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Schulz: Appell gegen die Krise

„Wir müssen uns heute endlich alle den Arsch aufreissen“



Von HEIKO OSTENDORP und VANGELIS PARASIDIS

Beim 2:2 gegen Bielefeld war Schulz II der bessere Schulz: Amateur Bastian Schulz (22) sitzt nach starkem Debüt heute bei den Profis in Duisburg aber nur auf der Bank.

Sein Namensvetter war der Matchwinner im Hinspiel. Christian Schulz (24) erledigte den MSV im September mit einem Tor-Doppelpack beim 2:1 fast im Alleingang. Vor dem Rückspiel schlägt Schulz I Alarm. Sein Appell gegen die Krise: „Wir müssen uns heute endlich alle den Arsch aufreißen.“

Nur 1 Sieg aus den letzten 8 Spielen, Absturz auf Platz 10. Sind die Roten einfach nicht besser? Sieht Schulz I anders: „In der Hinrunde haben wir gezeigt, zu was wir in der Lage sind - das war normal. Jetzt spielen wir weit unter unseren Möglichkeiten.“ Auch „Schulle“ selbst. Sein letztes Tor machte er im November, die Formkurve zeigt steil nach unten.

Der Ex-Bremer: „Ich habe nicht die Form der Hinrunde. Aber da sind bei uns viele dabei, die sich diesen Hut aufziehen müssen. Im Moment sieht jeder, dass er weit unter seinen Möglichkeiten spielt.“

Soll sich heute ändern: Vinicius (für Zuraw) darf neben Ismaël in der Innenverteidigung ran. Für den gesperrten Bruggink beginnt Pinto im Mittelfeld. Stajner nach seinem starken Joker-Einsatz gegen Bielefeld auf der rechten Außenbahn.

Trainer Dieter Hecking: „Ich denke, wir haben mehr Qualität auf dem Platz als der MSV. Aber die stehen mit dem Rücken zur Wand, werden kratzen und beißen. Wir müssen aggressiv dagegenhalten.“ So wie es Schulz I von sich und den Mitspielern fordert.

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Lala fehlt in Albanien

Profi reagiert auf Ausschluss



Hannover (fe). In den Mannschaftsbus, mit dem die Spieler von Hannover 96 am Freitag nach Duisburg gefahren sind, ist Altin Lala eingestiegen. Seinen Platz im Flugzeug, das ihn demnächst nach Tirana bringen sollte, wird er hingegen nicht einnehmen: Der albanische Nationalspieler hat die jüngste Einladung seines Verbandes ausgeschlagen. „Ich fahre da nicht hin“, sagte der 32-Jährige, „das macht keinen Sinn.“ Für die Länderspielwoche hat Auswahltrainer Arie Haan ein Trainingslager angesetzt, nachdem sowohl Weltverband FIFA als auch der europäische Verband UEFA Albanien vorerst vom internationalen Spielbetrieb ausgeschlossen haben. Hintergrund dieser Entscheidung ist der anhaltende Konflikt zwischen der Regierung und dem albanischen Fußballverband, gegen den von offizieller Seite in Tirana Manipulations- und Korruptionsvorwürfen erhoben werden.

Nach Aussagen eines UEFA-Sprechers hoffen die internationalen Verbände, den Streit in den nächsten zwei Monaten beilegen zu können. Solange ist Albaniens Nationalelf, die am kommenden Mittwoch zu einem Testspiel gegen Moldawien antreten sollte, zum Zuschauen verdonnert. Die albanische Regierung war von der FIFA schon vor geraumer Zeit aufgefordert worden, ihre Anschuldigungen zu belegen und vom Versuch der Einflussnahme auf den Landesverband abzulassen.

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Nachgefragt…

bei Silvio Schröter, früherer 96-Profi in Diensten des MSV Duisburg



Herr Schröter, was ist das für ein Gefühl, wenn Ihre alten Kollegen erscheinen, um gegen Ihre neue Mannschaft anzutreten?

Ich freue mich, den einen oder anderen wiederzusehen. Leider kann ich nicht aktiv mitwirken. Gegen Michael Tarnat hätte ich zu gern gespielt, aber nun sind wir beide nicht dabei.

Hat Sie der Trainer nicht berücksichtigt?

Ich hatte mir schon vor dem Spiel gegen Bielefeld (am 23. Februar – d. Red.) eine Verletzung am rechten Sprunggelenk zugezogen. Anfangs war das gar nicht so schmerzhaft, ich habe auch zwei Spiele gemacht, danach ist es aber schlimmer geworden. In dieser Woche wollte ich wieder mittrainieren, aber die Ärzte meinten, das Risiko sei noch zu groß. Ich hoffe, dass ich in zwei Wochen wieder dabei sein kann.

Das Pech scheint Ihnen, wie schon in Hannover, offenbar treu zu bleiben.

Ich bin hier ganz gut reingekommen, nachdem ich den Rückstand durch die verpasste Vorbereitung aufgeholt hatte. Mit meinem Tor beim 2:0 in Bielefeld konnte ich auch ein klein wenig auf mich aufmerksam machen. Dass ich wieder raus bin durch die Verletzung, kann ich nicht ändern.

Spüren Sie, dass Ihnen Trainer Rudi Bommer Vertrauen schenkt?

Sonst hätte er mich ja nicht spielen lassen. Er hat immer gesagt, dass er mich gern verpflichten würde, und wir haben den Vereinswechsel trotz einiger Irritationen dann ja auch auf die Reihe bekommen. Es liegt an mir, meine Leistung zu bringen.

Ihr Vertrag gilt nur bis Ende dieser Saison. Ist das nicht eine zusätzliche Belastung?

Im Moment noch gar nicht. Es war mein Wunsch, nur für ein halbes Jahr zu unterschreiben. Damit kann ich gut leben.

Was spricht aus Ihrer Sicht dafür, dass der MSV den Klassenerhalt schafft?

Die vier, fünf Teams, die unten stehen, liegen ziemlich gleichauf. Mit ein, zwei Siegen sähe das Ganze gleich viel freundlicher aus. Wenn wir drinbleiben wollen, dann müssen wir gegen 96 drei Punkte holen. Man kann sich nicht immer darauf verlassen, dass die anderen auch verlieren.

Machen Sie Halt in Hannover, wenn Sie in Ihre Heimat nach Dresden fahren?

In Hannover bin ich alle zwei Wochen, hier habe ich noch eine Wohnung. Ich treffe mich auch noch mit ehemaligen Mitspielern und will den Kontakt nicht abreißen lassen. 96 drücke ich nach dem Spiel in Duisburg auch wieder die Daumen. Bei allem, was war: Ich blicke nicht zurück im Zorn.
Interview: Norbert Fettback

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Kratzen und beissen

Mit einem Sieg beim MSV Duisburg wollen die „Roten“ endlich einen Befreiungsschlag landen



Von Christian Purbs

Hannover. Dass es um das Selbstvertrauen von Hannover 96 derzeit nicht allzu gut bestellt ist, überrascht nach den vielen schwachen Leistungen in der Rückrunde nicht. Es gibt für die „Roten“ auch wirklich keinen Grund, eine dicke Lippe zu riskieren, selbst dann nicht, wenn der Gegner am heutigen Sonnabend der MSV Duisburg (15.30 Uhr in der MSV-Arena) und damit das Schlusslicht der Fußball-Bundesliga ist. Um den zweiten Sieg in diesem Jahr zu schaffen, ist 96 fast jedes Mittel recht. Und sei’s die Taktik, sich selbst ein bisschen klein zu reden, um dann einen großen Sieg zu landen. Ist zwar nicht gerade neu, aber wenn’s hilft schon in Ordnung. Damit dieser Trick jedoch funktioniert, müssen die Aussagen über die Stärke des Gegners und die eigenen Schwächen glaubhaft sein. Und da könnte Dieter Hecking den Bogen etwas überspannt haben.

Es war zumindest ungewöhnlich, was der 96-Trainer zwei Tage vor dem Gastspiel beim Aufsteiger sagte. „Die Qualität der Duisburger ist ihre Situation. Der MSV wird sich fragen: Wenn wir nicht zu Hause gegen 96 gewinnen, gegen wen dann sonst?“ So weit ist es also schon gekommen, 96 als letzte Chance für Abstiegskandidaten. Nicht gegen Cottbus oder Nürnberg, nein gegen Hannover hofft der Letzte auf das rettende Licht am Ende der Liga. Wüsste man nicht genau, dass das alles nur ein Ablenkungsmanöver ist, es könnte einem Angst und Bange um 96 werden.

Zwar hat sich die ehemals gute Auswärtsbilanz der „Roten“ durch die Rückschläge in der Rückrunde relativiert, doch Hecking hofft, dass „wir jetzt auch auswärts die Kurve kriegen“. Seine Mannschaft wolle endlich „den Lauf beenden, der uns selber nicht schmeckt. Wir sind dran mit einem positiven Ergebnis“, sagt der 43-Jährige. Dass er dabei wieder einmal auf zahlreiche Stammspieler verzichten muss, ist für Hecking in diesem Jahr keine neue Situation. Neben Jan Rosenthal, Michael Tarnat und Frank Fahrenhorst werden in Duisburg auch Gaétan Krebs (Knieprobleme) und Arnold Bruggink fehlen.

Besonders der Ausfall des Niederländers, der im Heimspiel gegen Arminia Bielefeld seine fünfte Gelbe Karte kassierte und deshalb in Duisburg gesperrt ist, könnte der Mannschaft schaden. Denn Bruggink kam zuletzt immer besser in Schwung und bewies mit zwei Treffern auch seine Torgefährlichkeit. Für ihn wird Sergio Pinto, der in der Rückrunde nur durch seinen Platzverweis in Hamburg aufgefallen ist, im offensiven Mittelfeld spielen.

