«Light Bier» im Joggeli war einmal

Alkoholregel · Im Joggeli gibt es wieder normales Bier, bei Hochrisikospielen dafür in und ums Stadion keinen Alkohol mehr.

Elia Diehl

In einem Monat empfängt der FC Basel YB im St.Jakob-Park: Start der Rückrunde und – Ende des Leichtbiers im Joggeli. Erstmals seit dreieinhalb Jahren können Matchbesucher wieder «normales» Bier trinken. Damit wollen das Justiz- und Sicherheitsdepartement (JSD) und der FCB die Situation rund ums Stadion entspannen, teilten sie gestern mit.

Im Juni 2010 vereinbarten der FCB, die damalige Stadionbetreiberin Basel United und der Kanton eine Alkoholregelung: Im Stadion wird nur noch Alkohol unter drei Volumenprozent ausgeschenkt. Tausende Fussballfans blieben in der Folge bis kurz vor dem Anpfiff vor dem Stadion, um normales Bier trinken zu können. Dies führte immer wieder zu verstopften Eingängen. Die Lockerung der Regel soll nun Abhilfe schaffen und die Situation bei den Eingangskontrollen entschärfen.

Initiiert wurde die Anpassung vom JSD, das dem FCB als neuem Stadionbetreiber eine liberalere Regelung vorschlug. Grund waren die positiven Erfahrungen bei der Eindämmung von Gewalt in und um das Stadion. «Das Basler Modell ist mit den verschiedenen Massnahmen, welche von der Kantonspolizei immer wieder erweitert werden, alles in allem ein Erfolg», begründet Sicherheitsdirektor Baschi Dürr. In den letzten vier Jahren sei dadurch die Gewalt generell zurückgegangen. «Nun wollen wir wieder einen Schritt zur Normalisierung machen.»

Nicht nur eine Lockerung

Bei Hochrisikospielen allerdings wird die bisherige Kann-Formulierung, empfohlen von der Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren (KKJPD), verschärft: So gilt neu nicht nur in, sondern auch rings um das Joggeli ein Alkoholverkaufverbot. «Wir sind derzeit in intensiven Gesprächen mit rund einem Dutzend Verkaufsstellen wie Läden, Restaurants und Stände», erklärt Baschi Dürr. Die Verhandlungen seien komplex, aber er sei zuversichtlich, «dass mit allen Betroffenen eine gute Lösung erzielt werden kann.» Ob sich der Alkoholkonsum in Richtung Dreispitz oder Bahnhof verschiebe, werde man genau beobachten.

Nationale Partien wird das Verbot kaum betreffen, die Kantonspolizei ist mit der Deklaration zu Hochrisikospielen eher zurückhaltend. 2013 wurden nur internationale Spiele, bei welchen das Uefa-Sicherheitsreglement bereits ein Alkoholverbot vorsieht, in die rote Kategorie gestuft. Laut Baschi Dürr habe man heikle nationale Spiele im vierstufigen Modell von «Rot» auf Stufe drei «Orange» zurückgestuft – Einzelanpassungen vorbehalten.

Basel nähert sich nun den Empfehlungen der KKJPD und auch den anderen Schweizer Städten mit Super-League-Klubs an, die alle keine generelle Leichtbier-Regel kennen. Zum Beispiel der nächste Gast im Joggeli, der Berner Stadtklub. YB und die Stadt Bern hielten 2009 als Erste einen Teil der vom KKJPD vorgeschlagenen Massnahmen in einem Abkommen fest. «Bei Hochrisikospielen schränkt der Klub beziehungsweise die Stadionbetreiberin in Absprache mit der Kantonspolizei den Alkoholausschank ein oder verbietet diesen ganz», sagt Martin Albrecht, Generalsekretär der städtischen Sicherheitsdirektion. Die Beschränkung auf Leichtbier kann auch nur für einzelne Bereiche, wie den Gästesektor gelten. «Ein generelles Verbot gibt es nicht, es wird immer im Einzelfall und verhältnismässig entschieden.»

Auch Zürich regelt Stadionumfeld

Liberaler und grossflächiger geregelt ist es im Zürcher Letzigrund. «In Zürich ist der Alkoholausschank während Fussballspielen seit 2011 in der Allgemeinen Polizeiverordnung geregelt», erklärt Robert Soos, Mediensprecher des städtischen Polizeidepartements. Nach der Risikoprüfung der Polizei könne der Ausschank von Alkohol mit mehr als drei Volumenprozent – im Stadion und der näheren Umgebung – verboten werden, führt Soos aus. Allerdings verzichteten die Stadionbetreiber bei diesen Spielen freiwillig auf den Verkauf von Alkohol im Stadion. Ein Alkoholverbot im Umfeld, wie es Basel plant, ist schweizweit aber einzigartig.

Die neue Basler Regel gilt probehalber für ein Jahr. Eine Studie solle bei der objektiven Beurteilung der Massnahme helfen, sagt Dürr. Untersucht werden das Verhalten der Matchbesucher und die Gewaltentwicklung. «Wir prüfen eine Zusammenarbeit mit einer Hochschule.»

Basellandschaftliche Zeitung


FCB-Fan kasch nid wärde, FCB-Fan das muesch syy