Warum Ex-Trainer Gino Lettieri keine Minute beim MSV bereut


Ein Bild aus besseren Zeiten: MSV-Coach Gino Lettieri jubelt mit (v.l.) Kevin Wolze, Giorgi Chanturia und Victor Obinna.

Der 48-Jährige drückt dem MSV Duisburg weiter die Daumen. Aus gutem Grund: Wenn die Zebras den Klassenerhalt schaffen, verlängert sich sein Vertrag.

Gino Lettieri kam noch einmal, um zu gehen. Der 48-Jährige stand gestern Vormittag im Trainingszentrum des Fußball-Zweitligisten MSV Duisburg in Meiderich auf der Matte. Er verabschiedete sich von der Mannschaft, die er zuletzt nicht mehr auf die Erfolgsspur zurück bringen konnte. Die Regenerationseinheit leiteten Co-Trainer Daniel Felgenhauer und Torwarttrainer Sven Beuckert.

Zeitgleich publizierte der MSV die Nachricht, die seit Sonntag-Nachmittag bekannt war. Der Klub entband Lettieri von seinen Aufgaben. Dass diese Entscheidung schon unmittelbar nach der 0:1-Pleite bei 1860 München öffentlich wurde, war nicht geplant. So erlebte Lettieri eine Rückfahrt im Mannschaftsbus, die sich kein Trainer wünscht. Als der Bus in die Abenddämmerung entschwand, las Lettieri auf seinem Smartphone bereits die Medienberichte von seiner Entlassung.

Wald hält MSV-Rettung für möglich

Trotz dieser Panne bemühte sich MSV-Chef Ingo Wald gestern darum, seinem leitendem Angestellten noch einen ehrenhaften Abgang zu verschaffen. In der Pressemitteilung würdigte der Verein Lettieris Verdienste. „Lettieri hat es geschafft, den MSV im zweiten Jahr nach dem Lizenzentzug wieder in den Profifußball zurück gebracht zu haben. Das war mit den Möglichkeiten, die wir beim MSV in diesen schweren Jahren haben, alles andere als selbstverständlich“, so Ingo Wald.

Im Gespräch mit der Redaktion benannte Wald die Gründe für diese Entscheidung. „Wir wollten und mussten diesen letzten Impuls setzen“, so Wald. Der MSV-Boss räumte ein, dass der vorletzte Impuls – die Nachverpflichtung zahlreicher Spieler – nichts bewirkt hatte. Es mag tragisch für Lettieri sein: Ausgerechnet die Zugänge Victor Obinna und Giorgi Chanturia, um die er sich vor Wochen intensiv bemüht hatte, zogen ihrem Coach in München mit einer uninspirierten Spielweise ein großes Stück des Bodens unter den Füßen weg.

Zebras müssen Lettieri weiter bezahlen

Wald erwartet von der Mannschaft nun eine andere Einstellung, wenn Nachfolger Ilia Gruev, der am Dienstag seine erste Trainingseinheit an der Westender Straße leiten wird, das Sagen haben wird. „Ich erwarte, dass die Mannschaft sich für den Klassenerhalt zerreißt.“ Dem Vorwurf, zu spät reagiert zu haben, tritt Ingo Wald entgegen: „Es gibt immer gute Gründe für und gegen eine Trainerentlassung. Erst jetzt fiel eine mehrheitliche Entscheidung für einen neuen Weg.“ Ohnehin sieht der Funktionär das Kind noch nicht im Brunnen: „Nach 13 Spieltagen ist kein Team bereits abgestiegen.“

Gino Lettieri ließ sich am Montag auf seiner Seite im Internet-Netzwerk Facebook zitieren: „Ich möchte keine Minute missen, die ich bei euch verbringen durfte und viele Momente haben sich für immer in mein Gedächtnis gebrannt.“ Zudem bekräftigte der Fußball-Lehrer, dass er davon überzeugt ist, dass die Mannschaft den Klassenerhalt schaffen wird. Natürlich drückt Lettieri dem Team weiter die Daumen. Aus gutem Grund: Schafft der MSV den Klassenerhalt, verlängert sich Lettieris Vertrag automatisch bis zum 30. Juni 2017. Dies bestätigte Wald auf Anfrage der Redaktion. Bis zum Ende der aktuellen Spielzeit steht Lettieri auf jedem Fall auf der Gehaltsliste – es sei denn, es gibt vorher eine Einigung oder Lettieri findet einen neuen Klub.

Die Co-Trainer sollen bleiben

Morgen beginnt beim MSV Duisburg ein neues Kapitel. Dann übernimmt Ilia Gruev, der nach dem Rücktritt von Kosta Runjaic beim 1. FC Kaiserslautern einen Vertrag als Chefscout erhielt aber dank einer Ausstiegsklausel zum MSV wechseln kann. Einen eigenen Trainerstab wird der Bulgare nicht mitbringen. Daniel Felgenhauer und Sven Beuckert werden weiterhin dem Duisburger Trainerteam angehören.

derwesten.de