Grlic stolz: MSV Duisburg nimmt die Hürde Dynamo Dresden
Hoffnungs-Träger: Kevin Wolze nahm Nico Klotz huckepack, als es nach dem Spiel zum gemeinsamen Jubel mit den mitgereisten MSV-Fans in die Kurve ging.
Mit dem 2:0-Sieg bei Dynamo Dresden bleibt der MSV Duisburg dem Tabellenzweiten Holstein Kiel auf den Fersen.
Fliegende Bierbecher, niederprasselnde Feuerzeuge, aufgespannte Ordnerschirme bei der Ausführung von Duisburger Eckbällen: Das Fußball-Drittligaduell zwischen Dynamo Dresden und dem MSV bewegte sich am obersten Rand der Emotionsskala. Am Ende behielten die Zebras vor 22 353 zum Teil arg überhitzten Anhängern den Überblick und fuhren einen eminent wichtigen 2:0 (0:0)-Auswärtssieg ein.
Dadurch verkürzte Duisburg den Rückstand zum Tabellenzweiten Holstein Kiel, der am Samstag mit einem 2:1 über Chemnitz vorgelegt hatte, wieder auf einen Zähler. „Wir haben das Kieler Spiel im Bus verfolgt, können aber an deren Resultaten ohnehin nichts ändern. Wichtig ist, dass wir unsere Aufgaben lösen. Kiel wird im Endspurt sicher noch etwas liegen lassen“, vermutet MSV-Außenverteidiger Kevin Wolze.
Wolze: "Habe den Arm hinter den Rücken gehalten"
Wolze hatte nach einem mit angelegtem Arm im Strafraum abgewehrten Dynamo-Schuss wütende Proteste ausgelöst. Wolze: „Ich habe den Arm hinter den Rücken gehalten. Irgendwo muss ich ihn ja haben. Deswegen war es aus meiner Sicht auch kein Elfer. Für den Schiedsrichter war das sicher keine einfache Partie, aber in der Szene lag er richtig.“
Aus Sicht des Dresdner Anhangs war Referee Markus Schmidt der Buhmann. Schmidt gab zunächst das Duisburger Führungstor durch Kingsley Onuegbu (68.), obwohl mehrere Dynamo-Spieler ein Foul des bulligen Zebras gesehen haben wollten. Dann stellte Schmidt auch noch Torwart Patrick Wiegers vom Feld. Der hatte Onuegbu bei einem Rettungsversuch gefoult und zuvor bereits Gelb wegen Meckerns gesehen. Entscheidung: Gelb-Rot für Wiegers und Strafstoß (78.).
Während der im Seitenaus verletzt liegende Kingsley Onuegbu von Dresdner Reservespielern beschimpft und von Fanatikern mit Bierbechern beschmissen wurde, zog Zlatko Janjic den Sachsen durch den verwandelten Elfer endgültig den Zahn. Der eingewechselte Torwart Benjamin Kirsten, dessen Vertrag am Saisonende in Dresden nicht verlängert wird, war zwar am Strafstoß noch dran, verhindern konnte der frenetisch gefeierte Publikumsliebling den K.-o.-Schlag für sein Team aber auch nicht mehr.
Lettierei: "Nicht richtig anwesend"
Der MSV stellte nach dem Wechsel die Weichen auf Sieg, weil er sich in allen Bereichen steigerte. „Wir haben in der Kabine einige Dinge angesprochen und taktisch etwas umgestellt. Danach haben wir es besser gemacht. Man muss ganz klar sagen, dass wir in den ersten 45 Minuten nicht richtig anwesend waren“, bilanzierte Trainer Gino Lettieri, der Branimir Bajic wegen Schwindelgefühl und Martin Dausch wegen Rotgefahr austauschen musste.
Gerade im Aufbau leistete sich der MSV reichlich Ballverluste. Sowohl Enis Hajri als auch Tim Albutat luden die Dresdner durch ungenaue Abspiele zu mehreren Kontern ein. In einer Szene ließ Rechtsverteidiger Steffen Bohl dem starken Marvin Stefaniak zu viel Raum – der Pfosten rettete den MSV vor dem Rückstand (27.). „Im ersten Durchgang hatten wir Riesenprobleme“, räumte Manager Ivica Grlic ein, „da waren wir nicht so im Spiel. Nach Wiederanpfiff haben wir uns gewehrt und jeden Zweikampf angenommen. Ich habe den Jungs nach dem Abpfiff noch auf dem Rasen gesagt, dass ich stolz auf sie bin.“
Gut gelaunt kam Defensivabräumer Enis Hajri in die Kabine. Die Schlacht in Dresden erfolgreich überstanden, dazu noch die eigene Zukunft geklärt – es gibt unangenehmere Tage. Hajris Vertrag verlängerte sich automatisch durch den 24. Saisoneinsatz. „Ich freue mich riesig, dass ich weiter mithelfen kann, hier etwas aufzubauen. Da ich relativ früh Stammspieler geworden bin, ist so eine Klausel dann natürlich gut.“
Aber auch unabhängig von der automatischen Verlängerung waren beide Parteien weitgehend handelseinig. Hajri: „Wir hatten schon zusammen gesprochen und eine positive Tendenz ausgelotet. Ich wollte ohnehin bleiben, weil ich mich hier wohlfühle.“ Als Zweitligaprofi wäre der Wohlfühlfaktor wohl noch eine Stufe größer.
Der blau-weiße Aufstiegsexpress nimmt weiter Fahrt auf und rauscht mit Volldampf Richtung zweite Liga.
Auch beim Zwischenstopp in Dresden machte der MSV nur kurz Halt, um die drei Punkte einzupacken. „Vor dieser Kulisse war es nicht einfach zu spielen, aber die Mannschaft hat das gut gemacht“, stellte Ivica Grlic seinem Team noch in der Kabine ein gutes Zeugnis aus. Mit Blick auf die letzten vier Spiele schob der Sportdirektor nach: „Jetzt müssen wir auf uns schauen und nicht auf die anderen. Wir haben alles in der eigenen Hand.“
Auch Grlic hat alles in seiner Hand, wenn es um die Verträge geht. Und der neue Kader nimmt weiter Formen an. Während sich die Kontrakte von Michael Ratajczak, Nico Klotz sowie Branimir Bajic im Aufstiegsfall verlängern, ist das bei Enis Hajri dank des Spiels in Dresden bereits geschehen.
Mit Kingsley Onuegbu und Kevin Wolze ist Grlic im Gespräch. Auch Youngster Metin Kücükarslan kann sich eventuelle Chancen ausrechnen, beim MSV zu bleiben.
Hinter den Verbleiben von Sascha Dum, Michael Gardawski, Christopher Schorch, Babacar M‘Bengue oder Gökan Lekesiz stehen allerdings Fragezeichen.
Nur noch Formsache scheint derweil die Verpflichtung von Erfurts Andreas Wiegel zu sein. Grlic kann zwar weiterhin noch keinen Vollzug vermelden, aber die Zeichen deuten klar auf den Transfer hin.
MSV-Spieler haben noch keine Aufstiegsprämie ausgehandelt
Alles im Blick: Steffen Bohl befindet sich mit dem MSV Duisburg auf Aufstiegskurs. Die 70-Punkte-Marke soll in den letzten vier Spielen noch geknackt werden, um auf Nummer sicher zu gehen.
Duisburgs Teamkapitän Steffen Bohl hat bisher noch nicht beim Vorstand vorgesprochen, um eine Sonderprämie für den Aufstiegsfall auszuhandeln: „Ein Aufstieg ist für jeden Fußballer das Schönste“, so Bohl.
Die Stimme hatte deutlich gelitten. Ivica Grlic, Manager des Fußball-Drittligisten MSV Duisburg, ging beim hitzigen Spiel in Dresden am Spielfeldrand voll mit. Umso erleichterter war der langjährige Profi, als die Zebras die Auswärtshürde durch einen 2:0-Sieg gemeistert hatten . „Beim Hinspiel musste ich zusammen mit unserem Trainer Gino Lettieri wegen Reklamierens auf die Tribüne. Diesmal war es mit Markus Schmidt der gleiche Schiedsrichter, aber es ist alles normal gelaufen. Ich bin jetzt auch einen Tick ruhiger“, lachte Grlic.
Auch am kommenden Sonntag ziehen die Zebras wieder nach, wenn es ab 14 Uhr gegen den SC Preußen Münster (live in unserem Ticker) um die nächsten wichtigen Punkte im Aufstiegsrennen geht. Am vergangenen Wochenende hatte Kiel samstags vorgelegt. Der MSV zog einen Tag später nach. Für Grlic ist der zeitversetzte Kampf mit den Ostseestädtern kein großes Problem. „Den Druck“, fasst der Manager zusammen, „hast du so oder so. Egal, ob wir jetzt am Samstag oder 24 Stunden darauf antreten. Wichtig ist nur die Tatsache, dass wir unsere Aufgaben lösen. “
MSV Duisburg seit sieben Wochen ungeschlagen
Seit dem 2:4 bei den Stuttgarter Kickers am 7. März sind die Meidericher ungeschlagen und sammelten in diesem Zeitraum fünf Siege sowie ein Remis. „Schade, dass wir gegen Hansa Rostock nur 2:2 gespielt haben, aber wir haben durch die Erfolge der letzten Wochen eine gute Reaktion auf unsere Pleite in Stuttgart gezeigt. Das 2:0 bei Dynamo Dresden werte ich als Big Point im Aufstiegsrennen“, analysiert Außenverteidiger Steffen Bohl.
Als Leitwolf und Mannschaftskapitän hat „Bohli“ im Auftrag des Teams noch keine Verhandlungen mit der Duisburger Klubführung angeleiert, um durch das Ausarbeiten einer Aufstiegsprämie einen zusätzlichen Anreiz zu schaffen. „So etwas würde nach meinem Empfinden nur die Konzentration auf das Wesentliche stören. Wir brauchen als Mannschaft keine Extramotivation. Die Aussicht, in ein paar Wochen womöglich Zweitligist zu sein, ist für uns alle Antrieb genug“, versichert Bohl.
Hajri hat Relegation schon erlebt
Ob die Substanz reicht, um Holstein Kiel vom zweiten Platz zu kegelen und direkt aufzusteigen, wird sich vermutlich am vorletzten Spieltag im direkten Duell entscheiden. „Kiel“, sagt Bohl, „hat kein einfaches Restprogramm. Sie müssen nach Bielefeld, kommen noch zu uns und treffen zuhause auf die Stuttgarter Kickers. Unsere Aufgaben gegen Münster, Erfurt, Holstein und Wehen Wiesbaden sind allerdings auch nicht einfach. In der Vergangenheit war es immer so, dass du über 70 Punkte haben musstest, um aufzusteigen.“ In der vergangenen Serie marschierten Heidenheim und Leipzig mit je 79 Zählern direkt durch. Davor wurde Karlsruhe mit 79 Punkten vor Arminia Bielefeld (76) Drittliga-Meister. Die Duisburger liegen aktuell bei 62 Zählern. „Natürlich ist das große Coup für uns greifbar“, erklärt Steffen Bohl, „aber noch sind wir nicht am Ziel. Für einen Fußballer gibt es nichts Schöneres als den Aufstieg.“ Nach kurzer Überlegung schiebt der Ex-Braunschweiger nach: „Doch, die Deutsche Meisterschaft. Aber die holt bekanntich nur Bayern München. Für uns besäße der Sprung in die 2. Liga einen ähnlichen Stellenwert. Und dafür werden wir alles tun.“
Die Alternative, es eventuell über den dramatischen Umweg Relegation zu schaffen, möchte Defensivabräumer Enis Hajri tunlichst vermeiden. „Ich habe das mit Kaiserslautern schon mal gegen Hoffenheim erlebt. Da haben wir den Kürzeren gezogen. Durch zwei Spiele kann eine an sich gute Saison kaputt gehen.“ Mit dem MSV will Hajri den großen Wurf schaffen. 360 Spielminuten stehen – ohne Relegation – noch aus...
