

Mitten in der Drang-Periode der Königlichen schlug plötzlich Kimmich zu. Ein James-Pass in die Tiefe reichte, um Reals linke Abwehrseite zu entblößen. Kimmich strebte alleine gen Keylor Navas und überraschte den Keeper mit einem satten Schuss in die Torwart-Ecke.

Doch in den Jubel hinein platzte der nächste Schock für die Bayern und Bundestrainer Joachim Löw, der unter den 70.000 Zuschauern in der ausverkauften Allianz Arena saß: Weltmeister Boateng saß auf dem Boden, fasste sich an die Leiste - und musste ebenfalls raus. Für ihn kam Niklas Süle (34.), nur Sekunden später hätte Franck Ribery auf 2:0 erhöhen können.

Real versuchte, sich mit der ein oder anderen härteren Aktion zurück ins Spiel zu kämpfen. Das blieb zunächst unbestraft, weil Schiedsrichter Björn Kuipers (Niederlande) zum Entsetzen der Bayern allzu viel durchgehen ließ. Die lange Leine des Unparteiischen führte zu einer gewissen Hektik, von der sich die Gästeabwehr anstecken ließ.

Mats Hummels (41.) und Kapitän Müller (42.) hätten dies beinahe genutzt, stattdessen aber traf Marcelo von der Strafraumgrenze ins Bayern-Herz. Martinez machte dabei eine unglückliche Figur. Einen Trumpf aber hatte der Herausforderer vor der Pause noch im Ärmel: Doch Robert Lewandowski köpfte Navas freistehend in die Arme (45.+1).

Ronaldos erster Torschuss (47.) landete im Seitenaus. Asensio hatte nach einem schlimmen Fehlpass von Rafinha frei vor Ulreich leichtes Spiel. Die Bayern drängten vor allem mit dem immer stärkeren Ribery vehement auf den Ausgleich, allein er vergab mehrmals. Lewandowski scheiterte zudem kurz vor dem Abpfiff aus kurzer Distanz.


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