Trotz der Personalprobleme verfügt 96 im Vergleich zum MSV immer noch über die besseren Einzelspieler. Das allein wird jedoch nicht für das zweite Erfolgserlebnis in diesem Jahr ausreichen. Gegen eine Mannschaft wie Duisburg, die um ihre Bundesliga-Existenz spielt und „kratzen und beißen“ (Hecking) wird, sind eigene Aggressivität und Zweikampfstärke die Voraussetzung, um sich durchsetzen zu können. Und wenn die „Roten“ nicht so fahrlässig mit ihren Torchancen umgehen würden wie gegen Bielefeld, würde das auch helfen.

Im heutigen Spiel in Duisburg wird sich zeigen, ob sich Hannover mit einem Sieg noch einmal aus dem Mittelmaß der Liga befreien kann. Um nicht in der Bedeutungslosigkeit zwischen Energie und Eintracht zu verschwinden, sollte den „Roten“ jedes Mittel recht sein. Und jeder Trick.

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MSV - 96

Personalsituation bei 96: Bei 96 fehlen Thomas Brdaric, Chavdar Yankov, Michael Tarnat, Frank Fahrenhorst, Gaétan Krebs, Jan Rosenthal und der gelbgesperrte Arnold Bruggink. Den Kader komplettieren Torwart Richard Golz, Ferhat Bikmaz, Dariusz Zuraw, Bastian Schulz, Vahid Hashemian, Benjamin Lauth und Konstantin Rausch.

Personalsituation beim MSV Duisburg: Mit Björn Schlicke (Muskelfaserriss), Klemen Lavric (Achillessehnenprobleme) und vor allem dem besten Torschützen, Manasseh Ishiaku (Muskelfaserriss), fehlen dem Schlusslicht wichtige Kräfte, auch der frühere 96er Silvio Schröter wird nicht spielen können. Möglicherweise bringt Trainer Rudi Bommer mit Bojan Vrunica einen zweiten Stürmer.

Der Gegner:
Der MSV steht zu Recht ganz unten, aus einer mausgrauen Mannschaft ragt Ivica Grilic (stark bei Standards) heraus. Der frühere Freiburger Tobias Willi hat sich nach einer langen Durststrecke in Duisburg wieder gefangen und macht Druck über die rechte Seite.

Ohne Ishiaku (bislang sieben Treffer) herrscht in der Duisburger Offensive Flaute, kein anderer Spieler hat mehr als drei Treffer erzielt. Tom Starke ist einer der schwächsten Torhüter der Liga. Weil dem MSV in seiner misslichen Tabellensituation nur ein Sieg hilft, wird er die Initiative ergreifen müssen – genau das kann die Mannschaft aber nicht.

Schiedsrichter: Lutz Wagner (Hofheim).

Anstoß: Am heutigen Sonnabend um 15.30 Uhr in der MSV-Arena.

Fernsehen: Bilder von der Partie gibt es am Sonnabend von 18.30 Uhr in der ARD in der „Sportschau“ und im ZDF im „Aktuellen Sportstudio“ (22 Uhr) sowie am Sonntag um 9.30 Uhr im DSF mit den „Roten“ und um 22.45 Uhr im NDR.

Statistik: 96 hat von den vergangenen acht Bundesligaspielen nur eines gewonnen. Der MSV gewann in der 1. Liga zuletzt 1975 ein Heimspiel gegen 96 (4:3). Vorsicht ist in der Anfangsviertelstunde angebracht, in der die Duisburger bislang 25 Prozent ihrer Treffer erzielt haben.

Kartenservice: 31 500 Zuschauer fasst die MSV-Arena, viel mehr als 20 000 werden es am Sonnabend aber nicht werden.

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Frohe Kunde für Robert Enke

96-Torwart ist gegen die Schweiz dabei und hat sein EM-Ticket damit fast sicher / Huth überraschend nominiert / Hanke spielt keine Rolle mehr



Von Heiko Rehberg

Hannover. Eine kleine Unsicherheit bleibt noch, doch wenn nicht alles gegen ihn läuft, dann kann Robert Enke für die Fußball-Europameisterschaft planen. Der Torwart von Hannover 96 wurde wie Jens Lehmann und Timo Hildebrand für das Länderspiel am kommenden Mittwoch in Basel gegen die Schweiz nominiert (20.45 Uhr, live im ZDF) – genau wie es die HAZ am 29. Februar bereits vermeldet hatte.

Das Festhalten an den drei Stammtorhütern ist als deutliches Zeichen zu werten, dass Bundestrainer Joachim Löw auch bei dem Turnier mit diesem Trio plant – vor der offiziellen Nominierung des deutschen EM-Kaders am 16. Mai gibt es nach dem Schweiz-Spiel nämlich weder eine Übungseinheit noch eine Testpartie.

„Wir möchten mit allen drei Torhütern sprechen und in Ruhe mit ihnen nochmals die aktuelle Situation kurz vor der Europameisterschaft erörtern“, sagte Löw. Dass der Leverkusener Rene Adler – derzeit zweifellos der beste Torwart der Liga – und der Schalker Manuel Neuer ein EM-Ticket bekommen, ohne zuvor einmal Nationalelf-Luft geschnuppert zu haben, ist damit fast ausgeschlossen.

Offiziell benutzte Löw zwar die Sprachregelung, dass „ich mich bei den Torhütern nie definitiv festgelegt habe“. Außerdem kündigte er „bis Mitte Mai hochintensive Beobachtungen“ an und versprach, dass „die Tür bis zum Tag der Nominierung nicht ganz zu ist, wenn jemand absolute Topleistungen bringt“. Diese Äußerung dürfte aber mehr auf die Feldspieler gemünzt sein als auf die sensible Torhüterfrage.

Nicht nur bei Enke, sondern auch bei seinem Vereinstrainer Dieter Hecking war die Freude groß. „Aus meiner Sicht hat Enke keinen Anlass gegeben, an seinen Qualitäten zu zweifeln. Wir haben zwar viele Gegentore erhalten, aber am Torwart hat es nicht gelegen“, sagte der 96-Coach. Dass sein Klub gestern auf der Internetseite eine Statistik veröffentlichte, der zufolge Enke in der Bundesliga nur 65,3 Prozent der gegnerischen Schüsse abgewehrt hat und mit einem für Enke schmerzhaften Hinweis („Nur zwei aktuelle Stammtorhüter waren schwächer“) garnierte, wird dem Keeper die gute Laune nicht mehr verdorben haben.

Für die einzige Überraschung im Aufgebot sorgte ein anderer Profi mit Vornamen Robert, nämlich Robert Huth. Der England-Legionär, früherer Liebling von Jürgen Klinsmann, steht erstmals unter Löw im Kader. Mike Hanke von Hannover 96 dürfte dagegen nun Gewissheit haben – er spielt in den EM-Planungen keine Rolle mehr.

Das Aufgebot

Tor: Jens Lehmann (FC Arsenal), Timo Hildebrand (Valencia), Robert Enke (96).

Abwehr: Arne Friedrich (Hertha BSC), Robert Huth (FC Middlesbrough), Marcell Jansen, Philipp Lahm (beide Bayern München), Per Mertesacker (Werder Bremen), Heiko Westermann (Schalke 04).

Mittelfeld: Michael Ballack (FC Chelsea), Thomas Hitzlsperger (VfB Stuttgart), Bernd Schneider (Bayer Leverkusen), Lukas Podolski, Bastian Schweinsteiger (beide FC Bayern), Simon Rolfes (Leverkusen), Clemens Fritz (Bremen), Piotr Trochowski (Hamburger SV).

Angriff: Mario Gomez (VfB Stuttgart), Miroslav Klose (Bayern), Stefan Kießling (Leverkusen), Kevin Kuranyi (Schalke).


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Enke fährt in die Schweiz

… aber was will Löw da mit ihm besprechen? Na bitte – Bundestrainer Joachim Löw nimmt Robert Enke mit zum Länderspiel in die Schweiz.



VON GUNTHER NEUHAUS UND FLORIAN KREBS HANNOVER. Erstmal ist alles beim Alten geblieben. Kurz vor Weihnachten hatte Joachim Löw ja versprochen, die Torhüter Jens Lehmann, Timo Hildebrand und Robert Enke zur Alpen-EM im Sommer mitnehmen zu wollen. Am Donnerstag nominierte der Bundestrainer eben diese drei auch für die Reise zum Länderspiel in der Schweiz am kommenden Mittwoch.

„Wir möchten mit allen drei Torhütern sprechen und in Ruhe mit ihnen nochmals die aktuelle Situation kurz vor der Europameisterschaft erörtern“, sagte Löw. „Gemeinsam mit Andreas Köpke habe ich mich für diese Vorgehensweise entschieden.“ Man fragt sich natürlich, was es denn da zu erörtern gibt. Wäre die Torhüter-Hierarchie gefestigt, gäbe es nun auch keinen Gesprächsbedarf.
96-Liebling Enke geht die Schweiz-Reise aber gelassen an. „Ich werde das auf mich zukommen lassen und kann dem Gespräch schlecht vorweggreifen“, meint er. „Es ist ja noch keine Entscheidung gefallen. Der Bundestrainer wird seinen Standpunkt erläutern – nicht nur bei den Torhütern, sondern bei allen Spielern.“


Torwarttrainer Köpke aber scheint sich intern für Leverkusens René Adler stark zu machen, auch Manuel Neuer (Schalke) bleibt ein Kandidat für die Nationalelf. Löw will „bis Mitte Mai hochintensive Beobachtungen vornehmen“, auch bei den Torhütern sei „die Tür bis zum Tag der Nominierung nicht ganz zu“.

