Bundesliga

Der VfB setzt die Achterbahnfahrt fort



Acht Punkte Abstand hat der VfB Stuttgart nach dem 22. Spieltag. Acht nach hinten zum Relegationsplatz. Und acht nach vorne zu Rang sechs, der zur Teilnahme an der Europa-Liga berechtigt. „Wir haben es verpasst, uns von unten komplett abzusetzen, und nach oben haben wir die Tuchfühlung verloren“ sagte Trainer Bruno Labbadia nach der 2:4 (0:2)-Niederlage bei Hannover 96. Der VfB befindet sich weiter auf seiner Achterbahnfahrt. Nach guten Ergebnissen folgt regelmäßig die Ernüchterung. Es geht rasant aufwärts wie beim 5:0-Sieg gegen Hertha BSC und ebenso rasant wieder nach unten wie nun in Hannover.

Dass die Fahrt der Roten in dieser Saison so oft ruckelt, hat Gründe:

Die Standardsituationen: Wie sich die Dinge ändern können: Bis zum neunten Spieltag war der VfB spitze in Sachen Standards – die Stuttgarter trafen am häufigsten aller Bundesligateams nach Ecken und Freistößen und bekamen die wenigsten Gegentreffer nach ruhenden Bällen. Mittlerweile führen sie diese inoffizielle Tabellen von hinten an – mit 15 Gegentreffern nach Standards. „Das hat uns schon unglaublich viele Punkte gekostet“, sagt Christian Gentner. Gegen Hannover waren es drei. „Wenn man drei Tore nach Ecken kriegt, kann man kein Spiel gewinnen“, brachte es Sportdirektor Fredi Bobic auf den Punkt. Dabei trainieren die Roten schon seit Monaten vermehrt Standards. „Es gab im Training unter der Woche keine Anzeichen dafür, dass es in diesem Bereich wackelt“, war Labbadia überrascht. Wie also kann man diese Fehlerquelle abstellen? „Das ist nichts, was man den Spielern noch beibringen kann, das ist das Abc des Fußballs“, sagt Bobic und erklärt es trotzdem noch mal: „Man muss die Dinger einfach wegköpfen.“

Das Deckungsverhalten: Vor einigen Wochen hat Bruno Labbadia bei Standardsituationen von Mann- auf Raumdeckung umgestellt. „Ich habe gespürt, dass sich viele mit der Manndeckung nicht sicher gefühlt haben. Deshalb haben wir das geändert“, erklärt der Coach. Gegen Hertha und zuvor in Leverkusen ist die Taktik aufgegangen. Gegen Hannover ging sie „eindeutig in die Hose“ (Bobic). Vor allem, weil die VfB-Profis nicht das umgesetzt haben, was sie in unzähligen Trainingseinheiten geübt haben. Ein Vorteil von Raumdeckung ist, dass die torgefährlichen Räume wie der kurze Pfosten und das Zentrum stärker besetzt sind – wenn sie besetzt sind. Wenn allerdings einige Spieler schlafen – beim 1:0 Maza und Christian Gentner, beim 2:0 Martin Harnik –, dann hat die Raumdeckung ihr Ziel verfehlt. „Es war abgesprochen, dass der Pfosten besetzt ist, aber der eingeteilte Spieler hat sich rausziehen lassen“, erklärt Labbadia, der trotzdem bei dieser Deckungsvariante bleiben will. „Die Spieler müssen einen klaren Kopf behalten und in die Bälle reingehen“, fordert er: „Egal ob Mann- oder Raumdeckung, jeder hat immer eine Sorgfaltspflicht gegen den Ball.“

Die Chancenverwertung: Fredi Bobic hat recht, wenn er sagt, man habe in Hannover Möglichkeiten für „vier, fünf Tore“ gehabt. Doch Chancen bringen nichts, wenn man sie nicht nutzt. Harnik stand in der 28. Minute alleine vor Ron-Robert Zieler – sein Abschluss glich aber eher einem Rückpass. Sieben Minuten vor Schluss hatte Vedad Ibisevic die Riesenchance zum 3:4. „Wer weiß“, fragte Bobic, „was passiert wäre, wenn er ihn reingemacht hätte?“Hat er aber nicht.

Die individuellen Fehler: Haarsträubende Pässe gab es in Hannover auch zu bestaunen. Zum Beispiel in der 40. Minute, als William Kvist mit einem Katastrophenpass die Chance für Manuel Schmiedebach einleitete. Oder bei Khalid Boulahrouz, der ein ums andere Mal Bälle vertändelte, verlor oder zum Gegner spielte. Beim 0:4 durch Lars Stindl (73.) schlief gleich die komplette Hintermannschaft. Die Roten hatten fünf Gelegenheiten. die Gefahr zu bannen. „Wir haben einfach nur zugeschaut“, wetterte Bobic.

Wenn der VfB seine Achterbahnfahrt konsequent fortsetzt, sollte es an diesem Samstag(15.30 Uhr) gegen den SC Freiburg wieder nach oben gehen. „Dafür müssen wir aber unsere Fehler abstellen“, sagt Verteidiger Georg Niedermeier. In der Woche darauf geht es dann zum Hamburger SV – und dann muss die Devise heißen: Raus aus der Achterbahn. Und bitte oben aussteigen.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten


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