Grlic stolz: MSV Duisburg nimmt die Hürde Dynamo Dresden Hoffnungs-Träger: Kevin Wolze nahm Nico Klotz huckepack, als es nach dem Spiel zum gemeinsamen Jubel mit den mitgereisten MSV-Fans in die Kurve ging.Mit dem 2:0-Sieg bei Dynamo Dresden bleibt der MSV Duisburg dem Tabellenzweiten Holstein Kiel auf den Fersen.Fliegende Bierbecher, niederprasselnde Feuerzeuge, aufgespannte Ordnerschirme bei der Ausführung von Duisburger Eckbällen: Das Fußball-Drittligaduell zwischen Dynamo Dresden und dem MSV bewegte sich am obersten Rand der Emotionsskala. Am Ende behielten die Zebras vor 22 353 zum Teil arg überhitzten Anhängern den Überblick und fuhren einen eminent wichtigen 2:0 (0:0)-Auswärtssieg ein.
Dadurch verkürzte Duisburg den Rückstand zum Tabellenzweiten Holstein Kiel, der am Samstag mit einem 2:1 über Chemnitz vorgelegt hatte, wieder auf einen Zähler. „Wir haben das Kieler Spiel im Bus verfolgt, können aber an deren Resultaten ohnehin nichts ändern. Wichtig ist, dass wir unsere Aufgaben lösen. Kiel wird im Endspurt sicher noch etwas liegen lassen“, vermutet MSV-Außenverteidiger Kevin Wolze.
Wolze: "Habe den Arm hinter den Rücken gehalten"Wolze hatte nach einem mit angelegtem Arm im Strafraum abgewehrten Dynamo-Schuss wütende Proteste ausgelöst. Wolze: „Ich habe den Arm hinter den Rücken gehalten. Irgendwo muss ich ihn ja haben. Deswegen war es aus meiner Sicht auch kein Elfer. Für den Schiedsrichter war das sicher keine einfache Partie, aber in der Szene lag er richtig.“
Aus Sicht des Dresdner Anhangs war Referee Markus Schmidt der Buhmann. Schmidt gab zunächst das Duisburger Führungstor durch Kingsley Onuegbu (68.), obwohl mehrere Dynamo-Spieler ein Foul des bulligen Zebras gesehen haben wollten. Dann stellte Schmidt auch noch Torwart Patrick Wiegers vom Feld. Der hatte Onuegbu bei einem Rettungsversuch gefoult und zuvor bereits Gelb wegen Meckerns gesehen. Entscheidung: Gelb-Rot für Wiegers und Strafstoß (78.).
Während der im Seitenaus verletzt liegende Kingsley Onuegbu von Dresdner Reservespielern beschimpft und von Fanatikern mit Bierbechern beschmissen wurde, zog Zlatko Janjic den Sachsen durch den verwandelten Elfer endgültig den Zahn. Der eingewechselte Torwart Benjamin Kirsten, dessen Vertrag am Saisonende in Dresden nicht verlängert wird, war zwar am Strafstoß noch dran, verhindern konnte der frenetisch gefeierte Publikumsliebling den K.-o.-Schlag für sein Team aber auch nicht mehr.
Lettierei: "Nicht richtig anwesend"Der MSV stellte nach dem Wechsel die Weichen auf Sieg, weil er sich in allen Bereichen steigerte. „Wir haben in der Kabine einige Dinge angesprochen und taktisch etwas umgestellt. Danach haben wir es besser gemacht. Man muss ganz klar sagen, dass wir in den ersten 45 Minuten nicht richtig anwesend waren“, bilanzierte Trainer Gino Lettieri, der Branimir Bajic wegen Schwindelgefühl und Martin Dausch wegen Rotgefahr austauschen musste.
Gerade im Aufbau leistete sich der MSV reichlich Ballverluste. Sowohl Enis Hajri als auch Tim Albutat luden die Dresdner durch ungenaue Abspiele zu mehreren Kontern ein. In einer Szene ließ Rechtsverteidiger Steffen Bohl dem starken Marvin Stefaniak zu viel Raum – der Pfosten rettete den MSV vor dem Rückstand (27.). „Im ersten Durchgang hatten wir Riesenprobleme“, räumte Manager Ivica Grlic ein, „da waren wir nicht so im Spiel. Nach Wiederanpfiff haben wir uns gewehrt und jeden Zweikampf angenommen. Ich habe den Jungs nach dem Abpfiff noch auf dem Rasen gesagt, dass ich stolz auf sie bin.“
Gut gelaunt kam Defensivabräumer Enis Hajri in die Kabine. Die Schlacht in Dresden erfolgreich überstanden, dazu noch die eigene Zukunft geklärt – es gibt unangenehmere Tage. Hajris Vertrag verlängerte sich automatisch durch den 24. Saisoneinsatz. „Ich freue mich riesig, dass ich weiter mithelfen kann, hier etwas aufzubauen. Da ich relativ früh Stammspieler geworden bin, ist so eine Klausel dann natürlich gut.“
Aber auch unabhängig von der automatischen Verlängerung waren beide Parteien weitgehend handelseinig. Hajri: „Wir hatten schon zusammen gesprochen und eine positive Tendenz ausgelotet. Ich wollte ohnehin bleiben, weil ich mich hier wohlfühle.“ Als Zweitligaprofi wäre der Wohlfühlfaktor wohl noch eine Stufe größer.
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