Dieter Hecking war „verwundert über die Aussage“. Der 96-Trainer weiß, dass „Robert trotz der vielen Gegentore bei uns keinen Anlass dazu gegeben hat, an seiner Qualität für die EM zu zweifeln“. Weiter stark zu halten, sei „das beste Argument“.

Das sieht Enke genauso: „Wenn ich meine Leistung konstant bringe, wüsste ich nicht, warum ich nicht mitfahren sollte. Bisher habe ich meine Leistung gebracht. Aber es sind noch zwei Monate Zeit. Ich werde weiter Gas geben.“

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96 muß Ellenbogen zeigen

Heute beim Letzten in Duisburg. Neue Chance für Pinto als Zehner. 96 hat sich in den letzten Wochen zu oft von den Gegnern rumschubsen lassen – ab heute beim Spiel in Duisburg sollen die schwächelnden 96-Profis wieder Ellbogen zeigen.



VON GUNTHER NEUHAUS UND FLORIAN KREBS HANNOVER. Sie haben es sich bei 96 ja selbst zuzuschreiben, dass sie in der Bundesliga nicht mehr für voll genommen werden. Mit nur einem Sieg (2:1 gegen Nürnberg) aus den vergangenen acht Spielen ließ man sich auf Platz zehn abdrängen.

„Die Duisburger werden auch denken: Wenn nicht gegen Hannover – gegen wen sollen sie denn sonst gewinnen?“, vermutet Dieter Hecking. So weit ist es schon gekommen. „Der negative Lauf schmeckt uns selber nicht“, das ist ja klar, „wir müssen jetzt auswärts versuchen, die Kurve zu kriegen, um wieder erfolgreich Fußball zu spielen.“

Weil dem 96-Trainer ein Künstler wie Diego oder Franck Ribéry fehlt und damit „die individuelle Qualität, um uns auf einen Spieler zu verlassen“, soll ab heute beim Spiel im Ruhrpott wieder gemeinsam Fußball malocht werden: „Wir können nur über das Kollektiv kommen.“

Das werden die individuell sicher schlechter bestückten Duisburger nicht anders halten. „Mannschaften im Abstiegskampf kratzen und beißen“, weiß Hecking, seine Spieler sollen sich nun aber wehren. „Wir werden nichts geschenkt bekommen. Wenn wir nur einen Schritt zurückgehen und nicht voll dagegenhalten, wird es sehr schwer.“

Innenverteidiger Vinicius, von einer Knieverletzung genesen, will jedenfalls „den Kampf annehmen“. Und 96-Vorarbeiter Altin Lala fordert „mehr Aggressivität als zuletzt“. Er wird mit Hanno Balitsch das defensive Mittelfeld beackern.

Davor soll Sergio Pinto, flankiert von Jiri Stajner und Szabolcs Huszti, eine neue Chance bekommen. Er will „mal wieder über die volle Distanz spielen“, was eine forsche Forderung ist nach seinem miserablen Auftritt gegen Bielefeld. Mangels Alternativen – Arnold Bruggink ist gesperrt, Gaétan Krebs verletzt – muss Hecking aber erneut auf Pinto setzen.

Der 96-Zehner will wieder robuster auftreten und „ein gutes Spiel zeigen“. Auch in den Partien gegen Stuttgart (in acht Tagen), in Wolfsburg (5. April) und gegen Frankfurt (12. April) wird Aggressivität gefragt sein – damit sich 96 in der Ellbogen-Gesellschaft Bundesliga wieder behauptet.

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Spielbericht: MSV Duisburg - H96 1:1 (0:1)


Fast 90 Minuten in Unterzahl gespielt, einen Zähler erkämpft! Nachdem Stürmer Mike Hanke bereits früh wegen Tätlichkeit vom Platz flog (5.), hatte Jiri Stajner die Roten trotzdem noch vor der Pause beim Schlusslicht Duisburg in Führung geköpft (42.). Lange Zeit konnte 96 dann dem MSV-Dauerdruck der zweiten Halbzeit standhalten – doch der eingewechselte Michael Lamey sicherte den Zebras schließlich mit einem Sonntagsschuss noch das 1:1-Unentschieden.



Bruggink Gelb geperrt

Beide Teams weiterhin mit großen Personalsorgen: Zwar konnte 96-Cheftrainer Dieter Hecking wieder auf Innenverteidiger Vinicius zurückgreifen, für den Zuraw wieder auf die Bank weichen musste. Doch zu den übrigen verletzungsbedingten Ausfällen gesellte sich der Gelb gesperrte Bruggink. Stajner rückte in die Startelf. Pinto übernahm die Zehnerposition. MSV-Trainer Bommer ließ erstmals Neuzugang Vrucina von Beginn an stürmen, für den gesperrten Fernando rückte Caceres nach hinten.



Hanke verliert die Nerven – Stajner köpft ein

Die Begegnung beim Tabellenletzten begann mit einem negativen Paukenschlag: Mike Hanke ließ sich durch Gegenspieler Filipescu provozieren, der ihm absichtlich auf den Fuß stieg. Der 96-Stürmer revanchierte sich in einer Reflexbewegung mit einem Nackenschlag und kassierte von Schiedsrichter Wagner die Rote Karte (5.). Filipescu sah lediglich den gelben Karton. Zunächst konnten die Zebras aus der frühen numerischen Überlegenheit aber kein Kapital schlagen – sie wirkten eher verunsichert. Lediglich ein Abseitstreffer Vrucinas (21.) sorgte für ein wenig Aufregung. Die Roten spürten, dass der MSV gehemmt agierte und suchten in Unterzahl nun ihrerseits ihre Chance. Doch ein Kopfball von Vinicius (23.) und ein abgerutschter Pinto-Versuch (31.) waren nicht wirklich zwingend. Trotzdem war die 96-Führung nach 42 Minuten angesichts des mutlosen Auftritts des Gastgebers keineswegs unverdient: Huszti konnte vom rechten Strafraumeck unbedrängt flanken und fand Jiri Stajner am langen Pfosten. Der Tscheche ließ sich diese Möglichkeit nicht entgehen und köpfte aus vier Metern zum 0:1 und damit seinem dritten Saisontreffer ein (Foto). So mussten sich die Meidericher mit einem gellenden Pfeifkonzert in die Kabine begleiten lassen.



MSV-Sturmlauf wird belohnt

Nach einer vermutlich lauten Kabinenpredigt durch Rudi Bommer kam der MSV wie verwandelt aus den Katakomben und startete einen wahren Sturmlauf. Viel Glück hatten die Roten, dass Georgiev nach Grlic-Rechtsflanke und gewonnenem Kopfballduell gegen Cherundolo nur das rechte Aluminium traf und auch den Abpraller über die Querlatte lenkte (49.). Die einzige 96-Chance bis zur Schlussphase sollte ein folgender Huszti-Freistoß bleiben, den MSV-Schlusmann Starke jedoch parieren konnte (50.). Wenig später zielte der eingewechselte Mölders per Kopf nach Willi-Hereingabe zu hoch (53.) – die Drangphase des Gastgebers schien aber nicht enden zu wollen. Nachdem Grlics 22-Meter-Versuch knapp am Tor vorbeistrich (57.), folgte ein großer Aufreger: Gleich zweimal konnte 96-Kapitän Robert Enke die Roten mit phantastischen Reaktionen vorm inzwischen verdienten Ausgleich bewahren. Zunächst wehrte er einen Grlic-Versuch reaktionsschnell ab, beim Nachschuss Maicons musste der 96-Keeper dann Kopf und Kragen riskieren, um Schlimmeres zu verhindern (58.). Folge dieser Szene war eine Behandlungspause für Enke, der sich bei dieser Rettungstat eine Platzwunde an der Stirn zugezogen hatte, die später mit fünf Stichen genäht werden musste. Enke konnte aber – wie einst Dieter Hoeneß – mit einem Kopfverband weitermachen. Doch auch in der Folge durfte sich der Nationalkeeper keinesfalls ausruhen. Duisburg blieb am Drücker und drängte in Überzahl vehement auf den Ausgleich. Glück für die Hecking-Elf, dass Mölders alleinstehend vor Enke überhastet über das Gehäuse schoss (64.). Fünf Minuten später versuchte es Grlic erneut mit einem Schlenzer aus der Distanz, der den rechten Giebel aber haarscharf verfehlte. Letztendlich wurde der Sturmlauf des Tabellenschlusslichts aber doch noch belohnt: Tararache hatte per Gewaltschuss Vinicius getroffen, von dem das Spielgerät den Weg zum eingewechselten Michael Lamey fand, der dieses am rechten Strafraumeck stehend elegant mit der Brust annahm und voller Risiko volley abzog. Wie ein Strich sauste das Geschoss unhaltbar in den äußersten linken Torwinkel – es stand 1:1 (77.)! Fast wäre wenige Sekunden später dem gerade gekommenen Joker Daun sogar noch die totale Wende gelungen, aber der Duisburger Angreifer spitzelte das Leder nicht nur an Enke, sondern auch am rechten Pfosten vorbei (78.). Überraschenderweise hatten die Zebras nun aber ihr Pulver verschossen und überließen die Schlussphase wieder den Niedersachsen. Nach 83 Minuten gab es berechtigte Proteste der 96er, als im Anschluss an einen Standard sowohl Hashemian als auch Vinicius im Strafraum von ihren Gegenspielern zu Boden gerissen wurden – die Pfeife des ansonsten aber soliden Unparteiischen Wagner blieb stumm. Fast hätte 96-Joker Hashemian sogar noch für den Auswärtsdreier gesorgt, doch der Schuss des Iraners in der Nachspielzeit strich knapp über die Querlatte.



