Staudt sagt Ade, Mäuser soll kommen

Natürlich schweigen die Beteiligten wie ein Grab. Die Mission Klassenverbleib steht über allem. Trotzdem nimmt die künftige Führungsmannschaft beim VfB Stuttgart immer schärfere Konturen an. Aufsichtsratschef Dieter Hundt plant personelle und strukturelle Veränderungen.

Der Termin in der Schleyerhalle ist schon geblockt. Die Mitgliederversammlung findet aller Voraussicht nach Mitte September statt. Dann wird Aufsichtsratschef Dieter Hundt (72) den Mann präsentieren, der in den kommenden vier Jahren den VfB Stuttgart führen soll. Er wird nicht mehr Erwin Staudt (63) heißen. Wohl sagt der Präsident: "Über meine Zukunft reden wir erst nach der Saison." Nach Informationen unserer Zeitung ist es jedoch beschlossene Sache: Nach acht Jahren an der Spitze des Bundesligisten mit dem Brustring hat sich der ehemalige Chef von IBM Deutschland selbst ausgewechselt. Zu Beginn des Jahres teilte er dem Kontrollgremium seinen Entschluss mit: Freunde, es ist genug.

Mögliche Nachfolger gaben sich zuletzt die Klinke in die Hand

Am 10. August, vor dem Länderspiel Deutschland gegen Brasilien in der Mercedes-Benz-Arena, soll Erwin Staudt in allen Ehren und mit viel Lobgesängen verabschiedet werden. Als einer der erfolgreichsten VfB-Präsidenten und als eigentlicher Architekt des Stadionumbaus.

Die möglichen Nachfolger gaben sich zuletzt bei den Uhinger Allgaier-Werken die Klinke in die Hand. Dieter Hundt, Aufsichtsratschef des Autozulieferers und Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA), hatte das Anforderungsprofil für den neuen Häuptling der Roten immer im Blick: Ein Mann mit Wirtschaftskompetenz, Führungsqualitäten, Durchsetzungsvermögen, einem für den VfB nützlichen Netzwerk und einem großen Herz für den Fußball.

Auch wenn die Aufsichtsräte noch eisern darüber schweigen, wen sie Mitte September auf den Schild des Präsidentschafts-Kandidaten heben wollen, nach Informationen unserer Zeitung gibt es einen klaren Favoriten: Gerd E. Mäuser (53) aus Bietigheim-Bissingen, ehemaliger Marketing-Chef bei Porsche, Mitglied des VfB-Aufsichtsrats seit 2002. Der enge Mitarbeiter des ehemaligen Porsche-Chefs Wendelin Wiedeking verließ den Zuffenhausener Autobauer nach der Übernahme durch VW im September vergangenen Jahres. Seither arbeitet er freiberuflich. Er war in den vergangenen Tagen verreist und für unsere Zeitung für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

"Mir liegt der Verein sehr am Herzen"

Unter anderen noch mit im Kandidaten- Rennen waren angeblich: SPD-Mann Dieter Spöri, baden-württembergischer Wirtschaftsminister in der großen Koalition zwischen 1992 und 1996, Hermann Ohlicher, Kapitän der VfB-Meistermannschaft von 1984 und Björn Seemann, Stuttgarter Banker und Oppositionsführer einer VfB-Fangruppe von Unzufriedenen. Seemann preschte mit einer Pressekonferenz in der Öffentlichkeit vor und bewies nach Meinung der Beobachter dabei vor allem eines: Eine naive Sicht der Dinge.

VfB-Mitglied Spöri, 67, fühlte sich zwar geschmeichelt, winkte aber angesichts seines Alters ab. "Mir liegt der Verein sehr am Herzen, aber diese Herausforderung kommt für mich zehn Jahre zu spät." Auch Hermann Ohlicher, Mitglied im VfB-Ehrenrat, freut sich durchaus über die Wertschätzung, sagt aber: "Ich bin berufstätig und habe keinerlei Ambitionen auf das Präsidentenamt." Er freue sich allerdings, wenn künftig in Vorstand und Aufsichtsrat "mehr sportliche Kompetenz" einziehe.

Genau dafür will Dieter Hundt nach Informationen unserer Zeitung sorgen. Zwar sagt Hundt, dass man erst nach Ende der Saison in Ruhe die Lage der Dinge analysieren wolle, "zurzeit hat der Klassenverbleib die absolute Priorität", in Wahrheit arbeitet er aber schon seit einem Vierteljahr am Umbau des 44.000 Mitglieder starken Vereins.

Und sicher ist seit Tagen: Ein prominenter, ehemaliger VfB-Profi soll als Mitglied des Aufsichtsrats den neuen Präsidenten und das Vorstandsgremium beraten. Als heißer Kandidat gilt Hansi Müller. Überdies plant Hundt ein unabhängiges Beratergremium mit Fachleuten aus Bereichen zu installieren, die das Bundesligageschäft aus dem Effeff kennen. Die Ex-Profis Jens Lehmann, Karl Allgöwer und Guido Buchwald sollen mit am Ball sein. Der Beirat wird die Geschäftspolitik des Vereins in regelmäßigen Abständen kritisch durchleuchten und hinterfragen.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten


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