„Auf der Kippe“ im Djäzz: Tönni stellt sein Buch vor
„Ich bin in Kneipen groß geworden“, sagt Michael Tönnies. Er hat geraucht, getrunken und gezockt, war ein Bundesligaprofi wie es ihn heute nicht mehr gibt. Er hat seinen Traum gelebt, extrem und echt, und beinahe hätte er mit seinem Leben dafür bezahlt.
In die Geschichte der Bundesliga ist er dennoch eingegangen, als er 1991 für den MSV fünf Tore in einem Spiel schoss, drei davon innerhalb von fünf Minuten. Bis heute ist es der schnellste Hattrick der Bundesliga – ausgerechnet gegen Oliver Kahn.
Doch nach seiner Karriere stürzte er ab – Kneipenpleite, Scheidung, 80 Zigaretten am Tag, Lungenemphysem. Er selbst hatte sich längst aufgegeben, doch die Unterstützung seiner Fans aus Duisburg brachte ihn dazu, sich schließlich doch noch für eine überlebenswichtige Lungentransplantation listen zu lassen. „Ohne die Fans wäre ich nicht mehr am Leben“, sagt er heute.
Der Journalist und MSV-Fan Jan Mohnhaupt hat über Tönnies’ spannende Lebensgeschichte ein Buch verfasst: „Auf der Kippe. Die zwei Leben des Michael Tönnies“ (ISBN: 978-3-7307-0165-2, 19,90 Euro), heißt es. Am 2. Mai 2015 stellen sie das Buch gemeinsam ab 20 Uhr im Djäzz vor.
Vielleicht wohnt ja jemand in der Nähe und/oder ist interessiert an diesem Buch. Ist ein klasse Typ unser "Dicker". Mit seinem unvergesslichen Hattrick gegen Oliver Kahn wird er hoffentlich noch sehr lange in den ewigen Statistiken der Bundesliga stehen.
Michael Tönnies (re.), hier mit Stadionsprecher-Kollege Stefan Leiwen und „Miss MSV“ Jennifer, richtet den Blick nicht nur symbolisch nach oben. Geht es nach der Klub-Legende, steigen die Zebras in wenigen Wochen auf.
Der ehemalige MSV-Torjäger tippt die letzten vier Spiele der Zebras und kommt zu einem erfreulichen Ergebnis: „Die Jungs packen das!“
Noch zwei Mal greift Michael Tönnies in dieser Saison zum Mikrofon. Gemeinsam mit Stadionsprecher Stefan Leiwen hat sich die Zebra-Legende bei Heimspielen des Fußball-Drittligisten längst als Stimmungsmacher etabliert. Tönnies verliest kurz vor dem Anpfiff die Mannschaftsaufstellung und wertet das „immer als besonderes Erlebnis“.
Der 55-Jährige: „Ich bin zwar nicht der Profi und habe so etwas zuvor in meinem Leben auch noch nie gemacht, aber es macht einfach riesig Spaß. Auch am Sonntag gegen Preußen Münster kribbelt es bei mir wieder, wenn ich zusammen mit Stefan vor unseren Fans da unten auf dem Rasen stehe. Das Gefühl ist unglaublich. Mich versetzt das irgendwie in alte Zeiten, als ich selbst noch für Duisburg gespielt habe.“
In der Saison 90/91 war Tönnies der Aufstiegsheld
In der Saison 1990/91 schoss „Tönni“ die Zebras mit 29 Toren in die Bundesliga. Ganz Duisburg versank im Glück. In ein paar Wochen könnte es wieder eine Jubelexplosion geben. Tönnies: „Ich bin fest davon überzeugt, dass unsere Jungs in die 2. Liga aufsteigen. Der 2:0-Sieg bei Dynamo Dresden war aus meiner Sicht der Dosenöffner. Spiele im Osten sind immer besonders heiß. Das war für den MSV der richtige Sieg zum richtigen Zeitpunkt.“ Im Gespräch mit der Sportredaktion tippt der einstige „Tornado“ jetzt die restlichen vier Drittligaspiele des MSV Duisburg und begründet seine jeweile Einschätzung.
35. Spieltag: MSV – Preußen Münster 3:1. „Für Münster ist das die letzte Chance, doch noch mal anzuklopfen. Sie werden also nach vorne spielen. Das kommt unserer Mannschaft entgegen.“ 36. Spieltag: Rot-Weiß Erfurt – MSV 0:1. „Bei Erfurt geht nicht mehr allzu viel. Die Mannschaft scheint sich ein bisschen aufgegeben zu haben, kam zuletzt mit 0:4 gegen Bielefeld unter die Räder. Diese Hürde werden wir nehmen.“ 37. Spieltag: MSV – Holstein Kiel 2:1. „Ich denke, dass da 25.000 Zuschauer kommen und unsere Jungs nach vorne peitschen. Da gibt es nur Barfuß oder Lackschuh. Wenn ich mir den Kader so anschaue, dann haben wir genug abgezockte Profis, die mit dieser Situation umgehen können. Ein Zlatko Janjic lässt sich von so etwas nicht beeindrucken. Der ist ganz cool.“ 38. Spieltag: Wehen Wiesbaden – MSV 0:2. „Zum einen wird das ein Heimspiel für den MSV, weil da viele tausend Fans mitfahren. Und zum anderen ist bei Wehen die Luft raus. Sie stehen im Mittelfeld und werden nicht mehr die Power haben. Wir sind auf dem Zug, der auf direktem Weg Richtung Aufstieg dampft. Und das lassen wir uns nicht mehr nehmen.“
Am Abend vor dem Münster-Spiel ist Michael Tönnies bei der Lesung seines gerade erschienenen Buchs „Auf der Kippe“ im Einsatz. Ab 20 Uhr findet das Treffen mit Fans und Promis im Djäzz (Börsenstraße 11) statt. „In meinem Leben war viel Mist, aber auch Schönes dabei“, zwinkert „Tönni“. Geht sein Drittliga-Tipp auf, kann er noch ein Aufstiegskapitel dranhängen . . .
Preußen im Check: Viel Tradition und eine große Sehnsucht
Geht da noch was - oder haben sich die Preußen schon damit abgefunden, dass es auch in dieser Saison wohl nichts wird mit dem angepeilten Comeback in Liga 2? Ebenso gewaltig wie die große Tradition, die der SC Preußen Münster im deutschen Fußball hat, ist auch das Verlangen, möglichst schnell wieder zu den Top-Klubs zu gehören. Die Entwicklung des Vereins ist in der jüngeren Vergangenheit eindeutig positiv, doch wie so oft scheint dem SCP ein kleiner Schritt zum ganz großen Sprung zu fehlen.
Auch wenn der Blick auf die Tabelle anzeigt, dass bei günstigster Konstellation im Schlussspurt noch mehr als der vierte Platz und die direkte Qualifikation für den DFB-Pokal drin ist, glauben die Preußen wohl nicht mehr so recht daran. "Uns fehlt einfach in manchen Szenen die Entschlossenheit", sagte Trainer Ralf Loose im Anschluss an die jüngste 1:2-Niederlage gegen Arminia Bielefeld. Auch im Duell mit dem Spitzenreiter zeigte Münster eine gute Leistung, konnte aber keine Punkte holen.
Die Preußen kennen das. War die Mannschaft um den trefflichen Mittelfeldspieler Amaury Bischoff (Torschütze zum 1:0-Sieg der Preußen im Hinspiel gegen Duisburg) nach dem 24. Spieltag noch ausgezeichnet positioniert, kostete die folgende Ergebniskrise mit Niederlagen gegen Kiel, Halle und Chemnitz die gute Ausgangsposition. Mit dem anbrechenden Frühling ging der Kontakt zur Aufstiegszone immer weiter verloren. Am vergangenen Wochenende wurde beim Sieg gegen Fortuna Köln aber wieder ein Lebenszeichen gesendet.
DER TRAINER Ralf Loose ist seit dem 15. September 2013 beim SC Preußen in der Verantwortung und hat den Traditionsklub kontinuierlich weiterentwickelt. Der ehemalige U20-Weltmeister kennt sich mit anspruchsvollen Herausforderungen aus. Beim Nationalteam von Liechtenstein hat Loose als Trainer einiges bewegt. Der frühere Profi von Borussia Dortmund und Fortuna Düsseldorf führte zudem Dynamo Dresden in die 2. Liga.
DER STAR Marcel Reichwein kennt sich in der 3. Liga aus. Für den Wuppertaler SV lief der einst im Nachwuchs von Bayer Leverkusen ausgebildete Angreifer bereits auf, auch für Jahn Regensburg und RW Erfurt war er bereits drittklassig am Ball. Hinzu kommen Zweitliga-Engagements in Ahlen und Aalen. Schon in Erfurt überzeugte Reichwein als Torjäger (17 Treffer in der Spielzeit 11/12). Obwohl in dieser Saison auch für Reichwein nicht alles rund lief, ist der Angreifer präsent: In seinen bisherigen 29 Saisoneinsätzen gelangen ihm neun Tore.
DIE GESCHICHTE Gegründet am 30. April 1906 war der Verein 1925 Teil der deutschen Rundfunkgeschichte. Am 1. November 1925 wurde im Spiel gegen Arminia Bielefeld erstmals ein Livekommentar gesprochen. Mit dem „Hunderttausend-Mark-Sturm“ um Fiffi Gerritzen und Adi Preißler wurden die Preußen 1951 deutscher Vize-Meister. 1964 stieg der Klub direkt aus der neu gegründeten Bundesliga ab. In den Folgejahren ging es teilweise bis in die 4. Liga runter, mittelfristig peilen die Preußen die Rückkehr in die Zweitklassigkeit an.
Der Aufstiegscountdown läuft. Am Sonntag, 3. Mai, steigt für den MSV nicht nur das vorletzte Heimspiel, sondern gegen Münster auch noch ein West-Schlager.
Dass die Preußen am Mittwochabend im Halbfinale des Westfalenpokals gegen Lotte ran müssen, ist in den Augen Gino Lettieris allerdings kein Vorteil für seine Elf: "Mit einem Sieg wird Münster lockerer, bei einer Niederlage müssen sie gegen uns alles daran setzen, noch Vierter zu werden, um nächstes Jahr im DFB-Pokal dabei zu sein. Deshalb ist es für uns sicherlich kein Vorteil - egal wie das Match ausgeht."
Ein Vorteil könnte aber sein, dass die Adlerträger müder als die Zebras sind. Schließlich ist die Belastung in den letzten Monaten extrem hoch gewesen, weshalb die einst favorisierten Preußen auch eingebrochen sind.
Davon will der Fußballlehrer allerdings nichts wissen. Er geht davon aus, dass die Fans im Schlussspurt zahlreicher denn je hinter ihrem MSV stehen und die Marke von 20.000 Zuschauer endlich durchbrochen wird. Lettieri setzt im Schlussspurt auf die Fans: "Vor so einer Kulisse gibt sich kein Spieler auf oder steckt zurück. Und wir schon gar nicht. Die Situation ist für uns nach wie vor unverändert. Wir müssen gewinnen, um alles in der eigenen Hand zu halten."