Hanke entschuldigt sich

90 Minuten lang musste die Hecking-Elf mit dem Handicap der Unterzahl leben – und kann angesichts des Duisburger Sturmlaufs in Durchgang zwei mit einem Zähler in Duisburg durchaus zufrieden sein. Für die Wedauer ist dieser eine Punkt allerdings fast zu wenig im Abstiegskampf. Tragische Figur der Partie ist natürlich „Rotsünder“ Mike Hanke, der sich bereits in der Halbzeit bei seinen Kollegen für seine unbedachte Überreaktion entschuldigte. Nun muss abgewartet werden, wie lange Hannover auf seinen Goalgetter wird verzichten müssen. 96-Schlussmann Robert Enke kann trotz seiner genähten Platzwunde am Sonntag zur Nationalelf fahren, die am kommenden Mittwoch in Basel gegen die Schweiz antritt.



STATISTIK

MSV Duisburg: Starke – Willi (68. Lamey), Filipescu, Avalos, Caceres – Grlic, Tararache, Maicon, Georgiev (78. Daun) – Vrucina (46. Mölders), Niculescu

Hannover 96: Enke – Cherundolo, Ismaël, Vinicius, C. Schulz – Balitsch, Lala, Stajner, Pinto (68. B. Schulz), Huszti (75. Hashemian) – Hanke

Tore: 0:1 Stajner (42., Huszti), 1:1 Lamey (77., Tararache)

Gelbe Karten: Filipescu, Daun / Lala, Stajner

Besondere Vorkommnisse: Rote Karte für Hanke nach Tätlichkeit (5.)

Schiedsrichter: Lutz Wagner (Kriftel)

Zuschauer: 20.747

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Stimmen zum Spiel

Was seine Duisburger in der ersten Halbzeit abgeliefert haben, bezeichnete MSV-Trainer Rudi Bommer als „Angsthasenfußball“. Gleichzeitig beklagte er die nicht genutzten Torchancen in der zweiten Halbzeit.



MSV-Trainer Rudi Bommer: „Die erste Halbzeit hat mit überhaupt nicht gepasst. Das war Angsthasenfußball. Hannover 96 hat die Räume eng gemacht. In der zweiten Halbzeit hatten wir mehr Platz und haben unsere Torchancen gekriegt. Die müssen wir dann aber auch machen. Es war mehr drin für uns. Wenn man in der zweiten Hälfte so auftritt, muss man gewinnen. Wir werden weiter kämpfen.“

96-Coach Dieter Hecking: „Ich hätte mir gewünscht, dass wir uns nach 90 Minuten mit nur zehn Mann unsere Belohnung abgeholt hätten. In der ersten Halbzeit hat man nicht gesehen, dass wir in Unterzahl waren. Wir sind dann auch verdient in Führung gegangen. In der zweiten Halbzeit hat Duisburg uns dann attackiert. Sie hatten mehr Räume und haben die Außen gut genutzt. So müssen wir mit dem Punkt zufrieden sein. Wir sollten auf den gezeigten Teamgeist und die Geschlossenheit aufbauen. Die Rote Karte war eine harte, aber vertretbare Entscheidung..“

96-Sportdirektor Christian Hochstätter: „In der ersten Halbzeit waren wir die bessere Mannschaft, obwohl wir nur zu zehnt waren. Wir haben kompakt gespielt und die Räume eng gemacht. Dass in der zweiten Hälfte von Duisburg mehr kommen würde, war klar.“

96-Abwehrchef Valérien Ismaël: „Das war ein hartes Stück Arbeit nach dem Platzverweis. Wir haben uns das alles anders vorgestellt. Das Tor haben wir uns dann aber verdient. Wir haben zu zehnt ein gutes Spiel abgeliefert. Es war wichtig, dass wir kompakt gespielt und unsere Grundordnung gefunden haben. Das war ein guter Schritt nach vorne.“

96-Kapitän Robert Enke: „Wir haben das in der ersten Halbzeit ganz gut hinbekommen. In der zweiten hat Duisburg es dann besser gemacht. Irgendwann gehen dann auch die Kräfte aus. Wir waren fast 90 Minuten mit einem Mann weniger auf dem Platz, da muss man mit einem Punkt zufrieden sein.
zu seiner Kopfverletzung: "Ich habe den perfekten Haarschnitt für eine solche Verletzung. Maicon trifft erst den Ball, zieht dann durch und trifft mich am Kopf. Man kann ihm aber keinen Vorwurf machen. Es wurde ein bisschen genäht und jetzt sieht es schon wieder ganz gut aus.“

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Der rote Hanke gibt EM nicht auf

Er fliegt früh in Duisburg. Und entschuldigt sich bei der Mannschaft. Es tut ihm leid – Mike Hanke entschuldigt sich für seinen Platzverweis bei 96.



VON GUNTHER NEUHAUS
HANNOVER. Während Robert Enke am Sonntag zum Treffpunkt der Nationalelf nach Basel reiste, hatte Mike Hanke am Osterwochenende reichlich Zeit, um über seine Sünde vom Sonnabend nachzudenken. Schon in der 5. Minute hatte er 96 mit seiner Tätlichkeit gegen Iulian Filipescu in Duisburg geschwächt – Schiedsrichter Lutz Wagner zeigte sofort Rot.„Es tut mir am meisten für die Mannschaft leid“, entschuldigte sich Hanke also bei seinen Mitspielern. „Filipescu ist mir auf den Fuß getreten. Da kam es bei mir zu einem Reflex.“ Es war der alte, schäbige Verteidiger-Kniff – Filipescu wollte mit dem schmerzhaften Tritt provozieren. Bitter nur, dass er damit auch noch Erfolg hatte: Hanke schlug Filipescu in den Nacken, nicht allzu kräftig – schlau war das nicht, aber der 96-Profi hatte ja auch nicht lange darüber nachgedacht. Die Tätlichkeit geschah im Affekt – und so dürfte auch das DFB-Sportgericht den Fall milde beurteilen. Sergio Pinto war im Februar für vier Spiele gesperrt worden, nachdem er HSV-Profi Nigel de Jong in den Bauch getreten hatte. Im Fall Hanke dürften es nur zwei Spiele Sperre werden.Dieter Hecking wertete Hankes Platzverweis als „hart, aber vertretbar“. Der 96-Trainer hatte Pinto mit einer Geldstrafe belegt. Sportdirektor Christian Hochstätter deutete nun an, dass auch Hanke eine vereinsinterne Sanktion droht, denn „er hat der Mannschaft fast 90 Minuten geschadet“. Das dürfe so „nicht stehen bleiben“. Hanke hätte sich besser im Griff haben müssen. „Das darf mir nicht passieren“, gab er zerknirscht zu. Auch Bundestrainer Joachim Löw wird den Sündenfall registriert haben. Als er noch Klinsmanns Assi war, hatte Hanke ja 2005 beim Confed-Cup schon einmal Rot gesehen. In der Bundesliga ist er nicht vorbelastet. Hankes EM-Chance scheint aber ohnehin gering. In die Schweiz nahm Löw den Konkurrenten Stefan Kießling neben Miroslav Klose, Mario Gomez und Kevin Kuranyi mit. Hannovers zuletzt erfolgloser Torjäger hakt die EM aber noch nicht ab. „Ich bin ein Kämpfer“, sagt Hanke. „Ich bin schon bei der WM in letzter Sekunde aufgesprungen. Ich gebe auch jetzt nicht auf.“ Allerdings müsste Hanke eine grandiose Torserie gelingen, um sich noch für die Alpen-EM zu empfehlen.


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Nachgefragt …

… bei Valérien Ismaël, Verteidiger von Hannover 96



Herr Ismaël, Sie wollten gewinnen, mussten aber in Unterzahl schließlich mit einem Remis zufrieden sein. Mit welchen Gedanken kommt man da vom Platz?Das war ein hartes Stück Arbeit. Denn durch den Platzverweis nach fünf Minuten war alles nutzlos, was wir uns vorgestellt haben.Am Anfang konnten Sie trotz Unterzahl das Spiel phasenweise den Gegner unter Druck setzen.Ja, im Endeffekt hat die Mannschaft super gespielt in der 1. Halbzeit. Wir haben hoch verdient das Tor gemacht. In der 2. Halbzeit konnten Sie das Spiel nicht mehr bestimmen. Haben elf Mann am Ende dann doch einfach mehr Luft?In der 2. Halbzeit war es klar, dass Duisburg mehr Druck nach vorn macht. Wir haben dagegengehalten, so gut wir konnten.Wie lange haben Sie einen Sieg für möglich gehalten?Ich hatte lange das Gefühl, wir spielen zu null, weil der Kopfball von Blagoy Georgiev an den Pfosten ging. Wenn so ein Ball nicht reingeht, dann verliert man normalerweise. Und sonst hatten wir ja immer einen Fuß dazwischen, das sah ganz gut aus. Michael Lamey hat mit einem „Sonntagsschuss“ getroffen. Hat man da keine Abwehrchance?Nein, leider. Wir haben ein Supertor kassiert, das muss man schon deutlich sagen. Trotzdem haben wir mit zehn Mann noch ein gutes Spiel gemacht. Sogar besser als zuletzt zu elft. Warum ist so ein Kampfeswillen nur zu zehnt möglich?Das ist Mannschaftspsychologie. Mit einem Mann weniger weiß man: Du musst laufen und laufen und kämpfen. Das ist die einzige Chance.Bringt das Unentschieden 96 voran?Man hat gesehen, dass das ein positiver Schritt nach vorn war. Es könnte natürlich besser sein. Aber man muss auch ehrlich zugeben, dass das in Unterzahl nicht einfach ist. Und ich glaube, wir sind nach dem Spiel echt alle kaputt.Duisburg war vor allem in der 1. Halbzeit kaum auf Bundesliganiveau. Ist das Ergebnis trotzdem ein Erfolg?Für mich ist egal, was Duisburg macht. Mir geht es um 96. Und ich habe eine Mannschaft gesehen, die kompakt steht, eine Mannschaft, die etwas erreichen und einen Punkt holen will. Und ich glaube, das hat sich gelohnt. Haben Sie den Punkt auch für Mike Hanke geholt, dessen Platzverweis umstritten war?Das ist ein Punkt für 96. Wichtig ist die Mannschaft. Haben Sie die Szene selbst gesehen?Nein, leider nicht.Interview: Christian Purbs und Volker Wiedersheim


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„Zwischen Platz sieben und Platz elf ist alles drin“



Dieter Hecking sprach nach dem 1:1 in Duisburg von einem Sieg für die Moral – das Trainer-Interview.


