Handball-EM 2018: Deutschland scheidet gegen Spanien aus
Spanien besiegelt deutsches EM-Aus

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Die deutschen Angreifer rieben sich gegen die spanische Deckung regelmäßig auf © Getty Images


Die deutschen Handballer verlieren den Showdown ums Halbfinale gegen Spanien klar. Der Titelverteidiger leistet sich viel zu viele leichte Fehler.

Heimreise statt Halbfinale, Tränen statt Triumph: Die deutschen Handballer sind bei ihrer EM-Medaillenmission in Kroatien krachend gescheitert.

Der Titelverteidiger musste sich zum Abschluss der Hauptrunde Spanien in einer Neuauflage des EM-Finals von 2016 nach einer in der zweiten Halbzeit phasenweise desolaten Leistung mit 27:31 (13:14) geschlagen geben und verfehlte damit sein Minimalziel klar.

Für Christian Prokop war es ein misslungenes Turnier-Debüt als Bundestrainer. Zwei Jahre nach dem goldenen EM-Wintermärchen in Polen gewannen die Bad Boys von sechs Spielen nur zwei. Bester Werfer der Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) in Varazdin gegen die für das Halbfinale qualifizierten Spanier war Kai Häfner mit fünf Treffern.
Hanning: "Nicht würdig"

"Diese Leistung war nicht würdig, um in ein EM-Halbfinale einzuziehen. Wir haben viel zu viele einfache technische Fehler gemacht und das Spiel binnen fünf Minuten aus der Hand gegeben", sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning: "Ich bin sehr enttäuscht. Wir haben vom Halbfinale geträumt, das war die Zielsetzung. Sie ist nicht aufgegangen."

Torhüter Andreas Wolff ging noch weiter: "Ich bin absolut schockiert. Wir haben uns aufgegeben. Und vorne die Bälle wie eine Schülermannschaft weggeschmissen. Das war eine insgesamt enttäuschende Europameisterschaft."

In der Anfangsphase machte das DHB-Team noch einen hoffnungsvollen Eindruck. Die Abwehr stand im Zusammenspiel mit Torhüter Andreas Wolff gut, im Angriff bestätigte Julius Kühn in der Anfangsphase seinen Aufwärtstrend. Der Melsunger sorgte mit seinem dritten Treffer für eine 5:3-Führung (11.).

Gegen die äußerst offensiv agierende spanische Deckung fand der Olympia-Dritte zwar auch danach immer wieder Lösungen, die Chancenverwertung ließ aber zu wünschen übrig. Daher schaffte es das deutsche Team auch nicht, sich weiter abzusetzen.

Spanien fand nun immer öfter seinen bulligen Kreisläufer Julen Aguinagalde - meist das einzige Mittel des ehemaligen Weltmeisters gegen eine starke deutsche Defensive um Abwehrchef Finn Lemke. Dennoch lag die DHB-Auswahl fünf Minuten vor der Pause mit 10:12 zurück. "Wir machen zu wenig aus den Topchancen", kritisierte Prokop in einer Auszeit.

Taktik geht nicht auf

Besonders der formschwache Kapitän Uwe Gensheimer und der rechte Rückraum mit Kai Häfner und Steffen Weinhold mussten sich diesen Schuh anziehen. "Wir müssen noch mehr unser Tempospiel nutzen. Da ist Spanien anfällig", sagte Gensheimer nach den ersten 30 Minuten im ZDF.

Der Linksaußen durfte dabei zu Beginn der zweiten Halbzeit nicht mehr mithelfen. Prokop brachte Rune Dahmke für Gensheimer. Der Kieler vergab beim Tempogegenstoß aber die große Chance zum 15:14 (33.).

Die Partie wurde nun hektischer, das deutsche Spiel immer fehlerhafter. Die Ballverluste häuften sich, beim 15:19 betrug der Rückstand erstmals vier Tore (41.). Prokop reagierte und brachte bei eigenem Angriff den siebten Feldspieler. Der Schuss ging nach hinten los.

Nach drei Ballverlusten und drei Treffern der Spanier ins leere deutsche Tor stand es 15:22 (43.). Das deutsche Team kämpfte sich zwar noch einmal etwas heran (21:26/52.), doch am Ende herrschten beim Titelverteidiger nach einem enttäuschenden Turnier nur noch Frust und Enttäuschung.


Quelle: sport1.de