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bwin: "Wollen eine Lizenz in Österreich"

Der Glücksspiel- und Wettanbieter setzt nach schwierigen Zeiten wieder auf Expansion. Ziele: Asien und Südamerika

Im KURIER-Interview erklären die Vorstände Norbert Teufelberger und Manfred Bodner, wie sie sich trotz anhaltender Rechtsstreitigkeiten als ein führender Anbieter behaupten wollen und warum sie den Vergleich mit Meinl-Gesellschaften nicht gelten lassen.

KURIER: 2008 ist mit der Fußball-EM und Olympia ein Jahr der sportlichen Großereignisse. Wie wirkt sich das auf Ihr Geschäft aus?

Norbert Teufelberger: Es läuft wie erwartet und damit zufriedenstellend. Bei der EURO haben wir das Umsatzziel von plus zehn Prozent erreicht. Olympia hat natürlich auch einen sehr hohen Stellenwert. Wir bieten dazu mehr als 10.000 Wetten. Vom Aufwand sind sie mit vier oder fünf Fußball-Weltmeisterschaften zu vergleichen.

Das bedeutet aber wohl auch hohe Investitionen.

Teufelberger: Ja. Bei der EM betrug der Aufwand 70 Millionen Euro. Großereignisse sind oft eine Phase der Investition und nicht der Ernte. Sie gehen zu Lasten der kurzfristigen Unternehmensentwicklung. Heuer erwarten wir dennoch 30 bis 40 Millionen Euro Gewinn.

Gehen Sie mit dem Geld auf Einkaufstour? Schon länger wollen Sie ja den britischen Konkurrenten Sportingbet übernehmen.

Manfred Bodner: Wir reden jederzeit mit allen, aber haben nichts in der Pipeline. Man kann nicht alles mit Cash aus der Portokassa zahlen. Dazu braucht man die Kapitalmärkte, die in ihrer Situation jetzt aber eine Kapitalerhöhung nicht zulassen. Das Fenster dafür wird sich aber 2009 wieder auftun. Der Konsolidierungsprozess in der Branche wird jedenfalls weiter fortschreiten.

Setzt bwin das organische Wachstum weiter fort?

Bodner: In Europa sind wir in der gesamten EU mit lokalen Vertriebsorganisationen vertreten, daneben je nach Möglichkeit tätig. Außerhalb haben wir etwa in Argentinien und Mexico den Aufbauprozess begonnen. Asien wiederum ist ein Milliardenmarkt, aber es fehlen uns die Lizenzen.
Wir haben daher in Hongkong ein Büro gegründet. Und in Südafrika wollen wir mit lokalen Partnern eine Tochter schaffen. Des Weiteren wollen wir bald in 26 Ländern Ein- und Auszahlungen über das Internet mit eigenen bwin-Kreditkarten günstiger machen.

Die Rechtslage in vielen Ländern hat bwin so manches Geschäft gekostet. Werden die juristischen Streitigkeiten noch lange dauern?

Teufelberger: Derzeit ist es eher ruhig, aber wir warten auf ein klärendes Urteil der EU. Denn es kennt sich keiner mehr aus. Einmal wird für, dann wieder gegen uns entschieden. Wir brauchen einen eindeutigen Rechtsrahmen mit einer klaren Besteuerung und keine Monopolisierung – wie zum Beispiel in Deutschland.

Wie viel haben die Rechtsstreitigkeiten schon gekostet?

Bodner: Zwischen 15 und 20 Millionen Euro.

bwin mit Sitz in Gibraltar gilt ja als Steuerflüchtling.

Teufelberger: Gibraltar hat eine Historie in unserer Industrie. Denn dort sind in den 90er-Jahren viele englische Buchmacher wegen neuer Gesetze im Heimatland ausgewichen. Dort sitzen heute die Experten, die wir hier nicht finden. Außerdem ist dort Online-Gaming zugelassen. Wir zahlen in Gibraltar an Steuern ein Prozent des Umsatzes.

Bodner: Wir würden gerne Projekte in Österreich ansiedeln, aber es gibt keine Lizenzen. Wir mussten somit nach Gibraltar ausweichen. Wir zahlen hier aber alle Unternehmenssteuern und die Lohnsteuer für 200 Wiener Mitarbeiter. Daher wollen wir von der neuen Regierung eine österreichische Glücksspiel-Lizenz.

Nach den Turbulenzen um Meinl European Land mit Sitz in der Steueroase Jersey stellt sich die Frage, welches Börserecht für bwin gilt.

Teufelberger: Das Österreichische, denn die Holding sitzt hier. Ich glaube aber, dass wir grundsätzlich nicht mit einer Immo-Gesellschaft zu vergleichen sind.

Der Börsekurs ist aber bei beiden böse abgestürzt ...

Teufelberger: Unter der Kursentwicklung von bwin leidet ja nicht die des Unternehmens. Um diese nachhaltig positiv zu gestalten, tun wir alles. Daher können wir uns jeden Tag guten Gewissens in den Spiegel schauen.


Die bwin-Chefs

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Norbert Teufelberger
wurde 1965 in Wien geboren. Nach Abschluss seines Wirtschaftsstudiums startete er 1989 seine Karriere bei den Casinos Austria. 1992 gründete er gemeinsam mit Kollegen Century Casinos, die er 1996 an die Börse brachte und deren Finanzvorstand er bis 1999 war.

Manfred Bodner
wurde 1962 geboren und studierte Wirtschaft und Internationale Politik. Ab 1988 gründete er zahlreiche Start-Up-Unternehmen. Von 1995 bis 1998 war er Geschäftsführer von Neckermann Osteuropa. 1999 gründete er mit Norbert Teufelberger bwin, vormals BETandWIN.

Quelle