VON GUNTHER NEUHAUS

Wie werten Sie dieses Unentschieden?
Ich kann die Mannschaft jetzt nicht so sehr kritisieren für die Leistung. Natürlich hätte ich mir gewünscht, dass wir Duisburg auch in der zweiten Halbzeit besser von unserem Tor weghalten. Aber der fehlende elfte Mann hat sich dann doch bemerkbar gemacht. Es wäre nur schade gewesen, wenn man durch so eine Situation noch verliert.
Duisburger Fans haben Gegenstände auf Schiedsrichter und Spieler geworfen, als Robert Enke wegen seiner Platzwunde behandelt wurde. Hat Sie das schockiert?
Ein paar Idioten gibt es überall. Man sollte die Leute aber am besten ausfindig machen und aus den Stadien verweisen – mit der Meinung bin ich nicht alleine.
Einige Spieler haben sich geärgert, dass es nicht zum Sieg gereicht hat. Sie hatten Ihnen nur im Erfolgsfall zwei freie Tage über Ostern versprochen …
Man sollte das 1:1 schon wie einen Sieg bewerten. Für die Moral war es jedenfalls ein gefühlter Sieg, auch wenn uns das in der Tabelle nicht den Dreier gebracht hat, den wir uns gewünscht hätten.
Wohin schauen Sie nun in der Tabelle?
Ich gucke immer auf Platz eins, das liegt so im Naturell bei Dieter Hecking. Nein, im Ernst: Stuttgart hat wieder gewonnen und damit 41 Punkte. Die haben wir nächsten Sonntag zu Hause. Also müssten wir gewinnen, wenn wir den Abstand verkürzen wollen. Realistisch gesehen ist zwischen Platz sieben und Platz elf alles drin.

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Ein Spiel , zwei Wahrheiten

1:1 beim MSV Duisburg – viel zu wenig. 90 Minuten in Unterzahl und einen Punkt geholt – stark. Diese Partie rechtfertigt ein dickes Lob und harte Kritik.



Mit Turban und Moral Von Christian Purbs und Volker Wiedersheim
Duisburg. Auch mit einem fetten Pflaster auf dem Kopf hatte Robert Enke seinen Humor nicht verloren. „Ich habe den perfekten Haarschnitt für so etwas. Meine Frau hat mir am Freitag den Schädel rasiert – und das war auch gut so. Das macht alles ein bisschen einfacher“, sagte der Torwart von Hannover 96 nach dem 1:1 beim MSV Duisburg. Es lief die 58. Minute in der MSV-Arena, als sich Enke dem einschussbereiten Maicon entgegenwarf und dessen Stollen beim Zusammenprall eine etwa acht Zentimeter lange Platzwunde auf dem Kopf des 96-Kapitäns hinterließ. „Die Wunde ist gleich geklebt und jetzt genäht worden, ich habe keine großen Schmerzen“, sagte der Keeper.
Mit einem bizarren Turban auf dem Kopf hielt Enke bis zum Abpfiff durch – und steht damit für die Moral des ganzen Teams. Was hatten sich die „Roten“ nicht alles vorgenommen für das Spiel beim Schlusslicht der Liga. Drei Punkte sollten her, eine Reaktion wollten sie zeigen und endlich mal wieder guten Fußball spielen. Das war der Plan. Mike Hanke machte ihn durch seine Tätlichkeit an Iulian Filipescu zunichte. Es folgten 90 Minuten für 96 in Unterzahl. Doch es waren keine schlechten 90 Minuten, weil Hannover 96 in der Not wieder ein bisschen zu sich selbst fand.
Die Mannschaft, das war auf dem Platz und auch nach dem Abpfiff deutlich zu sehen, rückte im Ruhrpott, in der Heimat der Kumpels, ein Stück zusammen. Die Spieler kämpften miteinander und rannten füreinander, sie machten die Räume eng und standen kompakt. Sie wollten mehr, aber was sie am Ende bekamen, war auch okay. „Ich kann mir gut vorstellen, dass das ein sehr wichtiges Spiel für die Mannschaft war“, sagte 96-Sportdirektor Christian Hochstätter. Mit ein bisschen Glück hätte das Tor von Jiri Stajner in der 42. Minute zum Sieg gereicht, doch gegen den „Sonntagsschuss“ von Michael Lamey (77.) zum 1:1 waren die „Roten“ machtlos.
Aber ist wieder nur ein Punkt bei einem wahrscheinlichen Absteiger dennoch nicht zu wenig? „Darüber müssen wir uns nicht unterhalten. Es war vor dem Spiel zu wenig, und es ist immer noch zu wenig“, sagte Enke. „Aber ich sehe als Kapitän hauptsächlich das Positive. Gegen Bielefeld und jetzt gegen Duisburg hat sich die Mannschaft gewehrt. Man kann ihr keinen Vorwurf machen.“
Vielleicht war das 1:1 in Duisburg viel mehr wert als den einen Zähler auf dem Punktekonto. „90 Minuten in Unterzahl – das ist für die Moral ein gefühlter Sieg“, sagte Trainer Dieter Hecking. Gut möglich, dass die „Roten“ so ein Spiel gebraucht haben, um wieder zu erkennen, mit welchen Mitteln sie in der Bundesliga Erfolg haben können. So ein Spiel wie in Duisburg, wo sich alle mit aller Kraft gegen eine Pleite gewehrt haben, bleibt in der Erinnerung der Spieler haften. Und vielleicht geht der Plan am Sonntag gegen den Meister Stuttgart ja auf.


Spiele auf Sparflamme Von Volker Wiedersheim und Christian Purbs
Duisburg. Mike Hankes EM-Chance ist dahin. In der Bundesliga seit dem Rückrundenstart überwiegend Leerlauf. Und jetzt das: In Duisburg fällt der 96-Stürmer auf eine billige Provokation herein. Der Duisburger Verteidiger Iulian Filipescu latscht mit dem Stollenschuh auf den Fuß von Hanke, und der schiebt den Gegner mit einem Griff in den Nacken weg. Tätlichkeit. Rot! „Hart, aber vertretbar“, sagt 96-Trainer Dieter Hecking zu der Entscheidung. Heute ist bei den „Roten“ eine interne Geldstrafe das Thema. Außerdem wird der DFB über die Dauer der Sperre beraten. Drei Spiele sollten es wohl werden. Hanke, der allen Nachfragen auswich, würde gegen den VfB Stuttgart, den VfL Wolfsburg und Eintracht Frankfurt fehlen. Geht’s noch schlimmer? Aber immer!
Ohne Hanke spielte 96 in Duisburg plötzlich besser als in den Spielen zuvor mit ihm. Hoffentlich stürzt ihn die Beobachtung nicht in Selbstzweifel.
Denn in Wirklichkeit geht’s hier nicht um ihn, nicht um einen Einzelnen. Sondern um die Elf. Ein Lehrstück über Gruppendynamik und Bundesliga-Psychologie. Mal alle wohlfeilen Formeln über Kracher, qualitätsverbreiterte Kader, Siegertypen, Europagene und Führungsspielerqualitäten beiseite, dann bleibt eine ernüchternde Zehn-Millionen-Euro-Erkenntnis: Ungefähr so viel billiger war die 96-Mannschaft, die vor zwei Jahren in Duisburg ebenfalls einen Punkt geholt hat (0:0 im März 2006). Damals Tabellenrang 9, jetzt 10. Reden wir mal nicht über Potenziale, sondern über „auf’m Platz“: Wo ist denn da die Entwicklung? Man stelle sich vor, dass heute irgendwo in der Schweiz ein gewisser Ilja Kaenzig, seinerzeit Chefeinkäufer bei den „Roten“, mit dem Zeigefinger hörbar auf den Stammtisch tippt und triumphierend „Siehste!“ sagt. Man weiß ja, dass er kein Recht zur Besserwisserei hätte, doch wo sind die Argumente, ihn zu widerlegen?
Schlechte Plätze, schwache Schiedsrichter, verletzte 96er, unglückliche Eigentore, ein glücklicher Luca Toni – es gibt immer Erklärungen für den gegenwärtigen Sparflammen-Fußball der „Roten“, manche sind sogar plausibel. Nun hat Duisburg aber gezeigt: Die 96er brauchen nicht nur einen Millionen-Spielmacher, sie brauchen auch Schlüsselreize, die sie auf dem Platz wenigstens für 90 Minuten zur Schicksalsgemeinschaft vereinen. Mike Hanke hat mit seiner Torheit – natürlich unfreiwillig – den Impuls für für einen zuletzt seltenen kämpferischen Schulterschluss bei den „Roten“ gegeben. Es darf jedoch bezweifelt werden, dass sie ihn im Mannschaftsbus dafür mit einem dreifachen „Danke, Hanke“ hochleben ließen. Sieben Punkte aus acht Rückrundenspielen, und der Meister ist nächster Gegner – das ist die schwierige 96-Situation: Vielleicht gibt es weitere Schlüsselreize, sonst bleibt nur die Hoffnung, dass der VfB Stuttgart sich selbst ein Bein stellt.

