Fünfmal US-Open-Achtelfinale, fünfmal Endstation
Kohlschreiber überzeugt, Nishikori wartet

Vor den Achtelfinal-Matches der US Open lässt sich feststellen: Nur ein deutscher Profi ist noch dabei. Doch das ist nicht etwa Alexander Zverev, sondern der 13 Jahre ältere Philipp Kohlschreiber, der beim Vier-Satz-Erfolg über die deutsche Tennishoffnung Zverev einen guten Eindruck hinterließ. Nun spielt der 34-Jährige gegen einen kleinen Fluch und einen Gegner, der ihm so gar nicht liegt.

Nach Wimbledon setzte es zuletzt drei enttäuschende Pleiten, nun ist Kohlschreiber der letzte Verbliebene von 16 deutschen US-Open-Startern. 16 Spieler sind auch im Einzelwettbewerb der Herren noch übrig, was trotz der unerwarteten Wendung der Ereignisse kein Neuland für den 34-Jährigen ist. Bereits fünfmal stand Kohlschreiber im Achtelfinale in Flushing Meadows, allerdings war in dieser Runde bislang jedes Mal Endstation. Und auch wenn die Kontrahenten dabei häufig Nadal, Djokovic oder Federer hießen, macht der diesjährige Gegner kaum mehr Hoffnung auf einen Kohlschreiber-Sieg.

Die Fans stehen hinter Nishikori

"Nishikori ist einer, der mein Spiel mehr kaputt macht", gibt Kohlschreiber zu, der beide Duelle gegen den 28-jährigen Japaner deutlich verlor. Außerdem scheint es das Publikum bei den US Open mit der Nummer 19 der Welt zu halten. "Ich habe hier gute Erinnerungen und spiele hier immer sehr gern. Viele Japaner kommen, die Fans sind laut", so Nishikori, der in Florida zum Tennis-Profi geformt wurde. Doch dass der Deutsche keine Probleme damit hat, vermeintlich überlegenen Spielern ihre Grenzen aufzuzeigen, bewies er schon gegen Zverev: "Vielleicht habe ich Sascha und seinem Team gezeigt, wo er noch nicht weltklasse ist."

Lendl: "Zverev-Entwicklung ein Prozess"

Der Geschlagene selbst wusste seine überraschende Niederlage unmittelbar im Nachgang noch nicht wirklich einzuordnen. Kohlschreiber habe schlau gespielt, andererseits sah Zverev zu viele Fehler im eigenen Spiel, die kühleren Bedingungen machten Probleme, der etwas zu hart bespannte Schläger auch. Doch es sei "ein Prozess", so sein neuer Trainer Ivan Lendl, bis Zverev bei den vier großen Turnieren sein bestes Tennis abrufen könne. Wimbledon-Siegerin Angelique Kerber, die in New York ebenfalls nach der dritten Runde die Segel streichen musste, war da ein wenig gelassener: Gegnerin Cibulkova sei mutiger gewesen, außerdem war Kerber klar, "dass irgendwann ein kleines Loch kommen wird". Nach dem Krisenjahr 2017 "hatte doch niemand gedacht, dass ich jemals wieder so eine Saison spielen kann. Ich bin stolz, dass ich unter die Top 5 zurückgekommen bin."

Lange Ballwechsel als Heilmittel

Unter die Top 5 wird Philipp Kohlschreiber wohl nicht mehr kommen, unter die letzten Acht der US Open vielleicht schon. Auch wenn sich zu seinen fünf Achtelfinal-Pleiten in den USA drei bei den Australian Open und deren zwei bei den French Open gesellen. Lediglich in Wimbledon gelang es dem aktuell Weltranglisten-34., die Hürde der Runde der letzten 16 zu überwinden, aber das ist schon sechs Jahre her. "Es wäre schön, wenn es mal wieder ein Viertelfinale wird", meint Kohlschreiber, dem aber auch gegen Zverev die Wenigsten einen Sieg zugetraut hatten. Der Augsburger fühlt sich in einer guten Verfassung und versucht, sein nächstes Grand-Slam-Achtelfinale besonders mit langen Ballwechseln zum zweiten erfolgreichen zu gestalten.

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