Breno fällt wegen Kreuzbandriss aus
Brasilianischer Innenverteidiger muss mindestens fünf Monate pausieren

NÜRNBERG - Der flüchtende Jupp Heynckes passte zu einem etwas sonderbaren Nachspiel einer sonderbaren Partie. Angeblich hat der Trainer Heynckes in Leverkusen ja zu einer neuen Gelassenheit gefunden - nach 90 Minuten Fußball in Nürnberg war davon nichts mehr zu sehen. Heynckes hastete durch den Pressebereich des Frankenstadions, ihm folgte ein Wurm von Journalisten, die nach einer Einschätzung des eben Geschehenen verlangten.

Mit rotem Kopf - irgendjemand hatte ihm ob seiner Erscheinung einst den Spitznamen «Osram» verpasst - schimpfte der 64-Jährige über seine Gesprächspartner. Meisterambitionen, so die Heynckes’sche Belehrung seien seiner Mannschaft, die 24 Spiele ungeschlagen geblieben war, ja nur von außen nachgesagt worden, von Journalisten. Man selbst plane den Einzug ins internationale Geschäft, eine Niederlage in Nürnberg sei auf dem Weg dorthin nicht ungewöhnlich.

Heimlich aus dem Stadion

Ungewöhnlich fand man den Sieg und seine Entstehung eher beim Club. Zum Beispiel hatte Eric-Maxim Choupo-Moting sehr überraschend für alle Beteiligten zwei Tore geschossen. Darüber war er selbst offensichtlich am meisten verwundert, bislang hatte er einzig in der Vorrunden-Partie beim FC Bayern München für seinen momentanen Klub getroffen. Womöglich fehlten ihm ob dieses schönen Nachmittags später die passenden Worte, auf jeden Fall schwieg Choupo-Moting, hatte sich einen geheimen Weg fort von der Stätte seines Triumphes gebahnt.

Der 20-Jährige hatte vor der Partie den Vergleich der glücklosen Stürmer für sich entschieden. «Ein dynamischer Spieler, der jetzt mal Tore schießen muss», hatte Trainer Dieter Hecking über ihn gesagt und als Konkurrenten im Kampf um den Platz im Angriffszentrum Angelos Charisteas auserkoren. Der Grieche habe ein ordentliches Länderspiel gegen den Senegal absolviert, sagte Hecking vor der Partie gegen Leverkusen - und strich seine erfahrenste Offensivkraft trotzdem gleich komplett aus dem Team. Hinterher fühlte sich Hecking bestätigt. «Choupo hat überragend gespielt», sagte Hecking über den Doppel-Torschützen, Charisteas hingegen habe in den vergangenen Wochen «müde gewirkt und als er gespielt hat, hatte er nicht die torgefährlichen Szenen, die die anderen Stürmer hatten.»

Vielleicht darf Charisteas in Berlin spielen

Charisteas darf also vielleicht auch in Berlin nicht mitspielen, Innenverteidiger Breno kann es höchstwahrscheinlich in den kommenden Wochen nicht. Der Brasilianer zeigte auch gegen Leverkusen seine außergewöhnlichen Fähigkeiten. Dass Bayer in der ersten halben Stunde fast nur nach Standards gefährlich war, lag zu einem großen Teil am 20-Jährigen.

Breno fällt mindestens fünf Monate aus

Als Leverkusen gegen Ende der Partie dann dem Nürnberger Tor doch noch ab und an recht gefährlich nahe kam, war Breno nicht mehr in der Lage, Schlimmeres zu verhindern. Er war da schon auf dem Weg ins Krankenhaus. Nach einer halben Stunde hatte Stefan Reinartz, im vergangenen Jahr noch einer der Lieblinge der Club-Fans beim Aufstieg in die Bundesliga, einen Offensiv-Vorstoß Brenos mit voller Wucht gebremst. Mit gestreckten Beinen war Reinartz in Breno gerauscht - jetzt steht fest, dass er wegen eines Kreuzbandrisses im rechten Knie mindestens fünf Monate nicht spielen können wird. «Die Verletzung von Breno ist sehr bitter für uns», klagte Torhüter Raphael Schäfer. Dies sah auch Trainer Hecking so: «Breno war unser überragender Innenverteidiger. Er wird uns auf jeden Fall fehlen,
aber jetzt müssen andere ran.»

Nie einfach nur freuen

«Dass man sich nie einfach nur über einen Sieg freuen kann», seufzte Manager Martin Bader ob dieser neuerlichen Hiobsbotschaft. Dank Breno hatte man in Nürnberg wieder etwas Zuversicht dazu gewonnen, dass man im Abstiegskampf vielleicht doch nicht gänzlich chancenlos sein würde.

«Ohne die Neuzugänge würde ich ihre Chancen nicht so hoch einschätzen», hatte Stefan Reinartz vor seiner Rückkehr an die alte Wirkungsstätte verraten. Nun hatte er einen dieser Neuzugänge erst einmal in die vorübergehende Arbeitsunfähigkeit befördert. Reinartz versuchte es später nicht mit einer offensiven Flucht aus dem Stadion wie sein Trainer, er probierte vielmehr, sich unsichtbar zu machen. Gequält wirkt Reinartz sowieso eigentlich immer ein bisschen, jetzt aber schien er an sich und der Welt zu leiden. «Ich wollte ihn nicht verletzen», flüsterte Reinartz, als ihn dann doch einer aufhielt. Schimpfen traute er sich anders als sein Vorgesetzter mit niemandem.