Vor dem grossen Spitzenkampf: Wer ist besser in Form?
Am Sonntag treffen der FC Zürich und der FC Basel im vielleicht vorentscheidenden Duell der Super League direkt aufeinander. Tagesanzeiger.ch/Newsnetz analysiert den Formstand der beiden Teams.
1/15 18. März 2009: Die Entscheidung: Benjamin Huggel verwertet im Viertelfinal einen Foulpenalty gegen den FCZ. Basel ist im Halbfinal.
Am Sonntag gilt: Vorteil FC Basel
«...dann hätten wir uns selber geschlagen»
Zürich im Fussballfieber: Letzigrund fast ausverkauft
Die Formkurve von Zürich und Basel verlief zuletzt mehr oder weniger parallel, beide Teams reagierten auf Ausrutscher des Konkurrenten - mit einem eigenen Fehltritt. Als jüngst der FCZ gegen Luzern beim 1:1 Punkte liess, kassierte Basel in Aarau sogar eine empfindliche 1:3-Niederlage. Mit dem 2:0-Erfolg gegen Luzern beruhigten sich am Rheinknie die Gemüter wieder etwas. Vielmehr will man beobachten, dass sich der Rivale in der Limmatstadt in der Rolle des Gejagten unwohl fühlt. Wie steht es aber wirklich um die Vorteile?
Goalie: Vorteil Basel (0:1)
Rein statistisch ist Johnny Leoni der beste Goalie in der Super League. Doch immer, wenn man auf die Zahlentheorie zurückgreift, ist ein «Aber» damit verbunden. In der Rückrunde leistete sich der Walliser mehrere Aussetzer, ohne die der Vorsprung des FCZ auf den Konkurrenten wohl noch grösser wäre – es sei nur an das späte 2:2 gegen GC sowie das 2:2 gegen die Young Boys erinnert.
Auf der anderen Seite strahlt Franco Costanzo Ruhe und Sicherheit aus. Auch wenn er die ersten Partien der Rückrunde wegen einer Patellasehnen-Verletzung noch verpasst hatte, war er dem Team eine wichtige Stütze. Nicht umsonst hatte Christian Gross den eher introvertierten Argentinier zum Captain gemacht. Auf der Goalieposition liegen die Vorteile also bei Basel, weil es den derzeit besten Keeper der Super League hat.
Verteidigung: Vorteil Basel (0:2)
Der FCB hat in der Abwehr nicht die besseren Fussballer. Philippe Koch ist talentierter als Reto Zanni; Veli Lampi ist nicht schlechter als Behrang Safari; Alain Rochat ist routinierter als Beg Ferati und Hannu Tihinen ist mehr ein Abwehrchef als David Abraham. Kann aber Koch in einem solch wichtigen Spiel wirklich seine beste Leistung abrufen, oder zittern dem 18-Jährigen doch die Knie, wie das Marco Streller aus Basel Richtung Zürich für die ganze Mannschaft suggerierte? Und die Offensivwirkung der Kochs und Lampis bleibt hinter jener der Zannis und Safaris.
Im Zentrum ist Tihinen im Saisonfinale mehr gefordert denn je. Sein Nebenmann Alain Rochat hat die latente Tendenz der Selbstüberschätzung und wird dadurch gerne nonchalant. Teams mit der Klasse des FC Basel nutzen solche Fehler gerne aus. Selbstüberschätzung war oft auch Begleiter von François Marque, der jedoch wegen einer schweren Knieverletzung für den Rest der Saison ausfällt. Sein Stellvertreter Beg Ferati verrichtet solide Arbeit und ist dadurch stabiler als der Franzose. Allerdings lassen sich Ferati und Abraham auch (zu) oft durch geschickte Steilpässe erwischen. Gut für sie, dass Alexandre Alphonse, der schnellste Zürcher Angreifer, am Sonntag gesperrt ist.
Defensives Mittelfeld: Vorteil Basel (0:3)
Benjamin Huggel spielt eine seiner stärksten Saisons. Er ist hauptsächlich für das destruktive Element im Mittelfeld verantwortlich und hatte gleichzeitig mit bisher zehn Saisontoren massgeblichen Anteil an Basels Offensive. In den bisherigen Duellen neutralisierte Huggel die Wirkungskreise von Almen Abdi sehr effektiv. Silvan Aegerter ist zwar ein defensiver Arbeiter von gehobenem Format und hat auch schon fünf Treffer erzielt, doch ist er im Zürcher Spiel weniger prägend als Huggel. Und Onyekachi Okonkwo - mit dem Ziel angetreten, bester Fussballer der Welt zu werden -, kann wohl ein vorzüglicher Fussballer sein, verliert aber gerne Konzentration und Fokus im Spiel und wird so zum Gefahrenherd für das eigene Team.
Offensives Mittelfeld: Vorteil Zürich (1:3)
Valentin Stocker ist in einer Mini-Baisse, Carlitos spielt häufig zur Selbstunterhaltung – auch deshalb (oder wegen Verletzungen) waren die beiden Aussenläufer zuletzt nicht mehr erste Wahl. Fabian Frei brachte viel frischen Wind, Ivan Ergic ist ein unermüdlicher Antreiber, und Scott Chipperfield ist mit seiner Routine schon fast unverzichtbar. Aber die Qualitäten eines Almen Abdi oder eines Xavier Margairaz fehlen im Mittelfeld des FCB. Und Dusan Djuric war immerhin auch schon im Dunstkreis der schwedischen Nationalmannschaft.
Sturm: Vorteil Zürich (2:3)
76 Treffer produzierte die Offensivabteilung des FCZ in dieser Saison bereits – acht mehr als der FCB. Auch wenn Alexandre Alphonse am Sonntag im Spitzenkampf gesperrt ist, hat der FCZ die Vorteile auf seiner Seite. Marco Streller (5 Tore) ist noch immer auf der Suche nach seiner Form, während Eric Hassli mit 17 Treffern ein wichtiger offensiver Pfeiler im Spiel der Zürcher ist.
Bank: Vorteil Zürich (3:3)
Die Breite der Basler Bank ist wohl etwas besser als jene des FCZ, dessen Remplacents unter anderem Martin Büchel, Admir Mehmedi oder Marco Schönbächler heissen. Bei Basel sitzen Gelabert, Perovic oder gar Nationalspieler Derdiyok auf der Bank. Warum doch Vorteil Zürich? Yassine Chikhaoui ist die Antwort. Der Tunesier gab ein eindrückliches Comeback und führte den FCZ in Vaduz mit einem Traumpass und einem Treffer zum 5:3-Sieg.
Zuletzt bearbeitet von Bamm-Bamm; 15/05/2009 15:11.