Saisonziel erreicht: Schaaf muss bleiben

Die Frankfurter Eintracht hat die 40 Punkte erreicht. Jetzt sollte man Trainer Schaaf beweisen lassen, dass er die Mannschaft stabilisieren und weiterentwickeln kann.



Zunächst das Positive: Die Eintracht hat diesmal auswärts nicht verloren und mit dem Punkt in Berlin die angestrebte 40-Zähler-Marke erreicht. Das Negative: Die Frankfurter haben sich beim glücklichen 0:0 trotz der etwas besseren zweiten Hälfte keine einzige Torchance erspielt. Zweifellos profitierte die Eintracht davon, dass Berlin seine Chancen leichtfertig vergab und wohl auch über weite Strecken hoffte, dass der eine Punkt zum Klassenerhalt reicht.

Die SGE hat nun in der Rückrunde in neun Auswärtsspielen gerade einmal zwei Pünktchen geholt. Sie zeigte auch in Berlin ihre leider nun schon sattsam bekannten Schwächen. Durch leichte Ballverluste wurde ein harmloser Gegner aufgebaut. Dazu waren auch diesmal die langsamen Eintracht-Außenverteidiger Oczipka und vor allem Chandler nach ihrem Zwischenhoch gegen Hoffenheim einladende Einfallstore für schnelle Konterangriffe. In Hinblick auf die nächste Saison muss sich gerade hier und auch im defensiven Mittelfeld etwas tun.

Auch das Duo Hasebe und Stendera ist den Anforderungen des schnellen Bundesligageschäfts nicht immer gewachsen. Es müssen also auch im Mittelfeld zumindest Alternativen her. Die Eintracht sollte sich an der vorbildlichen Defensivarbeit der Darmstädter orientieren, die dem Gegner 90 Minuten lang zusetzen.

Man sollte Trainer Schaaf die Chance geben zu beweisen, dass er die Eintracht-Mannschaft stabilisieren und weiterentwickeln kann. Schaaf jetzt nach nur einem Jahr zu entlassen, obwohl er das Saisonziel, den Klassenerhalt, letztlich sicher geschafft hat, wäre unsinnig. Er hat mehr Punkte geholt als im Vorjahr Armin Veh mit einer besser besetzten Mannschaft. Ein Trainer sollte nur gefeuert werden, wenn er entweder versagt hat oder ihm keine gute Perspektive attestiert werden kann. Aber Schaaf ist erfahren und auch ehrgeizig genug, in Frankfurt noch etwas auf die Beine zu stellen. Er sollte aber nicht beratungsresistent sein. Weil er sich seine Teilerfolge nicht kaputtreden lassen wollte, neigte er auch nach peinlichsten Auswärtsniederlagen oft zum Schönreden und Beschwichtigen. Außerdem unterstützte er in kritischen Spielmomenten die Mannschaft zu wenig durch Wechsel oder taktische Anweisungen. Niemand kann die Augen davor verschließen, dass die Tendenz nach der Winterpause klar nach unten zeigte.

In der Rückrunde präsentierte sich die Eintracht leistungs - und punktemäßig oft wie ein Absteiger. Deshalb hat auch Schaaf viel Kredit verspielt. Man kann eine Bundesligamannschaft nicht ein ganzes Jahr wie eine Lerngruppe präsentieren, die sich erst noch finden muss. Dieser Selbstfindungsprozess muss irgendwann abgeschlossen sein. Man kann immer weiter dazulernen, aber die elementaren Dinge müssen sitzen. Das ist bei der aktuellen Eintracht-Mannschaft leider nicht immer der Fall.


Schaaf blieb ruhig

Deshalb wird in der neuen Saison auch Thomas Schaaf von Beginn an unter verschärfter Beobachtung stehen. Vielleicht tut ihm das ja gut. Denn in dieser Saison war Schaaf immer dann am besten, wenn die Lage besonders ernst war. Er bewahrte die Ruhe und seinen Optimismus, als er in der Saisonvorbereitung noch gar keine richtige Mannschaft beisammen hatte und er behielt auch während der Niederlagenserien im Herbst und Frühjahr zum Vorteil der Eintracht die Nerven.

Es wäre gut, wenn er künftig noch mehr von seiner Ruhe und Erfahrung auf die Mannschaft übertragen könnte. Dazu braucht er dringend zwei, drei Spieler mit Autorität, die die anderen führen können. In der aktuellen Mannschaft gibt es zu wenige, die sich dagegen stemmen, wenn es mal nicht läuft.





Quelle: fnp