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Ein erfolgreiches UE

Großer Kampf in Unterzahl. Sie sprechen vom „Aufwärtstrend“. Es war ein großer Kampf in Unterzahl – 96 wertet das Unentschieden in Duisburg als Erfolg, kommt in der Bundesliga aber nicht voran.



VON GUNTHER NEUHAUS
HANNOVER/DUISBURG. Bürsten wir diese Geschichte doch einfach mal gegen den Strich: Mike Hanke, zu diesem Schluss konnte man ja auch kommen, hat 96 in Duisburg einen Gefallen getan.
Denn offenbar musste diese Mannschaft erst in Unterzahl geraten, um sich wieder auf die ureigenen Qualitäten ihres Spiels zu besinnen – mit hohem läuferischem und kämpferischen Aufwand ein Defensiv-Netzwerk zu spinnen, in dem sich Gegner und Ball verfangen, und daraus mutig bis kultiviert nach vorne zu spielen.
„So ein Spiel“ habe 96 mal wieder gebraucht, stellte Sportdirektor Christian Hochstätter fest. Vor allem in der ersten Halbzeit habe „die Mannschaft sehr kompakt gestanden. Die Spieler haben miteinander gesprochen und die Räume eng gemacht.“
Nüchtern betrachtet war ein Punkt beim Letzten, der sich mit einer armseligen fußballerischen Vorstellung in der ersten Hälfte schon nachhaltig für die zweite Liga empfahl, natürlich zu wenig. Denn 96 tritt als Bundesliga-Zehnter in der Tabelle auf der Stelle.
Trotzdem wähnt man sich einen Schritt weiter nach der krisenhaften Entwicklung mit nur einem Sieg 2008. Trainer Dieter Hecking wertete das 1:1 in Duisburg als „Sieg für die Moral“.
Robert Enke formulierte ein „riesiges Kompliment an die Jungs, wie sie sich reingehauen und gekämpft haben“. Der Turban-Torwart, nach einem Tritt von Maicon zwischenzeitlich am Kopf verletzt und medizinisch versorgt, fand es nur „schade, dass so ein Sonntagsschuss reingeht“. Denn beim 1:1 durch Michael Lamey war er machtlos (77.) gewesen. 96 war es zuvor nicht mehr gelungen, die Duisburger vorm Straraum abzublocken – da ging so manchem die Puste aus.
Sergio Pinto war bereits in der 68. Minute ausgewechselt worden. Er war wie Schiedsrichter Lutz Wagner während der Behandlung von Enke von einem Feuerzeug am Kopf getroffen worden, wurde aber nicht verletzt. „Wir haben trotz Unterzahl versucht, hier Fußball zu spielen“, meinte Pinto, der nach Hankes Platzverweis vom Mittelfeld-Zentrum rechts rausgerückt war. „Wir haben einen Aufwärtstrend, darauf bauen wir auf.“ Vielleicht gelingt es 96 ja sogar, auch zu elft mal wieder ansehnlich Fußball zu spielen.

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Der Torban Enke hällt

Platzwunde. Mit Verband im Tor. Mini-OP mit fünf Stichen. Hart, härter, Enke – trotz Platzwunde hielt der 96-Torwart bis zum Schluss durch. Und reiste Ostersonntag zur Nationalmannschaft, die morgen auf die Schweiz trifft.



VON FLORIAN KREBS
HANNOVER. Gut, dass der 96-Kapitän das Haar seit einigen Monaten raspelkurz tägt. „Ich habe ja den perfekten Haarschnitt für so eine Verletzung“, witzelte Robert Enke, dessen Ehefrau Teresa ihm am Donnerstag den Schädel frisch rasiert hatte. Das hätte sonst wohl 96-Doc Wego Kregehr übernehmen müssen, nachdem der Duisburger Maicon Enke in der 58. Minute mit dem Stollen am Kopf erwischt hatte.
Nach der Rettungstat blutete Enke stark und musste minutenlang behandelt werden. Auf dem Platz wurde die zehn Zentimeter lange Platzwunde geklebt und später in der Kabine mit fünf Stichen genäht. Enke beendete die Partie mit einem Turban – wie Bayern-Stürmer Dieter Hoeneß 1982 im Pokalfinale gegen Nürnberg. Als Behinderung empfand der 96-Torwart den „Kopfschmuck“ („Ich finde, ich kann das tragen“) nicht: „Das merkt man im Spiel nicht.“ Er hielt fehlerlos und rettete 96 das Unentschieden. Stark, wie er in der Nachspielzeit einen Freistoß von Claudiu Niculescu aus dem Eck holte.
Seit Ostersonntag ist der 30-Jährige bei der Nationalmannschaft, die morgen in Basel auf die Schweiz trifft. Und Enke weiß: Ausgerechnet in Duisburg, wo er vor einem Jahr gegen Dänemark sein bislang einziges Länderspiel bestreiten durfte, hat er einen großen Schritt zur EM gemacht.
Für heute hat Bundestrainer Joachim Löw ein Gespräch mit Enke, Jens Lehmann und Timo Hildebrand angekündigt, um die aktuelle Situation bei den Torhütern zu erörtern. „Wir wollen ihnen noch einmal klar machen, was wir von ihnen erwarten.“ Enkes Duisburg-Spiel wäre da ein gutes Beispiel.


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Stajner , auch Enke ist sein Fan

Er war wieder der beste Rote auf dem Platz. Letzte Woche machte Jiri Stajner (30) beim 2:2 gegen Bielefeld als Joker den Ausgleich. In Duisburg durfte er in der Startelf ran - und dankte es 96-Trainer Dieter Hecking mit seinem 2. Tor im 2. Spiel. Sogar Robert Enke outete sich danach als Stajners Anhänger: „Ich bin absoluter Stajni-Fan. Er treibt einen in den Wahnsinn, aber rennt und ackert ohne Ende. Ich würde mich sehr freuen, wenn er bleibt.“ Stajners Vertrag läuft im Sommer aus. Bisher wurden noch keine Gespräche über eine mögliche Verlängerung geführt. Sportdirektor Christian Hochstätter: „Stajni hat ein wichtiges Tor gemacht, richtig ordentlich gespielt. Wir wissen, was er kann und was er nicht kann. Wir werden das von seinen Leistungen abhängig machen und uns nicht von der Öffentlichkeit unter Druck setzen lassen.“

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Mit Turban und Moral

Von Christian Purbs und Volker Wiedersheim
Duisburg. Auch mit einem fetten Pflaster auf dem Kopf hatte Robert Enke seinen Humor nicht verloren. „Ich habe den perfekten Haarschnitt für so etwas. Meine Frau hat mir am Freitag den Schädel rasiert – und das war auch gut so. Das macht alles ein bisschen einfacher“, sagte der Torwart von Hannover 96 nach dem 1:1 beim MSV Duisburg. Es lief die 58. Minute in der MSV-Arena, als sich Enke dem einschussbereiten Maicon entgegenwarf und dessen Stollen beim Zusammenprall eine etwa acht Zentimeter lange Platzwunde auf dem Kopf des 96-Kapitäns hinterließ. „Die Wunde ist gleich geklebt und jetzt genäht worden, ich habe keine großen Schmerzen“, sagte der Keeper.
Mit einem bizarren Turban auf dem Kopf hielt Enke bis zum Abpfiff durch – und steht damit für die Moral des ganzen Teams. Was hatten sich die „Roten“ nicht alles vorgenommen für das Spiel beim Schlusslicht der Liga. Drei Punkte sollten her, eine Reaktion wollten sie zeigen und endlich mal wieder guten Fußball spielen. Das war der Plan. Mike Hanke machte ihn durch seine Tätlichkeit an Iulian Filipescu zunichte. Es folgten 90 Minuten für 96 in Unterzahl. Doch es waren keine schlechten 90 Minuten, weil Hannover 96 in der Not wieder ein bisschen zu sich selbst fand.
Die Mannschaft, das war auf dem Platz und auch nach dem Abpfiff deutlich zu sehen, rückte im Ruhrpott, in der Heimat der Kumpels, ein Stück zusammen. Die Spieler kämpften miteinander und rannten füreinander, sie machten die Räume eng und standen kompakt. Sie wollten mehr, aber was sie am Ende bekamen, war auch okay. „Ich kann mir gut vorstellen, dass das ein sehr wichtiges Spiel für die Mannschaft war“, sagte 96-Sportdirektor Christian Hochstätter. Mit ein bisschen Glück hätte das Tor von Jiri Stajner in der 42. Minute zum Sieg gereicht, doch gegen den „Sonntagsschuss“ von Michael Lamey (77.) zum 1:1 waren die „Roten“ machtlos.
Aber ist wieder nur ein Punkt bei einem wahrscheinlichen Absteiger dennoch nicht zu wenig? „Darüber müssen wir uns nicht unterhalten. Es war vor dem Spiel zu wenig, und es ist immer noch zu wenig“, sagte Enke. „Aber ich sehe als Kapitän hauptsächlich das Positive. Gegen Bielefeld und jetzt gegen Duisburg hat sich die Mannschaft gewehrt. Man kann ihr keinen Vorwurf machen.“
Vielleicht war das 1:1 in Duisburg viel mehr wert als den einen Zähler auf dem Punktekonto. „90 Minuten in Unterzahl – das ist für die Moral ein gefühlter Sieg“, sagte Trainer Dieter Hecking. Gut möglich, dass die „Roten“ so ein Spiel gebraucht haben, um wieder zu erkennen, mit welchen Mitteln sie in der Bundesliga Erfolg haben können. So ein Spiel wie in Duisburg, wo sich alle mit aller Kraft gegen eine Pleite gewehrt haben, bleibt in der Erinnerung der Spieler haften. Und vielleicht geht der Plan am Sonntag gegen den Meister Stuttgart ja auf.


