Der doppelte gebrochene Bann

Siegflaute bei den Königsblauen, Torflaute bei Torjäger Klaas-Jan Huntelaar – vor der Partie gegen den VfB Stuttgart am Samstag (2.5.) war die Stimmung rund um den S04 doch ein wenig umwölkt. Umso verständlicher, dass nach der Partie in den Gängen der VELTINS-Arena die Erleichterung förmlich greifbar war, dass nach sechs sieglosen Spielen wieder ein Dreier zu Buche stand und der Hunter wieder eingenetzt hatte.

Die Marke der medialen Minutenzähler näherte sich bedrohlich der 1.200, als Klaas-Jan Huntelaar die Befreiung gelang und er seinen Torriecher wieder für einen Treffer nutzen konnte. Sanes leicht abgefälschte Hereingabe rutschte VfB-Verteidiger Niedermeier unter dem Fuß durch, Huntelaar stand goldrichtig und ließ Keeper Ulreich keine Chance. Nach 1.196 Bundesliga-Minuten hatte der Niederländer endlich seinen Torbann gebrochen.

Es entspricht wohl Huntelaars Naturell, dass er sich trotz dieser langen Flaute nicht unter zusätzlichen Druck gesetzt hat. „Große Gedanken habe ich mir in dieser Zeit nicht gemacht. Ich weiß, dass der Erfolg irgendwann zurückkommt, wenn du nicht aufgibst und immer weitermachst“, so der Niederländer. Grundsätzliche Zweifel an Huntelaar hatte auch Roberto Di Matteo trotz der Phase ohne Tor nicht. „Es war eine Frage der Zeit, bis er wieder trifft, er hat einfach die Klasse. Ich habe ihm vor dem Spiel gesagt, ich hoffe dass es heute klappt“, so der Chef-Trainer.

Der Treffer zum 1:0 war aber beileibe nicht die einzige gute Szene des Hunters. So setzte er gleich zweimal zum Fallrückzieher an (37. und 73.) und noch viel wichtiger, er erzielte den Ausgleich zum 2:2, der die Königsblauen ins Spiel zurückbrachte (78.). In der Nachbetrachtung stellte Huntelaar dann auch die Bedeutung dieses Treffers für den weiteren, erfolgreichen Spielverlauf heraus. „ Mein zweites Tor war ganz klar das wichtigere. Die Mannschaft brauchte dieses Tor in dieser Situation noch mehr als das 1:0. Der Ausgleich war letztlich für uns der Schlüssel zum Sieg“, analysierte der wiedererstarkte Torjäger.

Wie wichtig es für die gesamte Mannschaft ist, dass Huntelaar trifft, betonte auch Benedikt Höwedes: „Die Treffer waren nicht nur für ihn wichtig, sondern auch für uns alle, dass er wieder da ist mit seinen Toren. Es gibt ihm Selbstvertrauen, wieder am richtigen Ort zu stehen und dass er bei Fifty-Fifty-Situationen nur den Fuß hinhalten muss.“ Umso bedauerlicher, dass aus dem Erfolgserlebnis zunächst einmal kein Lauf werden kann - im Spiel beim 1. FC Köln am Sonntag (10.5.) ist Huntelaar wegen der fünften Gelben Karte gesperrt, die er sich in der Schlussphase der Partie nach einer energischen Grätsche gegen Werner einhandelte.

Doch nicht nur Huntelaars persönlicher Tor-Fluch ging zu Ende, sondern auch die erfolglose Phase der Königsblauen, in der man sechs Spiele sieglos blieb und in dieser Zeit nur vier Punkte holte. Nach der zwischenzeitlichen Führung der Stuttgarter machte sich vielleicht auch aufgrund dieser Vorgeschichte ein gewisses Entsetzen in der VELTINS-Arena breit, was auch den Spielern nicht verborgen blieb. „Die Stimmung im Stadion war auch etwas speziell, aber trotzdem haben wir weiter gekämpft“, sagte Klaas-Jan Huntelaar.

Mit dem Ausgleichstreffer zum 2:2 drehte sich die Atmosphäre im Stadion wieder zu bedingungsloser Unterstützung und die Knappen erspielten sich eine Reihe guter Tormöglichkeiten. Doch Meyer (82.) und Aogo (86.) verfehlten freistehende das Ziel und bei Baumgartls Check gegen Draxler (87.) im Strafraum blieb Schiedsrichter Zwayers Pfeife stumm. Mit der letzten Aktion der regulären Spielzeit gelang Boateng der Siegtreffer, Spielern und Fans fielen reichlich Steine vom Herzen.

Vielleicht war es ein Schlüsselfaktor, dass Roberto Di Matteo in der letzten halben Stunde mit Draxler, Boateng und Meyer gleich drei hochkarätige Offensivkräfte einwechseln konnte, die das ein wenig aus den Fugen geratene Spiel wieder ordneten und neue Dynamik hereinbrachten. So analysierte Benedikt Höwedes: „Der Trainer hat gute Einwechselungen getätigt, die noch Schwung ins Spiel gebracht und maßgeblich daran beteiligt waren, dass wir das Spiel noch drehen konnten.“ Ganz ähnlich sah dies auch der Chef-Trainer selbst, der meinte: "Wir haben uns zum Glück wieder gefangen, was sicherlich auch an den eingewechselten Spielern lag.“

Durch den Sieg gegen die Schwaben konnte der fünfte Tabellenplatz erst einmal gehalten werden, doch die Abstände sind nach wie vor gering. Die ist auch den Aktiven bewusst, was die Worte von Benedikt Höwedes belegen. „Es sind ja drei Spiele zu gehen und Bremen und Augsburg sind uns noch nah im Rücken, von daher wird es kein Selbstläufer. Wir müssen hart dafür arbeiten, dass wir noch weitere Punkte mitnehmen“, so der S04-Kapitän. Für das Saisonfinale gibt er deshalb die Marschroute aus: „Es wird noch ein kniffliges Ding, aber ich hoffe, dass wir auf dem Tabellenplatz bleiben, auf dem wir aktuell stehen.“

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