Dass er mit seiner Mannschaft erneut nachlegen muss, weil beispielsweise das Top-Spiel zwischen Bielefeld und Kiel bereits am Samstag steigt, stört den Coach nach wie vor. "Egal, wie die Ergebnisse zuvor sind, du hast immer den Druck, das Resultat toppen zu müssen."
Er wird das Duell der beiden Aufstiegskontrahenten allerdings nicht vor Ort verfolgen. "Was bringt es mir, wenn ich da bin?", fragt Lettieri: "Ich kann ja nichts beeinflussen. Natürlich werden wir das Spiel analysieren, aber dafür muss ich nicht dahin. Wir konzentrieren uns lieber alle nur auf die Preußen."
Albutat kann sich längeren Verbleib beim MSV vorstellen
Tim Albutat (re.), hier gegen Marvin Stefaniak von Dynamo Dresden, hat sich beim MSV Duisburg längst als Stammspieler etabliert.
Der Duisburger Mittelfeldspieler Tim Albutat ist bis Sommer 2016 aus Freiburg ausgeliehen, fühlt sich bei den Zebras aber so wohl, dass er längerfristig denkt. Die Ablösesumme gilt im Aufstiegsfall als stemmbar.
Ivica Grlic wirkte gestern auf dem Parkplatz vor dem Trainingsgelände wie ein vielbeschäftigter Börsenmakler. Während das Mobilfunktelefon unter das eine Ohr geklemmt war, tippte der Manager des Fußball-Drittligisten MSV Duisburg gleichzeitig im Gehen auf einem Tablet-PC. In der heißen Saisonendphase steht Grlic besonders unter Strom, wobei er personell erst Nägel mit Köpfen machen kann, wenn die künftige Ligazugehörigkeit für die Zebras feststeht.
Fakt ist: Einen kompletten Umbruch wird es beim MSV nicht geben. „Die Situation ist anders als vor einem Jahr, als wir viele neue Spieler eingebaut haben“, erklärt Trainer Gino Lettieri. Für den Fall des Aufstiegs sollen vier, fünf Verstärkungen her. Lettieri: „Was wir machen, das muss sitzen.“ Ein Großteil des Kaders besitzt noch laufende Kontrakte. Einige Arbeitspapiere haben sich automatisch verlängert (Rolf Feltscher, Enis Hajri). Sollte die Zweitligarückkehr geschafft werden, greifen automatische Verlängerungsklauseln bei Keeper Michael Ratajczak und Abwehrchef Branimir Bajic.
Albutat sieht MSV nicht als Durchgangsstation
Mittelfeld-Abräumer Tim Albutat muss sich um die nächste Saison keine Gedanken machen. Der 22-Jährige ist noch bis zum 30. Juni 2016 vom SC Freiburg ausgeliehen. Seine Ablösesumme fällt – für einen Zweitligisten – in den Bereich „stemmbar“. Albutat, der in dieser Spielzeit zu den positiven Entdeckungen beim MSV zählt und es bisher auf 30 Einsätze bringt, sieht die Zebras keineswegs nur als Durchgangsstation.
„Ich könnte mir auch vorstellen, dass Duisburg für mich eine langfristige Perspektive ist. Ich fühle mich hier wohl, bekomme meine Einsatzzeiten und kann mich weiterentwickeln. Im vergangenen Sommer wollte ich zu einem Verein, bei dem ich Spielpraxis bekomme und nicht zu einem Zweitligisten, bei dem ich vielleicht nur auf der Bank gesessen hätte.“ Für Tim Albutat war der Sprung aus dem beschaulichen „Nest“ Freiburg in die ungewohnte Umgebung Duisburg ein großer Schritt. „Dass es beim MSV so gut laufen würde, war im Vorfeld nicht abzusehen. Natürlich bin ich froh darüber. Für mich persönlich ist Duisburg ein Erfolg, aber auch als Gemeinschaft sind wir insgesamt erfolgreich“, sagt der ehemalige U-18-Nationalspieler.
Albutat: "Haben alles selbst in der Hand"
Das Sahnehäubchen soll in Kürze folgen. „Auf der Rückfahrt vom Spiel in Dresden haben wir im Bus schon gesagt: Jetzt stehen noch 360 Ligaminuten an, in denen sich die ganze Saison entscheidet. Wir sind kurz vor der Ziellinie, haben alles selbst in der Hand. Dafür lohnt es sich, auch weiterhin alles abzurufen“, so Albutat kämpferisch. Der Ex-Wehener ergänzt: „Nach dem 1:0-Führungstreffer in Dresden war das zu spüren: Jeder ist noch einen Schritt mehr gerannt, um den Sieg zu verteidigen.“ Für Albutat wäre ein Aufstieg etwas ganz Besonderes: „So etwas kann dir keiner mehr nehmen. Das steht in deiner Vita.“ Bis es eventuell so weit ist, warten noch 360 Minuten...
Als sich Rolf Feltscher am 21. März beim Sieg in Dortmund das Innenband im Knie riss, hatte er das Ziel, bis zum Spiel gegen Münster wieder fit zu sein.
Doch daraus wird nichts. „Rolf hat in dieser Woche erst einmal das Lauftraining aufgenommen“, berichtet Gino Lettieri: „Im Moment ist noch nicht abzusehen, ob und wann er uns in dieser Saison noch einmal zur Verfügung steht."
Schließlich muss Feltscher, nach dem er seine Ausdauer wieder aufgepeppelt hat, erst noch Einheiten mit dem Ball abspulen. Wann sein Knie dieser belastung standhält, ist eben noch nicht absehbar.
Derweil glaubt Lettieri nicht, dass der MSV im Vergleich zum Aufstiegskontrahenten aus Kiel ein leichteres Restprogramm hat: „Bielefeld hat noch kein Spiel nach einem Pokal-Einsatz gewonnen. Deshalb hat Kiel Glück, am Samstag gegen die Arminia anzutreten. Dann folgt für sie Köln, wodurch sie ebenfalls keinen Nachteil haben. Erst das Spiel gegen uns wird für sie ein Duell auf Augenhöhe sein.“
Auch die Stuttgarter Kickers hat Lettieri noch nicht abgeschrieben: „Die haben sich auf keinen Fall aufgegeben, weil alle ja noch gegeneinander spielen. Mit vier Siegen könnten sich am Schluss auch noch im Rennen sein.“
Zebras vs. Preußen: MSV peilt gegen Münster nächsten Dreier an
Im Vorletzten Heimspiel der Saison empfängt der MSV Duisburg am Sonntag, 03. Mai 2015, den SC Preußen Münster in der Schausinsland-Reisen-Arena. Für das Westduell im Liga-Endspurt sind bereits 15.000 Tickets abgesetzt, der MSV rechnet insgesamt mit über 20.000 Zuschauern. Vor der Begegnung haben wir uns mit Cheftrainer Gino Lettieri und Tim Albutat über die anstehende Aufgabe unterhalten. Außerdem gibt’s wie immer die wichtigsten Stats & Facts.
Zum 12. Mal in der Geschichte stehen sich der MSV Duisburg und Preußen Münster in einem Pflichtspiel gegenüber. Mit einer Bilanz von 2-3-6 ist es für die Zebras an der Zeit, diese aufzupolieren. Das Hinspiel gewannen die Preußen mit 1:0.
4 Spieltage vor Schluss geht es nicht nur um die Wurst, sondern sogar um jeden Punkt! Die Meidericher belegen nach beachtlicher Serie - 6 Spiele in Folge ungeschlagen - Rang 3. Preußen Münster ist aktuell Tabellen-5. und darf noch auf einen Platz unter den ersten vier schielen!
Absolute Heimmacht: 10 Gegner gingen auf dem Rasen der Schauinsland-Reisen-Arena in der bisherigen Spielzeit komplett leer aus, 7 Teams konnten zumindest einen Punkt entführen. Damit ist der MSV Duisburg die einzige Mannschaft in der 3.Liga, die zu Hause noch ungeschlagen ist - und das soll auch so bleiben!
Für Dennis Grote bedeutet die Begegnung gegen Münster auch viele Hände zu schütteln. Der ehemalige Preuße spielte 2 ½ Jahre an der Hammer Straße und wechselte im Sommer 2014 an den Niederrhein. Im Preußen-Trikot bestritt unsere Nummer 20 insgesamt 92 Spiele und schoss dabei 15 Tore. Für die Zebras kommt Grote aktuell auf 32 Einsätze, in denen er 5mal einnetzte.
Nach der Hinrunde feierte Preußen Münster noch die Vize-Herbstmeisterschaft, lag mit 33 Punkten nur einen Zähler hinter Arminia Bielefeld. Doch seitdem ist ein wenig der Wurm drin. Mit einer 6-3-6-Statistik rangiert Münster in der Rückrundentabelle nur auf Rang 8.
Auf Zlatko Janjic ist Verlass: Er ist der Elfmeter-König der Liga! Von seinen insgesamt 16 Toren traf er 7mal vom Punkt. Amaury Bischoff mit dem Preußen-Adler auf dem Trikot ist Janjic mit 6 Elfmetertoren dicht auf den Fersen. Doch nicht nur vom Punkt ist der MSV stark: mit 56 Treffern schossen die Meidericher in dieser Spielzeit die bisher zweitmeisten Tore! Nur Arminia Bielefeld hat mit 69 Erfolgserlebnissen mehr auf dem Konto.
Sportschau.de zeigt die Begegnung im Livestream, ab 18:00 Uhr gibt’s außerdem die Zusammenfassung. Und auch wir halten euch wie gewohnt auf unserer Website, Facebook und Twitter auf dem Laufenden! Die Pressekonferenz sowie die Stimmen nach dem Spiel seht ihr anschließend im ZebraTV auf YouTube.
Er hat geraucht, getrunken und gezockt. Er war ein Aufreißer, ein Lebemann, ein Goalgetter und Publikumsliebling.
Michael Tönnies verkörpert den Bundesligaprofi, der im heutigen, aalglatten Fußballgeschäft ausgestorben ist. Ein Typ, mitten aus dem Leben, mitten aus dem Pott. Der Essener hat seinen Traum gelebt – exzessiv, aber immer ehrlich und echt.
Ein echter Held ist Tönnies vor allem in Duisburg. Beim MSV hat der 55-Jährige Bundesliga-Geschichte geschrieben, als er am 27. August 1991 ausgerechnet gegen den damaligen Karlsruher Oliver Kahn in nur sechs Minuten drei Tore nacheinander schoss. Rekord. Bis heute ist es der schnellste Hattrick der Eliteklasse. Doch der Ruhm verblasste. Tönnies stürzte ab. Privat, aber besonders gesundheitlich. 2005 kam die niederschmetternde Diagnose für den Kettenraucher: Lungenemphysem. Er dachte sogar an Selbstmord. Doch die Fans des MSV gaben ihm neuen Lebensmut und er nahm den Kampf an.
Über sein bewegtes Leben hat „Der Dicke“ nun ein Buch geschrieben. Passend zu seinen in Spitzenzeiten rund 80 Zigaretten pro Tag heißt es „Auf der Kippe“ und wird am Samstag, 2. Mai, im „Djäzz Jazzkeller“ in Duisburg (20 Uhr) vorgestellt.
