25.10.2009 |
Der FCB siegt in Luzern in extremis mit 5:4 Der Sieg in einem attraktiven und dramatischen Spiel in Luzern fiel erst in der Nachspielzeit. Für den FCB, der eine ausgezeichnete Moral und viel Kampf zeigte, trafen Huggel, 2x Frei und 2x Streller.
Anzeige Kaum Änderungen in der Aufstellung gegenüber dem starken Auftritt des FCB in Sofia: Der einzige Wechsel betraf die rechte Verteidigerposition - Serkan Sahin erhielt den Vorzug vor Samuel Inkoom.
Und es ging gleich richtig zur Sache. Mit der ersten Offensiv-Aktion und starker Vorarbeit von Alex Frei, der perfekt auf Benjamin Huggel zurücklegte, ging der FCB in Führung. Es war ein Start nach Mass.
Doch auch der FC Luzern startete stark. Davide Chiumiento nutzte eine genau Flanke von Christian Ianu per Kopf zum 1:1-Ausgleich in der 3. Minute. Auf der anderen Seite vor dem Zibung-Tor kombinierte der FC Basel hervorragend: Valentin Stocker passte auf Alex Frei und der schob in der 7. Minute zum 2:1 ein. Drei Tore in der ersten sieben Minuten - was für ein Spiel.
Es war ein offener Schlagabtausch in der ersten Viertelstunde. Luzern hatte eine weitere Grosschance. Massimo Colomba und die FCB-Verteidiger konnten aber in der 11. Minute den Ausgleich auf der Torlinie verhindern. Es herrschte konstante Bewegung und Torgefahr auf beiden Seiten, ein attraktives Spiel, das für den Zuschauer ein wahrer Augenschmaus war. Da ging beinahe unter, dass Carlitos in der 9. Minute verletzt das Feld räumen musste. Der Portugiese wurde durch Xherdan Shaqiri ersetzt.
In der 18. Minute sorgte Valentin Stocker mit einem Weitschuss für Torgefahr, bevor das Spiel ein wenig abzuflachen schien. Doch die beiden Teams hatten ein anderes Drehbuch vorgesehen: In der 21. Minute beging Antonio Da Silva im eigenen Strafraum ein eher unglückliches Foul. Schiedsrichter Sascha Kever zeigt zu Recht auf den Penaltypunkt, nachdem kurz vorher David Abraham schon an der Grenze zur Legalität klärte. Michel Renggli liess sich nicht zwei Mal bitten und erzielte den 2:2-Ausgleich.
Es war weiterhin ein tolles Fussballspiel, aber es lief leider nicht ausschliesslich für den FCB. In der 32. Minute verletzte sich David Abraham bei einem Zweikampf mit Asamoa-Frimpong und musste ausgewechselt werden. Benjamin Huggel rückte in die Innenverteidigung zurück und der eingewechselte Cabral nahm Huggels Position im defensiven Mittelfeld ein. FCB-Trainer Thorsten Fink musste also wegen Verletzungen bereits zwei Mal wechseln. Und da Cagdas wegen einer Verwarnung im nächsten Spiel gesperrt sein wird, werden Finks Probleme in der Verteidigung in Zukunft nicht gerade kleiner.
Doch erst einmal sollte der FCB das heutige Spiel gewinnen und tatsächlich schien er in der Schlussphase der ersten Halbzeit stärker. Die beste Torchance gehörte jedoch dem FC Luzern. Ianu drückte im Strafraum voll ab, Colomba im FCB-Tor reagierte aber ausgezeichnet und konnte den Ball an die Latte ablenken. Keine Minute später war es erneut Ianu, der Colomba prüfte. Die Basler Verteidigung schien sich nach Abrahams Verletzung zuerst neu finden zu müssen.
Nach letzten Torchancen des starken Alex Frei und einem Lupfer seines Nationalmannschafts-Kumpel Hakan Yakin war dann Pause. Es stand 2:2, was in dieser äusserst unterhaltsamen Halbzeit ein gerechtes Resultat war. Der FC Basel tat zwar etwas mehr fürs Spiel, der FC Luzern erarbeitete sich aber hervorragende Torchancen in diesem Fussball-Leckerbissen.
Da war man natürlich gespannt, wie es in der zweiten Halbzeit weitergehen würde. Und es ging weiter! Die beste Chance in der Startphase hatte Asamoa-Frimpong, dessen Weitschuss nur knapp am Tor von Colomba vorbeistrich. In der 50. Minute war die Reihe an Antonio Da Silva, der mit einem Weitschuss Zibung prüfte.
