Bundesliga

Der neue Schieber ist reifer, selbstbewusster - und besser



Julian Schieber ist noch verletzt. Wegen eines Muskelbündelrisses im Oberschenkel kann er frühestens in der nächsten Woche ins Mannschaftstraining des VfB Stuttgart einsteigen. Dennoch ist klar: Der Rückkehrer hat viel vor.

Das erste, was auffällt, ist die Nummer. Eine weiße 23 prangt beim Gesprächstermin am Pulli von Julian Schieber (22). Die Zahl an sich bedeute ihm nichts, sagt der Stürmer. Aber die 23 hat er in der vergangenen Saison als Leihspieler beim in Nürnberg getragen - bei den Roten wollte er sie jetzt behalten. Extra hat er bei Ersatztorwart Marc Ziegler nachgefragt, der die Nummer bisher hatte. Der willigte ein - und für Schieber kann eine neue Zeitrechnung beginnen. Die Nummer 39, die er vor seinem einjährigen Gastspiel in Franken noch beim VfB getragen hatte, ist Vergangenheit.

"Julian ist immer ein Unruheherd"

Und damit sollen auch die Zeiten vorbei sein, in denen Schieber beim VfB Ergänzungsspieler war. "Ich bin jetzt nicht mehr der kleine Jugendspieler, der sich hintenanstellen muss", sagt er. Und: "Ich bin jetzt ein richtiger VfB-Spieler." Ausrufezeichen.

Wer Schieber beobachtet und ihm nach seiner Rückkehr zum VfB zuhört, der bekommt den Eindruck, dass da ein gereifter Mann sitzt. Einer, dem klar ist, was er will - und was er kann. Schieber sieht sich jetzt auf Augenhöhe mit den anderen VfB-Stürmern Cacau und Pawel Pogrebnjak. Er kämpft mit ihnen um den Platz als zentrale Spitze. "Das System mit einem Stürmer ist sehr interessant, das haben wir auch schon in Nürnberg so gespielt", sagt er.

Schieber hat ein erfolgreiches Jahr hinter sich. In 27 Bundesligaspielen für den 1. FC Nürnberg machte er sieben Tore und lieferte neun Vorlagen. Der bullige Stürmer wich oft auf die Flügel aus, er war dabei extrem wendig und beweglich. Er spielte so stark, dass ihn der sonst eher nüchterne und sachliche Club-Trainer Dieter Hecking für seine Verhältnisse überschwänglich lobte: "Julian ist immer ein Unruheherd, spielt auf einem konstant hohen Niveau. Das habe ich so von einem 21-Jährigen in einer Mannschaft wie Nürnberg noch nicht gesehen." VfB-Manager Fredi Bobic sagt, dass Schieber die Ausleihe positiv angenommen habe: "Er hat ein Jahr lang konstant gespielt. Jetzt muss er die Leistungen hier bestätigen und sich weiter entwickeln. Wir dürfen die Erwartungen an ihn jetzt aber nicht zu hoch schrauben." Ein gestandener Bundesligaprofi sei Schieber noch nicht, sagt Bobic: "Da reicht ein gutes Jahr nicht aus."

"Die Wäsche wasche ich selbst"

Klar aber ist, dass der Plan des VfB, dem Talent in einem Jahr Spielpraxis bei einem anderen Club zu ermöglichen, voll aufgegangen ist. Mehr noch: Die Roten bekommen einen gereiften Jungprofi zurück. Schieber selbst beschreibt seine Wandlung so: "Als ich früher beim VfB in der Bundesliga zum Einsatz gekommen bin, war ich immer sehr aufgeregt. Mittlerweile sehe ich das lockerer. Da ist jetzt viel Routine dabei. Und mein Selbstvertrauen ist enorm gewachsen." Dass der Angreifer seine Rückennummer 23 behalten will, ist da nur verständlich. Sie ist das Symbol für den neuen Schieber. Was er in Nürnberg geschafft hat, soll jetzt beim VfB auch passieren. Stammspieler, Unruheherd, Torschütze. Er müsse sich vor niemandem verstecken, sagt der Stürmer. Das nächste Ausrufezeichen.

Ins Bild des gereiften Schieber passt, dass er fortan nicht mehr wie zu früheren VfB-Zeiten zuhause bei den Eltern wohnt. In Nürnberg hatte er seine erste eigene Bleibe - jetzt in Backnang seine zweite. "Die Wäsche wasche ich selbst", sagt er. Natürlich.

Der Stürmer würde am liebsten gleich loslegen mit dem Toreschießen, so einen entschlossenen Eindruck macht er. Die Sache hat nur einen Haken: Er ist noch nicht fit. In seinem letzten Spiel für den 1. FC Nürnberg zog er sich einen Muskelbündelriss im Oberschenkel zu. Schieber wird zunächst mit Physiotherapeut Gerhard Wörn individuelle Übungen mit dem Ball absolvieren. Nächste Woche soll er laut VfB-Arzt Heiko Striegel zumindest teilweise ins Mannschaftstraining einsteigen.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten


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