Im RS-Interview spricht Tönnies, der als Sportlicher Leiter beim designierten Oberliga-Aufsteiger in Essen-Schonnebeck arbeitet, über seine „dunkelsten Gedanken“, Frauengeschichten und warum er keine Lust hat, heutzutage Profi zu sein.
Michael Tönnies, Sie sind Co-Stadionsprecher der Zebras. Wie haben Sie den wichtigen Sieg in Dresden erlebt? Ich bin von der Mannschaft total begeistert. Mit dem 2:0 bei Dynamo ist eine neue Euphorie entstanden. Im gesamten Verein, in der ganzen Stadt herrscht jetzt Aufbruchstimmung. Das war der entscheidende Schritt.
Zum Aufstieg? Es stehen noch vier schwere Spiele an, aber ich bin mir sicher, dass wir Zweiter werden und direkt aufsteigen.
Führt die Euphorie zu noch mehr Selbstvertrauen, oder vielleicht auch zur Selbstzufriedenheit im Team? Ein Sportler ist nie zufrieden, sondern will immer mehr. Deshalb werden zum ohnehin schon großen Selbstvertrauen der Jungs jetzt noch ein paar Prozent oben drauf kommen. Denn es geht immer noch ein bisschen mehr als 100 Prozent.
Eine Aussage, die Sie als Profi aber nicht beherzigt haben. (lacht) Stimmt. Diese Einstellung musste ich erst einmal lernen. Denn die Selbstzufriedenheit ist heimtückisch und hatte mich manchmal im Griff. Ich habe dann gemeint, es würde auch die halbe Kraft ausreichen. Ich war einer, der nicht immer an seine Leistungsgrenze gegangen ist. Aber das kann man auch gar nicht.
Warum nicht? Weil jeder Spieler psychisch nicht immer gleich drauf ist. Mal gibt es zu Hause Theater mit der Frau, oder das Kind ist krank, und schon ist man mit seinen Gedanken woanders. Das kann selbst ein abgezockter Profi nicht alles wegstecken.
Sie waren mit Ihren Gedanken auch nicht immer beim Sport. Würden Sie es heute anders machen? (lacht) Mich würde es heute gar nicht geben. Die Spieler sind alle anders, stromlinienförmig. Ich brauchte immer Freiheiten, dann habe ich die besten Leistungen gebracht. Trainingslager waren für mich die Hölle, weil man einkaserniert war. Heute wäre ich kein Profi, weil mir der geplante Ablauf widerstrebt. Ich will nicht bösartig sein, aber heute werden alle in ein Schema F gedrängt. Einfach mal in die Kneipe oder ins Kino zu gehen, ist nicht mehr möglich, ohne sofort fotografiert zu werden. Früher war das Leben einfach schöner, heute ist es dafür aber der Kontostand.
Bereuen Sie etwas? Sportlich nicht. Oliver Kahn brauchte Titel, um glücklich zu sein. Ich bin aber glücklich, so wie es gelaufen ist. Ich bin gefeiert und manchmal auch verflucht worden. Ich brauchte keine Meisterschaft, ich brauchte meine Freiheit. Die kann mir auch niemand nehmen. Ich habe viel gelacht und hatte ein tolles Leben. Weil ich vielleicht etwas zu viel gelebt habe, hatte ich dann ja auch meine siebenjährige Leidenszeit. Im privaten Bereich bereue ich allerdings einiges.
Was denn? Das Rauchen. Es war viel zu extrem. Aber auch auf den Alkohol oder das Spielen bin ich nicht stolz.
Warum haben Sie mit dem Rauchen angefangen? Ich war 13 und wollte einem Mädchen imponieren. Sie hatte geraucht, also habe ich mir auch Kippen geholt. Ich habe sie ihr angeboten, aber sie wollte weder meine Zigaretten noch mich. Ich war so enttäuscht, dass ich mir erst einmal eine angesteckt habe.
Weiß Sie von Ihrem Werdegang? Ja. Ich habe sie im Dezember 2014 auf der Weihnachtsfeier in Schonnebeck zum ersten Mal nach mehr als 40 Jahren wiedergesehen. Sie stand auf einmal neben mir und sagte „Hallo.“ Ich wusste sofort, wer es ist und dachte, mich trifft der Schlag. Sie fragte, ob ich mich noch an die Zigaretten erinnern würde und ich musste lachen. Ich habe mich aber nur kurz mit ihr unterhalten, weil meine Freundin Astrid schon böse geguckt hat (lacht).
Mit Ihrer Lebenspartnerin sind Sie seit dem 19. Dezember 2013 zusammen. Astrid hat sich also kurz nach der Lungentransplantation für Sie entschieden. Ist sie Ihr wichtigster Halt? Ja. Dass ich nach so einer schweren Krankheit überhaupt noch eine Frau kennenlerne und sie sich auch auf einen kranken Mann einlässt, ist ein Segen. Sie konnte damals ja nicht wissen, dass ich mich so gut erholen würde. Sie hat sofort ihre Wohnung aufgegeben und ist zu mir gezogen. Dafür gebührt ihr meine Hochachtung.
Waren Sie früher ein Frauenheld? (lacht) Wenn ich im Mercedes durch die Stadt gefahren bin, ja. Im Opel Corsa hat sich aber nie eine Frau umgedreht. Nein, Scherz beiseite: Wenn ich in festen Händen war, war ich immer treu – aber ich war nicht oft in festen Händen. Ich hatte in meiner wilden Phase nur zwei Beziehungen. In der Zeit zwischen meiner ersten Freundin und meiner Frau ging es aber ordentlich ab. In Bocholt war es so, dass ich wie ein bunter Hund bekannt war. Dort war ich ein Superstar und es ging alles schneller. Der sportliche Erfolg ist mir schon zu Gute gekommen, aber ich habe beim Kennenlernen nie erzählt, dass ich Bundesligaspieler bin. Darauf mussten die Mädels schon selbst kommen. Ich habe auch nichts Verbotenes gemacht – nur einmal.
Und was war das? Wir hatten nicht so viel Geld. Also habe ich als 14-Jähriger ein paar Kekse in einem Tante-Emma-Laden geklaut. Der Diebstahl ist zwar nicht aufgeflogen, aber ich habe mich eine Woche absolut schlecht gefühlt. Ich musste für meine Mutter immer wieder dort einkaufen gehen, konnte die Verkäuferin aber nicht mehr anschauen. Das war schrecklich.
Nach eigener Aussage sind Sie in Kneipen groß geworden und haben nicht ins Glas gespuckt. Gab es auch mal handfeste Auseinandersetzungen? Nein. Ich bin stolz drauf, dass ich mich nie geprügelt habe. Alle haben erzählt, du musst dich mal geschlagen haben, um ein echter Mann zu sein. Doch das ist Unsinn. Ich habe sicherlich auch mal Ärger gehabt, aber es war nie mehr als eine Schubserei, denn dann habe ich mich umgedreht und die Sache war erledigt. Das war nicht feige, sondern meine Reaktion war die einzig Richtige.
Kommen wir zu einem anderen Thema, das bereits angeklungen ist. Ihrer Lungentransplantation am 6. April 2013. Wissen Sie etwas über den Spender? Nein. Darüber bin ich auch froh, denn ich glaube, mich würde es belasten. Ich bin unendlich dankbar, würde mich aber den Angehörigen gegenüber verpflichtet fühlen. So ist alles in Ordnung, denn Gedanken musste ich mir schon genug machen.
Verständlich, schließlich hatten Sie jahrelang Todesangst. Stimmt, aber es war noch schlimmer. Vor der Transplantation habe ich mich nachts dabei ertappt, wenn ich eine Blaulicht-Sirene hörte, zu denken: Vielleicht stirbt da jemand, der mir helfen kann. Ich habe dann darauf gewartet, dass das Telefon klingelt und ich erlöst werde. Das sind grausame Gedanken, denn so etwas denkt man einfach nicht. Ich kann ja nicht jemandem den Tod wünschen.
Aber es ist doch absolut verständlich. Natürlich ist man in einer lebensbedrohlichen Lage Egoist, dennoch habe ich den Gedanken für so schlecht gehalten, dass ich mich niemanden anvertraut habe und nun erstmals darüber spreche. Es ging in der schlimmsten Zeit ja sogar noch eine Stufe höher. Ich habe gedacht: Hoffentlich stirbt heute jemand, der als Spender passt. Mit der Zeit kann ich darüber reden, aber das hat mich extrem belastet. Heute nenne ich sie meine „dunklen Gedanken“.
Sind Sie eigentlich Organspender? Natürlich. Man kann immer etwas gebrauchen, auch wenn es nur die Netzhaut ist. Organspende ist unheimlich wichtig. Jeder sollte so einen Ausweis haben, sonst verrottet alles nur in der Erde.
Haben Sie auch an Selbstmord gedacht? Nicht nur ein Mal, mehrmals. Wenn ich die richtigen Tabletten gehabt hätte, hätte ich sie genommen. Denn es ist das Schlimmste, wenn man keine Luft bekommt und du bei allem auf Hilfe angewiesen bist. Ich hatte keine Freude mehr am Leben und habe mich nur als eine Belastung empfunden. Alle haben mich mitleidig angeschaut. Wenn man mal von tausenden Fans gefeiert wurde und dann wie ein Häufchen Elend im Bett liegt, bricht eine Welt zusammen.
Die Fans, von denen Sie früher gefeiert wurden, haben Ihnen ein zweites Mal neuen Lebensmut geschenkt. Ja. Ich habe viele Briefe und Zuschriften von den Anhängern erhalten, die mir Kraft gegeben haben. Ohne sie wäre ich vielleicht nicht mehr hier. Ihnen bin ich zutiefst dankbar.
Wie geht es Ihnen aktuell? Ganz gut. Ich bin froh, dass so weit alles in Ordnung ist und mein Leben wieder lebenswert ist. Ich kann zwar nicht über Zäune springen und mir auch meinen Traum, noch einmal für die Traditionself der Zebras zu spielen, nicht erfüllen, doch ich genieße jeden Tag. Ich führe ein tolles Leben, kann atmen, essen, normal trinken, habe eine super Freundin, bin bei meinem Lieblingsklub als Stadionsprecher dabei und auch der Job als Sportlicher Leiter in Schonnebeck macht mir Spaß. Ich bin glücklich.
Wenn Sie das Stadion betreten: Waren Sie als Spieler, oder als Stadionsprecher nervöser? Als Stadionsprecher. Früher wusste ich, dass ich den Ball einfach nur reinhauen muss. Heute muss ich zwar „nur“ die Aufstellung vorlesen, aber ich habe Angst, mich zu versprechen. Deshalb bin ich froh, dass unser erster Mann, Stefan Leiwen, bei mir ist. Trotzdem ist es mehr als beeindruckend, vor der Kurve zu stehen. Wenn die Leute dann den Nachnamen zurück schmettern, ist das eine gute Nummer, die einen auch schnell aus dem Konzept bringen kann.
Was wünschen Sie sich neben der fehlerfreien Namensverlesung für die Zukunft? Gesundheit und den Aufstieg. Die Fans haben so viel hinter sich, sie haben ihn schlichtweg verdient. Ganz Duisburg, wir alle, haben ihn verdient.
Der MSV Duisburg erwartet am Sonntag, 3. Mai, zum Spiel gegen Preußen Münster eine Rekordkulisse.