Es war der FC Luzern, der zu Beginn der zweiten Halbzeit etwas mehr fürs Spiel tat. Doch beim FCB war keine Müdigkeit auszumachen, obwohl dies nach dem guten Auftritt in Sofia und der damit verbundenen langen Reise verständlich gewesen wäre. Beide Teams taten was für die Offensive und so blieb die Partie zwar unterhaltsam und schnell, die ganz grossen Torchancen blieben jedoch im Gegensatz zur ersten Halbzeit aus – zumindest bis zur 72. Minute. Paiva stürmte allein auf Colomba zu, legte sich den Ball glücklicherweise zu weit vor, so dass der herauseilende FCB-Torhüter den Ball abfangen konnte.
Dann kam es wieder einmal anders. Marco Streller köpfte einen Da Silva-Freistoss völlig freistehend zur 3:2-Führung ins Luzern-Tor. Das Tor war nicht unbedingt zu erwarten gewesen und entstand aus einem stehenden Ball. Unverdient war es jedoch überhaupt nicht. Verdient war auch das nächste Tor: Hakan Yakin erzielte in der 79. Minute das 3:3 für Luzern nach einer Vorlage des eingewechselten Paiva. Colomba hatte gegen den abgefälschten ball keine Abwehrchance. Die hektische Schlussphase war dadurch definitiv lanciert.
Und es war der FC Basel, der die drei Punkte holen wollte. Er drückte und drückte und hätte einen Penalty erhalten müssen, denn FCL-Goalie- Zibung brachte Streller regelwidrig zu Fall. Der Pfiff blieb aber aus, und im Gegenzug erzielte der FC Luzern den 4:3-Fürhungstreffer: Paiva passte auf Ianu, dessen erster Schuss Colomba noch parieren konnte. Gegen den Ianu-Nachschuss war der FCB-Torhüter dann machtlos. Und es hätte gar noch schlimmer kommen können. Yakin verfehlte aber zum Glück die Chance zum (wohl entscheidenden) Zwei-Tore-Vorsprung.
Doch es war noch lange nicht Schluss. Alex Frei reagierte im Gewühl vor FCL-Goalie Zibung am schnellsten und schoss in der 90. Minute zum 4:4-Ausgleich. Dann kam es sogar noch besser: In der 93. Minute trifft Marco Streller mit einem Heber über Zibung zum 5:4. Dann war Schluss in diesem Spiel der Superlative. Der FCB kehrt in den Schlussminuten das Spiel und gewinnt daher glücklich aber beileibe nicht unverdient. Dieser Match bot schlicht alles, was das Fussballerherz begehrt: attraktiven Fussball, Tempo, Spannung, Dramatik, viele Tore und aus rotblauer Sicht den richtigen Sieger.
Jetzt heisst es durchatmen und erholen, denn es geht gleich weiter. Am kommenden Mittwoch, 28. Oktober, reist der FC Basel in den Letzigrund, wo ihn der FC Zürich empfängt. Der FCB wird nach diesem Sieg in Luzern mit einer starken Moral und einem gesunden Selbstvertrauen nach Zürich fahren – und dies völlig zu Recht, denn er fuhr in der Axpo Super League zuletzt fünf Siege in Serie ein und ist seit dem 30. August und der Heimniederlage gegen YB ungeschlagen.
Telegramm:
FC Luzern - FC Basel 1893 4:5 (2:2)
Sportanlage Gersag - SR: Kever – 8’695 Zuschauer
Tore: 1. Huggel (Frei) 0:1, 3. Chiumiento (Ianu) 1:1, 7. Frei (Stocker) 1:2, 22. Renggli (Penalty) 2:2, 73. Streller (Da Silva) 2:3, 79. Yakin (Paiva) 3:3, 86. Ianu (Paiva) 4:3, 90. Frei 4:4, 93. Streller 4:5.
FC Luzern: Zibung; Zverotic, R. Schwegler, Diarra (80. Luqmon), C. Lustenberger; Renggli, Kukeli; Asamoa-Frimpong (64. Paiva), Chiumiento; Ianu (90. Etter), Yakin.
FC Basel: Colomba; Sahin, Abraham (32. Cabral), Cagdas, Safari; Huggel; Carlitos (9. Shaqiri (88. Almerares)), Da Silva, Stocker; Streller, Frei.
Bemerkungen:
FCL ohne Veskovac (gesperrt), Ferreira, Lambert, Wiss (alle verletzt), Seoane und Tchouga (kein Aufgebot)
FCB ohne Costanzo, Ferati, Gelabert, Marque, Schürpf, Aratore, Chipperfield (alle verletzt) und Perovic (kein Aufgebot).
37. Lattenschuss von Ianu.
Gelbe Karten: 16. Yakin, 16. Safari, 30. Asamoa-Frimpong, 30. Cagdas, 67. Frei, 69. Streller
fcb.ch