Bundesliga

Gross erhöht Druck auf Ulreich



Im Sturm herrscht Flaute, die Spielgestalter sind nicht gerade kreativ, und die Abwehr ist löchrig wie ein Schweizer Käse: Beim VfB Stuttgart hapert es in nahezu allen Mannschaftsteilen. Umso mehr überrascht es, dass Trainer Christian Gross mit der Kritik an Torhüter Sven Ulreich eine weitere Baustelle aufmacht.

Und so dürfte auch Ulreich - sagen wir es einmal so - zumindest ziemlich verwundert zur Kenntnis genommen haben, dass Gross am Donnerstag bei seiner Rede zur Lage der Roten auch ihm Mängel vorhielt. Sven Ulreich mache seine Sache zwar gut, hatte Gross vor versammelter Medienschar erklärt, "aber ich wünsche mir noch mehr autoritären Einfluss auf das Abwehrverhalten seiner Mitspieler - vor allem auf das seiner Vorderleute".

Im Kern ist die Einschätzung des VfB-Trainers zwar völlig korrekt. Ulreich strahlt noch längst nicht die Autorität seines erfahrenen Vorgängers Jens Lehmann (40) aus. Im Gegensatz zu vielen anderen erfüllt der 22-Jährige jedoch genau das, was man sich vor Saisonbeginn von dem Torhüter der Zukunft erhofft hatte. Ulreich hielt bisher meist souverän und leistete sich nur wenige Fehler. Und das trotz der sich personell ständig verändernden und vor allem katastrophal agierenden Abwehrreihe vor ihm.

Ulreich rückt nun noch mehr in den Fokus

Statt den Torhüter aus der Schusslinie zu lassen, stellt ihn Gross jedoch ohne jegliche Not hinein - und erschwert Ulreich so den Start als Stammkeeper massiv. Denn Ulreich rückt nun noch mehr in den Fokus. Bei seinen Mitspielern, bei den Fans und bei den Medien. Der Schlussmann, der die Rangliste der besten VfB-Spieler unserer Zeitung mit einer Durchschnittsnote von 2,5 anführt, bemüht sich indes um Gelassenheit. Er verspüre nicht den Druck, dass seine Aktionen künftig besonders kritisch beäugt werden. "Mich lähmt das nicht", sagte Ulreich, "ich bin ja auch nur ein Mensch. Auch ich mache Fehler, aber dann muss es weitergehen."

Angesichts der aktuellen Situation darf sich Ulreich jedoch keinen Fehler leisten. Beim Bundesliga-Schlusslicht ist eben kaum Platz für einen jungen Spieler, sich zum gestandenen Profi zu entwickeln - auch wenn Ulreich das ein wenig anders empfindet. "Der Druck ist immer derselbe", verdeutlicht Ulreich, "wenn du einige Spiele gewinnst, musst du genauso fehlerfrei agieren, damit die Mannschaft nicht aus der oberen Tabellenregion herausrutscht." Eine schöne Vision, von der die Roten in den nächsten Monaten nur träumen können.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten


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