Wenn das Spiel um 14 Uhr in der SLR-Arena angepfiffen wird, dann werden weit mehr als 15.000 Fans auf der Tribüne sein. So viele Tickets wurden nämlich bis lang verkauft. Bislang liegt der Saison-Zuschauerrekord bei 15.639. So viele wollten am 31. Spieltag die Partie der Zebras gegen Hansa Rostock sehen. Der Vorverkauf läuft weiterhin. Die Verantwortlichen sind guter Dinge, dass noch viele MSV-Fans am Sonntag den Weg ins Stadion finden werden, um das NRW-Duell vor Ort verfolgen zu können.
Der Sieg in Dresden hat in Duisburg eine neue Euphorie ausgelöst. Der MSV ist wieder in aller Munde und die Zebras erfreuen sich großer Beliebtheit.
Deshalb dürfen sie auch erstmals seit dem 3. September 2013, als 21.243 Zuschauer zum Spiel gegen den BVB II (1:2) kamen, wieder damit rechnen, in der Meisterschaft die Schallmauer von mehr als 20.000 Fans zu durchbrechen.
Am Sonntag, 3. Mai, soll die Arena beim Westschlager gegen Preußen Münster jedenfalls aus allen Nähten platzen: „In Dresden hatten wir einen Schnupperkurs, vor so einer Kulisse zu spielen“, merkt Tim Albutat an. Der Sechser hofft nun, dass „es auch zu Hause der Fall sein wird“ und verspricht: „Wir werden den Fans auch etwas zurückgeben. Der Erfolg in Dresden hat uns sowohl als Team, als auch mit den Fans jedenfalls noch enger zusammengeschweißt.“
Gemeint ist ein Dreier – es wäre der vierte in Folge – gegen den Angstgegner, der allerdings in Duisburg bis auf einen Sieg in der Vorsaison noch nichts reißen konnte. Ohnehin sind die Meidericher in ihrem Wohnzimmer eine Macht und nach wie vor ungeschlagen (10 Siege, 7 Remis). „Das soll auch so bleiben“, macht Albutat klar: „Wir wollen und müssen die letzten vier Spiele gewinnen, dann können wir auch den Aufstieg feiern.“
Dass er gehandicapt ist, weil er neun Gelbe auf dem Buckel hat, bringt den 22-Jährigen, der sich zum absoluten Leistungsträger entwickelt hat, nicht aus der Ruhe. „Wenn es sein muss und ich dem Team helfen kann, indem ich ein taktisches Foul begehen muss, dass ist es eben so. Es schränkt mich aber nicht ein.“
Einen Nachteil sieht der Freiburger lediglich in der Spielansetzung. „Sonntags zu spielen ist ein anderes Gefühl, weil wir nachziehen müssen. Ich würde am liebsten Freitagabend ran, dann kann ich in Ruhe das Wochenende genießen.“
In der neuen Saison kann sein Wunsch in Erfüllung gehen, denn in der zweiten Liga sind drei Spiele immer schon am Freitag...
Martin Dausch will mit dem MSV Duisburg in die 2. Bundesliga
Hat mit dem MSV das klare Ziel 2. Liga: Martin Dausch.
Martin Dausch ist der Königstransfer der Duisburger, mit ihm peilt der MSV den Aufstieg an. Am Sonntag 20 000 Fans beim Heimspiel gegen Münster erwartet.
Als Martin Dausch im Winter vom Fußball-Zweitligisten Union Berlin zum MSV Duisburg in die 3. Liga wechselte, erzählte der Mittelfeldspieler die Geschichte aus seiner Zeit beim VfR Aalen. Mit den Baden-Württembergern eilte er einst in der Rückrunde von Sieg zu Sieg und schaffte noch den Aufstieg in die 2.Bundesliga. Auch mit dem MSV Duisburg steuert Dausch nun auf Zweitligakurs. Die Zebras belegen aktuell den Relegationsrang – mit einem Punkt Rückstand auf den Tabellenzweiten Holstein Kiel. Am morgigen Sonntag wollen die Duisburger im Heimspiel gegen Preußen Münster (14 Uhr, bei uns im Ticker) den nächsten Schritt machen.
Am Duisburger Aufschwung hat Martin Dausch großen Anteil. Der 29-Jährige ist der Königstransfer der Zebras. Union Berlin plante im Winter nicht mehr Dausch und gab ihn im Januar an den MSV ab, der für diesen Transfer finanzielle Klimmzüge leisten musste. Mit Dausch gewann das Duisburger Team im Mittelfeld deutlich an Qualität. Der Mann ist laufstark, hat den Blick für die entscheidende Situation und ist effektiv. Der Mittelfeldspieler, der variabel auf dem linken Flügel und in der Zentrale einsetzbar ist, erzielte in zwölf Ligaspielen fünf Tore und verbuchte drei Assists.
Sorgen um Sohn Luca
Martin Dausch wurde bei den Duisburgern schnell heimisch und lebt nun mit seiner Familie in Moers. In diesen Tagen erwartet seine Frau Lisa das zweite Kind. Dann wird Sohn Luca ein Geschwisterchen haben. Luca schreibt die zweite Geschichte, die Dausch mit nach Duisburg brachte, und die viel bewegender ist als die sportliche Story.
Der Junge leidet von Geburt an einer seltenen Augenkrankheit, die bislang nicht heilbar ist. Luca hat ein eingeschränktes Sehvermögen. Auch wenn Union Berlin Dausch im Winter nicht mehr haben wollte – Sohn Luca ist der Grund dafür, warum sein Vater kein schlechtes Wort über „Eisern Union“ verliert. So sagt er: „Ich bin diesem Verein und den Fans zutiefst dankbar.“ Als die Diagnose bekannt war, suchte Martin Dausch die Öffentlichkeit und gründete mit Hilfe des Klubs und der Union-Anhänger eine Stiftung. Knapp 100 000 Euro kamen bisher zusammen, Dausch leitet das Geld an eine Spezialklinik im Saarland, die die Krankheit erforscht, weiter.
Zebras haben es selbst in der Hand
Dausch würde mit dem MSV in der nächsten Saison gerne bei Union Berlin um Zweitligapunkte kämpfen. Die Zebras haben es vier Spieltage vor dem Saisonende selbst in der Hand – in 14 Tagen können sie Holstein Kiel im direkten Duell vom zweiten Rang kicken und sich damit auch die Relegation ersparen.
Am vergangenen Sonntag demonstrierten die Duisburger beim 2:0-Sieg in Dresden Selbstbewusstsein und Stärke. Der Funke ist auch bei den Fans übergesprungen. Morgen erwarten die Duisburger 20 000 Besucher, in 14 Tagen könnte Arena beim Spiel gegen Holstein Kiel ausverkauft sein. Für das letzte Punktspiel in Wehen haben sich die Zebra- Fans schon mit Karten eingedeckt, es dürfte ein Heimspiel für die Zebras werden.
Für den MSV spricht, dass Kiel das weitaus schwerere Restprogramm hat. Mit Rechenspielen will sich Martin Dausch aber nicht beschäftigen: „Die Sache ist einfach. Wenn wir die letzten vier Spiele gewinnen, dann steigen wir auf.“
Der MSV Duisburg freut sich auf den Hit gegen Münster
Duisburgs Trainer Gino Lettieri bemüht sich vor dem Spiel gegen Preußen Münster um Sachlichkeit: „Wir haben noch nichts erreicht.“ Trainer Gino Lettieri warnt vor dem Münster-Spiel davor, zu euphorisch zu sein: „Haben noch nichts erreicht.“
MSV-Trainer Gino Lettieri lässt sich nur ganz selten von Euphorie übermannen. Nüchtern, sachlich und mit einer Portion Grundskepsis bewertet der Fußballlehrer die Leistungen der Drittliga-Konkurrenz – und die eigene Perspektive auf Platz drei. Tenor: „Noch haben wir nichts erreicht.“ Am Sonntag kommt Preußen Münster um 14 Uhr mit einem weiteren Negativerlebnis zum MSV Duisburg in die Schauinslandreisen-Arena. Am Mittwochabend rasselten die Preußen mit einem 0:1 bei Regionalligist Sportfreunde Lotte aus dem Westfalenpokal.
Liettieri erwartet stürmische Preußen
Lettieri mutmaßt: „Jetzt werden sie bei uns noch mehr Gas geben, um im Endspurt vielleicht noch Vierter zu werden und den Einzug in die DFB-Pokalhauptrunde zu schaffen.“ Münster ist aktuell Tabellenfünfter, hat vier Punkte Rückstand auf den Vierten Stuttgarter Kickers, der bereits am Samstag im Heimspiel gegen schwächelnde Dresdner Dynamos vorlegen kann.
Was bei den Westfalen in der Rückrunde alles schief gelaufen ist, darüber rätseln viele. Zur Winterpause galt Münster auf Platz zwei als heißer Aufstiegsanwärter. Dann setzte ein Negativtrend ein. Die Mannschaft kassierte fünf Niederlagen im Jahr 2015. Spielerische Elemente versandeten komplett, die anfangs stabile Defensive erwies sich plötzlich als löchrig. Der Ausfall von Balljäger Erik Zenga war nicht zu kompensieren. Stattdessen wuchs die Fehleranzahl, das Selbstvertrauen schwand. So kamen Ergebnisse wie das 2:3 gegen Chemnitz zustande.
In Münster kippte die Stimmung
Die Stimmung kippte im Umfeld. Kapitän Dominik Schmidt wurde nach der Niederlage in Bielefeld von eigenen Fans beschimpft, was den 27-Jährigen dazu bewog, im Gespräch mit den „Westfälischen Nachrichten“ alles in Frage zu stellen: „Ich überlege, ob ich mein Amt als Kapitän niederlege und ob ich in dieser Saison überhaupt noch für Münster spiele.“ Der Verein stellte Schmidt daraufhin vom Trainings- und Spielbetrieb frei.
Gino Lettieri hat die Vorkommnisse zur Kenntnis genommen. Aber der Deutsch-Italiener lässt sich davon nicht beeindrucken. „Wir haben doch gesehen, wie schwierig es für uns zuletzt in Dresden war. Wichtig ist, dass wir jeden Gegner ernst nehmen, mit Respekt und Konzentration an die Aufgaben herangehen. Ich erwarte, dass sich meine Spieler voll auf Münster fokussieren. Von den Preußen-Spielern wird gegen uns keiner spazieren gehen. Gerade vor so einer Kulisse von rund 20 000 Zuschauern. Da wird nicht zurückgeschaltet, sondern eher ein höherer Gang eingelegt.“
Konkurrenz spielt schon am Samstag
Während die Konkurrenz wie am vergangenen Wochenende bereits am Samstag im Einsatz ist, zieht der MSV 24 Stunden später nach. „Es ist kein Vorteil, erst Sonntag zu spielen“, sagt Lettieri, „da gibt es ja nur die zwei Möglichkeiten: Du musst die Konkurrenz vom Ergebnis her übertrumpfen oder eben nachziehen. Nach einem Samstagspieltag guckst du schon auf die Ergebnisse. Sonntag ist das nicht so. Die Ausgangsposition wird ja nicht besser. Kiel hat wochenlang seine Spiele durchgebracht. Kaum waren sie einmal Sonntag im Einsatz, gab es plötzlich keinen Sieg.“
Für Mittelfeldspieler Tim Albutat wäre der Optimalfall, „wenn wir freitags im Einsatz wären und gewinnen würden. Dann hätten wir ein schönes Wochenende. Sonntags zu spielen, ist schon etwas komisch.“ Möglicherweise kommt Albutat in der kommenden Saison öfter in den Genuss von langen Wochenenden. Dann allerdings eine Etage höher . . .
