Neues Format ab 2019
Radikale Davis-Cup-Reform beschlossen - DTB "fassungslos"

Den Davis Cup in seiner bisherigen Form gibt es ab 2019 nicht mehr. In Zukunft soll der Sieger in einer großen Finalwoche an einem neutralen Ort ermittelt werden. Für Weltverbands-Boss David Haggerty ist das ein großer Sieg. Deutschland zeigte sich dagegen enttäuscht.

Der Tennis-Weltverband hat für eine Radikalreform des Davis Cups gestimmt. Bei der Generalversammlung in Orlando/Florida erhielt der umstrittene Vorschlag von ITF-Boss David Haggerty am Donnerstag 71,4 Prozent der Stimmen. Notwendig für die Reform war eine Zweitdrittel-Mehrheit. Der Deutsche Tennis Bund (DTB) hatte gegen die Pläne gestimmt, die den 118 Jahre alten Team-Wettbewerb komplett verändern werden. Schon ab dem kommenden Jahr soll nach einer Vorrunde im Februar mit Heim- und Auswärtspartien im November eine Finalwoche mit 18 Teams an einem neutralen Ort ausgetragen werden.

Die 18 Mannschaften sollen dann zunächst in sechs Dreiergruppen und danach im K.-o.-System mit Viertelfinale, Halbfinale und Finale den neuen Champion ausspielen. Zudem wird statt über drei Gewinnsätze nur noch über zwei Gewinnsätze gespielt. Statt vier Einzeln und einem Doppel soll es nur noch zwei Einzel und ein Doppel geben. Die erste Auflage des neugestalteten Wettbewerbs ist vom 18. bis 24. November 2019 in Madrid oder Lille geplant.

Hinter den Plänen steckt die von Spaniens Fußballstar Gerard Piqué geführte Investmentfirma Kosmos, die der ITF für 25 Jahre drei Milliarden Dollar versprochen hat. Zwar blieben Details des Deals bis zuletzt unklar, dennoch stimmten wohl vor allem die kleineren Verbände wegen des Geldes für die Reform-Pläne.

Wir sind bis zum Schluss davon ausgegangen, dass die Mehrheit der Mitgliedsnationen vernünftig abstimmen würde.
DTB-Boss Ulrich Klaus

"Für uns ist das Ergebnis eine herbe Enttäuschung, die uns erst einmal fassungslos macht", sagte DTB-Boss Ulrich Klaus. "Wir sind bis zum Schluss davon ausgegangen, dass die Mehrheit der Mitgliedsnationen vernünftig und mit Bedacht abstimmen würde. Wir haben stets betont, dass wir gewisse Anpassungen im Davis Cup für notwendig erachten - aber keine Reform, die den etablierten Wettbewerb abschafft."

Deutschland hatte wie auch die großen Tennis-Nationen Australien und England gegen die Pläne von Haggerty gestimmt. Zwar seien Änderungen am Format notwendig, so drastisch wie der ITF-Boss wollte der DTB den traditionsreichen Wettbewerb aber nicht verändern. Vor allem die Tatsache, dass nun nur noch einmal im Jahr die Möglichkeit auf ein Heimspiel besteht, stieß beim DTB auf heftige Kritik.

Bei Trainern und Spielern stößt vor allem der Zeitpunkt auf Kritik

Deutschland konnte den Davis Cup bislang drei Mal gewinnen. Vor allem zu den Zeiten von Boris Becker hatte es zahlreiche unvergessliche Partien im Mannschaftswettbewerb gegeben. "Die geplante Reform zerstört die lange Tradition eines der wichtigsten Wettbewerbe im Welttennis unwiderruflich", kritisierte der deutsche Teamchef Michael Kohlmann - der Wettbewerb wurde vor 118 Jahren eingeführt.

Bei den Trainern und Spielern, die nicht in die Pläne eingebunden waren, stößt vor allem auch der Zeitpunkt am Ende der Saison auf Kritik. "Pause und Saisonvorbereitung werden durch den Termin weiter verkürzt", sagte Kohlmann. Zumal von 2020 an zu Beginn des Jahres in Australien auch noch der World Team Cup stattfinden soll, den die Herren-Organisation ATP wiederbelebt hat. Mit dem Laver Cup, einem Showevent mit den besten Spielern Europas und dem Rest der Welt, gibt es im Herbst zudem einen weiteren Wettbewerb.

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