Cacau überfordert

VfB sehnt zweiten Stürmer herbei



Ein Drittel der Saison ist vorbei, Zeit für eine Zwischenbilanz. 18 Punkte hat der VfB aus zwölf Spielen geholt - und Trainer Bruno Labbadia ist "mit den Leistungen zufrieden". Größtenteils zumindest. "Wir haben zu wenig Punkte geholt", sagt er, "die Spiele in Berlin und gegen den HSV dürfen wir nicht verlieren." Dasselbe gilt für die Partie beim FSV Mainz (1:3). Da zeigte sich, dass der VfB noch kein Spitzenteam ist. Die Problemfelder im Überblick.

Der Angriff: Cacau ist als einzige zentrale Spitze überfordert. Er ist kein Stürmer, der mit dem Rücken zum Tor die Bälle sichert, bis die Mitspieler nachrücken. Cacau lässt sich gerne fallen, kommt selbst aus dem Mittelfeld, dringt dann wieder in die Spitze. Wenn er vorne den Alleinunterhalter geben muss, funktioniert das nicht. Die Folge ist, dass seit Wochen ein mürrischer Stürmer über den Platz läuft, der sich seiner Spielstärke beraubt sieht. "Er ist unzufrieden, weil er nicht wie gewohnt aus der Tiefe kommen kann", sagt Manager Fredi Bobic, "die Situation ist sehr undankbar für ihn." So undankbar, dass Cacau seinem Frust auf dem Platz oft freien Lauf lässt und Mitspieler angiftet, die ihm die Bälle nicht punktgenau zuspielen. "Ich weiß, dass Cacau mit seiner Art polarisiert", sagt Bobic, "aber das macht er doch schon, seit er hier ist. Man sollte das alles nicht so hoch hängen."

Dass es so aber auch nicht weitergehen kann, ist Bobic klar. Für die nächste Partie nach der Länderspielpause gegen den FC Augsburg (20.11., 15.30 Uhr) stellt der Manager eine Systemänderung in Aussicht. "Es kann sehr gut sein, dass wir da mit zwei Spitzen spielen." Pawel Pogrebnjak kämpft nach seinem Bänderriss um seine Rückkehr - ob es schon gegen Augsburg reicht, ist offen. Pogrebnjak könnte da den Prellbock, den Wandspieler geben, und Cacau könnte sich wieder mehr fallen lassen. Die Roten sehnen sich nach dem zweiten Stürmer - und nach Julian Schieber, der nach seiner Verletzungsmisere um das Comeback kämpft. Schieber ist ja auch so ein Stoßstürmer, der Cacau entlasten könnte. Bobic aber rechnet nicht mit der Rückkehr vor der Winterpause: "Wenn er Anfang Januar voll dabei ist, wäre das optimal."

Die Hektik: Torhüter Sven Ulreich hat einen guten Überblick auf das, was vor ihm passiert. Und er analysiert ein Problem des VfB treffend. "Wenn es wie nach einem Gegentor hektischer wird, müssen wir die Ruhe bewahren", sagt er, "es kann nicht sein, dass wir dann so viele Ballverluste haben und in Hektik ausbrechen." Es fehlen Profis, die in schwierigen Phasen auf den Ball stehen und das Tempo herausnehmen. Die Ruhe ins Spiel bringen. Die dem Gegner signalisieren, dass das Team nicht auseinanderfällt. "Wir müssen kapieren, dass wir nicht immer nur den Risikoball nach vorne spielen können", sagt Trainer Labbadia, "wir müssen da abgeklärter und klüger agieren." Das Problem ist, dass das derzeit nur William Kvist und Tamas Hajnal machen. Fast scheint es, als hätten die anderen VfB-Profis Angst vor einer Gelben Karte, wenn sie eine ruhigere Kugel schieben und den kontrollierten Rückpass wagen. Kvist und Hajnal können die Hektik dann trotz aller Bemühungen und Kommandos nicht mehr aufhalten. "Einige Spieler von uns können in dem Bereich noch 20 bis 30 Prozent zulegen", sagt Labbadia: "Wir arbeiten daran."

Die Patzer: Es zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison. Wenn sich der VfB in der Tabelle oben festsetzen könnte, schlägt der Fehlerteufel zu. Das war beim 0:1 bei Hertha BSC so, als Innenverteidiger Maza vor dem Gegentor wegrutschte. Das war beim 1:2 gegen den HSV so, als der VfB zwei Treffer nach Standards bekam. In Mainz patzte Linksverteidiger Cristian Molinaro. Er schlug den Ball vor dem 1:3 nicht weg, Stürmer Ujah spitzelte die Kugel an Ulreich vorbei. "Das darf nicht passieren", sagt Bobic, "aber auch das ist ein Reifeprozess, den wir durchmachen müssen."

Quelle: Stuttgarter Nachrichten


Mummi [Linked Image]