Am Rande Zebras erwarten Rekordkulisse
ZUSCHAUER: Der MSV erwartet zum morgigen Spiel gegen Preußen Münster eine Rekordkulisse. Aktuell hat der Klub über 15 000 Tickets verkauft. Damit dürfte der MSV die Bestmarke aus dem Rostock-Spiel, das 15 639 Zuschauer sahen, deutlich überbieten. Der MSV empfiehlt den Fans den Vorverkauf, um am Spieltag lange Wartezeiten zu vermeiden. Der Fanshop in der Arena ist heute von 10 bis 14 Uhr geöffnet. Zudem haben heute auch alle weiteren bekannten Vorverkaufsstellen geöffnet.
LIVESTREAM: Das Spiel am Samstag ist im Internet per Livestream zu sehen. Die Übertragung beginnt um 14 Uhr unter www.sportschau.de.
STATISTIK: Der MSV Duisburg und Preußen Münster sind Gründungsmitglieder der Bundesliga. In der Saison 1963/64 holte der MSV im eigenen Stadion einen Punkt, verlor aber in Münster 2:4. Insgesamt ist die Statistik aus Duisburger Sicht (Oberliga West, Bundesliga, 2. Bundesliga, Aufstiegsrunde 2. Bundesliga, DFB-Pokal, 3. Liga) negativ. In 21 Spielen gewannen die Zebras nur fünfmal. Sechsmal gab es ein Remis, zehnmal siegte Münster. Die Heimbilanz sieht etwas besser aus: zehn Spiele, vier Siege, vier Unentschieden und zwei Niederlagen. Das Hinspiel gewann Preußen Münster durch ein Elfmetertor von Amaury Bischoff 1:0. In den beiden Drittliga-Jahren konnten die Zebras gegen Preußen Münster bislang nichts holen. Der MSV Duisburg verlor alle drei Partien. In der letzten Saison verlor das Team sein Heimspiel mit 0:1.
Die Zebras können auf Platz zwei springen MSV: "Andere Voraussetzungen" gegen Münster
Vier Spiele sind es noch bis zum Saisonende, vier Spiele in denen der MSV Duisburg nochmal alles reinwerfen muss, um entweder direkt in die 2. Liga aufzusteigen oder die Chance über die Relegation zu wahren. Und das Restprogramm hat es in sich, beginnend mit dem Duell gegen den Tabellenfünften Preußen Münster am Sonntag (LIVE! ab 14 Uhr bei kicker.de). Die Hinrundenpartie (0:1) ist Trainer Gino Lettieri als "eines unserer schlechtesten Spiele" in Erinnerung geblieben.
Bereits am Samstag begegnen sich Spitzenreiter Arminia Bielefeld und der Tabellenzweite Holstein Kiel im direkten Duell. Die Zebras haben also die Chance, an diesem Wochenende auf einen direkten Aufstiegsplatz zu springen - sofern sie selbst gewinnen und Holstein verliert. MSV-Coach Lettieri warnt aber vor den Münsteranern: "Sie haben drei, vier Einzelspieler, die sehr stark sind und zu jeder Zeit ein Spiel entscheiden können."
Die Erfahrung musste Duisburg in der Hinrunde selbst machen. Mit 0:1 mussten sich die Meidericher geschlagen geben, daran erinnert sich Lettieri noch gut: "Das war eines unserer schlechtesten Spiele. Aber am Wochenende sind die Voraussetzungen andere!" Was er meint: Kurz vor dem ersten Aufeinandertreffen in dieser Saison mussten die Zebras im DFB-Pokal gegen den 1. FC Köln ran - eine kräftezehrende Partie, die erst im Elfmeterschießen entschieden wurde (1:4 i.E.). Duisburg hat Selbstvertrauen getankt
Diesmal sind die Voraussetzungen tatsächlich besser. Der MSV ist seit sechs Spielen ungeschlagen (fünf Siege, ein Unentschieden), gewann zuletzt 2:0 bei Dynamo Dresden. So geht Mittelfeldspieler Tim Albutat selbstbewusst in die Partie: "Das Team sorgt offensiv immer für Gefahr und wir nutzen unsere Chancen."
Der Klub erwartet zum Heimspiel in der Schauinsland-Reisen-Arena einen neuen Besucherrekord für die laufende Spielzeit. 15.000 Tickets wurden bereits verkauft, in Duisburg rechnet man mit bis zu 20.000 Zuschauern. "Wir spielen zu Hause und das muss man merken. Wir müssen kompakt stehen, pressen und Münster zu Fehlern zwingen", lenkt Albutat den Blick aufs Sportliche.
Münsters Anschlusstreffer kommt zu spät Ex-Preuße Grote schießt MSV auf Platz zwei
Der MSV Duisburg befindet sich weiterhin auf Kurs Aufstieg. Nach dem 2:1-Sieg gegen Preußen Münster verdrängten die "Zebras" den bisherigen Zweitplatzierten Holstein Kiel vom direkten Aufstiegsplatz. Die Duisburger bleiben damit zu Hause weiterhin ohne Niederlage und bauten mit dem elften Heimsieg ihre Serie auf sieben ungeschlagene Partien in Folge aus. Während die Meidericher im ersten Durchgang die Partie klar bestimmten und Grote die Führung markierte, schalteten sie im zweiten Durchgang einen Gang runter - Münsters Treffer kam zu spät.
Duisburgs Coach Gino Lettieri veränderte sein Team nach dem 2:0-Sieg bei Dynamo Dresden auf zwei Positionen: Grote und Scheidhauer standen für Hajri und Klotz (beide Bank) von Beginn an auf dem Feld.
Auch Münsters Trainer Ralf Loose nahm im Vergleich zum 1:0-Sieg gegen Fortuna Köln zwei personelle Wechsel vor: Riedel und Hoffmann rutschten für Siegert (Muskelfaserriss) und Berzel (Bank) ins Team.
Große Motivation vor der Partie bei den "Zebras": Bei einem Sieg würde Duisburg den Tabellenzweiten Holstein Kiel vom direkten Aufstiegsplatz verdrängen. Die erste Offensivaktion kam allerdings von den Gästen, der Distanzschuss von Hoffmann verfehlte wenige Meter den rechten Pfosten (3.). Doch auch die Gastgeber kamen schnell ins Spiel und zogen wie gewohnt ihr Angriffsspiel auf. Der MSV operierte dabei mit hohen Hereingaben. Und so resultierte auch die erste Großchance nach einem hohen Ball in den Strafraum: Preußens Scherder brachte den Kopf an das Leder und damit seinen Schlussmann Schulze Niehaus in Bedrängnis (15.). Die "Zebras" rannten gegen die dicht stehende Hintermannschaft der Gäste an und drangen immer wieder in den Sechzehner der Gäste ein: Scheidhauer versprang der Ball jedoch in aussichtsreicher Position (23.), Onuegbu wirkte eine Minute später zu unentschlossen und biss sich an mehreren Gegenspielern fest.
Grote trifft volley zur Führung
Die Münsteraner waren in der Defensive gefordert und fuhren nur gelegentliche Entlastungsangriffe, die aber meist schlampig zu Ende gespielt wurden. Die Hausherren spielten hingegen weiter auf den Kasten von Schulze-Niehaus, der in der 37. Minute zum ersten Mal hinter sich greifen musste: Nach einer hohen Hereingabe von Bohl hatte Grote in der Mitte zu viel Platz und setzte die Kugel per Direktabnahme zur Führung in die Maschen. Die Lettieri-Elf blieb auch nach dem Treffer am Drücker und ließ Preußen gar nicht in die eigene Hälfte kommen.
Die Meidericher nahmen zu Beginn des zweiten Durchgangs ein wenig das Tempo heraus und ließen der Loose-Elf mehr Platz im Spielaufbau. Doch die Gäste taten sich weiterhin schwer, ihr Spiel aufzuziehen und verloren das Ball meist kurz nach der Mittelinie wieder. Das spielerische Niveau verflachte vor den 22.763 Zuschauern nun zusehends und die Zweikämpfe wurden körperbetonter geführt. Lettieri reagierte folglich nach der Verwarnung für Grote und nahm den Torschützen nach einem erneuten Einsteigen für Klotz vom Feld (63.).
Ratajczak reagiert glänzend
Gefährliche Situationen erfolgten nun größtenteils nach Standardsituationen und so kamen auch die Gäste wieder zu Torchancen: MSV-Keeper Ratajczak musste nach einem Bischoff-Freistoß von der Strafraumkante ins rechte Eck abtauchen (67.) und bewahrte die "Zebras" eine Minute später erneut vor dem Ausgleichstreffer. Preußen verlagerte sein Spiel jetzt in die Offensive, was dem MSV wiederum Räume eröffnete: Dausch zielte nach einem Konter über den eingewechselten Klotz nur knapp daneben (78.). Münster warf in der temporeichen Schlussphase noch einmal alles nach vorne, Loose brachte mit Krohne einen weiteren Stürmer (81.). Doch stattdessen erhöhte Onuegbu kurz vor Schluss noch auf 2:0 (87.), ehe Truckenbrod in der Nachspielzeit mit einem Distanzschuss den Anschlusstreffer erzielte (90.+2).
Duisburg gastiert am Sonntag (14 Uhr) bei Rot-Weiß Erfurt. Münster empfängt am Samstag (14 Uhr) die Stuttgarter Kickers.
Zebras kämpfen sich zum verdienten Sieg: 2:1 gegen Münster
Der MSV Duisburg hat sein vorletztes Heimspiel in der Saison mit 2:1 (1:0) gegen den SC Preußen Münster gewonnen und ist damit auf den zweiten Tabellenplatz in der 3.Liga vorgerückt. Ex-Münsteraner Dennis Grote brachte die Zebras vor überragenden 22.763 Zuschauern in der Schauinsland-Reisen-Arena mit einem sehenswerten Volley-Schuss nach 38 Minuten in Führung. Im zweiten Durchgang legte dann Kingsley Onuegbu den wichtigen Treffer zum 2:0 nach, ehe Marc Heitmeier in der Nachspielzeit noch den Anschlusstreffer für die Preußen erzielte. Dabei blieb es nach 90 Minuten.
MSV-Cheftrainer Gino Lettieri veränderte seine Startelf im Vergleich zum erfolgreichen Auftritt bei Dynamo Dresden auf zwei Positionen: Kevin Scheidhauer beackerte die rechte Offensivseite, Dennis Grote die linke. Dafür rotierte Martin Dausch in die Offensive neben Kingsley Onuegbu, während Zlatko Janjic mit Tim Albutat im defensiven Mittelfeld spielte. Enis Hajri und Nico Klotz nahmen zunächst auf der Bank Platz.
Highlights 1. Halbzeit
15. Minute: Die Zebras geben hier von Anfang an Gas und klar den Ton an. Nach Halbchancen von Kevin Scheidhauer (1.) und Dennis Grote, der nach Vorarbeit von Martin Dausch knapp verpasst (11.), sorgen nach fünfzehn Minuten die Münsteraner für Gefahr vorm eigenen Tor – Zlatko Janjic spielt Dausch und Kingsley Onuegbu das Leder in den Fuß, Simon Scherder ist mit dem Kopf dazwischen und macht die Kugel so für seinen Keeper gefährlich. Maximilian Schulze Niehues kann den Ball nicht festhalten, sodass Dausch nochmal ran kommt, aber nicht verwerten kann.
