12.03.2009 |


Der FC Basel in sozialem Auftrag im Sudan Der Sudan in Nordostafrika ist Ziel einer sozialen Initiative auch vom FC Basel 1893. In dem von jahrzehntelangen Bürgerkriegen geplagten Land unterstützt der Verein ein Projekt, bei dem Nachwuchstrainer ausgebildet und Strassenkindern geholfen wird. Coach und Ausbildungschef der Nordwestschweiz, Willy Schmid, ist Anfang März in die Hauptstadt Khartoum gereist. Der deutsche Journalist Felix Hoffmann hat ihn dabei begleitet und berichtet hier neben anderen medien auch für die Hompage des FCB.
Anzeige Khartoum, Wüstenstadt. Übersetzt heisst sie Elefantenrüssel. Blauer und weisser Nil fliessen hier zusammen. Rund acht Millionen wohnen im Grossraum der arabisch geprägten Metropole. Bei 30 Grad und trockener Hitze fahren wir hinaus. Zunächst auf gut asphaltierten Strassen am Flughafen vorbei, dann geht es weiter über staubige Hoppelpisten und schmale Teerwege, auf denen auch Männer mit Eselkarren und Schafherden unterwegs sind.

Trainerausbildung für ein friedlicheres Land
Willy Schmid klebt mit dem Gesicht am Seitenfenster: "Was für ein Durcheinander - und doch funktioniert es," staunt der 60jährige Basler. Er gehört zu einer Delegation, die von der gemeinnützigen Organisation SCORT aus Liechtenstein zusammengestellt worden ist und die durch Coaches vom FC Liverpool und Bayer Leverkusen ergänzt wird. Ziel der Initiative ist es, Kindern und Jugendlichen in Konfliktregionen durch Sportinitiativen zu helfen. Gleichzeitig soll die Integration gefördert und so der Weg in eine friedliche Zukunft unterstützt werden. Dafür werden die insgesamt vier Übungsleiter 25 junge Menschen aus allen Teilen des Landes und mit unterschiedlicher Religionszugehörigkeit zu Trainern ausbilden, die ihrerseits regelmässig mit Kindern in sozialen Einrichtungen Fussball spielen sollen.

Über zwei Jahrzehnte Bürgerkrieg
Die Fahrt geht weiter. Auf einem Suq, einem Markt, direkt an unserem Weg hebt sich das bunte Angebot an Früchten wohltuend vom dahinter liegenden Braun der trockenen Ebene ab. Durch das dichte Gewühl an Menschen, Tieren und hölzernen Verkaufstischen geht es vorwärts. Einfache, niedrige Lehmbauten säumen nun die Strassen. In der kahlen Wüstenlandschaft leben Flüchtlinge aus allen Regionen des Landes, in dem bis zum Friedensabkommen im Jahre 2005 mehr als zwei Jahrzehnte lang ein schlimmer Bürgerkrieg getobt hat. Ein Grund dafür sind die religiösen Differenzen zwischen Muslimen und Christen, von denen viele im Süden des Sudan leben. Noch immer finden in der im westlichen Teil des Landes gelegenen Darfur-Region grausame Kämpfe zwischen Rebellen und den sogenannten Dschandschawid (bewaffnete Reiter), zumeist auf Regierungsseite, statt. Zehntausende Tote forderten die Auseinandersetzungen schon, Hunderttausende leiden an Hunger. Eben so viele sind durch die Konflikte aus ihren Heimatorten vertrieben worden und haben Schutz am Rande der Hauptstadt gesucht.

Lächelnde Kinder und ein staubiger Acker
Wir sind am Ziel angekommen, dem Tayba-Center. In flachen Häusern wohnen hier rund 200 Strassenkinder. Teilweise haben sie ihre Eltern durch den Krieg verloren, andere können wegen familiärer Probleme nicht zurück zu ihnen. Doch an diesem Vormittag sollen sie das vergessen, denn Fussball ist angesagt. Alles was Beine hat, stürmt den staubigen Platz, als die Delegation der europäischen Trainer mit ihren sudanesischen Schülern unter Jubel und Klatschen eintrifft. Sofort geht Schmid, zuhause in Basel Ausbildner im Nordwestschweizer Fussballverband und gleichzeitig auch Trainer des Frauen-Mannschaft des FC Concordia in der Nationalliga A, mit Feuereifer an die Arbeit, stellt rote Hütchen in den Sand, verteilt Leibchen und gibt den sudanesischen Traineranwärtern Tipps. Diese teilen die Kinder in Kleingruppen auf, üben mit ihnen Kopfball, Passspiel und Torschuss. Ein wildes Durcheinander herrscht und Schmid freut sich: "Die lächelnden Gesichter, wie glücklich die Kleinen sind - das ist schon toll."

Zu wenig finanzielle Unterstützung für Strassenkinder
Ihm bleiben aber auch nicht die Probleme des Tayba-Centers verborgen. Die Kinder müssen in kahlen Räumen auf dünnen Matratzen schlafen. Spielgeräte sucht man auf dem Gelände vergeblich. Allerdings gibt es einen Schulraum und ein paar Werkstätten, wo den Kids Metallarbeiten und Autoreparaturen beigebracht werden. Doch die finanzielle Unterstützung von Regierungsseite ist gering, die Einrichtung ist auf fremde Hilfe angewiesen. Mittags geht es zurück in die Stadt, in der bereits gespannte Ruhe herrscht. Alle erwarten den Folgetag, an dem der Internationale Strafgerichtshof den Haftbefehl gegen den sudanesischen Präsidenten Al-Bashir verkünden wird. Antiwestliche Demonstrationen vor dem Regierungspalast sind die Folge, doch das Projekt läuft ohne Störungen weiter.

"Hilfe zur Selbsthilfe"
Am nächsten Morgen geht es in das St. Vincent de Paul Centre, wo erneut in der brennenden Sonne gespielt wird, was die Beine hergeben. Es ist gleichzeitig der letzte von drei Tagen der Reise. Am Abend versammeln sich die Trainer und ihre Schüler auf dem Gelände des sudanesischen Fussballverbandes, der das Projekt unterstützt, um sich vorerst voneinander zu verabschieden. "Wir Menschen im Sudan kommen aus unterschiedlichen Kulturen und Volksgruppen, aber wir können Frieden haben, wenn wir zusammenarbeiten", sagt die 21jährige Nidal aus den Nubabergen. Schmid nickt zustimmend und wünscht sich, dass sich mehr Vereine an solchen Projekten beteiligen. "Die Clubs müssen im sozialen Bereich globalisierter denken und stärker zusammenarbeiten. Dann lässt sich viel bewirken."

Im Mai dieses Jahrs wird er zum zweiten von insgesamt fünf Ausbildungsabschnitten nach Khartoum aufbrechen


FCB-Fan kasch nid wärde, FCB-Fan das muesch syy