Rey Vargas verteidigt WM-Titel in enger, blutiger Schlacht gegen Azat Hovhannisyan

von Fynn Schröder

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Bevor es im Hauptkampf zwischen Sadam Ali und Jaime Munguia zur Sache ging, musste WBC Super-Bantamgewicht Champion Rey Vargas alles in die Waagschale werfen, um seinen Gürtel zu behalten

Trotz niedrigerer Trefferzahl: Vargas bekommt das Urteil

Nachdem es für seinen ebenfalls aus Armenien stammenden Kollegen Vanes Martirosyan letzten Samstag in dessen WM-Chance unschön ausging, wollte es Azat Hovhannisyan besser machen. Am gestrigen New Yorker Abend stand ihm dabei der turmhohe Mexikaner Rey Vargas, der mittlerweile seit über einem Jahr Weltmeister nach Version der WBC war, gegenüber. Der von Trainer-Legende Nacho Beristáin betreute Boxer ging ohne Niederlage in dieses Gefecht, während Hovhannisyan bereits zwei Niederlagen in 16 Kämpfen auf dem Buckel hatte. Unter Freddie Roach hatte der Armenier allerdings deutliche Fortschritte gemacht, weshalb die unterschiedlichen Kampfrekorde keineswegs das Geschehen im Ring widerspiegelten.

Vom ersten Ringgong an war es der rund 10 cm kleinere Hovhannisyan, der den Weg nach vorne suchte. Vargas hatte große Schwierigkeiten, die oft eingesprungenen Attacken, speziell den linken Haken, adäquat zu verteidigen. Statt seine enormen Größen- und Reichweitenvorteile einzusetzen, bekämpfte der Mexikaner Feuer mit Feuer. Der Jab des Weltmeisters war fast nicht existent, vielmehr versuchte er es selber über den höheren Output. Problem dabei war, dass er trotzdem unheimlich viel in fast jede Hand legte, was natürlich Energie kostete. Hovhannisyan in seinen Offensivbemühungen zu stoppen gelang ihm damit trotzdem nicht.

Hässlich wurde es ab der achten Runde, als beide Boxer mit den Köpfen zusammenrasselten und Vargas einen deftigen Cut davontrug. Auch Hovhannisyan erlitt in der Runde eine kleine Wunde im Bereich des rechten Auges. Der Abnutzungskampf zeigte auch beiden Seiten Wirkung, die Atmungen wurden schwerer. In der neunten Runde konnte Vargas seinem Kontrahenten mit einem harten Haken zum Körper sichtlich zusetzten – dieser nahm die Beine in die Hand und entzog sich erst einmal dem Kampf. Statt daran anzuknüpfen und Hovhannisyans Körper weiter zu malträtieren, versuchte es Vargas aber wieder mehr zum Kopf und ließ diesen so wieder in den Kampf kommen. Wie sich am Ende herausstelle, konnte Hovhannisyan trotz geringerer Schlagfrequenz mehr Treffer – vor allem Power Punches – ins Ziel bringen.

Da wäre es letztlich durchaus verdient gewesen, wenn er auch das Urteil nach zwölf Runden bekommen hätte. Die Punktrichter sahen es jedoch ganz anders und werteten 116-112, 117-111 und 118-110 für den Titelverteidiger. Spezielle letzteres Urteil spottet im Angesicht des Kampfverlaufs im Prinzip jeder Beschreibung. Ein Rematch wäre mehr als nur gerechtfertigt.


Quelle: www.boxen1.com