Fortuna-Coach Kramer steht vor MSV-Duell unter Druck Julian Koch (Mitte) war zu seiner Duisburger Zeit Publikumsliebling.Trainer Frank Kramer kämpft bei Fortuna Düsseldorf um seinen Job. Auch beim MSV Duisburg ein Wiedersehen mit „Ehemaligen“.Fünf Punkte liegt Fortuna Düsseldorf in der 2. Fußball-Bundesliga vor Schlusslicht MSV Duisburg, doch vor dem Derby in der Esprit-Arena am Freitag erscheint es so, als wären die Landeshauptstädter die Mannschaft, die den MSV jagen muss – und nicht umgekehrt.
Natürlich hat das Gründe. Beim MSV haben die Krisen-Mechanismen bereits gegriffen. Mit Ilia Gruev ist ein neuer Trainer am Ball. Der Bulgare holte bei seinem Debüt gegen Aufstiegsaspirant Freiburg einen Punkt. So etwas macht Mut. Die Düsseldorfer, die derzeit Rang 16 einnehmen, verzichteten bislang auf den Impuls, den ein Trainerwechsel auslösen kann.
In den Augen der Medien kann sich das schon am Freitag ändern: Gelingt Frank Kramer – von der Bild-Zeitung mit dem Synonym „Wackeltrainer“ belegt – gegen den MSV kein Sieg, wird wohl auch der Düsseldorfer Turn- und Sportverein Fortuna 1895 zum „letzten Mittel“ greifen.
Aufstieg mit „Rata“ und BrökerBeim Fortunen-Training am Montag hängte eine Ultra-Fan-Gruppierung ein unmissverständliches Plakat am Zaun auf. „Kämpft oder geht“ stand da drauf. Vor allem die blutleere und spielerisch inakzeptable Vorstellung bei der 0:4-Niederlage im letzten Ligaspiel beim FC St. Pauli brachte bei den Fans das Fass zum Überlaufen. MSV-Trainer Ilia Gruev will sich davon aber nicht blenden lassen: „Düsseldorf hatte zuletzt auswärts Probleme. Ihre letzten zwei Heimspiele haben sie aber gewonnen.“
Nicht nur die Fans fiebern dem Derby entgegen. In beiden Teams sind am Freitag Spieler am Ball, die schon das Trikot des anderen Klubs getragen haben. „Natürlich bin ich heiß auf das Derby“, sagt Thomas Bröker. Bröker stieg vor drei Jahren gemeinsam mit MSV-Torwart Michael Ratajczak mit der Fortuna in die Bundesliga auf. Bundesliga-Luft mit F 95 schnupperten aber beide Spieler nicht. Bröker, der in den Relegationsspielen gegen Hertha BSC damals ein Tor und einen Assist verbuchte, wechselte nach Köln. Ratajczak war nach dem Aufstieg zunächst arbeitslos.
Bodzek wechselte zu Fortuna als Sasic nicht mehr mit ihm planteHöhen und Tiefen erlebte Adam Bodzek in Düsseldorf. Von Norbert Meier beim MSV einst zum Profi gemacht, wechselte er zur Fortuna, als Milan Sasic beim MSV nicht mehr mit ihm plante. In Düsseldorf ist der variable Abwehrspieler mittlerweile Führungsspieler. Beim 0:4 auf St. Pauli erlebte Bodzek einen rabenschwarzen Abend, bei zwei Gegentreffern war er maßgeblich beteiligt. Die Düsseldorfer Fans werden Bröker und Ratajczak wegen ihrer Verdienste für den Klub am Freitag wohl nicht auspfeifen, ähnlich freundlich dürften die Duisburger Anhänger mit Julian Koch umgehen. Der Blondschopf war zu seiner Duisburger Zeit unumstrittener Publikumsliebling. Seine schwere Knieverletzung vor vier Jahren, die ihn das Pokalfinale und fast die Karriere kostete, bewegt viele MSV-Fans noch heute.
Mit Dustin Bomheuer steht ein Ex-Fortune im Duisburger Kader. Vielleicht spielt er in der Innenverteidigung, da Gruev den gesperrten Thomas Meißner ersetzen muss. Bomheuers Wechsel vom MSV zur Fortuna nach dem Lizenzentzug rechnete sich letztlich nicht, er konnte sich bei der Fortuna nicht durchbeißen. In Düsseldorf erlebte Bomheuer einen besonders schmerzhaften Moment. Im Derby gegen Köln vor zwei Jahren kugelte er sich die Schulter aus. Der Düsseldorfer Physio renkte die Schulter noch auf dem Platz wieder ein. Bomheuers Schreie waren selbst auf der Tribüne noch zu hören.
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