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Spiele auf Sparflamme

Von Volker Wiedersheim und Christian Purbs
Duisburg. Mike Hankes EM-Chance ist dahin. In der Bundesliga seit dem Rückrundenstart überwiegend Leerlauf. Und jetzt das: In Duisburg fällt der 96-Stürmer auf eine billige Provokation herein. Der Duisburger Verteidiger Iulian Filipescu latscht mit dem Stollenschuh auf den Fuß von Hanke, und der schiebt den Gegner mit einem Griff in den Nacken weg. Tätlichkeit. Rot! „Hart, aber vertretbar“, sagt 96-Trainer Dieter Hecking zu der Entscheidung. Heute ist bei den „Roten“ eine interne Geldstrafe das Thema. Außerdem wird der DFB über die Dauer der Sperre beraten. Drei Spiele sollten es wohl werden. Hanke, der allen Nachfragen auswich, würde gegen den VfB Stuttgart, den VfL Wolfsburg und Eintracht Frankfurt fehlen. Geht’s noch schlimmer? Aber immer!
Ohne Hanke spielte 96 in Duisburg plötzlich besser als in den Spielen zuvor mit ihm. Hoffentlich stürzt ihn die Beobachtung nicht in Selbstzweifel.
Denn in Wirklichkeit geht’s hier nicht um ihn, nicht um einen Einzelnen. Sondern um die Elf. Ein Lehrstück über Gruppendynamik und Bundesliga-Psychologie. Mal alle wohlfeilen Formeln über Kracher, qualitätsverbreiterte Kader, Siegertypen, Europagene und Führungsspielerqualitäten beiseite, dann bleibt eine ernüchternde Zehn-Millionen-Euro-Erkenntnis: Ungefähr so viel billiger war die 96-Mannschaft, die vor zwei Jahren in Duisburg ebenfalls einen Punkt geholt hat (0:0 im März 2006). Damals Tabellenrang 9, jetzt 10. Reden wir mal nicht über Potenziale, sondern über „auf’m Platz“: Wo ist denn da die Entwicklung? Man stelle sich vor, dass heute irgendwo in der Schweiz ein gewisser Ilja Kaenzig, seinerzeit Chefeinkäufer bei den „Roten“, mit dem Zeigefinger hörbar auf den Stammtisch tippt und triumphierend „Siehste!“ sagt. Man weiß ja, dass er kein Recht zur Besserwisserei hätte, doch wo sind die Argumente, ihn zu widerlegen?
Schlechte Plätze, schwache Schiedsrichter, verletzte 96er, unglückliche Eigentore, ein glücklicher Luca Toni – es gibt immer Erklärungen für den gegenwärtigen Sparflammen-Fußball der „Roten“, manche sind sogar plausibel. Nun hat Duisburg aber gezeigt: Die 96er brauchen nicht nur einen Millionen-Spielmacher, sie brauchen auch Schlüsselreize, die sie auf dem Platz wenigstens für 90 Minuten zur Schicksalsgemeinschaft vereinen. Mike Hanke hat mit seiner Torheit – natürlich unfreiwillig – den Impuls für für einen zuletzt seltenen kämpferischen Schulterschluss bei den „Roten“ gegeben. Es darf jedoch bezweifelt werden, dass sie ihn im Mannschaftsbus dafür mit einem dreifachen „Danke, Hanke“ hochleben ließen. Sieben Punkte aus acht Rückrundenspielen, und der Meister ist nächster Gegner – das ist die schwierige 96-Situation: Vielleicht gibt es weitere Schlüsselreize, sonst bleibt nur die Hoffnung, dass der VfB Stuttgart sich selbst ein Bein stellt.


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Nachgefragt …
… bei Valérien Ismaël,
Verteidiger von Hannover 96
„Du musst laufen und laufen und kämpfen“


Herr Ismaël, Sie wollten gewinnen, mussten aber in Unterzahl schließlich mit einem Remis zufrieden sein. Mit welchen Gedanken kommt man da vom Platz?
Das war ein hartes Stück Arbeit. Denn durch den Platzverweis nach fünf Minuten war alles nutzlos, was wir uns vorgestellt haben.
Am Anfang konnten Sie trotz Unterzahl das Spiel phasenweise den Gegner unter Druck setzen.
Ja, im Endeffekt hat die Mannschaft super gespielt in der 1. Halbzeit. Wir haben hoch verdient das Tor gemacht.
In der 2. Halbzeit konnten Sie das Spiel nicht mehr bestimmen. Haben elf Mann am Ende dann doch einfach mehr Luft?
In der 2. Halbzeit war es klar, dass Duisburg mehr Druck nach vorn macht. Wir haben dagegengehalten, so gut wir konnten.
Wie lange haben Sie einen Sieg für möglich gehalten?
Ich hatte lange das Gefühl, wir spielen zu null, weil der Kopfball von Blagoy Georgiev an den Pfosten ging. Wenn so ein Ball nicht reingeht, dann verliert man normalerweise. Und sonst hatten wir ja immer einen Fuß dazwischen, das sah ganz gut aus.
Michael Lamey hat mit einem „Sonntagsschuss“ getroffen. Hat man da keine Abwehrchance?
Nein, leider. Wir haben ein Supertor kassiert, das muss man schon deutlich sagen. Trotzdem haben wir mit zehn Mann noch ein gutes Spiel gemacht.
Sogar besser als zuletzt zu elft. Warum ist so ein Kampfeswillen nur zu zehnt möglich?
Das ist Mannschaftspsychologie. Mit einem Mann weniger weiß man: Du musst laufen und laufen und kämpfen. Das ist die einzige Chance.
Bringt das Unentschieden 96 voran?
Man hat gesehen, dass das ein positiver Schritt nach vorn war. Es könnte natürlich besser sein. Aber man muss auch ehrlich zugeben, dass das in Unterzahl nicht einfach ist. Und ich glaube, wir sind nach dem Spiel echt alle kaputt.
Duisburg war vor allem in der 1. Halbzeit kaum auf Bundesliganiveau. Ist das Ergebnis trotzdem ein Erfolg?
Für mich ist egal, was Duisburg macht. Mir geht es um 96. Und ich habe eine Mannschaft gesehen, die kompakt steht, eine Mannschaft, die etwas erreichen und einen Punkt holen will. Und ich glaube, das hat sich gelohnt.
Haben Sie den Punkt auch für Mike Hanke geholt, dessen Platzverweis umstritten war?
Das ist ein Punkt für 96. Wichtig ist die Mannschaft.
Haben Sie die Szene selbst gesehen?
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Stajners Argumente

Duisburg (pur). Das größte Lob für Jiri Stajner kam vom dem Mann mit dem Turban. „Ich bin Stajner-Fan“, sagte 96-Torwart Robert Enke. „Manchmal treibt er auch mich in den Wahnsinn. Aber er läuft wie ein Wahnsinniger, kämpft und macht und tut.“ Und er trifft. Gegen Duisburg wieder per Kopf, und wie schon gegen Bielefeld bewahrte er Hannover durch seinen Treffer vor einer Niederlage. Zwei Spiele, zwei Tore: Auf so eine positive Bilanz konnte in dieser Saison nur selten ein 96-Offensivspieler verweisen.
Es war am Sonnabend in der MSV-Arena ein bisschen wie in alten Zeiten. Auch in der vergangenen Saison gab Stajner in vielen Partien den Alleinunterhalter im 96-Angriff. Für seinen Einsatz gab es auch damals viel Lob, nur mit dem Toreschießen tat sich der Tscheche schwer. Das klappt zurzeit umso besser – und kommt Stajner auch ganz gelegen. Sein Vertrag bei 96 läuft zum Saisonende aus, da ist jedes Tor und jede gute Leistung ein prima Argument für eine Verlängerung.
„Stajner hat richtig ordentlich gespielt. Er hat viel gearbeitet und ein wichtiges Tor für die Mannschaft erzielt“, sagte 96-Sportdirektor Christian Hochstätter. Ob der 31-Jährige auch in der nächsten Saison für 96 spielen wird, ließ er jedoch offen. „Das werden wir von der Leistung abhängig machen.“ Zumindest bei Enke hat Stajner einen Stein im Brett: „Ich würde mich freuen, wenn er bei uns bleibt.“


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Soll Stajner Stuttgart stürmen?

