Bundesliga

VfB-Abwehr schon wieder ein Pflegefall

In zwei Wochen startet der VfB Stuttgart in die neue Saison. Und es wäre sicher kein Fehler, schon mal ein paar Kerzen anzuzünden. Denn zurzeit deutet wenig darauf hin, dass der Fast-Absteiger aus der vergangenen Saison so furchteinflößend auftritt wie King Kong. Das hat Gründe.

Der Wechsel von Christian Träsch zum VfL Wolfsburg kam in etwa so unverhofft wie Schneefall im Dezember. Einigermaßen überraschend ist dagegen, dass die Strategen auf dem Cannstatter Wasen offenbar nicht im Traum daran denken, den Verlust von einem der wichtigsten Spieler zu kompensieren. Und das nach den Erfahrungen der vergangenen Saison, als der Weggang von Jens Lehmann, Alexander Hleb und Sami Khedira nur mit Mühe aufgefangen werden konnte.

"Werden nicht nach einem Ersatz für Träsch suchen"

Immerhin überweist der VfL Wolfsburg für einen Spieler, der nur noch ein Jahr Vertrag hatte, laut VfB neun Millionen Euro auf die Cannstatter Volksbank. Aus Wolfsburg ist zu hören, dass es nur acht Millionen sind. Die Wahrheit dürfte in der Mitte liegen. Damit werden nun die Löcher in der Bilanz gestopft, die in der vergangenen, verkorksten Spielzeit gerissen wurden. Die Kosten der Lizenzspieler-Abteilung liegen derzeit bei rund 50 Millionen Euro, sie sollen aber auf 45 Millionen gedrückt werden. Da bleibt wenig Spielraum für Verstärkungen.

Auch deshalb macht Fredi Bobic gute Miene zum kritikwürdigen Spiel. "Wir sind auf der Position des rechten Verteidigers mit Khalid Boulahrouz und Stefano Celozzi sehr gut besetzt", sagt der VfB-Manager, "wir werden nicht nach einem Ersatz für Träsch suchen." Und Coach Bruno Labbadia hat dem neuen Präsidenten Gerd Mäuser versprochen: "Ich gehe den Weg des Vereins mit." Immerhin fügt er hinzu: "Wir halten die Augen natürlich immer offen."

Das sollten sie auch. Testspiele in der Saisonvorbereitung haben zwar die Aussagekraft eines Orakels, aber die 1:2-Niederlage des VfB am Samstag gegen den englischen Zweitligisten Nottingham Forest beweist zumindest eines: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Die Abwehr dürfte, schneller als es allen lieb ist, wieder zum Pflegefall werden.

Molinaro hat das Zeug zur Wundertüte

Die Innenverteidigung ist qualitativ zwar gut besetzt, aber der operierte Kapitän Matthieu Delpierre wird wohl noch die Winterpause brauchen, um wieder in Topform zu kommen. Das Können von Serdar Tasci ist unbestritten, aber sein Muskelapparat ist anfällig. Gegen Nottingham Forest musste er wegen einer Oberschenkelverhärtung passen. Neuzugang Maza ist noch nicht fit und noch nicht ins Team integriert. Und Georg Niedermeier, das ist kein Geheimnis, wird nicht als Kopfball-Ungeheuer in die Geschichte des Fußballs eingehen. Was aber noch größere Sorgen bereitet: Die Verteidigerpaare links und rechts sind gegen Anfälligkeiten nicht gefeit.

Linke Abwehrseite: Arthur Boka ist ohnedies eher ein Mittelfeldspieler mit Vorwärtsdrang denn ein Verteidiger. Und Christian Molinaro hat das Zeug zur Wundertüte. Mal Welt-, mal Waldmeister.

Rechte Abwehrseite: Ohne Frage hat Khalid Boulahrouz das letzte Drittel der Saison auf dieser Position einen guten Job gemacht. Aber seine Spieleröffnung und seine Offensivqualitäten haben bisher nicht zu Lobgesängen Anlass gegeben. Und Stefano Celozzi war zuletzt so selbstbewusst, dass er wahrscheinlich nicht einmal einen Wanderlurch aufgehalten hätte.

"Bin mit dem Herzen immer noch beim VfB"

Zwar ist die rote Experten-Runde unverändert der Meinung, dass man dieselbe Braut nicht zweimal heiraten sollte. Warum sie sich aber hartnäckig weigert, Ex-VfB-Profi Andreas Hinkel (29) wenigstens ein Probetraining zu gönnen, weiß der Teufel. "Ich bin mit dem Herzen immer noch beim VfB", sagt der Rechtsverteidiger, der zuletzt bei Celtic Glasgow kickte. Nach seinem Kreuzbandriss ist er nach eigenen Aussagen und nach Ansicht seiner Ärzte wieder voll belastbar. Und was die Finanzen anlangt: Er käme ablösefrei und wäre mit einem leistungsbezogenen Einjahresvertrag, gestaffelt nach Einsätzen, schon sehr zufrieden.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten


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