Vorne Aluminium, hinten der Winkel
Gut dagegengehalten, selbst die eine oder andere Chance kreiert und hinten nicht viele zugelassen - die Königsblauen ernteten viel Lob für ihre Leistung gegen eine der besten Mannschaften der Welt. Allein kaufen konnten sie sich dafür nichts: Am Ende stand auf dem Videowürfel der VELTINS-Arena ein 0:2. Denn, und das zeichnet ein Weltklasse-Team aus, Real Madrid braucht nunmal nicht viele Möglichkeiten, um ein Spiel für sich zu entscheiden.
Es waren die Szenen, die beim Duell mit dem Titelverteidiger der Königsklasse über Freud und Leid entschieden: Auf der einen Seite hätte Felix Platte die Arena mit einem Schuss aus 14 Metern Entfernung beinahe zum Beben gebracht. „Das wäre unser Moment gewesen, und man hätte den Jubel vermutlich noch in 70 Kilometern Entfernung gehört“, sagte Horst Heldt nach der Partie. „Wie es danach weiter gegangen wäre, weiß ich auch nicht.“ Doch aus der Beschallung der Nachbarstädte wurde nichts. Nur vier Minuten nach Plattes Lattenknaller hämmerte Marcelo auf der anderen Seite das Runde von der Strafraumgrenze aus oben rechts in den Winkel und sorgte so für die Vorentscheidung. „Wir treffen die Latte, Real in den Winkel. Das macht den Unterschied auf diesem Niveau“, beschrieb Roberto Di Matteo kurz und knapp.
Aber auch wenn in 70 Kilometer Entfernung niemand etwas von der Stimmung in der Arena gehört haben dürfte, war es „fantastisch, wie unsere Fans uns unterstützt haben“, zeigte sich Heldt begeistert von den Anhängern der Königsblauen. Angefangen mit einer berauschenden Choreographie vor dem Anpfiff standen die Fans 90 Minuten lang wie eine Wand hinter der Mannschaft. Auch nach dem Treffer zum 0:2 hatte der Anhang der Blau-Weißen das richtige Gespür und feuerte die Elf unermüdlich an. „Der Support war großartig!“ Die Spieler zahlten es mit vollem Einsatz zurück und holten sich trotz der Niederlage nach Schlusspfiff den verdienten Applaus für eine ordentliche Leistung ab. „Ich glaube, wir haben es ganz gut gemacht. Mit ein bisschen mehr Mut hätten wir vielleicht mehr erreichen können“, analysierte Dennis Aogo.
Dem pflichtete auch der Kapitän bei. „Es war schade, dass wir nicht mehr mitnehmen konnten, doch wir haben uns hier ordentlich verkauft“, sagte Benedikt Höwedes. Mehr als ordentlich präsentiert haben sich auch die beiden Königsklassen-Debütanten auf Schalker Seite. Im Kasten zeigte Timon Wellenreuther eine absolut souveräne Vorstellung. Der Keeper war nicht nur auf der Linie und bei Flanken stark, sondern auch bei langen Bällen in die Spitze immer auf der Hut. „Es war ein tolles Gefühl, die Champions-League-Hymne auf dem Rasen zu hören“, erzählte der Schlussmann, der mit 19 Jahren und 77 Tagen der jüngste deutsche Torwart ist, der in einem Champions-League-Spiel ran durfte.
Und auch der andere Youngster, der aufgrund der Verletzung von Klaas-Jan Huntelaar zu seiner überraschenden Premiere gekommen war, zeigte einen guten Auftritt. „Als der Trainer mir gesagt hat, dass ich eingewechselt werde, war ich total nervös“, gab Platte zu. „Aber auf dem Platz ging es dann. Die ersten Aktionen sind mir ganz gut gelungen, dann bekommt man automatisch ein gutes Gefühl.“ Einem perfekten Debüt des 19-Jährigen stand jedoch leider der Querbalken im Weg. „Bei dem Lattenschuss habe ich den Ball von Atsuto Uchida bekommen, direkt abgezogen und gehofft, dass er reingeht“, beschrieb der Angreifer aus der U19 die Szene. „Ging er leider nicht, schade drum.“
Doch bei allem Lob für die Leistung der Knappen steht ein 0:2 als Endergebnis. Dementsprechend realistisch gehen die Schalker auch das Rückspiel an. Höwedes: „Die Ausgangssituation ist natürlich unglücklich, aber wir werden uns vernünftig präsentieren. Wir haben uns noch nicht aufgegeben und es hat schon viele kleine Fußballwunder gegeben.“ Zunächst gelte es jedoch, andere Aufgaben zu bewältigen. Und die haben es mit dem Heimspiel gegen Werder Bremen und dem Revierderby in sich. „Mit Werder erwarten wir die Mannschaft der Stunde in der Bundesliga“, weiß Heldt. „Unser Gegner weiß derzeit gar nicht mehr, wie es sicht anfühlt, wenn man verliert. Das möchten wir ändern.“
Quelle: S04-HP