25. Minute: Der Ball will einfach nicht rein…Scheidhauer passt vom rechten Flügel in die Box auf Onuegbu, der das Leder annimmt und auf den Kasten bringen will, doch mehrere Beine der Gäste verhindern den Torschuss, sodass die Preußen den Ball am Ende irgendwie aus dem Sechzehner bugsieren.
38. Minute: Jawoll!!! Jetzt aber!!! Ausgerechnet Ex-Münsteraner Dennis Grote bringt sein Team mit einem wunderschönen Volleyschuss mit 1:0 in Führung!!! Tim Albutat passt den Ball raus auf Steffen Bohl, der von rechts seine weite Flanke quer durch den Strafraum schlägt. Auf Höhe des langen Pfostens kommt Grote herangerauscht und hämmert das Leder aus zehn Metern in die Maschen, keine Chance für den SCP-Keeper!
Highlights 2. Halbzeit
68. Minute: Nach längerer Chancen-Abstinenz melden sich die Preußen mit einem Torschuss zurück. Nach einem Foul kurz vorm rechten Strafraum-Eck gibt’s Freistoß für den SCP. Amaury Bischoff bringt die Kugel auf den ersten Pfosten. Michael Ratajczak ist allerdings auf dem Posten, rechtzeitig unten und klärt zur Ecke.
71. Minute: Münster verzeichnet die nächste Tormöglichkeit und wieder rettet der MSV-Keeper in höchster Not. Bischoff tritt von der linken Seite einen Eckstoß, den Simon Scherder in Richtung Kasten der Zebras verlängert, Ratajczak zeigt eine klasse Reaktion und pariert den Kopfball des Innenverteidigers.
80. Minute: Jetzt aber mal wieder die Zebras mit einem Entlastungsangriff. Der eingewechselte Nico Klotz wird auf die Reise geschickt, macht einige Meter mit dem Ball und gibt dann kurz vom Sechzehner an Dausch ab, der von halbrechts ans Außennetzt schießt…
87. Minute: Kevin Wolze schlägt die Kugel weit nach vorne über die Abwehrkette der Preußen hinweg, Onuegbu erläuft sich den Ball, setzt seinen Körper ein und sich gegen die SCP-Defensive durch. Der Stürmer schließt in der Box aus acht Metern ab und markiert damit den wichtigen zweiten Treffer! 2:0 für die Zebras!
90+4. Minute: Die Münsteraner kommen in der Nachspielzeit noch zum Anschlusstreffer. Marc Heitmeier bekommt den Ball auf der linken Seite der Preußen zugespielt, zieht dann in die Mitte und überwindet Ratajczak mit einem Distanzschuss aus 25 Metern. Dabei bleibt’s, zum Glück: 2:1 für den MSV!
Nach dem 2:1-Heimsieg gegen den SC Preußen Münster waren wir wie gewohnt in der Mixed Zone und der Pressekonferenz für euch auf Stimmenfang.
Ralf Loose (Cheftrainer SC Preußen Münster): „Das war ein sehr packendes Spiel. Die erste Halbzeit war eigentlich ausgeglichen, der MSV war vielleicht im letzten Drittel des Platzes etwas überlegender. In der zweiten Hälfte haben wir noch mal alle Kräfte mobilisiert. Meiner Mannschaft muss ich nach dem heutigen Spiel ein Kompliment machen, sie haben die ganze Zeit versucht die Partie zu drehen. Der Treffer zum 1:2 war für die Moral. Ich drücke jetzt dem MSV die Daumen für die letzten Spiele und hoffe, dass es für sie klappt.
Gino Lettieri (Cheftrainer MSV Duisburg): „Heute war es, wie erwartet, ein schweres Spiel. Wir wollten unbedingt ein Tor erzielen und haben das dann auch geschafft. Die Mannschaft war kämpferisch und mit voller Power da. Nur 15 Minuten lang in der zweiten Halbzeit haben wir uns heute zurückgezogen. Insgesamt geht aber heute ein riesen Kompliment an die Mannschaft und die Fans, die das Team von der ersten bis zur letzten Minute angefeuert haben – und wir konnten dafür auch etwas zurückgeben.“
Ivo Grlic (Sportdirektor MSV): „Dieser 2. Platz auf dem wir jetzt stehen bedeutet nicht mehr, als dass wir bis zum Ende oben mitspielen werden. Es war ein sehr schweres Spiel, sehr kampfbetont und hat eine menge Geduld gefordert. Aber ich bin stolz auf die Jungs, denn sie haben es sich verdient! Das Ziel für den heutigen Spieltag ist erreicht. Jetzt kommt es darauf an, dass wir nur auf uns gucken und von Spiel zu Spiel denken.“
Steffen Bohl: „Das war eine ganz harte Aufgabe heute. Wir werden diesen Sieg und die unglaubliche Kulisse erst mal genießen. Rechnen bringt uns jetzt allerdings nicht weiter. Es warten noch drei schwere Spiele auf uns und wir konzentrieren uns nur auf die nächste Aufgabe.“
Martin Dausch: „Ein Wort zu heute: Geil. Wir haben von Anfang an gezeigt, wer Herr im Hause ist, sind ein extremes Tempo in der ersten Spielhälfte gegangen. Uns war klar, dass es schwierig wird, dieses über die gesamte Spielzeit zu gehen. In der zweiten Hälfte haben wir uns dann mehr auf die Defensivarbeit konzentriert und gut gestanden. Was man uns sicher ankreiden kann ist, dass wir in der zweiten Halbzeit ein bisschen zu wenig gemacht haben. Dieser 2. Tabellenplatz ist zwar schön, ändert aber nichts daran, dass uns nächste Woche gegen Erfurt wieder ein sehr schweres Spiel erwarten wird. Jetzt schon über einen möglichen Aufstieg zu reden ist Quatsch, bis dahin kommen noch drei Aufgaben auf uns zu. Aber die Atmosphäre heute war einfach weltklasse und einmalig!“
Kevin Wolze: „Erstmal müssen wir uns heute bei Rata bedanken. In der zweiten Halbzeit waren unsere Kräfte weg und er hat uns mehrmals gerettet. Ab jetzt konzentrieren wir uns aber voll auf Erfurt. Was die anderen Mannschaften machen, können wir sowieso nicht beeinflussen. Ein weiteres Dankeschön geht an unsere Fans. Es war eine super Atmosphäre!“
Dennis Grote, der gegen seinen Ex-Club zur 1:0-Führung traf, sich dann leider die fünfte Gelbe Karte abholte und somit gegen Erfurt fehlt: „Nach dem Hinspiel in Münster hatte ich noch etwas gut zu machen. Damals war ich der Depp, nun bin ich der Glückliche. Wir haben das Spiel gewonnen. In der ersten Halbzeit hatten wir viel Ballbesitz und haben die neue Spielanlage, die der Trainer vorgegeben hat, gut umgesetzt. Unser Ziel für heute haben wir erreicht, jetzt geht es für die Jungs in einer Woche nach Erfurt.“
Dennis Grote schreibt das Sommermärchen des MSV Duisburg
Torschütze für den MSV Duisburg: Dennis Grote.
Das Topspiel der 3. Liga zwischen Duisburg und Preußen Münster hatte seinen Namen vollkommen verdient. Wir haben die MSV-Spieler bewertet.
Michael Ratajczak (Note: 2-): Der Torwart des MSV Duisburg verlebte einen ruhigen Schlager-Nachmittag. Wenn er aber mal gebraucht wurde, war er zur Stelle. Wie in der 68. Minute, als er einen Freistoß von Amaury Bischoff klasse parierte. War beim Gegentreffer machtlos.
Steffen Bohl (2-): Der Kapitän ging wieder voran: Bereitete das 1:0 mit einer genauen Flanke mustergültig vor und hatte auch hinten seine Seite fest im Griff.
Thomas Meißner (2): Hohe Bälle? Hatte er. Flache Bälle? Hatte er. Zweikämpfe? Gewann er. Der Fels in der Brandung machte einfach alles richtig.
Branimir Bajic (2): Der Dirigent des Erfolgsensembles hatte alles im Griff. Bestach durch sein gutes Stellungsspiel und räumte zuverlässig ab.
Kevin Wolze (2-): Dass er sich nicht nur privat sondern vor allem auch auf dem Platz mit Grote versteht, merkte man. Die Übergaben zwischen Defensive und Offensive klappten perfekt. Hinten sehr stabil, ließ nichts anbrennen.
Kevin Scheidhauer (3-): Sein Einsatz von Beginn an auf der rechten Flanke war eine Überraschung. Seine Nervosität war ihm anfangs auch anzumerken, doch er kämpfte und versuchte viel.
Tim Albutat (3+): Übernahm auf der „Sechs“ den etwas defensiveren Part, weil Janjic und Dausch die Offensive ankurbelten. An ihm vorbei zu kommen, war so gut wie unmöglich.
Zlatko Janjic (3+): Holte sich die Bälle als Sechser und verunsicherte Münster damit, weil er viel defensiver als sonst stand. Dann explodierte er aber regelmäßig und schaltete sich aber auch immer wieder vorne mit ein. Seine Standards sorgten ebenfalls ständig für Gefahr. Musste mit einer Oberschenkelverletzung raus. Für ihn kam Enis Hajri (68.).
Dennis Grote (1-): Gegen seinen Ex-Klub durfte er mal wieder von Beginn an ran und er schrieb das Fußballmärchen, in dem er das wichtige 1:0 per Traumtor erzielte (28.). Mit seinem bärenstarken Auftritt hat er sich pünktlich für den Schlussspurt zurückgemeldet. Musste nur ausgewechselt werden, weil er gelb-rot-gefährdet war. Für ihn kam Nico Klotz (62.).
Martin Dausch (2-): Weil Grote in der Startelf stand, verließ er die linke Außenbahn und übernahm als hängende Spitze die Verantwortung in der Zentrale. Ackerte wie verrückt und schuf damit immer wieder Räume. Die Preußen bekamen den Wirbelwind nie in den Griff.
Kingsley Onuegbu (1-): Der Sturmtank hielt und verteilte die Bälle klasse. Hätte in der 44. Minute das 2:0 erzielen können, machte aber einen Ballkontakt zu viel und die Chance verpuffte. Kurz vor dem Ende machte er aber alles richtig und schloss einen Konter zum 2:0 ab. Typisch "King" - Klasse!
Mit dem 2:1-Sieg über Preußen Münster kletterte der MSV Duisburg in der 3. Liga auf den zweiten Platz. MSV-Chef Ingo Wald hofft auf direkten Aufstieg.
Über 22 000 Zuschauer. Rekordkulisse. Emotionen. Momente, für die ein Fußball-Fan lebt. „Werdet zur Legende!“ Immer wieder schallte dieser Ruf der Fanseelen aus den Fankehlen durch die Arena. Die Anhänger des Drittligisten MSV Duisburg sind längst im Aufstiegsmodus. Seit dem Sonntag-Nachmittag stehen die Zebras auch auf einem direkten Aufstiegsplatz. Durch das 2:1 (1:0) über Preußen Münster schoben sich die Duisburger vor Holstein Kiel (2:2 in Bielefeld) auf den zweiten Platz.
