Gut, es ist nur der zehnte und damit letzte Punkt in jenem Programm, mit dem Gerd Mäuser im Juli des vergangenen Jahres als Präsident des VfB Stuttgart angetreten war. Doch weil der Chef der Roten einst bei Porsche der Marketing-Abteilung vorstand, war er sich dessen Bedeutung wohl durchaus bewusst. Es geht schließlich ums Image. Am Ende des präsidialen Programms jedenfalls geht es unter anderem um die gesellschaftliche Verantwortung des VfB, um offensive Kommunikation und die Rolle der Roten als Botschafter und Aushängeschild der Region. Das alles erschließt sich. Was dagegen eher ratlos macht, ist Mäusers Auftritt vom Mittwochabend, über den die „Stuttgarter Zeitung“ am Freitag berichtete – und der in krassem Gegensatz nicht nur zu Punkt Nummer zehn steht.
Der Präsident war Gast der Macromedia-Hochschule für Medien und Kommunikation in Bad Cannstatt und referierte über die Arbeit eines Fußball-Bundesligisten – Standardprogramm für einen VfB-Präsidenten. Seine Antworten in der anschließenden Fragerunde allerdings waren genau das Gegenteil. Mäuser kritisierte ausgerechnet vor den künftigen Medienschaffenden scharf die Sportjournalisten, die täglich über den VfB berichten („Schmierfinken“), und vermittelte eine verwunderliche Ansicht über die Medienpräsenz seines Clubs. Ihm sei es oft lieber, wenn gar nicht über den VfB berichtet werde, sagte Mäuser – was befremdlich wirkte bei einem Vereinschef, der nach einem neuen zahlungskräftigen Hauptsponsor sucht. Nicht weniger überraschend war seine Meinung über Julian Schieber.
Der Stürmer gehört zu den Vertretern der jungen Generation, die laut Punkt zwei in Mäusers Plan wieder mehr gefördert werden sollte. Den Einwand der Studenten, ob man also auch auf Schieber statt auf Neuzugang Vedad Ibisevic hätte setzen können, konterte Mäuser mit den Worten: „Dann hätten wir jetzt sieben Punkte weniger und würden mitten im Abstiegskampf stecken.“ Starker Tobak – nicht nur für den Nachwuchskicker.
Am Freitag entbrannte unter den VfB-Fans jedenfalls schnell die Debatte, inwieweit Mäusers Auftritt als vereinsschädigendes Verhalten zu werten ist. Zumal es nicht der erste Auftritt dieser Art gewesen sein soll. Bei einem Treffen mit den Stiftungsmitarbeitern des Projekts „Kicken und Lesen“ soll Mäuser aufbrausend literarische Inhalte für ungeeignet erklärt haben. Zu seinem fragwürdigen Auftritt am vergangenen Mittwoch wollte der VfB-Chef am Freitag dagegen lieber nichts sagen.
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