Von Volker Wiedersheim
Hannover. Der Trainer hat sich festgelegt: „Jiri Stajner hat in Duisburg ein gutes Spiel gemacht. Und er spielt auch gegen Stuttgart“, sagte Dieter Hecking, Chefcoach beim Fußball-Bundesligisten Hannover 96, gestern. Also alles klar? Von wegen. Stajner hat zwar eine Einsatzgarantie, aber er weiß noch nicht, für welche Position. Betrachten die vielen Stajner-Fans unter den „Roten“ die Situation aus spitzem Winkel, könnten sie zu dem kuriosen Schluss kommen: Sergio Pinto trifft die Entscheidung, ob ihr Liebling auf dem rechten Flügel aufläuft, an Stelle des gesperrten Mike Hanke in die Spitze geht oder hängend dahinter agiert.
Warum Sergio Pinto? Die Formkurve des 27-Jährigen zeigt zwar ganz leicht nach oben, doch spielte er beim 1:1 gegen den MSV Duisburg allenfalls passabel, davor gegen Arminia Bielefeld (2:2) hingegen glattweg enttäuschend. Um auch gegen Stuttgart erneut in der Startelf zu stehen, muss er sich in dieser Trainingswoche wohl an Vahid Hashemian oder Arnold Bruggink vorbeiarbeiten. Pinto könnte den Iraner verdrängen, damit Stajner zur Sturmspitze machen und selbst im Mittelfeld den Platz neben Arnold Bruggink besetzen, der nach seiner Zwangspause (fünfte gelbe Karte) wieder dabei ist. Präsentiert sich Pinto hingegen deutlich stärker als der Niederländer, könnte er mit Stajner im Mittelfeld auflaufen – hinter Sturmspitze Vahid Hashemian. Diese Variante ist allerdings weniger wahrscheinlich. Nicht zuletzt, weil Bruggink und Stajner vier der fünf letzten 96-Tore erzielten.
Und Benjamin Lauth? Der Offensivspieler ist bei 96 ganz schön in die Defensive gedrängt worden. Gestern zeigte er im Training wieder Fußball-Finesse, die sich eigentlich hinter keinem Schneegestöber verstecken muss. Aber was ist das wert? Bei dem insgesamt schwachen Auftreten der „Roten“ bei Bayer Leverkusen ragte Lauth noch negativ heraus. Und das auch noch auf der von ihm wenig charmant geforderten Position als zweite Sturmspitze. Die Quittung: keine Einwechselung gegen Bielefeld und natürlich nach Hankes Platzverweis auch nicht in Duisburg. Beim 96-Heimspiel am Sonntag ist nun der VfB Stuttgart der Gegner, der mit Lauth den Meistertitel der vergangenen Saison holte und ihn dann aber mit dem Stempel „hilft uns nicht weiter“ versah und abschob. Bietet Hecking Lauth nun die Gelegenheit zu beweisen, dass der VfB ihn unterschätzt hat. Das wäre noch überraschender als die Tricks, mit denen Stajner auf dem Platz Gegner und zuweilen auch Mitspieler erstaunt.


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2 Spiele sperre für Hanke

Am Mittwoch entschied das DFB-Sportgericht, dass Mike Hanke für seine Tätlichkeit gegen Iulian Filipescu am vergangenen Spieltag in Duisburg für zwei Spiele gesperrt wird. Das bedeutet für den Stürmer, dass er gegen den VfB Stuttgart und seinen Ex-Klub VfL Wolfsburg nicht dabei ist.



Gegen Frankfurt wieder dabei

96-Stürmer Mike Hanke ist für die nächsten zwei Spiele in der Fußball-Bundesliga gesperrt. Das Urteil des Sportgerichts des DFB lag damit unter dem Strafantrag des Kontrollausschusses, der eine Sperre für drei Spiele gefordert hatte. Der Richter wertete den Stoß Hankes gegen den Nacken des Duisburgers Iulian Filipescu in der 5. Minute als Affekthandlung nach einem schmerzhaften Tritt auf den Fuß. Er kann frühestens zum Heimspiel von Hannover 96 gegen Eintracht Frankfurt am Samstag, den 12. April, wieder eingesetzt werden.
“Ich halte das für eine gerechte Strafe“, so Mike Hanke zu dem Urteil. „Ich bin froh, dass es nur zwei und nicht drei Spiele sind. Ich werde die Zeit nun nutzen, um an meinen Defiziten zu arbeiten und der Mannschaft dann nach Ablauf der Sperre noch besser helfen zu können.“



Opfer werden zu Tätern

Für Dieter Hecking war die Rote Karte „hart aber vertretbar“. Der 96-Trainer beklagt gleichzeitig jedoch die zunehmende Zahl an Provokationen in der laufenden Spielzeit. „Es scheint in der Bundesliga so Sitte geworden zu sein, dass Spieler provozieren, um sich einen Vorteil zu verschaffen. In solchen Fällen wird das Opfer schnell zum Täter. Aber trotzdem: Mike muss sich da unter Kontrolle haben. Solche Aktionen, ob provoziert oder nicht, haben auf dem Fußballplatz nichts zu suchen.“

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Auch Enke unter der Lupe

Bundestrainer macht den Torwart-Kandidaten Druck Die Torwartfrage: Kann Lehmann heute punkten? Und was wird aus Enke?



VON JÜRGEN ZELUSTEK UND MARC SCHMIDT
BASEL. Torwart Jens Lehmann kämpft heute gegen die Schweiz wie kein anderer um seine Reputation. „Wir haben eine schwierige Situation, die kann man nicht wegdiskutieren. Jens genießt weiter das Vertrauen des Bundestrainers. Das muss er am Mittwoch aber rechtfertigen, das weiß er auch“, erklärte Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff, der sich der Brisanz in der Torwartfrage bewusst ist: „Es wird schwer, dass bei diesem Thema Ruhe einkehrt. Wenn Wiese zwei Elfmeter hält, wird er ins Gespräch gebracht. Wenn Adler oder Neuer super halten, fordert man öffentlich diese Torhüter für die Nationalelf.“
Den Freibrief, den Löw dem früheren Schalker und Dortmunder Torwart Lehmann noch vor Weihnachten ausgestellt hatte, würde er 53 Tage vor der Nominierung seines EM-Kaders nicht mehr unterschreiben. Allerdings sind Lehmann sowie dessen aktuelle Stellvertreter Timo Hildebrand (Valencia) und Robert Enke (Hannover 96) derzeit noch für die EM gesetzt.
„Wir nehmen uns bis Mai alle Zeit der Welt, um alle Kandidaten genau unter die Lupe zu nehmen. Und dann werden wir nach bestem Gewissen entscheiden, welche drei Torhüter wir mitnehmen“, erklärte Löw und machte seinen Keepern noch einmal mächtig Druck.

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Auf einem schwierigen Weg

Von Christian Purbs
Hannover. Es ist ruhig geworden um Frank Fahrenhorst in den vergangenen Wochen. Vor gut einem Monat stand der Innenverteidiger zuletzt für Hannover 96 auf dem Platz. An die Begegnung beim VfL Bochum wird er nicht nur wegen der 1:2-Niederlage schlechte Erinnerungen haben, denn der 30-Jährige bot in seiner Heimat eine schwache Vorstellung. Danach stoppte ihn eine Innenbanddehnung am Knie, erst zu Beginn dieser Woche stieg er wieder ins Mannschaftstraining ein.
Während Fahrenhorst aus dem Fokus der täglichen 96-Wasserstandsmeldungen um Aufstellung und Aussichten verschwunden war, sorgten andere für Aufsehen – Fahrenhorst wird es aufmerksam beobachtet haben. Mit Mario Eggimann vom Liga-Konkurrenten Karlsruher SC verpflichteten die „Roten“ einen neuen Innenverteidiger für die kommende Saison, Valérien Ismaël gewinnt von Spiel zu Spiel mehr Sicherheit, Vinicius punktete mit seiner Verlässlichkeit. Die Konkurrenz um einen Platz in der Abwehrzentrale bei 96 ist groß. Wer da mitmischen will, der muss Taten sprechen lassen und darf sich nicht hängen lassen.
Genau das könnte das Problem das langen Blonden sein, der sich bei starkem Gegenwind bislang lieber in den Schmollwinkel zurückzog, als selbstbewusst nach vorne zu marschieren. So wie zu Beginn seiner Zeit in Hannover, als der Verteidiger von Werder Bremen zu 96 wechselte und zunächst überhaupt nicht in Schwung kam. Eine „Katastrophe“ hat Fahrenhorst diese Phase einmal selbst genannt. Erst gegen Ende der Hinrunde, als er die Rückendeckung durch Trainer Dieter Hecking spürte, taute er auf, überzeugte mit guten Leistungen in der Defensive und war auch bei Standards vor dem gegnerischen Tor stets gefährlich. Zwei Treffer und wichtige Torvorlagen: Das half der Mannschaft – und damit auch Fahrenhorst.
Viele Gelegenheiten, der bislang für ihn unglücklich verlaufenen Saison mit guten Leistungen noch ein wenig Glanz zu verleihen, wird es für den 30-Jährigen nicht mehr geben. Neun Spieltage sind es noch bis zum Saisonende, doch zunächst muss er erst einmal seinen Platz in der Startelf zurückerobern. Das dürfte am Sonntag gegen den VfB Stuttgart schwer werden, denn Ismaël und Vinicius boten am vergangenen Sonnabend in Duisburg eine gute Leistung und dürften auch für die Begegnung gegen den Meister gesetzt sein.
In welcher Besetzung auch immer die „Roten“ gegen den VfB Stuttgart auflaufen werden, ein bisschen mehr Glanz und ganz besonders ein Sieg würden den „Roten“ bei ihrem Weg aus dem Niemandsland der Liga helfen. Endlich wieder einmal auf sich aufmerksam machen: Das gilt nicht nur für Frank Fahrenhorst.


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