Bundesliga

Andreas Hinkel

"Dränge mich dem VfB nicht auf"



Christian Träsch ist zum VfL Wolfsburg gewechselt. Jetzt beginnt die Diskussion darüber, ob der VfB auf der Position des rechten Verteidigers Verstärkung braucht. Eine Möglichkeit könnte Ex-VfB-Profi Andreas Hinkel sein. Aber das müsste gut überlegt sein.

Grüß Gott, Herr Hinkel. Gestatten Sie die Frage: Wie geht es Ihnen?
Gut, alles bestens.

Ehrlich?
(Überlegt) Na ja, wenn Sie meinen, dass ich noch keinen neuen Verein habe. . . das ist natürlich nicht so erfreulich.

Nachdem Christian Träsch zum VfL Wolfsburg gewechselt ist, wird Ihr Name wieder beim VfB diskutiert.
Ja, ich habe das auch gelesen.

Und wie denken Sie darüber?
Ich würde mich sehr freuen, wieder für meinen ehemaligen Verein auflaufen zu dürfen. Aber um der Wahrheit die Ehre zu geben . . .

. . . bei Ihnen hat sich noch niemand vom VfB gemeldet.
Es gab da mal ein loses Gespräch zwischen dem VfB und meinem Berater. Aber damals hieß es, sie wollen warten, bis ich fit bin. Aber bitte, damit da kein falscher Verdacht aufkommt: Es ist nicht meine Art, mich dem VfB aufzudrängen.

Sie haben bei Celtic Glasgow zuletzt nicht mehr gespielt.
Leider, das ist ja das Problem. Ich habe mir nach dem ersten Spiel der vergangenen Saison den Kreuzbandriss zugezogen. Als ich gegen Saisonende wieder fit war, habe ich keine Chance mehr bekommen.

Es heißt, der Verein war finanziell in der Bredouille und wollte Sie verkaufen.
Da ist sicher was dran.

Wie ist das Malheur passiert?
Im Training. Im Zweikampf mit einem Stürmer. Er ist mir seitlich ins Knie reingerannt.

Wer hat Sie danach behandelt?
Ich war bei Bayern-Arzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt. Sowohl unmittelbar nach der Verletzung als auch in der Nachsorge. Ich bin immer noch regelmäßig beim Check in München. Operiert wurde ich in Vail von Professor Richard Steadman.

So ein Kreuzbandriss ist keine Lappalie. Was ging alles kaputt?
Das vordere Kreuzband, der Meniskus war eingerissen.

Alles wieder okay?
Die Ärzte sind superzufrieden. Sie sagen, dass ich wieder voll belastbar bin. Ich bin ja auch nicht der erste Fußballer, der dieses Problem hat. Puyol, Ruud van Nistelrooy, Philipp Lahm, Torsten Frings, Giovane Elber: Sie alle sind nach Kreuzbandrissen wieder in Topform gekommen.

Sie trauen sich noch zu, in der Bundesliga mitzuhalten?
Ich bitte Sie. Glauben Sie, beim FC Sevilla oder bei Celtic Glasgow wird nicht auf hohem Niveau gespielt?

Doch, aber die VfB-Experten sind der Meinung, Sie hätten sich nicht weiterentwickelt.
Wenn das die Meinung beim VfB ist, dann ist das bedauerlich. Ich bin durch meine Auslandsaufenthalte eben aus dem Fokus der Medien geraten. Ich kann nur sagen, dass ich mich weiterentwickelt habe. Und wer mich in Spanien oder Schottland beobachtet hat, wird dies auch bestätigen.

Wie halten Sie sich fit?
Ich tue alles, um meine physischen Grundlagen zu erhalten. Stabilisations-Training, Läufe, Krafttraining und so weiter. Aber so langsam müsste ich mal wieder mit einer Mannschaft trainieren. Das fehlt mir schon.

Gesetzt den Fall, es bestünde Interesse. Würden Sie sich auf ein Probetraining beim VfB einlassen?
Wissen Sie, ich bin nicht in der Situation, in der ich irgendwelche Forderungen stellen kann. Mein Herzenswunsch ist es, zurück in die Bundesliga zu kommen. Da sind viele Varianten vorstellbar. Deshalb ist auch ein leistungsbezogener Vertrag kein Problem für mich.

Aber Ihnen fehlt die komplette Saison-Vorbereitung mit einer Mannschaft.
Ja, und deshalb mache ich mir auch gar nichts vor. Ich kann problemlos mit der Mannschaft trainieren, aber bis ich die Tempohärte und den Spielrhythmus für den Ligabetrieb wieder hätte, würde es sicher ein wenig dauern.

Was würde denn der VfB bekommen, falls er Sie wider doch noch anheuern sollte?
Ich bin jetzt 29 Jahre alt, also noch im besten Fußballeralter. Ich habe seit meinem Weggang vor fünf Jahren viel Erfahrung gesammelt, ich bin reifer geworden. Ich kenne den Verein und sein Umfeld natürlich bestens. Ich könnte einer jungen Mannschaft auf ihrem manchmal schwierigen Weg sicherlich helfen.

Und falls Sie weiterhin nichts vom VfB hören?
Dann ändert sich ja nichts an meiner aktuellen Situation. Ich bin auf der Suche nach einem neuen Club, und der VfB ist Herr seiner Entscheidungen. Ich bin diesem Verein bis heute dankbar. Ohne ihn wäre ich vielleicht nie Profi geworden.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten


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