Der 14. WM-Lauf: Der Grand Prix von Italien

Highspeed-Spektakel in Monza

Der 14. Grand Prix der Formel-1-Saison 2018 wird am Sonntag, dem 2. September 2018, um 15.10 Uhr (LIVE! bei kicker.de) in Italien auf dem Kurs "Autodromo Nazionale di Monza" gestartet. Nirgendwo ist Höchstgeschwindigkeit so wichtig wie beim Heimspiel von Ferrari in Monza. In den vergangenen vier Jahren triumphierte aber jeweils Mercedes, dreimal mit Lewis Hamilton.

Historischer Rückblick

Die Rennanfänge datieren in Monza aus dem Jahr 1922. Die Initialzündung zur Errichtung einer permanenten Rennstrecke war das 25-jährige Jubiläum des Automobil-Klubs von Mailand. Zudem hatte man seit einem Jahr Ausschau nach einem geeigneten Terrain für eine Strecke gehalten, nachdem im Jahr 1921 der erste Grand Prix von Italien in der Nähe von Brescia ausgetragen worden war. Die ursprüngliche Länge des Kurses belief sich auf 14 Kilometer, wurde dann aber auf zehn Kilometer reduziert.

Monza war schon in seiner Anfangszeit auch Schauplatz von Tragödien. Im Jahr 1928 ereignete sich der erste größere Unfall, als der Rennfahrer Emilio Materassi und 27 Zuschauer ums Leben kamen.

Am 5. September 2018 jährt sich zudem der Tod Jochen Rindts zum 48. Mal. Beim Training zum Großen Preis von Italien in Monza verunglückte der in Mainz geborene und in Österreich aufgewachsene Rindt am 5. September 1970 tödlich. Bei seinem Lotus-Ford brach die rechte vordere Bremswelle, der Wagen krachte links in die Leitplanken. Rindt wurde sofort ins Krankenhaus eingeliefert, wo die Ärzte nur noch seinen Tod feststellen konnten. Rindt ist der bisher einzige F1-Pilot, der posthum Weltmeister wurde.

Die Formel 1 ist in Monza seit den Anfängen - nämlich seit 1950 - zu Hause. Die Strecke hat sich in den mittlerweile über 90 Jahren Renngeschichte mehrmals drastisch verändert - so wurde die einst so bekannte Steilkurve aus Gründen der Geschwindigkeitsreduzierung abgeschafft und fristet nunmehr ein trauriges Dasein als Betonruine. Heute erinnert vor allem die unveränderte Start- und Zielgerade an die lange Vergangenheit des Kurses.



Die Rennstrecke

Die Fahrer müssen auf dem 5,793 km langen Kurs insgesamt 53 Runden drehen, die Renndistanz beträgt knapp 307 Kilometer.

Trotz zahlreicher sicherheitsrelevanter Veränderungen bleibt Monza eine Hochgeschwindigkeits-Strecke, bei der in der samstäglichen Qualifying-Runde ein Schnitt von über 250 km/h zu erwarten ist. Auf keinem Circuit der Formel 1 stehen die Flügel flacher, an zwei Stellen darf man Top Speeds von 350 km/h erwarten: Nämlich vor der Kurve "Parabolica" und am Ende der Start- und Zielgeraden. Vor den beiden Schikanen "Della Roggia" und "Ascari" werden Geschwindigkeiten von über 330 km/h gefahren.

Auf keiner Strecke bringt die bessere Höchstgeschwindigkeit so viel Zeitvorteil wie in Monza. Allerdings wird nach Meinung des Ex-Formel-1-Piloten und heutigen Fernseh-Experten Marc Surer das Schikanefahren zum Balanceakt, denn ohne den gewohnten Abtrieb werden die Autos bei niedriger Geschwindigkeit sehr leicht und springen mehr oder weniger über die Randsteine. Dies gelte allerdings nicht für die Ascari-Schikane: "Sie ist für mich die beste Schikane der Welt, flüssig und fahrerisch anspruchsvoll", so Surer.

Angesichts des Profils der Strecke werden die Fahrer durch das permanente Durchschütteln extrem beansprucht. Vom Material her müssen vor allem die Reifen in den schnellen Kurven "Parabolica" und "Grande" die Maximalbelastung aushalten. Angesichts des hohen Vollgas-Anteils (knapp 80 Prozent) werden zudem die Motoren so stark wie kaum auf einer anderen Strecke des Formel-1-Globus in Anspruch genommen. Der Bremsenverschleiß ist enorm hoch.
Strecken-Check von Alexander Wurz

"Wenn du glaubst, dass Du dein Auto im Laufe des Jahres genau kennengelernt hast, dann kannst du in Monza alles vergessen. Hier sitzt du wegen der extrem flachen Flügel und der extremen High-Speed-Abstimmung in einem völlig anderen Auto. Es fühlt sich um 150 kg leichter an, ist nervös, will ständig mit dir tanzen gehen. Monza ist eine gigantische Erfahrung, auch wegen der Atmosphäre im Park: Du spürst den Spirit der heroischen alten Formel 1, es liegt in der Luft, dass der Motorsport hier Geschichte geschrieben hat."

Rekorde

Den Streckenrekord in Monza hält Rubens Barrichello, der im Jahr 2004 mit seinem Ferrari 1:21,046 für eine Umrundung brauchte, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 257 km/h entspricht.

Den Geschwindigkeitsrekord hält der Brasilianer Antonio Pizzonia: 2004 schaffte er im Williams-BMW die Bestmarke von 369,9 km/h.

In Sachen Erfolge in Monza ist Michael Schumacher auf Platz eins zu finden, mit fünf Siegen vor dem Brasilianer Nelson Piquet, der 1980, 1983, 1986 und 1987 gewann, und Lewis Hamilton, der 2012, 2014, 2015 und 2017 erfolgreich war. Die siegreichen Fahrten von Schumacher im "Autodromo Nazionale" verteilen sich auf die Jahre 1996, 1998, 2000, 2003 und 2006. Somit hat der Rekordweltmeister seine Erfolge in Monza allesamt im Ferrari und damit im Heimatland seines Arbeitgebers gefeiert.

Vettel schreibt mit Toro Rosso Geschichte

2008 schrieb Sebastian Vettel Geschichte und avancierte zum bis dahin jüngsten Grand-Prix-Sieger. Mit 21 Jahren und 73 Tagen fuhr er im Toro Rosso bei vor allem anfänglich ganz schwierigen Bedingungen - das Rennwochenende war von heftigen Regenfällen begleitet - einen souveränen Start-Ziel-Sieg nach Hause. Der Jungspund lieferte einen Tag nach seiner nicht minder überraschend herausgefahrenen Pole Position im Königlichen Park von Monza sein Meisterstück und löste den zweimaligen Weltmeister Fernando Alonso als jüngsten Grand-Prix-Gewinner ab. Alonso war bei seinem Erfolg in Ungarn 2003 knapp ein Jahr älter gewesen. Mittlerweile ist Max Verstappen jüngster Grand-Prix-Sieger. 18 Jahre und 228 Tage jung war der Niederländer bei seinem Sieg in Barcelona 2016.

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