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Fußball
"Ihr Auftritt war peinlich" Hoeneß sorgt für Ärger bei Jahreshauptversammlung
16.10.2022, 10:24 Uhr
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Uli Hoeneß schimpft auf Katar-Kritiker Michael Ott.

Der FC Bayern erlebt nach dem schlimmen, den Verein erschütternden Chaos bei der letzten Auflage diesmal eine vergleichsweise entspannte Jahreshauptversammlung. Das Thema Katar wird weitestgehend unkonkret behandelt, nur Uli Hoeneß sorgt ganz am Ende für Ärger.

Katar-Kritiker Michael Ott hat sich nach seinem Redebeitrag bei der Jahreshauptversammlung des FC Bayern München laut eigener Aussage einige "böse Worte" von Uli Hoeneß anhören müssen. Der 70 Jahre alte Ehrenpräsident ging das Vereinsmitglied Ott im Audi Dome demnach verbal an, wie mehrere Medien berichteten. "Ihr Auftritt war peinlich. Das ist der Fußballclub Bayern München und nicht die Generalversammlung von Amnesty International", sagte Hoeneß zu Ott, der den Wortlaut nach der Veranstaltung am Samstagabend auch so wiedergab.

Ott wollte schon auf der tumultartigen Jahreshauptversammlung vor einem Jahr einen Spontanantrag einbringen, um die Mitglieder über den bei einem Teil der Münchner Fans sehr umstrittenen Sponsorenvertrag des FC Bayern mit der Fluglinie Qatar Airways abstimmen zu lassen. Das ließ das Präsidium um Herbert Hainer seinerzeit nicht zu. Am Samstagabend fragte Ott den wiedergewählten Präsidenten nun direkt, ob er den Vertrag - Stand jetzt - verlängern würde. "Diese Frage kann ich heute nicht mit Ja oder Nein beantworten", antwortete Hainer. Der 68-Jährige hielt das Auftreten des kritischen Vereinsmitglieds in der aktuellen Versammlung für okay. Bayern Münchens wiedergewählter Vereinspräsident Herbert Hainer rechtfertigte den Ausfall des nicht mehr im operativen Geschäft tätigen Hoeneß später: "So kennen wir Uli Hoeneß, er ist emotional, er ist der FC Bayern durch und durch. Er verteidigt seinen FC Bayern auch mit allen Facetten", sagte Hainer am Sonntag dem TV-Sender Bild.
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Fußball 30.09.22
Nach umstrittenen Katar-Aussagen Fans des FC Bayern protestieren gegen Hoeneß

Aus den Äußerungen der Vereinsführung um Kahn und Hainer habe er eher "die Tendenz zur Verlängerung" der Partnerschaft mit der katarischen Fluglinie herausgehört, sagte Ott. Die Frage nach Plan B sei von den Verantwortlichen schließlich "umschifft" worden. Er beklagte, dass der FC Bayern seitens Katar "instrumentalisiert" werde. Das sei aus seiner Sicht "inakzeptabel".

Uli Hoeneß hatte zuletzt schon mit einem Anruf in der Livesendung "Doppelpass" auf Sport1 für Wirbel gesorgt. Dabei wetterte er gegen den ehemaligen DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig und gleichzeitig verteidigte er vehement den WM-Gastgeber Katar. Während der Diskussion um die umstrittene Menschenrechtslage in dem Emirat ließ sich Hoeneß spontan telefonisch durchstellen und nannte Rettig den "König der Scheinheiligen".
"Herr Hoeneß, Botschafter von Katar"

Schwaches Ergebnis für Hainer Katar sorgt beim FC Bayern diesmal nicht für Tumulte

Er wolle Rettig, der zuvor gefordert hatte, die Fußball-WM "zum größten PR-Desaster" werden zu lassen, fragen, "ob er im Winter denn auch nicht mehr so warm duscht, ob er das Gas, was wir demnächst aus Katar beziehen, ob er sich da schon mal Gedanken gemacht hat", sagte Hoeneß zu Beginn seines mehrminütigen Monologs. "Und eines ist jetzt schon sicher: Die WM und das Engagement des FC Bayern und andere Sportaktivitäten in der Golfregion werden dazu führen, dass die Arbeitsbedingungen für die Arbeiter dort besser werden und nicht schlechter. Das sollte man endlich mal akzeptieren und nicht ständig auf die Leute draufhauen", sagte Hoeneß hörbar erregt. Rettig warf er "ewiges Sticheln" vor.

Hoeneß sei seit Jahren verbunden mit dem Herrscherhaus in Katar, antwortete Rettig. "Das überrascht mich nicht, dass Sie so argumentieren, Herr Hoeneß, als Botschafter von Katar", sagte er. Katars Sportwashing, durch das Investieren in Sport das Image aufzubessern, habe Wirkung gezeigt. "Ich würde Ihnen empfehlen, dass Sie die Quellen, die Sie anzapfen, demnächst etwas breiter aufstellen", sagte er zu Hoeneß.

Einen Denkzettel gibt's trotzdem Gabel: "Bayern haben aus Eklat vom letzten Jahr gelernt"

Die Fans des FC Bayern hatten daraufhin die Bundesliga-Partie gegen Bayer Leverkusen zum Protest gegen die Aussagen von Hoeneß genutzt. "Staatsbesuche, Trainingslager, Tausende Tote für WM-Jubel ... Besser geht's nur dem eigenen Gewissen, Uli H.!", stand auf Spruchbändern.

Vorstandschef Kahn verwies in seiner Rede auf "Fortschritte bei Arbeitsrechten und Menschenrechten" im WM-Gastgeberland Katar. Daran habe auch der FC Bayern einen Anteil. Laut Ott bewirken eher die Fans mit ihrer Kritik etwas in dem Emirat, in dem vom 20. November bis 18. Dezember die Fußball-Weltmeisterschaft stattfindet.

Quelle: ntv.de, ter/dpa