Eifer hat ja noch selten jemandem geschadet. Aber im Fußball ist es wie im richtigen Leben: Wer zu viel will, tut sich selten einen Gefallen. Wie das aussieht, wenn Übereifer das Handeln bestimmt, konnten die VfB-Anhänger am Samstag beim 2:0 gegen Hoffenheim bestaunen.
Rund 80 Minuten waren gespielt, als Martin Harnik mit dem Ball aufs gegnerische Tor zulief. Der Österreicher stand frei vor Torhüter Tom Starke, und im Normalfall hätte er den Keeper locker verladen. Im Normalfall. Aber es war eben nicht normal, dass plötzlich Cacau von der Seite kam und Harnik um ein Haar umgerannt hätte. So wurde sein Schuss zum Schüsschen - und zur leichten Beute für Starke. "Ich habe gedacht, da kommt ein Gegenspieler", sagte Harnik, der Cacau nur im Augenwinkel gesehen hatte, "deshalb habe ich überhastet abgeschlossen." Danach schimpfte er wie ein Rohrspatz mit dem Kollegen.
"Ich war aber nicht im Abseits"
Auch Cacau hatte eine Erklärung parat. "Ich dachte, Martin steht im Abseits, dann sind wir uns gegenseitig im Weg gestanden." Harnik schüttelte nur den Kopf: "Ich war aber nicht im Abseits", sagte er mit einem Unterton, der nichts Gutes verhieß.
Man kann Cacau Übereifer unterstellen - oder mehr: Egoismus. Dieser Vorwurf ist nicht neu, und er kam auch in einer Szene zum Ausdruck, als der deutsche Nationalstürmer seinem Kollegen Harnik zürnte, weil er Pawel Pogrebnjak und nicht ihn bedient hatte. Genau genommen war es die Fortsetzung eines Streits, den beide schon beim 2:0 in Kaiserslautern ausgelebt hatten. Da hatte Harnik über Cacau gesagt: "Wenn er selbst keine Tore schießt, dann ist er unzufrieden. Ich glaube, er lernt es auch nicht mehr, dass er auch mal mit dem Mannschaftserfolg zufrieden ist."
Nun liegt es im Wesen eines Stürmers, dass er auch ein Stück weit eigensinnig ist. Aber wie weit darf das gehen, wie egoistisch darf einer sein? Fragen wir zwei (Ex-)Stürmer, die mit dem Innenleben ihrer stürmenden Nachfahren vertraut sind wie niemand sonst. "Ich habe die Szene nicht gesehen, weil ich gerade mit einer Einwechslung beschäftigt war", sagte Bruno Labbadia. "Ich habe sie auch nicht gesehen, weil wir gerade über die Einwechslung diskutiert haben", sagte Fredi Bobic. Dabei grinsten Trainer und Manager der Roten um die Wette.
"Stürmer fetzen sich nun halt mal auf dem Platz"
Im Bemühen, die Angelegenheit herunterzuspielen, ging Bobic noch einen Schritt weiter. "Stürmer fetzen sich nun halt mal auf dem Platz. Wie oft habe ich früher einem die Meinung gesagt?", sagte er und sagte lapidar: "Wir haben 2:0 gewonnen, draußen scheint die Sonne - was wollen wir mehr?"
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