MSV-Chef Ingo Wald war auch lange nach dem Spiel noch ergriffen: „Das war Gänsehaut pur.“ Und Wald will den zweiten Platz in den letzten drei Spielen auch nicht mehr hergeben: „Für mich war das Münster-Spiel aufregend genug. Zwei Relegationskrimis gegen den Drittletzten der 2. Bundesliga brauche ich ehrlich gesagt nicht.“
Auch Torwart Michael Ratajczak, der in seiner Laufbahn schon viele emotionale Momente erlebt hat, war berührt: „Es gab im Spiel einen Moment, in dem ich kurz die Augen zugemacht und die Stimmung einfach genossen habe.“
Zumindest die Relegationsspiele dürften die Zebras schon sicher haben. „Ich glaube nicht, dass wir noch dreimal verlieren“, lehnte sich Trainer Gino Lettieri dann doch für seine Verhältnisse ein wenig aus dem Fenster. Und ein Thema ist seit gestern vom Tisch: Der MSV ist sicher in der nächsten Saison im DFB-Pokal dabei, weil er nicht mehr auf Platz fünf abrutschen kann. Der Ärger in Oberhausen? War da was? Lettieri kommentierte das am Sonntag süffisant: „Ist Ihnen aufgefallen, dass alle Drittligisten, die im Landespokal gewonnen haben, in der Liga anschließend verloren haben?“
Lettieri sorgte gestern mit seiner Aufstellung für einen Überraschungseffekt. Kevin Scheidhauer stand in der Startelf. Doch nicht nur das. Der MSV spielte mit drei Linksverteidigern. Kevin Wolze, Dennis Grote und Zlatko Janjic wechselten sich ab. So war der Gastgeber im Aufbau schwerer auszurechnen. Ein Rezept, das aufging. In der ersten Halbzeit verbuchten die Preußen keine nennenswerte Offensivaktion.
Die Zebras rannten auf ein Abwehr-Bollwerk an, das sie nach 38 Minuten knackten. Dennis Grote – ausgerechnet der Ex-Münsteraner – nahm eine Flanke von Steffen Bohl direkt und traf aus 13 Metern zum 1:0. Grotes Freude war am Ende ein wenig getrübt. Er kassierte seine fünfte gelbe Karte – wegen Gelb-Rotgefahr wechselte Lettieri ihn auch aus – und ist damit am kommenden Sonntag in Erfurt gesperrt. „Dann drücke ich eben auf der Tribüne die Daumen“, so Grote.
MSV-Torjäger Onuegbu erlöst die Fans
Der MSV versäumte es, frühzeitig das erlösende zweite Tor zu erzielen. So waren die Zebras lange latent gefährdet, den Ausgleich zu kassieren. Doch Michael Ratajczak war in den beiden kritischen Szenen auf dem Posten. In der 68. Minute lenkte er den Ball nach einem Freistoß von Amaury Bischoff um den Pfosten, zwei Minuten später reagierte er bei einem Kopfball von Simon Scherder mit einer Glanzparade. In der 87. Minute erlöste Kingsley Onuegbu die MSV-Fans. Er haute die Kugel nach einem langen Pass zum 2:0 in die Maschen.
Der MSV ist nun Zweiter. „Jetzt ist Holstein Kiel unter Zugzwang“, mag Zlatko Janjic die neue Situation. Er musste verletzungsbedingt in der 68. Minute vom Platz. „Ich spürte ein Ziehen im Oberschenkel“, erklärte Janjic, der hofft, am Sonntag in Erfurt wieder dabei zu sein. Dieses Spiel steht für ihn nun im Fokus: „An das Kiel-Spiel denke ich heute noch gar nicht.“ Viele Fans schon – und verspüren schon beim Gedanken eine Gänsehaut.
Nach dem Sieg und dem Sturm auf Platz zwei strahlten die Zebras wie Honigkuchenpferde. "Heute war geil", fasst Martin Dausch die sensationelle Atmosphäre zusammen.
Der Schlusspfiff der Partie zwischen dem MSV und Preußen Münster war zugleich der Anpfiff eines Party-Nachmittags. Auch lange nach dem Ende harrten tausende MSV-Anhänger im Stadion aus, um ihre Helden zu feiern. Auch die Zebras genossen den Sieg in vollen Zügen.
Auf dem Weg in die Kabine, aus der laut Schlagermusik ertönte, war ihnen die Gänsehaut noch immer anzusehen. Gänsehaut, die der überragenden Kulisse von über 20.000 Zuschauern und einer Atmosphäre und Euphorie geschuldet war, die es so lange nicht mehr in Duisburg gegeben hat.
Martin Dausch fasst es kurz und knapp zusammen: "Heute war geil. Die Kulisse war weltklasse. Es macht doppelt so viel Spaß, wenn so viele Zuschauer da sind. Das war der Wahnsinn. Wobei ich sagen muss, dass unsere Fans immer überragend sind, auch wenn es 'nur' 15.000 oder weniger sind."
Zum Sportlichen meinte der Kämpfer: "Wir haben von Anfang an gezeigt, wer Herr im Haus ist und alles gegeben. Das war ein völlig verdienter Sieg. In der ersten Halbzeit sind wir ein extremes Tempo gegangen. Über 90 Minuten war es schwer, das durchzuziehen. Vielleicht haben wir in der zweiten Hälfte etwas zu wenig gemacht. Das können wir uns ankreiden. Aber egal, jetzt sind wir Zweiter. Das ist schön, ändert aber nichts an der Tatsache, dass wir ein ganz wichtiges Spiel in Erfurt haben. Alles andere interessiert jetzt nicht. Jetzt schon über Aufstieg zu sprechen, ist Quatsch. Vor uns sind noch drei richtig schwierige Spiele."
Auch Keeper Michael Ratajczak zeigte sich von der Stimmung überwältigt: "Das war eine ganz tolle Kulisse. Es gab einen Moment, da habe ich die Augen zugemacht, einfach nur genossen und alles aufgenommen. Ich freue mich wahnsinnig, dass so viele Fans gekommen sind. Ich hoffe, dass es die nächsten Spiele genauso sein wird. Was mich aber ärgert, ist, dass wir wiedermal ein spätes Gegentor bekommen haben. Das ist in dieser Saison schon zu häufig passiert."
Noch keine Feierlichkeiten geplant
Kapitän Steffen Bohl hielt sich - was das Thema Aufstieg angeht - zurück: "Das war eine ganz harte Aufgabe. Wir schauen nur von Partie zu Partie. Darüber hinaus zu spekulieren bringt nichts. Die Liga ist so eng, von daher liegt unser absoluter Fokus auf die einzelnen Begegnungen. Wenn man zu früh Feierlichkeiten plant, geht das meistens in die Hose. Aber nun genießen wir erstmal den Sieg. Mich freut es für Dennis, dass er seinen Patzer aus dem Hinspiel gut machen konnte. So ist es im Fußball – man sieht sich immer zweimal."
Für Manager Ivo Grlic bedeutet der zweite Tabellenplatz vor allem eins: "Wir spielen bis zum Ende oben mit. Das war ein extrem schwieriges Spiel, dass viel Geduld erfordert hat. Für diesen Spieltag haben wir unser Ziel erreicht. Obwohl wir teilweise schon abgeschlagen hinter den Aufstiegsrängen waren, haben wir immer an uns geglaubt. Wir kennen unsere Stärken, haben Ruhe bewart, sind im Verein ruhig geblieben und haben unser Fehler analysiert. Dadurch haben wir uns nicht von unserem Weg abbringen lassen. Es kann jetzt nicht schaden, Aue und Pauli genauer unter die Lupe zu nehmen und deren Spiele anzuschauen."
Ralf Loose fasst derweil zusammen: "Das war ein sehr packendes Spiel. Die erste Halbzeit war eigentlich ausgeglichen, der MSV war vielleicht im letzten Drittel des Platzes etwas überlegener. In der zweiten Hälfte haben wir noch mal alle Kräfte mobilisiert. Meiner Mannschaft muss ich ein Kompliment machen, denn sie hat immer versucht, die Partie zu drehen. Ich drücke jetzt dem MSV die Daumen und hoffe, dass es für sie klappt."
„Werdet zur Legende, kämpfen bis zum Ende, für die zweite Liga – MSV!“
Die Fans haben die Pokalhymne des Vorjahres („Champions League kann jeder...“) umgetextet und gleich beim Westschlager gegen Münster etabliert. Der Text flimmerte über die Stadionleinwand, die ganze Arena tobte und die Zebras machten mit: Sie stürmten mit dem 2:1-Sieg auf Rang zwei – den direkten Aufstiegsplatz.
„Das waren Gänsehautmomente“, berichtete Dennis Grote. Dabei war er es, der für den ersten Gänsehautmoment sorgte. Ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub markierte der 28-Jährige das 1:0 – ein Traumtor. „Es war ja klar, dass ein Ex-Münsteraner gegen uns treffen musste“, haderte SCP-Coach Ralf Loose mit dem Schicksal.
Das interessierte Grote allerdings nicht. „Ich hatte ja noch etwas aus dem Hinspiel gutzumachen“, grinste er. Denn im ersten Duell foulte er den SCP zum Sieg indem er Marcus Piossek im Strafraum umsäbelte. Den folgerichtigen Elfer verwandelte Amaury Bischoff eiskalt, der MSV verlor 0:1 und Münster eroberte damals Platz zwei. Jetzt war es umgekehrt. Duisburg gewann dank Grote und hat drei Spieltage vor Schluss den Aufstieg mehr denn je im Visier. Grote lachte: „Damals war ich der Depp, jetzt bin ich aber der Glückliche.“
Stimmt. Nicht nur wegen seines Treffers war er der Mann des Tages. Im Duell gegen seine Ex-Kollegen zeigte er auch, dass er sich aus seinem Leistungstief der letzten Wochen herausgekämpft hat. „Ich habe erwartet, dass ich in der Startaufstellung stehe“, gestand der Blondschopf: „Für das jeweilige Spiel werden die besten Elf herausgesucht. Das hat in den letzten Wochen funktioniert und auch gegen Münster geklappt.“
Besonders das veränderte Spielsystem mit dem zurückgezogenen Zlatko Janjic kam den Zebras entgegen. „Das hat ganz ordentlich funktioniert“, stellte Grote fest: „Wir haben den Ball gut laufen gelassen und hatten besonders in der ersten Halbzeit viel Ballbesitz.“ Die erfolgreiche Formation wurde aber gesprengt. Weil Grote kurz vor der Ampelkarte stand, musste er vom Platz. Dennoch schmerzt die Gelbe, denn es war seine Fünfte, weshalb er nach seinem starken Comeback nächsten Sonntag in Erfurt wieder zuschauen muss.
Außerdem musste Janjic mit einer Oberschenkelverletzung raus. Ob es sich um eine Zerrung oder gar einen Faserrriss handelt, werden die anstehenden Untersuchungen zeigen. Weil die Meidericher aber einen Entwicklungsschub hinter sich haben und gefestigter als je zuvor sind, werden sie sich von diesen Rückschlägen allerdings nicht aus der Bahn werfen lassen. Grote: „Da wir immer sonntags spielen, müssen wir nachlegen. Das ist uns bislang ganz gut bekommen. Ich hoffe, das können wir auch in Erfurt wieder umsetzen.“
Ein Dreier in der thüringischen Landeshauptstadt würde bedeuten, dass der MSV beim nächsten Heimspiel gegen Kiel den Aufstieg bereits perfekt machen könnte. Das erste Kapitel des Duisburger Sommermärchens ist jedenfalls geschrieben. Hoffentlich folgt jetzt auch der finale Akt.
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