4:3 nach 0:3 – BVB mit grandioser AufholjagdBorussia Dortmund hat im Play-Off-Hinspiel zur UEFA Europa League eine ganz dicke Blamage abgewendet und sich mit einem 4:3 (1:3) bei Odds Ballklubb in Norwegen am Ende sogar eine sehr gute Ausgangsposition für das Rückspiel in einer Woche verschafft und damit die Chance auf den Einzug in die Gruppenphase gewahrt.
Aus Skien berichtet Boris Rupert
Unter den 12.436 Zuschauern in der nicht ganz ausverkauften Skagerak-Arena, die Odds BK eine Rekordkulisse bescherten, waren 2.000 (!) BVB-Fans, und die sahen ihre Mannschaft nach 21 Minuten mit 0:3 in Rückstand! Drei Schüsse, drei Treffer – Samuelsen, Nordkvelle und Ruud stellten mit ihren Toren zunächst den Spielverlauf auf den Kopf. Aubameyang kurz vor der Pause und Kagawa unmittelbar nach Wiederanpfiff verkürzten auf 2:3 aus Dortmunder Sicht. Aubameyang erzielte in der 76. Minute den Ausgleich, Mkhitaryan traf sechs Minuten vor dem Ende zum 4:3! Insgesamt trafen die Borussen vier Mal Pfosten oder Latte.
Ausgangslage:
Odds BK hatte sich mit Siegen über Sheriff Tiraspol (3:0, 0:0), Shamrock Rovers (2:0, 2:1) sowie IF Elfsborg Boras (1:2, 2:0) für die Play-Offs qualifiziert. Der BVB war in der dritten Runde in den Wettbewerb eingestiegen und hatte sich dort mit 1:0 und 5:0 gegen den Wolfsberger AK durchgesetzt.
Personalien:
Der BVB musste neben Sahin, Kirch und Durm auf Reus (Vorsichtsmaßnahme) sowie Piszczek (Hüfte) verzichten. Für den Polen verteidigte Castro auf der rechten Abwehrseite. Im Vergleich zum 4:0-Sieg in der Bundesliga gab es vier weitere Änderungen in der Startelf: Weidenfeller stand wie angekündigt für Bürki zwischen den Pfosten, Ginter, Bender und Kampl ersetzten Sokratis, Weigl und Reus.
Taktik:
Die Norweger stellten um vom in der Liga praktizierten 4-3-3 auf ein extrem defensives 4-5-1, in dem sich Samuelsen und Nordkvelle dann aus den Halbpositionen lösten, wenn sie eine Chance witterten, Dortmund im Spielaufbau entscheidend zu stören. Ansonsten war allein Occean vor diesem Neuner-Riegel positioniert. Der BVB wechselte vom gegen Gladbach praktizierten 4-1-4-1 in ein 4-2-3-1-System.
Spielverlauf & Analyse:
Schiedsrichter De Sousa ließ den Anstoß wiederholen, weil Aubameyang zu früh in den Mittelkreis gelaufen war, doch auch der doppelte Anpfiff wirkte nicht wie ein Weckruf: Zekhnini setzte sich links am Strafraumrand gegen Castro durch, flankte nach innen, wo der nachgerückte Samuelsen freistehend aus etwa acht Metern zum 1:0 einköpfen konnte. Weidenfeller war beim schnellsten Gegentor in Borussia Dortmunds Europapokalhistorie nach genau 14 Sekunden chancenlos.
Nach 90 Sekunden hätte es beinahe 1:1 gestanden, doch die Querlatte verhinderte bei Kagawas Schuss den Ausgleich. Alu-Pech hatte auch Mkhitaryan, der nach einer halben Stunde mit seinem Schuss aus 22 Metern halbrechter Position den linken Pfosten traf.
Zu diesem Zeitpunkt stand es bereits 3:0 für Odds BK, das sich zwar fast ausschließlich auf die Sicherung des eigenen Tores beschränkt und den Borussen ein erdrückendes optisches Übergewicht gestattet hatte, doch auch mit den Torschüssen zwei und drei zum Erfolg kam. In der 19. Minute – beim ersten Angriff der Norweger überhaupt seit dem frühen 1:0 – legte Occean in die Mitte zu Nordkvelle, der die Lücke zwischen Castro und Ginter sah, einen Sprint anzog und schließlich aus zentraler Position Weidenfeller mit einem Schuss ins rechte Toreck überwand. Drei Minuten später jagte Ruud einen Freistoß aus etwa 30 Metern zum 3:0 in die Maschen. Der Ball änderte unmittelbar vor Weidenfeller seine Flugbahn.
Nach dem Drei-Tore-Rückstand wirkte der BVB zunächst geschockt, leistete sich im Spiel nach vorne einige Ungenauigkeiten, kam aber noch vor der Pause zum Anschlusstreffer: Gündogan schickte Aubameyang, der im Strafraum noch einen Abwehrspieler aussteigen ließ, aber an Keeper Rossbach scheiterte. Den Abpraller nahm Kampl auf und leitete direkt weiter zu Gündogan. Dessen Schuss ließ Rossbach nach vorne abprallen. Aubameyang spitzelte die Kugel zum 1:3 aus Dortmunder Sicht über die Linie (34.).
Castro blieb zur Pause für Sokratis in der Kabine, Ginter rückte auf die rechte Abwehrseite. Und direkt nach Wiederbeginn bejubelte Borussia den Anschlusstreffer: Bender legte im Strafraum zurück auf Kagawa, der den Ball nach 46 Minuten und 19 Sekunden via Innenpfosten zum 2:3 im Netz versenkte. Kurz darauf verfehlte Gündogan, von Mkhitaryan in Szene gesetzt, mit einem Drehschuss aus 14 Metern haarscharf das Ziel, später bereitete sein Aufsetzer Rossbach Probleme, traf Aubameyang den Pfosten (67.). Nach Ginters Hereingabe hatte der am langen Pfosten stehenden Aubameyang das 3:3 auf dem Fuß, aber auch einem Torjäger wie ihm gelingt nicht immer alles (70.)...
Dass auf den Gabuner Verlass ist, bewies er in Minute 76, als er Schmelzers Hereingabe zum 3:3 verwertete. Die Bank reagierte mit kollektiver Erleichterung auf den Ausgleich, der bei 17:4 Torschüssen zu diesem Zeitpunkt hochverdient war. Torschuss Nummer 18 klatschte kurz darauf an die Latte – Gündogans Schuss war der vierte Alu-Treffer für den BVB in diesem kuriosen Spiel.
In der 84. Minute nutzte Kagawa den Platz gegen körperlich nachlassende Norweger auf der linken Seite zu einer maßgenauen Flanke nach rechts in den Fünfmeterraum, wo Mkhitaryan den Ball aus vier Metern über die Linie köpfte. In der Nachspielzeit vereitelte Rossbach gegen Gündogan noch das 3:5.
Ausblick:
Das Rückspiel findet am kommenden Donnerstag, 27. August (20.30 Uhr), im Signal Iduna Park statt. In der Bundesliga tritt der BVB am Sonntag (15.30 Uhr) beim FC Ingolstadt an.
Quelle:
BVB