Holthausen und Saarbrücken verschieben das "Projekt Aufstieg"

Holthausen und Saarbrücken hatten fristgerecht zum 31.01. ihre Bewerbung für die kommende Spielzeit der DTTL erklärt. Die Zugehörigkeit zur Deutschen Tischtennis Liga stellt für beide unverändert das angestrebte Ziel dar, nur hat man sich entschlossen, zunächst noch einige Grundlagen zu schaffen, um nicht in die Rolle des "Opferlamms" zu schlüpfen und in der extrem starken Liga von Anfang an mit dem Rücken zur Wand zu stehen. Vielmehr möchte man sich mittel- und langfristig in der Eliteliga als feste Größe etablieren. Man darf gespannt verfolgen, wie die beiden ambitionierten Klubs die gewonnene Zeit in ihrem Sinne zu nutzen verstehen werden.

Die DJK Germania Holthausen (Foto unten) hat eine überragende Saison gespielt und steht derzeit verlustpunktfrei einsam an der Tabellenspitze der 2. Bundesliga Nord. Nach dem überzeugenden 9:3 im Schlagerspiel bei Borussia Dortmund am 17. Februar vor 1.000 Zuschauern war allen Beobachtern klar, dass das Daus-Team aus Herne zu Meisterehren kommen würde. Dennoch erklärte man gestern offiziell, dass ein Aufstieg noch zu früh käme.
Vereinsvorsitzender Peter Kukovic: „Die Germania wird in der nächsten Saison nicht in der DTTL vertreten sein - noch nicht. Wir freuen uns alle riesig über den unglaublichen Erfolg in dieser Spielzeit. Natürlich ist es reizvoll, in der kommenden Saison nun einen Schritt weiter zu gehen und die Herausforderung DTTL anzunehmen. Unser wirtschaftliches und sportliches Konzept basiert jedoch auf einer mittel- bis langfristigen Perspektivplanung. Wir wollen strategisch rational einen Schritt nach dem anderen in Angriff nehmen und uns dabei nicht selbst überholen." Kukovic konkretisiert dies: "Die Investitionen in den Bau des Herner Sport- und Wellness-Zentrums sowie unseres Anschlussprojektes der Errichtung eines (Sport-) Hotelkomplexes haben die finanziellen Möglichkeiten des Vereins stark beansprucht, jedoch einzigartige Zukunftspotenziale eröffnet. Wir hoffen, dass wir in nicht allzu ferner Zukunft unsere strukturellen Potenziale mit der Unterstützung der bestehenden und möglichst weiteren innovativen, starken Partner nutzen können, um in Herne Erstligatischtennis zu präsentieren." Der ambitionierte Klub aus dem Ruhrpott läßt kaum einen Zweifel daran, wohin der Weg führen soll: "Die Perspektive, dass bei kongruenter sportlicher und wirtschaftlicher Entwicklung auch in absehbarer Zeit Timo Boll in Herne zum Kräftemessen in einem Meisterschaftsspiel aufschlagen könnte, sollte die Tischtennisfans der Holthausener über den Aufstiegsverzicht ihres Vereins hinwegtrösten können."
Im Saarland hatte man bereits begonnen, für die kommende Saison große Visionen zu entwickeln und ehrgeizige Pläne zu schmieden und wollte - vorzugsweise in der Energis-Masters-erprobten Saarbrücker Joachim-Deckarm-Halle - dem in der Region lange entwöhnten Publikum wieder großes Tischtennis präsentieren. Mit dem dritten Rang in der Südgruppe am Ende der Saison - durchaus realistisch - hätte man einen Aufstiegsplatz sicher gehabt, da die führenden Teams aus Tegernheim und Passau sich nicht beworben hatten. Schweren Herzens entschied man sich jedoch vergangene Woche, das große Ziel noch nicht sofort anzugehen. Kurz und bündig ging am 10. März folgende Erklärung heraus: "Die Tischtennis-Abteilungsleitung des 1. FC Saarbrücken hat entschieden, für diese Saison nicht mehr am Lizenzierungsverfahren weiter teilzunehmen." Auf Nachfrage erläuterte Klaus Bastian, Manager des Traditionsklubs von der Saar und Pressewart des STTB (Saarländischer Tischtennisbund), die Hintergründe: "Wir haben uns entschieden, das weitere Lizenzierungsverfahren nicht mehr zu betreiben, da wir keinen geeigneten Spieler für die Position Eins finden konnten. Das Bestreben, in die DTTL zu kommen, wird weiterhin von uns vorangetrieben. Im nächsten Jahr wollen wir dieses Unterfangen angehen."

Noch nicht ganz eindeutig positioniert hat sich Borussia Dortmund - der mögliche Nord-Zweite hatte sich ebenfalls beworben. Im Raum steht die Aussage von Vorstandsmitglied und Mannschaftsführer Thomas Brosig, der nach dem verlorenen Spitzenspiel gegen Holthausen davon gesprochen hatte, dass nur bei einem Titelgewinn das "Projekt Aufstieg" realisiert worden wäre. Dieser dürfte nun nicht mehr gelingen, dennoch hat sich mit der Absage Holthausens insofern eine geänderte Saison ergeben, als der BVB nunmehr den ersten Zugriff als möglicher Nord-Aufsteiger hätte. Abteilungsleiter Bernd Möllmann erklärte auf unsere Nachfrage: "Heute Abend findet eine Sitzung unseres Abteilungsvorstandes statt, auf der wir uns exakt mit dieser Frage befassen werden. Nach dem momentanen Stand werden wir die Bewerbung nicht weiter betreiben, aber die endgültige Entscheidung wird auf unserer Sitzung fallen. Die DTTL und Spitzentischtennis in Dortmund sind aber zumindest mittelfristig in jedem Fall ein erstrebenswertes Ziel unserer Bemühungen."

Sehr bald werden wir es ganz genau wissen, denn bereits am kommenden Samstag wartet die nächste Hürde auf die verbliebenen DTTL-Kandidaten: Am 15. März nämlich läuft die Frist für die Abgabe der Lizenzierungsunterlagen ab. Jeder Klub, der in der DTTL spielen möchte, muss sich der Wirtschaftlichkeitsprüfung unterziehen. Nur, wer diese Prüfung "auf Herz und Nieren" besteht, darf in der stärksten Liga Europas, die aus gutem Grund eine Lizenzliga ist, einen Platz beanspruchen.